Ab km 7 geht es durch die berühmte Glasenbachklamm. Im letzten Jahr könnte hier wegen Erdrutschen durch heftigen Regen nicht gelaufen werden. Doch diesmal geht es. Für mich als passionierten Fossiliensammler auch ein besonderes „Schmankerl“, denn die Glasenbachklamm ist bekannt für fossile Funde wie zum Beispiel des Fischsauriers, der im Haus der Natur ausgestellt ist. Eine weitere Besonderheit sind die durch den Gebirgsbach freigelegten, 200 Millionen Jahre alten Felsformationen aus der Jurazeit. Damit kann die Entstehungsgeschichte der Alpen vom einstigen Meeresboden bis zum heutigen Gebirge ausschnittsweise betrachtet werden.
Recht schnell kommen wir nach Elsbethen. Auf einer Verkehrsstraße verlassen wir das kleine, 2.500 Einwohner zählende Dorf im Flachgau. Es geht nun steiler bergan und nach knapp 2 Kilometer verlassen wir die Strasse nach rechts auf einen Waldweg. Hier beginnt ein echter Trail mit vielen Höhenmetern und wir erreichen die zweite Labestation bei km 10. Hier gibt es feste Nahrung wie Kuchen, Rosinen, Bananen, Melonen, Salzstangen, belegten Broten, Riegel und Gel. Die nächsten Kilometer haben unterschiedlichen Untergrund und hervorragende Aussichten auf das hügelige Salzburger Land.
Koppl ist die nächste Ortschaft. Hier bringen die Staffeln frische Kräfte ins Rennen. Gut 3000 Einwohner hat der aus dem 13. Jahrhundert stammende Ort an der Ostseite des Gaisberges. Vom Höhenniveau gesehen liegen wir jetzt auf 760 HM, das sind 330 Meter oberhalb von Salzburg. An der Labestelle bei ca. Kilometer 16 durchlaufen wir die erste von 9 Zwischenzeitkontrollen. Ein Verpassen dieser Zwischenzeitkontrollen führt laut Racebriefing zur Disqualifikation! Auch die Überschreitung der Cut-Off Zeiten führt zu demselben Ergebnis. Die erste solche Cut-Off Zeit ist nach 7.30 Std. bei 46 km. Die Zeiten müssten machbar sein, auch wenn im letzten Jahre einige Teilnehmer nur knapp drunter waren.
Ab hier geht es die nächsten 3 km immer ein wenig auf und ab mit leichter Tendenz nach unten. Bei km 19 sind wir bei 720 HM und dann kommt ein krasser Anstieg auf 817 HM, dem höchsten Punkt der Strecke. Die 100Hm verteilen sich auf lediglich 800 Streckenmeter. Hier ist Gehen angesagt und ich bin damit nicht der einzige.
„THE CLIMB“ lese ich am Anfang der Steigung, deren Ende ich schweißüberströmt und außer Atem 10 Minuten später erreiche.
Nun geht es mehrfach steil bergauf und bergab, bevor wir bei Km 24,8 den Abstieg zum Fuschlsee vor uns haben.
Hier biegen wir diesmal nach links ab. Bei der 2ten Runde dürfen wir nach rechts den Fuschlsee umrunden, was die zusätzlich 9 km erklärt. Doch zunächst geht es kurz am Strandbad vorbei, bevor es 80 Hm ziemlich steil bergan nach Hof geht. In Hof bei Salzburg mit seinen 1.400 Einwohnern ist die nächste Labestelle. Die höchste Erhebung im Gemeindegebiet ist der Lidaun (1.237 m), den wir linker Hand sehen können. Der kleine Ort wurde bereits erstmals im Jahr 790 erwähnt. Die frühe Ansiedlung beruht sicher auf der zentralen Lage zwischen Fuschlsee und Salzburg. Wir verlassen Hof auf dem Kapellenweg und sehen auch gleich zwei Kapellen. Elsenwang und Ladau heißen die nächsten Orte, die wir nun auf dem welligen Kurs erreichen.
Dann umrunden wir den Salzburgring fast zur Hälfte. Ich erinnere mich an meine Teilnahme auf dem Nürburgring 1982, wo wir als Läufer die absolute Ideallinie gefunden haben. Der Salzburgring ist jedoch nur 4,5 km lang, der Nürburgring mit Nordschleife war 22,8 km. Oberhalb des Fahrerlagers haben wir eine super Aussicht auf die Piste.
Hier erreichen wir dann auch schon die nächste Labestation. Kurz nach dem Ort Habach bei km 36 haben wir wieder mal einen Strecken-Hochpunkt mit 730 Hm erreicht. Von hier aus geht es die nächsten 6 Kilometer fast nur bergab.
Kurz hinter der Pfarrkirche Guggenthal, eigentlich „Kirche zum Hl. Kreuz und zur Hl. Elisabeth“, die zusammen mit dem Brauhaus, einer Villa, einem Gasthaus und diversen Nebengebäuden ein sehenswertes architektonisches Gesamtkunstwerk bildet, kommt ein Trailpfad, schätzungsweise ein Kilometer lang, der uns im späteren Verlauf durch dichten Bewuchs führt. Nochmals ist höchste Konzentration gefordert, besonders als wir nach einer Kehre die Wolfgangsee Straße über recht grobe Treppen aus hölzernen Eisenbahnschwellen zum Friedhof Gnigl hinunter steigen.
Nun sind wir in Salzburg angelangt. Die Strecke ist weiterhin gut ausgeschildert. Nur sollte man jetzt auch auf den Verkehr achten. Auf der Eichstraße überqueren wir die Eisenbahn, rechts sehen wir den Güterbahnhof. Jetzt geht’s Richtung Altstadt.
Jetzt kommt die schon am Anfang beschriebene kleine „Repressalie“, denn anstatt den Kapuzinerberg zu umrunden, laufen wir diesmal drüber hinweg. Klingt leicht, doch die über 400 Stufen und 220 Höhenmeter sind hart. Oben angekommen, erreichen wir das über eine Zugbrücke das schmucke Franziskischlössl, das heute als kleines Gasthaus genutzt wird. Diese Wehrbauten stammen aus der des Dreißigjährigen Krieges. Von hier aus hat man eine tolle Aussicht auf die Salzburger Neustadt.
Es geht weiter über die Kuppe und auf der anderen Seite hinunter Richtung Altstadt. Jetzt weiß jeder, weshalb der Veranstalter die Strecke hierher umgelegt hat: Der Blick auf die Festung und die Altstadt ist einfach nur fantastisch. Danke!
Etwa auf halber Höhe kommt das nächste Highlight, das Kloster der Kapuziner, das 1599–1605 aus einem umgebauten Wehrbau des Mittelalters (Trompeterschlösschen) erbaut wurde. Hier befindet sich ferner der Wehrturm der Felixpforte, eine Gedenkstätte für Wolfgang Amadeus Mozart und das alte Paschingerschlössl, bekannt als ehemaliges Wohnhaus von Stefan Zweig. Wie der Kapitän auf der Salzachfahrt mir später erzählte, leben hier noch immer 19 Kapuzinermönche.
Von hier geht es dann noch 132 Stufen zur Altstadt hinunter, wo wir die Brücke und 2 Straßen überqueren. Viele Touristen schlendern umher und gleich sind wir auf dem Mozartplatz mit dem Zielbanner. Aber hier ist nur das Zwischenziel, denn für uns 100er geht es nun auf die zweite Runde, die mit 55 km diesmal deutlich länger ist. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, schon mal einen Teil (46 km mit 1150 HM) geschafft zu haben. Also Essen, Getränke und den guten Zuspruch der vielen Zuschauer entgegen nehmen und wieder aus Salzburg hinaus.
Den Teil bis zum Fuschlsee habe ich ja schon beschrieben, auch wenn ich ehrlicherweise sagen muss, dass es beim zweiten Mal nicht einfacher ist und die Zeit auch deutlich langsamer ist.
Bei der Streckenteilung unmittelbar am Schloss Fuschl heißt es für uns nun „Rechts ab laufen“, die Runde um den Fuschlsee beginnt. Das Schloss Fuschl linkerhand wurde im 15. Jahrhundert als Jagdschloss erbaut. Seit 1947 ist es ein Hotel. In den Jahren 1957 und 1958 war es Drehort der Sissi-Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm, der leider vor 4 Wochen verstarb und vor 9 Tagen in Salzburg beerdigt wurde. Das Schloß wurde als Ersatz für das am Starnberger See gelegene Schloss Possenhofen verwendet. Die Schlossstraße endet und wir belaufen nun den Fuschlsee-Rundweg, der in seiner ganzen Länge ca. 12 Kilometer misst und nicht ganz eben ist (ca. 100 HM). Der Fuschlsee ist 4,1 Kilometer lang und hat eine Breite von bis zu 900 Metern und entwässert über die Fuschler Ache in den Mondsee, Attersee, Ager und Traun in die Donau. Der See hat ausgezeichnete Wasserqualität und eine außergewöhnliche Unterwasservegetation.
Noch an der Wolfgangseestraße liegt links der Brunnwirt, ein traditionelles Gasthaus, das als „Taverne zu Prunn“ im 14. Jahrhundert entstanden ist. Übrigens, Fuschl ist Firmensitz der Red Bull GmbH, der Firma, die das Aufputschgetränk vertreibt. Dietrich Mateschitz ist der Geschäftsführer des Unternehmens. Mich wundert eigentlich, dass hier keine Verkostung ist, die uns vielleicht Flügel verliehen hätte.
Wir biegen links in das Strandbad Fuschl ab. Die Seestraße führt uns dann aus Fuschl hinaus. Den Fuschlsee verlassen wir auf dem ansteigenden Rundwanderweg. Die Höhenmeter bekommen wir dann gleich wieder zurück. Recht idyllisch verläuft nun der Kurs entlang der Fuschler Ache für zwei, drei Kilometer. So könnte es weitergehen. Tut es aber nicht, wie ich ja in der ersten Runde erfahre habe. Stattdessen geht es wieder sehr steil nach Hof hinauf. Am Fuß dieser Steigung steht das Schild: The Wall! Der Name spricht die Wahrheit. Ausgerechnet hier überhole ich aber 3 Läufer und gebe den letzten Platz ab. Aufgrund der doch sehr anspruchsvollen Strecke steigen fast 50 Teilnehmer aus.
Weiter geht es auf der schon bekannten Strecke, doch diesmal neigt sich der Tag dem Ende zu und ich sehne mich nach dem Ziel und dem nicht weit davon entfernt liegenden Hotelbett. Die herrliche Landschaft entschädigt die100er für die Mühen und als ich Salzburg zum zweiten Mal, diesmal in der Dunkelheit, zu meinen Füßen liegen sehe, steigt die Motivation für den Rest der Strecke fast ins Unermessliche. Gut, dass ich meine Stirnlampe dabei habe, denn im Wald ist es stockfinster.
Dann der Mozartplatz: Jubel, Euphorie! Der Mozart 100 ist nach 16 Stunden und 46 Minuten geschafft. 91. Platz von 96 Finishern. Mein 13ter 100er. Es ist immer etwas Besonderes, und hier erst recht. Da war Musik drin! Und als Erinnerung an diesen Triumph erhält jeder Finisher noch ein gerahmtes Zieleinlauf-Foto.
Also dann bis zum nächsten Mal.
17.06.17 | Den wäre Mozart nie gelaufen |
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18.06.16 | Da ist Musik drin! |
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21.06.13 | Applaus, Applaus … |
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