Wie in der Oper zu eng bestuhlt, läuft das Feld der Athleten etwa drei Kilometer dicht zusammen und wir in einem guten Ensemble, laufen im gleichen Takt. Hier irgendwo in der Nachbarschaft wohnte Paracelsius 1525. Ich höre Gespräche hinter mir und wahrscheinlich ist hier ein Musiklehrer in der Gruppe: „Bei Mozart ist auch das Tempo wichtig, achtet auf die Intervalle, lauft spritzig, aber nicht zu schnell«. So beginnen wir, mit der d-moll-Fantasie, sehr langsam aber mit enormer Innenspannung.
Nebenbei höre ich das Rauschen der Salzach. Von der Altstadt sind es nur ein paar Schritte bis zu den Kiesbänken. Faszinierend der Gedanke, was für eine Million Jahre alte Fracht der Fluss aus den Zentralalpen hier ins Vorland transportiert. Heute transportiert er Schlamm und Baumstämme, teilweise ganze Bäume von dem Unwetter der vorangegangenen Tage. Das wahrscheinlich größte Hochwasser in der Geschichte hatte die Stadt Salzburg am 25. Juni 1786, welches durch eine Hochwassermarke in der Altstadt belegt ist. Auf dem Wilhelm-Kaufmann-Steg überqueren wir die Salzach. Die schneebedeckten Berggipfel sind ein schönes erstes Fotomotiv. Bereits von hier sieht man den Nockstein, der uns über die gesamte Laufstrecke von allen Seiten begleiten wird.
Nicht ruhiger, aber kleiner fließt der Klaus. Ich meine den Klausbach in Elsbethen. In ihm fühlen sich auch heute noch die Steinkrebse wohl. Nicht weit davon entfernt erreichen wir schon die geologische Schatzkammer „Glasenbachklamm“.
Es ist schwül und die ersten Höhenmeter dieser Aufführung erfordern aufgrund der bereits jetzt schon einsetzenden Knieschmerzen einen hohen Körpereinsatz von Anfang an. Die kleinen Holzstege über die wir laufen sind glitschig. Ich hoffe auf Ablenkung, an der es hier nicht mangelt. Hinter mir höre ich Schritte, der erste Staffelläufer überholt uns. Die Klamm verdankt ihre Entstehung vor 88 Mio. Jahren jedoch nicht der Schwüle sondern der Ablagerungen. Stellenweise bildet sie den Untergrund des Salzburger Beckens.
Bei Kilometer 10, an der Siedlung „Schwaitl“ ist die erste Labestation bereits erreicht. Tatsächlich gibt es hier einige „Schmankerl“ und jeder kann sich sein eigenes Menü zusammenstellen. Ein völlig neues Geschmackerlebnis bietet sich mir, als ich den leckeren Marmorkuchen mit türkisblauen isotonischem Getränk herunterspüle. Ein kurzes Stück geht es auf die Schwaidl Landstraße, bevor wir an einer kleinen alten Mühle wieder in den Wald laufen.
Wir befinden uns auf dem Österreichischen Fernwanderweg „Rupertiweg“. Es ist 9:30 Uhr. Die „mozart 100 light“ Läufer und Nordic Walker werden auf die Strecke geschickt. Vor ihnen liegen über 24 Kilometer von Fuschl am See nach Salzburg zum Ziel. Schotter knarzt unter den Schuhen, Sonnenstrahlen blinzeln durch die Bäume, und die Gangklaviatur der Muskulatur wird rauf- und runtergespielt.
Weiter laufen wir in Richtung Teubermühle die seit 1961 im Besitz der Pfadfinder Salzburgs ist. Schotter- und Asphaltwege wechseln sich ab, wie das ständige Auf- und Ab der Strecke.