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22.08.20 - Oberlausitztrail

Kumm oack rei!

Wer das hört, befindet sich in Sachsen. In der Äberlausitz, auf sorbisch Hornja Luzicka, im Lande südlich von Bautzen. Weites Hügelland mit kultivierten Tälern und reichlich bewaldeten Höhen. Das sieht von weitem ja recht lieblich aus und soo arg hoch sind die Gipfel nun auch nicht. Also machbar. Und man kommt auch flott hin: Von der A4 sind es nur 10 Minuten bis Gaußig, dem Startort.

Bereits zum zweiten Male findet Oberlausitztrail statt. Letztes Jahr Anfang November, diesmal standesgemäß zum 7.Oberlausitztag am 22.8., einem  bedeutenden Regionalfeiertag. Überall finden daher an diesem Wochenende kleine und große Festivitäten statt, es gibt viel zu laufen und zu gucken!

Die Anziehungskraft hat sich herumgesprochen, aus allen Gegenden kommen sie. Der hohe Norden, der tiefe Süden, alle möglichen Autokennzeichen treffen sich. Früh am Samstag beginnt die Orga zu rödeln. Ab 7:00 ist offen, Startbeutel mit vielen Überraschungen, die Bibs, Umkleide,  Gepäck, Toilette, was man so vor dem Start eben alles erledigen sollte. Thomas nordet uns noch rasch ein und um 9 starten die Ultras zu ihrer 48 km- Runde.

 

 
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Die heißt „Großer Oberlausitzer“. Es gibt dann noch den „Mittleren (27 km)“ und den „Kleinen (16 km)“ und den auch zum Walken. Die Teilnehmer verteilen sich entsprechend gleichmäßig. 112 Ultras und nochmal so viele für die anderen Läufe halten hier alles in Trab.

Loslaufen wir im lockeren Pulk durch Gaußigs Zentrum. Das sind Kirche rechts am Weg, und das Schloss links, im Hintergrund, mitten im Park gelegen, über 300 Jahre alt. Heute ein nobles Hotel. Keine 300 m und wir sind dann im Wald. Begleitet von den Kriegstrommeln, die uns einen aufmunternden Rhythmus hinterherschicken.  Dann geht es erbarmungslos aufwärts. Lange Steigung, breiter Weg. Hier kommen wir auch wieder runter, Anlauf für den Schlussspurt nehmen heißt es dann. Unser Pfad ist hervorragend ausgeschildert. Sprühpfeile, Tafeln und Flatterband. Die bunten Wanderwegweiser gar nicht beachten, dann klappts.

Je höher, umso wilder wird der Weg und verdient sich das Prädikat Trail. Der Fuchsberg ist der erste Gipfel. Ab und an tun sich sehr schöne Panoramen auf, aber zu 70% verläuft der Trail im Wald. Das ist auch ganz gut so, denn es zieht sich allmählich ein Tief zusammen und nach einer halben Stunde beginnt dann auch der Niederschlag: feuchte Luft, einzelne Tröpfchen, Sprühregen, dann Bindfäden. Dazwischen immer nur kurze Pausen, aber insgesamt genau so lange, wie unser Lauf dauert. Also bis kurz nach 5. Reichlich Kühlwasser für jeden. Aber unter den Bäumen geht es ja.

 

 
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Zwischen den Gipfeln des Lausitzer Berglandes queren wir auch Felder, bis eben noch trocken und abgeerntet. Manchmal kommen wir durch Orte mit ein paar Straßen. Aber wirklich nur ganz kurz, dann sind wir schon wieder in der Natur. Hochwillkommen sind die gut ausgestatteten VPs alle 8 – 10 km. Gute Laune und ordentlich „wat im Magen“. So kanns bleiben. Der erste ist in Neukirch, dann folgt der Valtenberg. Das ist der höchste. Erreicht wird dieser auf endlosen, langen Anstiegen und zum Schluss auf einem Stück verblockten Pfad. Oben eine Baude, eine Raststation aus früheren Zeiten. Keine Zeit, es regnet und der Fahrweg abwärts ist schnell. Noch 6 km durch den Wald bis Ringenhain zum 2. VP. Ein furchtbar schöner bergab- Trail ist das.

So schön, dass mir erste Zweifel kommen, ob ich bei all dem Genuss noch in der Zeit bleibe. Zum nächsten Gipfel geht es durch sehr angenehm welliges Hügelland, zwischen Wiesen und Wäldern. Breite, gute Wege wechseln sich mit schmalen Pfaden ab. Hier ist es nicht soo fordernd, hier kann man flott sein. Durch den Ort Weifa, dann links hoch zurück in den Wald zum Dahrener Berg. Der Regen hat inzwischen die Wege geflutet und reichlich Pfützen, glitschiges Gras und Schlammlöcher gebildet,  in denen man schnell mal wegrutscht und dann aussieht wie Sau.

 

 
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Dank an all die fleißigen Forstarbeiter, die das Borkiholz ernten und die Wege dabei aufwühlen…wer weiß, ob sie nochmal zurückkommen und die Schäden ausbessern. Ist ja noch ein ganzes Jahr Zeit. Scheinbar endlos sind die Anstiege auch hier, erst kurz vor Tautewalde senkt sich der Trail ins Tal ab. Ein Bahnübergang wird gequert und die Häuser des Ortes werden erreicht. Auf der andern Talseite überragt der Große Picho einfach alles. Er ist nicht der Höchste, aber zentral für den Lauf. Dort beginnt eine 9 km-Schleife zum Mönchsberg und zurück, dann nochmal zum Fuchsberg (der vom Anfang) und ins Ziel. Noch 20 km.

Meine Wade will aber nicht. Sie tut weh. Nun weiß ich‘s: Das ist eine tiefe Thrombose. Da läuft man besser erstmal nicht weiter. Schiet, da habe ich noch eine ganze Weile was von. Also VP 3 austrinken, abbauen und mit Auto zurück. Immerhin bekomme ich die Siegerehrungen noch mit: Während ich noch im Wald war, ist der Sieger bereits unter der Dusche. Und nicht nur der Frank Rothe mit 3:48, auch Nolle Keßler mit 4:49 hat ein prächtiges Tempo gelaufen. Alle Achtung! Und wie entspannt sie da sitzen mit ihren Präsenten.

 

Fazit

Ein tolles Lauferlebnis ist das hier. Alles, aber auch alles stimmt.  Der Trail sowieso, aber genauso alles drumrum, vom Parken bis zum Aufhopfen. Die Ausrüstung muss stimmen, die Liste der Orga macht Sinn. Läuferisch wird die schöne Gegend immer mehr erschlossen, sodass es sich unbedingt lohnt, auch mal eine etwas weitere Anreise zu fahren. Ich habe mich hier gut aufgehoben gefühlt, die ganze Zeit. Natur pur, das Geläuf nicht zu technisch. Zumindest bis km 28, dann müsst ihr mal selber gucken…

 

Informationen: Oberlausitztrail
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