Nach drei Jahren geht es wieder in den Gottesgarten am Obermain. Ich laufe im Schlepptau des 4-Stunden-Pacers. Was es da alles zu sehen und zu erzählen gibt, Ihr dürft gespannt sein.
Wo liegt denn eigentlich Bad Staffelstein? Die fränkische Stadt liegt rund 30 Kilometer oberhalb von Bamberg im schönen Maintal. Zu erreichen ist sie auf dem Frankenschnellweg der A73 und B173 je nach Gasstellung im eigenen Fahrzeug schneller oder langsamer. Auch via Eisenbahn (Bahnhof vor Ort) ist die Anreise einfach zu bewerkstelligen.
Ich bin schon am Abend zuvor in Staffelstein, da ich am Nachmittag noch Punkte für den BLV-Laufcup in Burghaslach gesammelt habe. Ein Zehner, für den Marathon grad mal als Warm-Up. Bei der Ausgabe der Unterlagen kommt es zu keiner Wartezeit. In Sekunden habe ich die Nummer in der Hand. Die Marathonis erhalten zusätzlich ein Funktionslangarmshirt mit dem Logo der Veranstaltung. Das ist aber noch nicht alles, denn es warten im Ziel Medaille, voller Bierkrug, reichhaltige Verpflegung, Massage, zuhause dann aus dem www Urkunde und wer am Lauftag seinen kostenlosen Eintritt in die Obermain-Therme noch nicht nutzen will, der kann das unter Vorlage der Startnummer auch noch Wochen später machen. Die Zeitmessung geschieht per Chip (5 EUR Kaution). Der ist für Salomontreter aber absolut unpraktisch, da der Schuh keine handelsüblichen Schuhbändel hat. Da muss ich mir was überlegen.
Für den Sportler wird der Service großgeschrieben, denn auch wer sich zwei Tage vor dem Event anmeldet, zahlt keine Nachmeldegebühr. Das findet man auch nicht überall. Für Testläufe sind im Vorfeld auch einige Termine geplant, um die Strecke kennenzulernen. Ach ja, eine Marathonzeitung mit vielen Informationen und den Namen der Vorangemeldeten gibt es oberdrein. Und wenn sich jemand nicht allein auf die Strecke traut, der kann sich den zahlreichen Pacemakern anschließen. Ich will mal diesen Service nutzen und werde mich in die Vier-Stunden-Gruppe um Martin Feigel und Bodo Willmann integrieren. Aber mit einem Hintergedanken, dass dann immer jemand da ist zum Ratschen oder zum Fotografieren.
Am Wettkampftag bin ich zeitig vor Ort. Parkplätze um die Sporthalle oder in der umliegenden Wohngegend gibt es zuhauf. Die Sonne scheint vom stahlblauen Himmel. Es ist zwar jetzt noch a...kalt (knapp über dem Gefrierpunkt), aber bis zum Nachmittag wird es ein milder Frühlingstag werden, an dem ein Frühlingsläufchen am Obermain gerade richtig ist. Schaun’mer mal und lauf’mer mal.
Für einen kurzen Stadtspaziergang reicht vor dem Startschuss noch die Zeit. Die Stadt wurde bereits um das Jahr 800 erstmals in Urkunden erwähnt. Ein großer Bürger dieser Stadt war der Rechenmeister Adam Riese, der hier 1492 geboren wurde. Der 05.07.1684 war hier der schwärzeste Tag in der Geschichte, denn ein großer Brand vernichtete die ganze, damals befestigte Stadt. Im Jahr 2001 wird der Stadt schließlich der Titel „Bad“ zugesprochen, wohl wegen des guten Thermalwassers und der Kur- und Erholungseinrichtungen. Es gibt sogar noch acht Hausbrauereien, vielleicht fällt schon vor dem Ziel ein wenig des edlen Hopfengetränkes ab.
Ansehen sollte man sich unbedingt das Rathaus, das teilweise aus dem Spätmittelalter stammt, jedoch auch dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel. Hans Jacob Pless hatte große Pläne für den Wiederaufbau, den der Zimmermann Adam Cuntzelmann später fertig stellte. Das kunstvolle Fachwerk (fast wie die ganze Altstadt) ist eine Pracht. Heute herrscht hier standesgemäß der Bürgermeister mit seinem Stadtrat und den Bediensteten. Für eine kleine Runde um das Rathaus habe ich noch die Zeit, dann laufe ich Richtung Startgelände in der Bischof-von-Dinkel-Straße. Dort kriege ich gerade noch den Start der Halbmarathonis mit. Über 1000 Teilnehmer machen sich gerade auf den Weg.
Dann wird es ein wenig übersichtlicher, denn für knapp 400 Marathonis ist der Start um 09.00 Uhr vorgesehen. Ich sehe schon Martin Feigel mit seinen Luftballon. Viele bekannte Gesichter sind an den Obermain gekommen. Viele aus der Region und auch viele von weiter her. Reporterkollege Martin Pitz ist auch darunter. Grußworte von der Politprominenz folgen.
Punkt 09.00 starten dann Marathonläufer, die in wenigen Augenblicken die Startlinie überqueren. Im Anlaufen sehe ich noch Monika Hohlmeier, die seit 2005 Mitglied des Europaparlaments ist und die in Bad Staffelstein jetzt zuhause ist.
Durch das Wohngebiet erreichen wir nach ein paar Minuten den Bahnhof. Der ist ein für die damalige Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahn charakteristischer Quaderbau. Die Bahnstrecke wurde als Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof um 1845 eröffnet. Flugs verlassen wir dann die Stadt. Immer wieder bleibe ich für einen Schnappschuss stehen. Viele heben die Hand zum Gruß, so wie Jens Jäger aus Zwickau.
Nach gut zwei Kilometer überqueren wir in Unnersdorf den Main, der erst ab Bamberg schiffbar ist. Im Ort sind einige Zuschauer am Klatschen, aber viele Zuspruch werden wir bei diesem Landschaftslauf nicht erhalten. Das ist auch nicht nötig, denn die ergrünende Natur lenkt uns ab. Blühende Sträucher, austreibende Bäume, Narzissen, Schlüsselblumen sind zu sehen. Feldlerchen und Spechte kann man hören.
Dann beginnt bereits am Ortsende von Unnersdorf die erste Steigung, bei der wir auf etwa vier Kilometer Länge rund 170 Höhenmeter zur Roten Marter bezwingen müssen. Gut, dass wir nicht direkt auf der Asphaltstrasse zum Kloster Banz hochmüssen, denn die Steigung beträgt da 20 Prozent. Wir holen aus, sammeln auf einem Umweg viele Meter, dafür ist die Steigung etwas weniger mühsam. Wer langsam macht, kann da noch laufen. Und wer gehen will, auch dafür ist genug Zeit.