In diesem Jahr habe ich mir einige lange bergige Läufe vorgenommen und wollte in der Vorbereitungsphase immer wieder profilierte Strecken laufen um mich daran zu gewöhnen. Bei mir zuhause in der Gegend von Mönchengladbach ist die höchste Erhebung gerade mal 30 Meter.
Der Königsforstmarathon vor 3 Wochen war da mit 250 HM gerade mal ein Reinschnuppern, also musste etwas mehr her, um vor dem „Limburg Zwaarste“ nächste Woche mit 1.500 HM auf 60 km etwas mehr Blut zu lecken. Gesucht – Gefunden: Der Obermain-Marathon in Bad Staffelstein warb schließlich mit 693 HM und einem tollen Landschafts- und Kulturerlebnis. Also nichts wie hin, das klingt ja fast zu schön um wahr zu sein.
Wo liegt denn aber eigentlich Bad Staffelstein? Die fränkische Stadt liegt rund 30 Kilometer oberhalb von Bamberg im schönen Maintal, wo ich wegen der doch etwas längeren Anreise eine Übernachtung eingeschoben hatte. Bamberg ist übrigens UNESCO Weltkulturerbe und auch eine Besichtigung wert.
So blieb mir dann auch noch Zeit am Vortag die Startunterlagen in der Adam Riese Halle in Bad Staffelstein abzuholen, was auch reibungslos klappte. Warum eigentlich Adam Riese Halle? Auch ja, das war der „Vater des modernen Rechnens”. Er hat mit seinen Werken entscheidend dazu beigetragen, dass die Römischen Zahlen durch die arabischen Zahlzeichen ersetzt wurden. Eigentlich hieß er auch nicht Riese, sondern Ries, und wurde 1492 (manche sagen auch 1493) in Staffelstein geboren. Eine sehr schöne Bronzestatue steht übrigens im Ort.
Da wir gerade beim Rechnen sind, der Lauf rechnet sich auch, denn außer einer tollen Laufstrecke bekommen die Marathonis zusätzlich ein Funktions-Langarmshirt. Das ist aber noch nicht alles, denn es warten im Ziel Medaille, ein voller Bierkrug, reichhaltige Verpflegung, eine Massage, sowie einen kostenlosen Eintritt in die Obermain-Therme, die in unmittelbarer Nähe vom Ziel liegt. Besonders positiv ist diesmal zu erwähnen, dass der Veranstalter die unhandlichen großen Zeitmeßchips durch Einwegchips ersetzt hat, was das Laufen doch erheblich erleichtert.
Wenn die Zeit reicht, sollte man einen kurzen Stadtspaziergang einplanen. Die Stadt wurde bereits um das Jahr 800 im Codex Eberhardi, in dem der Gutsbezirk Banz beschrieben wurde, urkundlich erwähnt. Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts war der Ort im Besitz des Klosters Fulda, im 11. Jahrhundert kam er zum Fürstbistum Bamberg. Kaiser Lothar III. verlieh im Jahr 1130 den Georgsbrüdern (den Kapitularen des Bamberger Doms) das Markt-, Bann- und Zollrecht für Staffelstein. 1422 erhielt Staffelstein vom Bamberger Bischof Friedrich III. von Aufseß das Recht, eine Stadtbefestigung zu errichten. 1473 kam es aufgrund eines Angriffs des Ritters Ulrich von der Weide zu einem verheerenden Stadtbrand.
Während des Dreißigjährigen Krieges nahmen die Schweden am 7. Februar 1633 die Stadt ein und zerstörten die Vorstadt. Die Pest von 1634 kostete 400 Menschenleben. Am 5. Juli 1684 kam es zu einem erneuten Stadtbrand, dem nahezu alle Häuser der Stadt zum Opfer fielen. Das heutige Stadtbild ist vom Wiederaufbau im barocken Stil geprägt.
1975 wurde eine 50 °C warme, stark solehaltige Thermalquelle in über tausend Meter Tiefe erschlossen. Im Jahr 2001 wird der Stadt schließlich der Titel „Bad“ zugesprochen.
Ansehen sollte man sich unbedingt das Rathaus, das teilweise aus dem Spätmittelalter stammt, jedoch auch dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel. Hans Jacob Pless hatte große Pläne für den Wiederaufbau, den der Zimmermann Adam Cuntzelmann später fertig stellte. Das kunstvolle Fachwerk (fast wie die ganze Altstadt) ist eine Pracht. Heute herrscht hier standesgemäß der Bürgermeister mit seinem Stadtrat und den Bediensteten.
Am Start, der gut 800m vom Ziel entfernt liegt, treffe ich eine ganze Menge von Bekannte, besonders vom Röntgen Sport Club aus Remscheid, der in diesem Jahr seinen Vereinsausflug zum Obermain Marathon macht und mit mehr als 20 Startern vertreten ist. Der erste Startschuss fällt pünktlich um 8.30 Uhr an der Bischof-von-Dinkel-Strasse. Rund 1.300 Halbmarathonis gehen in diesem Jahr an den Start. 15 Minuten später starten dann 400 Marathonis (neuer Rekord). Im Anschluss daran gehen dann auch die Nordic Walker auf die verschiedenen Strecken (14 und 21 km).
Es geht zunächst durch das Wohngebiet zum Bahnhof. Der ist ein für die damalige Königlich Bayerische Staats-Eisenbahn charakteristischer Quaderbau. 1846 wurde Staffelstein an die Bahnstrecke als Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof angeschlossen.
Nach gut zwei Kilometer überquert man in Unnersdorf zum ersten Mal den Main.
Dann beginnt bereits am Ortsende von Unnersdorf die erste Steigung, bei der wir auf etwa vier Kilometer Länge rund 170 Höhenmeter zur Roten Marter bezwingen müssen. Gut, dass wir nicht direkt auf der Asphaltstraße zum Kloster Banz hoch müssen, denn die Steigung ist dort noch härter. Unser Weg führt romantisch durch den Wald, den man sogar noch gut laufen oder, wie ich, zu einer kleinen Gehpause nutzen kann. Dann taucht auch schon das beeindruckende Kloster Banz auf.