Wuchtig und überwältigend, so der erste Eindruck. Wer sich mit dem Auto oder gar zu Fuß dem Banzer Kloster nähert, ist beeindruckt. Hinter der Pracht des Klosters bleibt auch die Klosterkirche nicht zurück. Das außerhalb von Führungen nicht zugängliche Chorgestühl zeigt Bilder aus dem Leben des heiligen Benedikt. Ein ganz besonderes barockes Schmuckstück ist die Hauptorgel. Das Original stammt vom Würzburger Hoforgelbauer Joh. Phil. Seuffert.
Zur Klosterkirche gehört auch die Krypta, die im vorderen Teil als Grabliege der Mönche diente. In den 80er Jahren wurde sie zur beheizbaren Winterkirche der Pfarrgemeinde umgestaltet. Ich mache zumindest einen kurzen Abstecher in den Innenhof, um die beachtliche Größe und Architektur noch besser fassen zu können.
Von hier geht’s bergab nach Hausen hinunter, zuerst auf Asphalt, dann wieder auf befestigten Waldwegen hinab zum Main. Man läuft dort nicht über eine Brücke, sondern über ein Stauwehr, das auch zur umweltfreundlichen Stromerzeugung genutzt wird. Damit befinden wir uns auf dem gleichen Höhenniveau wie am Start. An den Reundorfer Seen finden wir immer wieder schöne Ausblicke auf Kloster Banz.
Man durchläuft dann die Orte Schönbrunn und Wolfsdorf und kommt damit dem nächsten Ziel, der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, die Ihre hohen Türme aus den waldreichen Hügeln streckt, immer näher. Wie die meisten Kirchen, liegt auch diese wieder erhaben auf einer Anhöhe. Auf einigen Wandermarkierungen ist der Ort schon angeschrieben und wir benutzen hier den Pilgerweg.
Der Anstieg hoch zur Wallfahrtskirche ist am Ende recht happig, aber es ist die Mühsal wert, denn oben erwartet einen ein architektonisches Meisterwerk: Die Basilika Vierzehnheiligen.
Drei Ritter, drei Bischöfe, drei Jungfrauen, drei Jünglinge, ein Abt und Christophorus mit dem Jesuskind - zusammen sind sie die 14 heiligen Nothelfer. Auf dem Boden des ehemaligen Gutes Frankenthal, wo sie im Jahre 1446 der Legende nach dem Hirtenjungen Hermann Leicht erschienen sein sollen, ist ihnen bald darauf eine Kapelle geweiht worden. Heute steht dort in barocker Pracht die wohl berühmteste Wallfahrtskirche in ganz Franken: Vierzehnheiligen.
Bereits 1448 wurde ein Altar dort geweiht. Dem Baumeister Balthasar Neumann blieb es bis zu seinem Tod 1753 vorbehalten, den Bau voranzutreiben. Die folgende Zeit meinte es dann nicht gut, denn Blitzeinschlag, Feuer, Säkularisation und Wassereinwirkung sowie gar ein staatliches Verbot der Wallfahrt machten der Basilika zu schaffen.
Für eine Besichtigung der Kirche und der Orgel fehlt leider die Zeit, aber den beeindruckenden Kreuzweg habe ich mir natürlich angeschaut. Kirche und Wirtschaft sind auch hier in der Geschichte eine Verbindung eingegangen. So befindet sich ein paar Meter weiter die Alte Klosterbrauerei, die sinnigerweise den Namen Trunk hat.
Die lange Steigung mit rund 200 Höhenmetern endet und man ist auf dem Höhenzug angekommen. Die nächsten Kilometer gehen wenig wellig auf gut befestigten Feldweg Richtung Staffelberg. Hier begegnet man dann den schnelleren Läuferinnen und Läufern, die schon wieder bergab stürmen.
Der Staffelberg ist von hier aus nur als Hügel erkennbar, der es aber in sich hat. Die steile Steigung muss ich gehen, was sicherlich auch vernünftig ist. Hier kommt mir mein Kollege Joe Kelbel entgegen, der auch einen Bericht verfasst.
Irgendwie komme ich dann doch hoch und sehe die Adelgundiskapelle, die in der jetzigen Form 1653 auf den Ruinen einer älteren Kirche errichtet wurde und auch das Ziel von Pilgern war. Der 539 Meter hohe Staffelberg wurde bereits im 4. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Ausgrabungen weisen darauf hin, dass hier von den Kelten die Stadt Menosgada errichtet wurde. Wir sind jetzt knapp 300 Höhenmeter oberhalb des Maintales.
Oben laufen wir eine Plateaurunde mit rund 500 Metern, vorbei an mehreren Gipfelkreuzen. Der Blick geht an den Kanten des Berges weit in den Thüringer Wald und Rhön hinein oder entlang des Maintales fast bis Bamberg. Heute sind die Aussichten etwas getrübt, denn es fängt an zu regnen und die Temperatur fällt auf ca. 4 Grad. Nach einer kurzen Foto- und Verpflegungspause geht es weiter.
Etwa bei Kilometer 25 biegt man in das Gossental ab und man kann beim Bergablaufen etwas Zeit gutmachen. Aber Zeit ist ja relativ und die schönen Eindrücke bleiben länger im Gedächtnis.
Es geht über Uetzing (km 28) und Stublang (km 30) nach Loffeld (km 32). In Loffeld laufen wir geradeaus weiter über Horsdorf und Eichelsee bis es bei KM 35 über die alte B173 nach Unterzettlitz und bei der Auwaldsiedlung wieder nach Bad Staffelstein zurück geht. Dieser Teil der Strecke ist leider nicht mit dem ersten zu vergleichen, der einem wahrhaft sprachlos macht. Dennoch, es gibt viele schöne Fachwerkhäuser zu sehen und auch immer wieder schöne Ausblicke auf den Staffelberg und auf Kloster Banz. Auch die österlich geschmückten Brunnen sind echt sehenswert.
Die teils harten Steigungen und Gefällstrecken fordern ihren Tribut - ich habe doch Mühe, „flüssig“ ins Ziel zu laufen. Trotzdem habe ich die zweite Hälfte schneller absolviert als die erste. Im Ziel gibt’s dann die Medaille; und das Bier krönt einen schönen Lauf.
Streckenbeschreibung:
Landschaftsmarathon rund 700 Höhenmetern. Zwei lange Anstiege (Kloster Banz und auf die Hochfläche), ein kleinerer, aber heftiger auf den Staffelberg. Zweite Marathonhälfte ist leichter zu laufen als die erste Hälfte.
Rahmenprogramm:
Kleine Marathonmesse. Preiswerte Verpflegung bei der Siegerehrung.
Auszeichnung:
Medaille, Funktionsshirt, gefüllter Bierhumpen, Urkunde aus dem Internet. Gratiseintritt in die Obermain-Therme.
Logistik:
Parkplätze in unmittelbarer Nähe sind genügend vorhanden. Bahnhof in Gehweite.
Verpflegung:
Insgesamt gibt es zwölf Getränkestationen, die die Teilnehmer alle 5 km bis zum Zieleinlauf im Stadion bestens versorgen. Es gibt Leitungs-, Mineralwasser, Iso, Tee, Cola, Riegel, Obst.
Zuschauer:
Aufgrund der Strecke nur in den Ortschaften und bei den V-Stellen vorhanden. Am Zielgelände und im Kurpark viele Zuschauer.
Fazit:
Ein wirklich schöner und hervorragend organisierter Lauf. Die Strecke rund um Bad Staffelstein bietet Genuss für das Auge und den Geist.
Marathonsieger
Männer:
1. Carsten Stegner LG Erlangen 02:40:22
2. Uwe Bäuerlein TSV 1860 Staffelstein 02:44:54
3. Hauke Dutschak Lautertal Runners 02:57:00
Frauen:
1. Sandra Fischer-Paul Team IBC Solar/DJK Teutonia Gaustadt 03:14:58
2. Elke Böllmann TSV Neustadt/Rems 03:30:52
3. Inge Raabe Röntgen Sport Club Remscheid 03:32:35
10.04.11 | Frühlingsläufchen am Obermain |
Anton Lautner |