Erstmals wurde 2004 das P-Weg-Marathon-Wochenende in Plettenberg durchgeführt. Unter dem Motto "Plettenberger für Plettenberg" wurde eine komplett ehrenamtlich organisierte Sport-Großveranstaltung ins Leben gerufen, die durch ihre sportliche Kombination "Wandern-Laufen-Biken" überregional einen einzigartigen Charakter aufweist.
Der Samstag des Veranstaltungswochenendes ist den "Fußgängern" vorbehalten, also Wanderern, Walkern und Läufern, die auf 21 km, 42 km und 74 km ihre Kräfte messen können. Der Sonntag ist für die Biker reserviert, für die eine 45 km, 74 km und 93 km lange Strecke zur Verfügung steht.
Die Strecken wurden in diesem Jahr verlängert, für die Biker von 88 auf 93 km und für die Läufer von 68 auf 74km. Auch die Höhenmeter haben sich auf über 2.000 erhöht. Damit ist es dem Veranstalter nun möglich, 2 UMTB-Punkte zu vergeben.
Die Marathon- und Ultra-Distanzen folgen in weiten Teilen dem P-Weg, einem Rundweg mit der Kennzeichnung „P“, der die Stadt Plettenberg einmal umrundet und dabei sowohl die vier Täler als auch die zugehörigen Berge beinhaltet. Allen Strecken gemein ist, dass kein Meter doppelt gelaufen oder gefahren wird. Start und Ziel liegen einige hundert Meter auseinander in der Innenstadt von Plettenberg. Einmalig ist sicher der Zieleinlauf, bei dem jeder Teilnehmer auf einer Bühne vom Plettenberger Publikum gefeiert wird.
An beiden Veranstaltungstagen ist die Teilnehmerzahl auf 1.000 Starter beschränkt. Aufgrund der ungebrochenen Popularität des Marathon-Wochenendes sind beide Tage schon Wochen vor dem Event ausgebucht. Gut, dass ich frühzeitig angemeldet war. Spätentschlossene müssen mit der Warteliste vorlieb nehmen und hoffen. Bei den Bikern waren die 1.000 Startplätze bereits innerhalb weniger Stunden vergeben.
Für mich ist dies nun bereits die fünfte Teilnahme und ich weiß, worauf ich mich einlasse. Also bin ich für die 74 km angemeldet. Leider hatte ich bei der Anmeldung nicht bedacht, dass ich 4 Wochen vor diesem Lauf die 100 Meilen von Berlin, den Mauerlauf, absolvieren wollte. Das war mir auch gelungen. Mein erster 100 Meiler! Leider hatten meine Fußsohlen doch mehr gelitten als erwartet, sodass ich am Start noch nicht genau wusste, ob ich durchhalten würde.
Start und Ziel ist in Plettenberg, im Westen des Sauerlandes im Märkischen Kreis zwischen dem Lennegebirge im Norden und dem Ebbegebirge im Süden. Die Stadt liegt an der Einmündung der Else in die Lenne und wird von Grüne- und Oesterbach durchflossen. Deshalb wurde ihr der Name „Vier-Täler-Stadt“ gegeben.
Mit hoher Sicherheit war der Kern des heutigen Stadtgebietes schon in vorkarolingischer Zeit von sächsischen Stämmen besiedelt. Plettenberg wurde 1072 erstmals in einer Urkunde des Klosters Grafschaft mit dem Namen „Heslipho“ erwähnt. 1368 wird Plettenberg an den Herzog von Kleve verkauft. 1397 wurden der Siedlung die Stadtrechte von Graf Dietrich von der Mark verliehen. Gleichzeitig erhielt der Ort ein Stadtgericht und es wurde eine Schutzmauer um den Ort errichtet. Schon zehn Jahre zuvor hatte Plettenberg einen Freiheitsbrief von Graf Engelbert III. von der Mark erhalten. Vom dieser wechselvollen Geschichte ist heute leider nur noch wenig erhalten. Im Zentrum findet sich ein kleiner historischer Kern rund um die Christuskirche aus dem 13. Jahrhundert, sowie im Stadtteil Ohle die alte Dorfkirche. Nur noch als Ruine erhalten ist die Burg Schwarzenberg.
Während der Industrialisierung entwickelten sich in den Tallagen an den Flüssen erste metallverarbeitende Betriebe, die mit Wasserkraft das heimische Erz weiterverarbeiteten. Durch die Errichtung der Ruhr-Sieg-Eisenbahn ab 1860 profitierte vor allem die Schwerindustrie, von der bis heute weite Teile der Bevölkerung leben. Ähnlich wie bei meinem Röntgenlauf werden wir auch hier an der Strecke Zeugen dieses Erbes sehen.
Der P-Weg folgt im Großen und Ganzen dem spätmittelalterlichen Grenzweg der Stadt, die auf eine Gründung durch Karl den Großen zurückzuführen ist. Der Weg passiert drei Kreise und verläuft durch die bereits genannten vier Flusstäler.
Diesmal war ich bereits am Freitagabend angereist, sodass ich mir das turbulente Treiben in der Altstadt mit den Bike Rennen für die Kinder anschauen und schon mal in Ruhe die Startunterlagen abholen konnte. Die Schützenhalle hat einen großen Parkplatz und liegt nur 100m vom Start entfernt. Alles super organisiert und das Abholen dauert nur 2 Minuten. Danach sehe ich dem bunten Treiben in der Altstadt zu, bevor ich mir in meinem Hotel ein deftiges Abendessen gönne.
Als Teilnehmer des Ultras darf man als erstes Starten und hat damit auch die besten Parkplätze sicher. 7:00 Uhr – es ist soweit rund 130 Starter (einige Vorangemeldete waren aufgrund der schlechten Wetterprognose nicht angereist), haben sich bei 12Grad Außentemperatur und Nieselregen versammelt, um die 74 km unter die Füße zu nehmen.
Apropos Füße: Wie gesagt - heute bei mir der Schwachpunkt. Die Marathonläufer und HM-Läufer starten erst später und trotzdem werde ich auch aus dieser Gruppe einige auf der Strecke sehen, da die mich meist kurz vor der Streckenteilung einholen.
Nur wenige 100 Meter geht es eben, dann liegt schon die erste harte Steigung mit 170 HM vor uns. Jedes Mal wundere ich mich über das eigenartige „Gipfelkreuz“, das hier immer stand: Mal eine riesige lila Kuh, unter der das Läuferfeld hindurch läuft, im letzten Jahr ein weißer Zielbogen mit einem Bärchen daneben. Diesmal eine Ziege mit Euter, das einige Läufer durch Sprung zu erreichen versuchen.
Danach geht’s dann wieder genauso viele Höhenmeter hinunter. Am Talgrund der Lenne angekommen, passieren wir in den kleinen Ort Pasel. Links oberhalb von uns liegt die Schwarzenburg. Sie bestand zunächst nur aus einem Bergfried mit einer Seitenlänge von etwa 13 Metern und bildete zusammen mit dem Brunnen und dem Grafenhaus die erste Ausbaustufe. Weiter folgten der Ausbau des Roisthauses, Schmiede, Backhaus und der Burgkapelle. Vermutlich im letzten Bauabschnitt im 15. Jahrhundert erfolgte die Ummauerung der Kernburg, so dass der äußere Burghof mit der Gartenanlage entstand. Der Burgbrunnen, welcher zwischen 1981 und 1985 von der Plettenberger Schützengesellschaft freigelegt wurde, hat eine Tiefe von 26 Metern. Heute noch erkennbar ist die an der Ostseite des ehemaligen Backhauses sichtbare Außentoilette. Grundmauern des Drostenhauses, eines runden Aufstieges und des Kurfürstenhauses sind ebenso erhalten wie des Backhauses und Teile des Bergfriedes mit dem vorgenannten Brunnen.
Doch genug von den durch Menschen gemachten Sehenswürdigkeiten, hin zu den Attraktionen der Natur, denn es geht wieder bergan; diesmal mehr als 300 Höhenmeter. Immer noch regnet es mal mehr, mal weniger. Diesmal also richtiges Herbstwetter, das die Landschaft aber auch in einem passenden „Licht“ erscheinen lässt. Spinnweben, rote und schwarze Beeren, blühende Heide und aufziehende Nebel. Auch das hat seinen Reiz.
Oben angekommen ist bei km 10 der zweite VP erreicht. Wie immer bin ich hier am Ende (bitte nicht wörtlich nehmen, ich meine am Ende des Läuferfeldes). 130 vor, kein Mensch mehr hinter mir, nur 2 treue Biker, die als Schlusslicht fungieren. Bis km 16 bleibt die Strecke etwas eben und man kann endlich mal „richtig“ laufen. Dann geht es zwei Kilometer bergab wieder ins Lennetal, einer sehr schönen Landschaft. 7 Kilometer lang laufen wir mehr oder weniger am Flussufer entlang. Es gibt aber kurze interessante Schleifen. In einer laufen wir über das Gelände eines Altersheimes. Dann wieder auf dem Uferweg, es geht über zahllose Brücken, immer die Seite wechselnd.
Bei km 25 ist das leichte, ebene Laufen leider vorbei und es geht 7 km lang und 400 HM bergan. Mittlerweile ist es 15 Grad und es regnet immer noch.
Die Verpflegung ist wirklich super, es gibt alles, was man sich bei einem langen Lauf wünscht. Frischen Kuchen, Schmalzbrote mit Salz, Bier, Wasser, Tee …….
An dieser langen Steigung überholen mich jetzt immer mehr Marathonläufer. Der Dauerregen und der Matsch (bei einem Landschaftslauf natürlich immer dabei) machen meinen Füßen zu schaffen und ich entscheide mich an Streckenteilung bei km 31, der fortan der Markierung für den Marathon zu folgen und teile dies dem Streckenposten mit. Ich bin hier zwar noch 1 Stunde unter der Cut-Off Zeit, aber ich muss vernünftig sein.
Also ab hier noch 11 km. Zunächst wieder bergan. Kurz danach überholt mich mein Kollege Ralf Losch und wir schwatzen kurz, bevor er von Dannen zieht. Auch hier ist die Landschaft sehr schön und die Ausblicke gehen sehr weit, denn der Regen hat deutlich nachgelassen. Die letzten Kilometer geht es dann teilweise sehr steil bergab und ich muss auf dem rutschigen Untergrund richtig vorsichtig sein. Nur noch wenige Marathonis ziehen an mir vorbei. Es waren rund 80 gestartet.
Die letzten 2 Kilometer geht es durch den Ort. Dass im Ziel eine tolle Stimmung herrscht, ist schon hier zu hören. Einige kleine Schleifen sind noch zu laufen, bis ich dann die Bühne erreiche. Elmar Schröder will mich schon fast als ersten Ultra begrüßen, doch ich winke ab und erkläre kurz die Situation. Dann begrüßt er mich eben als Marathoni. Beim P-Weg ist auch der eine stramme Leistung, denn 1.150 Hm und 42 Kilometer wollen erst einmal bewältigt sein.
Ob Marathon oder Ultra, der P-Weg ist immer ein tolles Erlebnis. Ich komme wieder.
05.04.24 | Der P-Weg-Marathon feiert runden Geburtstag |