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26.03.23 - Pfälzer Bergland-Trail

Perfekter Urlaub für Trailläufer

Nach unseren tollen Erlebnissen im letzten Jahr war es für mich klar: der Pfälzer Berglandtrail steht auch 2023 ganz oben auf meiner Laufwunschliste. Drei Lauftage, insgesamt 130 Kilometer, ca. 4500 Höhenmeter, beeindruckende, abwechslungsreiche Landschaft, knackige Trails, schöne Unterkunft, gutes Essen - was kann man sich besseres wünschen?

Obwohl es keine Zeitlimits gibt ist, ist wegen gravierendem Trainingsrückstands der Umfang für Norbert und mich momentan nicht zu bewältigen. Laufveranstalter Günther Bergs bietet uns daher an, es doch mit der Zweier-Staffel zu versuchen. Weil wir zusammen laufen wollen, muss noch ein bisschen umorganisiert werden. Dann können wir uns anmelden.

Die Anreise am Donnerstagnachmittag nach Wolfstein gestaltet sich problemlos. Stützpunkt des Laufwochenendes ist die Königsland-Jugendherberge oberhalb des Orts, im nordwestlichen Teil der Pfalz zwischen Idar-Oberstein und Kaiserslautern im Nordosten des Landkreises Kusel. Wolfstein ist mit knapp 2000 Einwohnern eine der kleinsten Städte Deutschlands.

Herzliche werden wir von Günther und Heike empfangen und es hat sich nichts verändert. Wir bekommen eine Startertasche mit Startnummer, Streckenplänen, diversen Kleinigkeiten und Infomaterial über die Region. Diese praktische Tasche dient während des Laufs als Aufbewahrung eventuellen Gepäcks zur Verpflegungsstelle.

 

 
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Wir haben das gleiche Zimmer wie letztes Jahr, ruhig, mit Blick auf den Wald, ausgelegt für 4 Personen - für uns zwei großzügig. Das Abendessen bietet Gelegenheit für erstes Kennenlernen unserer Staffelpartner. Ich teile mir mit Michael die Strecke, wobei er mit zweimal 28 km jeweils den längeren Part hat. Norbert löst Noemi, die jüngste Läuferin im Feld ab. Sie will mit ihren 16 Jahren erste Etappenlauferfahrung sammeln.

Es gibt Spaghetti Bolognese, mit Suppe und Salatbuffet, für Vegetarier und Veganer wird ein eigenes Menü ausgegeben. Vanillepudding als Dessert rundet das Mal ab. Plötzlich erschreckt uns lautes Glockengeläut. Günther ruft zum Briefing im Seminarraum des Obergeschosses. Pünktlich um 19 Uhr beginnt die Einführung zum ersten Lauftag.

Der Ortsvorsteher von Wolfstein, Herwart Dilly und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein, Andreas Müller heißen uns herzlich Willkommen. Ein Zeichen dafür, dass die Veranstaltung einen hohen Stellenwert in den gastgebenden Gemeinden besitzt.

Dann geht es ans Eingemachte: Günther gibt einen Überblick über die morgige Strecke und organisatorische Hinweise. Als auch die letzte Frage beantwortet ist, werden wir entlassen.

 

Freitag, 1. Lauftag 52 km 1.800 Hm,

wir 2. Staffeletappe 21 km, 954 Hm

 

Um kurz vor 7 Uhr schälen Norbert und ich uns aus dem Bett, denn ich will die Läufer verabschieden. Um 7 Uhr 10 soll der eigens gemietete Bus nach Kusel an die Burg Lichtenberg fahren. Der Morgen ist frisch. Der Bus steht nicht an der verabredeten Stelle, sondern wegen irgendeines Problems mehrere Höhenmeter tiefer. Ist nicht schlimm, denn so kommen Norbert und ich schon zu etwas Frühsport.

Das Frühstück haben wir uns jedenfalls verdient. Wir lassen uns Zeit, mit Axel und Nicole, dem Zeitmessteam lässt sich gut plaudern. Während wir entspannen, müssen wir beobachten wie immer wieder heftige Regenschauer niedergehen. Laut Wetterbericht müsste die Regenwahrscheinlichkeit zum Mittag hin abnehmen. Ich will mit kurzer Hose und Shirt laufen. Wind wird vorhergesagt, daher ist eine Weste obligatorisch. Für Einzelläufer ist Laufrucksack mit Getränkevorrat Pflicht. Ein Handy sollte man immer dabei haben. Außerdem sind Trailschuhe vorgeschrieben.

 

 
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Um 11 Uhr fahren wir nach Glanbrücken, dem Wohnort von Günther und Heike. Mir scheint, dass es sich in dem 500 Einwohnerort gut leben lässt. Nur die B420 schneidet sich störend durch den Ort an der Glan. Das Ehepaar wohnt schon seit Jahren in einem alten Bauernhaus im beschaulichen Mühlweg am Horschbach. Dort befindet sich heute die Verpflegungsstation der 51 km langen Strecke, was gleichzeitig auch Wechselpunkt der Staffeln ist. Die Verpflegungsstation ist mit allem bestückt, was man sich vorstellen kann, sogar Kartoffelbrei und Kuchen, von der Nachbarin gebacken, gibt es. Alles ist appetitlich angerichtet und lädt zum Zugreifen ein. Mit freundlichem Hallo werden wir begrüßt.

Läufer um Läufer trudeln ein, essen und trinken ausgiebig und machen sich wieder auf den Weg. Die Regenschauer und die damit verbundenen Matschpassagen des Vormittags haben bei ihnen bereits sichtbare Spuren hinterlassen. Schuhe und Hosen sind braun gesprenkelt. Das scheint der Laune aber keinen Abbruch zu tun.

Bald kommt mein Staffelpartner Michael mit seiner Ehefrau Annette. Während Michael jetzt Feierabend hat, wird Annette weiterlaufen. Sie berichten, dass Noemi mit ihrer Mutter Kerstin auch bald da sein wird. Norbert und ich machen uns fertig. Da kommen die zwei auch schon um die Ecke.

Hinter dem Haus führt die Straße gleich bergauf. Wir folgen dem blauen Schild mit weißem „V“, dem Veldenz Wanderweg. Links biegt ein Weg direkt gerade nach oben. Bereits hier kommen unsere Stöcke zum Einsatz. Ich folge Norbert bei dem Versuch, die matschigsten Stellen zu umgehen. Bald erreichen wir eine weite Hochebene, feiner Niesel liegt über Feld und Wald. Dort verlassen wir den Waldrand. Der Weg führt zwischen großen Feldern von Winterweizen bzw. Gerste hindurch. Auf eine lange Gerade folgen eine Kurve und wieder eine lange Gerade.

Hier oben bläst eine steife Briese - wahlweise von vorne oder von der Seite. Dadurch werden die Wolken verweht und es zeigt sich immer wieder die Sonne. Schon seit einiger Zeit verfolgen wir Annette. Am scharfen Linksabzweig haben wir sie erreicht. Zusammen geht es weiter. Der Weg steigt leicht an, es geht über eine Kuppe und hinten wieder hinunter.

Wir erreichen Nerzweiler, das noch kleiner ist als Glanbrücken, passieren das schöne Gemeindehaus und laufen die Hauptstraße entlang. Da hier so gut wie keine Verkehr ist, überqueren wir problemlos die Straße und finden uns auf einem steilen Anstieg wieder. Die letzten Häuser lassen wir schnell hinter uns.

Vorbei an Bienenstöcken geht es nun immer höher. Im Wald wird der Weg zum Matschpfad, aber am Waldrand wird es wieder besser. Der Abzweig vom Veldenz Wanderweg auf den Pfälzer Höhenweg ist nicht zu übersehen. Steil führt der Abstieg hinunter, ich bin froh, dass wir ohne auszurutschen unten ankommen. Ein feiner Wiesenweg führt wellig weiter.

Wir überqueren eine kleine Straße. Danach steigen wir erneut steil bergauf. Das Gelände hier ist mir letztes Jahr schon aufgefallen: Ein Schild weist darauf hin, dass die Schotterstraße wegen unterirdischer Bergwerksstollen und die dadurch vorhandene Einbruchsgefahr für militärische Fahrzeuge gesperrt sei. Annette ist zügig unterwegs. Norbert nimmt Rücksicht auf mich und wir lassen sie ziehen.

Wieder im Wald führt ein rutschiger Pfad bergab. Unten im Flachen ist der Weg dagegen nahezu trocken und super zu laufen. Hier habe ich letzten Jahr den Abzweig übersehen. Da aber Annette in Sichtweite vor uns hier abbiegt, ist das dieses Mal kein Problem.

Die Route gleicht heute einem Bachlauf, das gibt nasse Füße. Sogar ein umgefallener Baum muss überklettert werden. An der Quelle „Blaue Halde“ schwenken wir dann auf einen gemütlichen Wanderweg ab. Dieser geht leicht bergauf, so dass man gerade nicht rennen kann.

Endlich zweigen wir nach links hinauf zur Dümmler Hütte ab. Von dort geht es auf einen phantastischen Trail, ganz nach meinem Geschmack. Es geht auf und ab zwischen bemoosten Kiefern und schlanken Birken. Der Spaß endet auf einem schmalen Pfad am Hang entlang. Ich nehme den Schwung mit. Der Weg endet an der Burgruine Alt-Wolfstein mit 20 m hohem Bergfried, auch Altes Schloß genannt. Ein kleiner Klettersteig steil hinunter bremst mich aus.

Die 1275 zum ersten Mal erwähnte Burg wurde vermutlich schon um 1160/70 unter Kaiser Barbarossa erbaut. Ihre wechselvolle Geschichte endete 1504 mit ihrer Zerstörung und dem daraus resultierenden Zerfall. Im 19. und 20. Jahrhundert gehörte die Burgruine zu Bayern und untersteht seit 1963 der Schlösserverwaltung von Rheinland-Pfalz.

 

 
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Wir lassen die Burg links liegen und laufen den Weg weiter. Unscheinbar zweigt der nächste Trail nach links ab. Ich sause den Pfad hinunter und mit Schwung die nächste Steigung hinauf. Plötzlich liegt ein anderes Gemäuer vor mir: die Burg Neu-Wolfstein.

Vermutlich wurde die Burg als Teil der Stadtbefestigung von Wolfstein so um 1300 erbaut, 1609 schwer beschädigt, abgerissen und wieder aufgebaut. 1688 wieder zerstört und als französische Garnison wieder aufgebaut, 1703 zerbombt und als Steinbruch genutzt.

Von 1720 bis 1771 diente die Georgskapelle auf der Burg der Gemeinde von Wolfstein als Kirche. Bis 1798 wurden die Gebäude noch als Pfarrhaus genutzt. Danach wurde die Burg ihrem Verfall überlassen. Heute ist die Burgruine ein Kulturdenkmal und Kriegsgedenkstätte. Dekorativ steht eine alte Weinpresse vor der Burg und zu Füßen liegt die Gemeinde Wolfstein in der Sonne.

Annette ist schon wieder im Steigmodus. Ein blauer Pfeil weist auf einen winzigen Weg den Berg hinauf. Erst moderat, dann immer steiler führt der Steig am Hang entlang. Im Windschatten wird es angenehm warm. Norbert zieht seine Jacke aus.

Wir sind gut aufgewärmt, als der Pfad in den Wald hinein abzweigt. Noch eine letzte Rampe, dann befinden wir uns auf einem bequemen Wanderweg. Den moderaten Anstieg gehen wir zügig hinauf. Kerstin, die Mutter von Norberts Staffelpartnerin Noemi, kommt jetzt von hinten. Wir wechseln ein paar Worte, dann ist sie schon an uns vorbei gestiegen. Nanu, wieso geht es hier schon bergab? Zu früh gefreut, denn der finale Anstieg folgt auf dem Fuß. Es geht in der direkten Linie den Berg hinauf.

Endlich erscheint über uns ein Gebäude. Die letzten Meter sind liebevoll mit bemoosten Steinen dekoriert. Noch ein paar Schritte, dann erreichen wir den Gipfel des 545 m hohen Selbergs, dem höchsten Punkt der heutigen Etappe. Hier gibt es einen Sendemast, eine Hütte, die leider geschlossen ist, einen Spielplatz und einen 18 m hohen Aussichtsturm. Ich weiß, dass jedes Jahr einige Läufer diesen Turm besteigen. Wir sparen uns das und folgen dem Weg.

Nach ein paar Metern unterhalb des Gipfels werden wir rechts auf einen schmalen steilen Trail geleitet. Das ist jetzt kein Vergnügen. Meine Beine sind schon recht platt, deshalb freue ich mich auch, als es auf einem breiteren Weg geht. Selbst ein kleiner Anstieg ist mir willkommen. Danach führt der Weg weiter stetig bergab.

Vor mir erkenne ich weitere Läufer. An die kommen wir aber nicht mehr heran. Es geht noch ein Stück am Waldrand entlang und dann noch die letzten 2 Kilometer locker hinunter. Bald erkenne ich den Parkplatz der Jugendherberge über mir. Die letzten Meter auf der Straße steil bergauf schaffen wir dann noch.

Günther erwartet uns schon. Axel und Nicole halten unsere Zielzeit fest. Wir gönnen uns ein Zielbier, denn das war ein anstrengender Lauf. Kurz unter die Dusche. Norbert nimmt noch die Physiotherapie in Anspruch. Anschließend gibt es um 18 Uhr Abendessen. Das Briefing wird heute kurz gehalten, alle sind müde.

 

Samstag, 2. Lauftag, 49 km 1.600 Hm,
wir 2. Staffeletappe 21 km, 680 Hm

 

Heute morgen ist es stressfrei. Der Start um 8 Uhr befindet sich direkt vor der Jugendherberge. Es ist so kalt wie gestern. Weil drei Läufer Frühstart gemacht haben ist Günther bereits auf der Strecke um die Markierungen auf den aktuellen Stand zu bringen. Herbergsvater Markus hat die ehrenvolle Aufgabe den Start einzuläuten.

Um 11.20 fahren Norbert und ich nach Oberstaufenbach. Ich werde bereits hier Noemi ablösen, da wir Sie für die morgige Etappe schonen wollen. Der mühsame Aufstieg auf den Potzberg muss nun wirklich nicht sein. Während der halbstündigen Anfahrt regnet es in strömen. Hoffentlich hört das bald auf.

 

 
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Unser Parkplatz bei den ersten Häusern von Oberstaufenbach ist mit Bedacht gewählt. Hier beginnt ein Begegnungsstück, und während Annette und Michael den Aufstieg noch vor sich haben kommen einige Läufer bereits zurück. Bald erscheinen auch Noemi und Kerstin.

Für mich geht es nun das Begegnungsstück bergab, ich lasse es laufen. Nach einer kleinen Rampe überquere ich die Straße. Die Strecke trennt sich wieder. Es geht nun stetig bergauf, ich fühle mich frisch und ausgeruht. Auch ein plötzlicher Regenschauer kann mich nicht bremsen. Letztes Jahr war der Weg von überdimensionalen Traktorspuren zerstört. Davon ist dieses Jahr nichts zu sehen. Daher komme ich gut voran.

In Föckelberg gibt es wieder ein Begegnungsstück. Die blaue Pfeile, die uns vor dem Verirren bewahren sollen, sind gut auszumachen. Schnell habe ich den kleinen Abzweig auf einen steilen Wiesenweg erreicht. Mit kräftigem Stockeinsatz überwinde ich eine matschige, rutschige Stelle. Der Rest geht ganz gut.

Am Spielplatz lasse ich die letzten Häuser hinter mir und verschwinde im Wald. Auf einem breiten Weg steigt es langsam an. Scharf rechts übernimmt alsbald ein steiler Pfad. Daraufhin erreiche ich die ersten Zäune des „Wildparks auf dem Potzberg“. Oben befindet sich eine bekannte Falknerei, die mit ihren beeindruckenden Flugschauen jährlich tausende Besucher anzieht. Im Wildpark leben neben Rotwild und Wildschweinen, alles was unsere heimische Tierwelt zu bieten hat, einschließlich Kaninchen und Meerschweinchen. Letztes Jahr lies sich kein Tier blicken. Aber heute leistet mir kurz ein weißer Fuchs Gesellschaft. Beim Beweisfoto ist leider nur der Zaun scharf geworden.

Ich lege jetzt noch einen Zahn zu, denn der Sendemast ist schon zu sehen. Als dann auch der steinerne Potzbergturm in Sicht kommt, bin ich ganz oben auf dem 562 m hohen Gipfel angekommen. Heike, Marianne, Michael und Norbert erwarten mich schon. Zur Belohnung für meinen rasanten Aufstieg stärke ich mich nun an der Vollverpflegung.

Norbert ist schon startklar. Dann geht es bergab. Am schon seit vielen Jahren geschlossenen Hotel vorbei überqueren wir den Parkplatz. Die blauen Pfeile sind nicht zu übersehen. Ein schmaler Waldpfad führt hier steil bergab. Wir passieren den Spielplatz und treffen dort wieder auf den Wiesenweg. Ich warne Norbert vor der matschigen Passage – keiner stürzt. In Föckelberg begegnet uns Edda, die älteste Läuferin im Feld. Bewundernswert, wie sie diesen anspruchsvollen Lauf bewältigt.

Nach Oberstaufenbach hinunter führt ein kleines Sträßchen in einem großen Bogen mit moderatem Gefälle bergab. Dabei hat man immer eine fantastische Aussicht auf das hügelige Pfälzer Bergland. In Oberstaufenbach überqueren wir wieder die Straße. Ab jetzt geht es steil bergauf. Die Umgebung ist von Landwirtschaft geprägt. Auffällig sind die vielen hohen Windräder. Verständlich, denn Wind gibt es hier oben ja genug.

Unsere Streckenmarkierung ist mittlerweile ein schwarzer Punkt auf weißem Grund. Wir erreichen eine Hochebene. Der schöne Asphalt wird hier zum Feldweg von Pfützen durchzogen, der Wind blässt uns um die Ohren.

Auf freiem Feld beginnt es zu regnen. Regen und Wind sind eine unangenehme Kombination. Wir nehmen den nächsten Baumstreifen ins Visier und versuchen so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Dort ist von Regen und Wind nichts mehr zu spüren. Nanu, wo kommt denn die Sonne so plötzlich her? Das reinste Aprilwetter!

Wir laufen jetzt an einer Allee aus Windrädern entlang. Das Rauschen des Sturms wird durch die riesigen Rotoren noch verstärkt. Langsam trocknen unsere Regenjacken. Der Wind bläst von hinten und schiebt uns. Das spart Kraft.

Es geht über eine Straße. Anschließend laufen wir einen abfallenden Feldweg hinunter. Der von Büschen eingerahmte Wanderweg führt uns am Sportgelände von Jettenbach vorbei, scharf rechts, links am Schwimmbad vorbei und über die Austraße.

Bergauf führt der Weg zu einem Reiterhof. Dahinter geht es auf die Felder. Wir befinden uns jetzt auf dem Musikantenweg, der an die Wandermusikanten der Westpfalz erinnert. Er verbindet die  Musikantendörfer Jettenbach und Mackenbach mit ihren heute noch typischen Musikantenhäusern. Wandermusikant war Mitte des 19. Jahrhunderts ein angesehener Ausbildungsberuf, der die Musiker in der halben Welt herumführte und die Region als Musikantenland bekannt machte. Ein Besuch des Musikantenmuseums in Mackenbach gibt Einblick in die Geschichte.

 Wir durchqueren abermals ein Wäldchen. Dann liegt der nächste Windpark vor uns. Die weitläufige Anlage beeindruckt mich, eine perfekte Synergie von Land- und Energiewirtschaft. Der Weg fällt, wir rollen bergab. Nach einem scharfen Rechtsknick geht es einen gemütlichen Naturerlebnispfad bergan.

 

 
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Oben laufen wir rechts, durch einen Hain, am Baumrand entlang, scharf links und nach Rothselberg hinunter. Dort überqueren wir die Straße, gelangen in ein feudales Wohngebiet und beginnen den Anstieg zum Selberg. Es geht zunächst die Straße hinauf. Dann weisen uns blaue Pfeile über eine Böschung auf einen Wiesenweg. Im Handumdrehen erreichen wir den Wald.

Zügig steigen wir nach oben zuerst in einer Art Rinne, anschließend auf schmalem Pfad. Gefühlt jeder zweite Baum ist mit den bekannten blauen Pfeilen markiert. Hier kann man sich nicht verirren. Vor dem Gipfel wird es nochmals steiler, schon sind wir oben. Die Turmbesteigung hat immer noch keinen Reiz für uns. Wir schnaufen kurz durch und machen uns dann an den Abstieg.

Es geht dort hinunter, wo wir gestern hochgekommen sind. Zuerst der Weg mit den bemoosten Steinen, dann ein relativ steiles Stück. Ich bin nicht mehr so richtig fit und deshalb vorsichtig unterwegs. Weiter unten fällt es mir wieder leichter. Zügig erreichen wir den Waldrand. Hier führt ein Feldweg gemütlich nach unten. Pfeile weisen links, und weisen auf einen Wiesenweg. Der Wind pfeift scharf von rechts den Berg hinauf, wieso ist es denn so dunkel?

Von jetzt auf nachher platscht uns Regen ins Gesicht. Echt jetzt? Auf den letzten 2 Kilometern? Bevor wir richtig nass werden, hört es auch schon wieder auf. Als Entschädigung dürfen wir einen schönen Regenbogen bewundern..

Erneut am Waldrand stapfen wir ein letztes Mal durch Morast, es geht nochmals bergauf. Dann ist es fast geschafft. Der letzte Kilometer windet sich auf einem angenehmen Wanderweg bergab. Dieses Mal kommen wir von oben zur Jugendherberge.

Heute ist noch das Nachmittagsbuffet aufgebaut für alle die Vollpension gebucht haben. Wir stärken uns kurz, bevor es um 18 Uhr das Abendessen gibt. Das Grillen im Freien muss heute leider ausfallen, da es regnet. Dafür gibt es die Sachen eben drinnen.

Briefing um 19 Uhr, schnell erledigt, das Bett ruft.

 

Sonntag, 3. Lauftag, 25 km 650 Hm

 

Heute müssen Norbert und ich mit den anderen aufstehen. Da letzte Nacht Zeitumstellung war,  fehlt uns zusätzlich eine Stunde. Das Frühstück fällt heute zeitoptimiert aus. Start ist um 9 Uhr in Quirnbach, und eine halbe Stunde Fahrt steht uns bevor. Da ist für Trödeln keine Zeit.

Wir erreichen um 8 Uhr 30 Quirnbach. Es regnet. Im großzügigen Bürgerhaus wuseln die Läufer durcheinander. Draußen werden bereits Pavillons aufgebaut. Dort werden später regionale Speisen angeboten. Quirnbach ist für seinen großen Pferdemarkt bekannt, daher weiß man hier, wie feiern geht. Heute findet in der Halle auch der Wanderauftakt statt, bei dem Wanderführer der Verbandsgemeinde Oberes Glantal Touren, unter anderem auf den drei neuen Wanderwegen rund um den Gemeinde, anbieten.

Um kurz vor 9 Uhr trauen sich nur Günther, die Ortsvorsteherin Stefanie Körbel und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Oberes Glantal Christoph Lothschütz, letztere mit Regenschirm, hinaus. Aber dann müssen auch wir die schützende Halle verlassen.

 

 
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Es gibt eine, den Umständen geschuldet, kurze Ansprache. Dann wird gestartet. Wir laufen heute auf dem Wanderweg „Jüdische Kultur“. Dieser Wanderweg soll die jahrhundertelang bestehende Nachbarschaft zur jüdischen Bevölkerung ins Bewusstsein rufen. Hinweistafeln unterwegs geben Auskunft.

Zunächst verlassen wir den Ort an der B423. Helfer halten den Verkehr auf, damit wir die Bundesstraße gefahrlos überqueren können. Sofort geht es bergauf, über eine Kuppe und hinten wieder hinunter, am Sportgelände vorbei, erneut bergauf. Die Autobahn läuft links hinter lichtem Buschwerk.

Oben zweigen wir scharf rechts über den Rottersberg zum Klopfberg ab. Kalter Wind pfeift uns um die Ohren. Der Regen dazu macht das Ganze richtig ungemütlich. Deshalb sind wir nicht böse, dass es bisher nur auf Asphalt entlang geht. Der Höhenweg bietet zuerst Aussicht auf Quirnbach und Henschtal rechter Hand, dann auf Börsborn linker Hand.

Hinter dem Naturfreundehaus wird der Weg plötzlich schlechter, dafür lässt allerdings der Regen nach. Den Aussichtspunkt vom Steinberg lassen wir links liegen. Dann hätten wir fast einen Abzweig verpasst. Gut, dass die Läufer in Sichtweite vor uns den Wiesenweg gefunden haben.

Auf nasser rutschiger Wiese bergab zu laufen, ist nicht so einfach. Anschließend führt eine kleine Böschung hinauf zur Straße. Auf dem Gehweg hinunter geht es nach Börsborn hinein. Wahrzeichen dieses landschaftlich reizvoll gelegenen Ortes sind die mehr als 500 Jahre alte „Muhleiche“ und der in den Jahren 1788/89 auf Veranlassung der Gräfin Marianne von der Leyen gestiftete Glockenturm.

Wir folgen der K8 scharf rechts und verlassen den Ort bergan Richtung Gries. Vor uns sehe ich ein parkendes Fahrzeug und Personen mit Regenschirm. Ist das schon unsere Verpflegungsstelle? Nein, hier haben Helfer einen Bauzaun umgelegt, der seit einiger Zeit unnütz den Weg blockiert. Günther hatte im Briefing davor gewarnt. Nun ist es aber gar kein Problem. Danke, an die fürsorglichen Streckenposten.

Im Wald ist nun wieder Matschalarm. Trotzdem fallen mir gleich die Schilder von Fritzjes Waldlehrpfad Haidchen ins Auge. Es handelt sich um einen interaktiven Waldlehrpfad für Kinder, Eltern und Läufer die sich an 13 Stationen herrlich beschäftigen und spielerisch vieles über unsere Natur erfahren können. Da ist es auch egal, wenn es bergauf geht.

Plötzlich bremst Norbert vor mir ab. Hier zweigen mehrere Wege ab. Unser Pfeil weist eindeutig auf die schlechteste Variante: einen matschigen abschüssigen Trail. Da müssen wir wohl hinunter. Trotz Stöcke setzt es mich mehrmals fast auf den Hintern. Wenn den Untergrund so rutschig ist, helfen auch Trailschuhe nichts mehr. Noch ein kurzer Ausflug in den Wald um dem Matsch auszuweichen, ein letzter Sprung, dann sind wir unten erneut auf dem Waldlehrpfad.

Wir rollen jetzt gemütlich nach unten und kreuzen den Ritter Gerin Wanderweg. Der 30 km lange Wanderweg trägt den Namen eines Angehörigen des Niederadels und hat mittelalterliche Grenzsteine, und ähnliches als Thema,  z.B. einen historische Bierkeller.

Wir laufen nun im wunderbar renaturierten Ohmbachtal, geschützt unter hohen Bäumen. Die Wiesen sind grün und die Schlehenhecken blühen weiß. Die Straße ist hier flach und gut asphaltiert. Eine Brücke bringt uns über den auffallend braunen Ohmbach. Vor uns baut sich nun die nächste Steigung auf.

Oben überqueren wir die K7, als uns herzlicher Applaus von Heike und Marianne empfängt. Sie machen hier die Verpflegung aus dem Kofferraum. Noemi und Kerstin sind eben fertig und laufen zügig weiter. Weil wir heute keinen Trinkrucksack dabei haben, stillen wir erst einmal unseren Durst. Etwas Schokolade und Kekse, ein Stückchen Wurst: schon bin ich wieder startklar.

Auf einem ruhigen asphaltierten Weg laufen wir flach weiter. Zur Abwechslung führt ein schmaler Pfad bergauf und hinten wieder hinunter. Unten passieren wir einen Grubenstollen mit einer Bergbaulore, als Denkmal auf dem Diamantschleiferweg. Diese 21 km lange, anspruchsvolle Wanderroute um Ohmbach und Brücken liefert Einblicke in die Geschichte der pfälzischen Diamantschleifer.

Isidor Triefus gründete 1888 die erste Diamantschleiferei im Ohmbachtal. Triefus hatte zwei Brüder, die in London als Diamantenhändler arbeiteten. Er versprach sich von diesem damals im Wachstum befindlichen Gewerbe einen wirtschaftlichen Aufschwung in seiner Heimat. Und er hatte recht. Bis zum 2. Weltkrieg florierte das Geschäft.

Vor uns liegt nun ein aufsteigender Wiesenweg. Immer steiler geht es den Berg hinauf. Ich habe heute keine Stöcke und daher Mühe nicht rückwärts abzurutschen. Rechts verläuft ein Drahtzaun, an dem ich mich vorsichtig hochziehe. Es dauert, bis ich oben ein frisch gewaschenes Sträßchen erreiche.

Durch den kahlen Wald scheint nun die Sonne. Das ist ganz nett und wir kommen gut voran. Der Geruch von gegrillten Würstchen wabert durch den Wald. Unter uns liegt die Fritz- Claus- Hütte. Sie dient dem heute stattfindenden Wanderauftakt als Stützpunkt und Verpflegung für die Wanderer.

 

 
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An der höchsten Stelle öffnet sich der Wald und eine weite Ebene liegt jetzt vor uns. Wir wandern durch sattgrüne Felder. Dann geht es links, nochmals höher hinauf. An der nächsten Kreuzung werden wir abermals links geleitet. Richtungsmäßig laufen wir also wieder zurück. Es geht erneut mal mehr, mal weniger matschig bergab.

Wir erreichen den Ort Brücken mit seinen 2200 Einwohnern. Hier in der Ortsmitte befindet sich das informative Diamantschleifermuseum mit einer voll ausgestatteten Diamantschleiferei, für alle, die noch mehr erfahren wollen. Wir durchqueren den Ort und gelangen auf einen schönen welligen Radweg. Dieser führt uns nach Ohmbach, das wir aber nur kurz streifen, um es sofort rechts am Sportplatz entlang wieder zu verlassen.

Wir genießen die schöne Umgebung, und den Sonnenschein bis uns die Wegweiser scharf rechts auf einen Wiesenweg leiten. Oh je, da geht es ziemlich steil hinauf. Das bleibt nicht das einzige Problem: der Weg ist tief und vom Regen mittlerweile total aufgeweicht. Wir verlassen das geschützte Tal und Wind kommt auf. Bevor wir oben sind beginnt es zu tröpfeln.

Oben geht es links, Regen und Wind kommen nun von hinten. Dann wieder rechts und nochmal links. Es ist so stürmisch, dass ich nur schwer eine gerade Spur halten kann. Hier gibt es zwar Bäume, aber der Wind kommt von der falschen Seite, weshalb sie keinen Schutz bieten. Im Gegenteil, einige sind sogar samt Wurzel umgefallen.

Es geht erneut bergauf, dann über eine Kuppe, und leicht bergab. Der nächste Abzweig führt uns rechts, die Straße fällt zuerst leicht, dann immer kräftiger Richtung Steinbach am Glan. Bevor wir den Ort erreichen geht es links. Gleichzeitig wird auch der Regen wieder stärker.

Die letzten 4 Kilometer sind richtig schön. Wir laufen etwas oberhalb am Henschbach entlang. Der Regen hört auf und die Sonne kommt raus. Weite Felder wechseln sich mit kleinen Baumbeständen ab, unterbrochen von Heckensteifen. Je tiefer wir kommen desto windstiller wird es.

Vor uns laufen Noemi und Kerstin. Das sieht noch gut aus. Die erst 16 jährige Noemi scheint zäh zu sein und hat wohl auch die Anstrengung der Vortage gut regeneriert. Auf diese Leistung kann sie  stolz sein.

Wir durchqueren jetzt Henschtal. Hier ist keine Mensch auf der Straße. Noch ein letzter Wiesenweg romantisch zwischen blühendem Weißdorn. Dann erreichen wir Quirnbach. Noch eine kurzes Stück bergab, Günther, Heike und Marianne warten schon. Es gibt viele Glückwünsche und eine schöne Medaille. Axel und Nicole erfassen unsere Zielzeit.

Die Siegerehrung erfolgt in der brechend vollen Halle. Die Stimmung ist locker, der Applaus für Günther und sein Team nimmt kein Ende. Weil Norbert und ich zusammen gelaufen sind, sind beide angetretenen Mixed Staffeln 1. Sieger.

Wir verlassen gerade die Halle, als Edda Bauer, mit 79 Jahren älteste Läuferin, das Ziel erreicht. Was für eine Leistung!

 

Fazit:

 

Norbert und ich hatten 3 wunderbare Urlaubstage: Ausschlafen, ausgedehntes Frühstück, netter Lauf, super Verpflegung, anregende Gesellschaft. Der Pfälzer-Berglandtrail ist ein perfekt organisierter Urlaub für Trailläufer.

Als Einstieg in die Trailsaison sind die Strecken anspruchsvoll, da es aber kein Zeitlimit gibt, durchaus machbar. Für Trail- oder Etappenlaufneulinge ist die Staffel optimal. Günther hilft bei der Suche nach einem Partner.

Die Strecken sind gut markiert, ein Track auf der Uhr ist aber hilfreich. Trailschuhe sind unerlässlich, Stöcke erleichtern die Auf- und Abstiege.

Der Pfälzer Berglandtrail ist eine Veranstaltung der kurzen Wege. Man hat alles vor Ort und muss sich um nichts kümmern.

Die Atmosphäre bei diesem Lauf ist eine ganz besondere. Günther und sein Team übertragen ihre warmherzige Freundlichkeit auf die ganze Gruppe. Dahinter verbirgt sich aber auch viel Sachkunde, Erfahrung und nicht zuletzt Flexibilität. Hier muss man sich einfach wohlfühlen.

 

Informationen: Pfälzer Bergland-Trail
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