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13.09.09 - Pfälzerwald-Marathon

''Staffel oder Halber?''

Autor: Klaus Duwe

Mehr als einmal höre ich diese Frage. Ja, bin ich überhaupt richtig, ich will Marathon laufen, einen ganzen Marathon. Die Dame bei der Startnummernausgabe lässt sich das ausdrücklich bestätigen. Das Problem ist bekannt. Werden kürzere Distanzen angeboten, nehmen die dem Marathon die Teilnehmer. Gerade mal 125 haben sich für den Marathon vorangemeldet, durch das schöne Wetter kommen noch über 40 Nachmelder dazu. Bei den „Halben“ sind es fast 400 und 67 Staffeln. Insgesamt sind die Veranstalter vom PSV Pirmasens damit zufrieden.

Schaut man sich die Teilnehmer an, fällt auf, die Jüngeren laufen Halbmarathon oder Staffel, das Marathonalter beginnt bei 40, die meisten sind älter, nur wenige jünger. Marathon, zumindest in der Breite, ist in Deutschland Seniorensport.

Veranstaltungszentrum ist die Halle 6 A der Pirmasens Messe, die nur zwei Gehminunten vom Stadtzentrum entfernt ist. Die Zufahrt ist ausgeschildert, Parkplätze gibt es genügend, die Infrastruktur ist perfekt. Es gibt genügend Platz für Aussteller, Bewirtung, Umkleide und Kleiderdepot und sogar für den Zieleinlauf. Kalt ist es am Morgen, nur 7 Grad. Deshalb schieben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den kurzen Marsch zum Exerzierplatz so lange wie möglich hinaus.

Den Exerzierplatz errichtete Ludwig IX., der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Pirmasens zu seiner Residenz machte und zu einer Garnison ausbaute. Damals, um 1763, gab es sogar eine Exerzierhalle, die nach der in Sankt Petersburg die zweitgrößte in Europa war. Als der Landgraf starb, waren seine Soldaten plötzlich ohne Einkommen. In ihrer Not fertigten sie aus ihren Uniformen und aus Lederresten einfache Schlappen und verkauften diese. Bis heute nennt man die Pirmasenser deshalb „Schlappeflicker“. War das auch der Grundstein für die spätere Schuhmetropole? Jedenfalls entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts in Pirmasens die ersten Schuhfabriken und 1914 gab es in 240 Fabriken 14.000 Beschäftigte.  Mit den Billigimporten aus dem Ausland begann ab 1960 der Niedergang der Schuhindustrie. Übriggeblieben von vielen klangvollen Namen ist nur einer: Peter Kaiser.

 
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Der Exerzierplatz füllt sich. Jochen Heringhaus hat die Moderation übernommen und informiert wie gewohnt fach- und sachkundig. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Der Mann mit der markanten Kurzhaarfrisur und der typischen, stylischen Brille hat in den letzten 14 Monaten nämlich glatt 30 % seines Gewichtes verloren. Wie das? „Kein Alkohol, dafür wieder volles Training“, ist sein Rezept. Was wenige wissen, Jochen ist, wenn es um Marathon geht, nicht nur ein guter Theoretiker,  er ist selber auch Läufer. 9 Mal hat er einen Marathon gefinisht, Bestzeit um die 2:40! Seinen 10. will er bis zu seinem 60. Geburtstag gemacht haben. Ich habe mich als Pacer für 4:30 angeboten.

Merkt ihr was? Ich werde übermütig. Erstmals seit 18 Monaten stehe ich an zwei Wochenenden hintereinander an der Startlinie. Der Jungfrau Marathon ist mir so gut bekommen, dass ich einfach nicht anders kann. Zu sagen, ich laufe nicht, wenn ich Schmerzen habe, ist schwer. Zu sagen, ich laufe nicht, wenn mir nichts weh tut, ist unmöglich.

Obwohl, der Marathon in Pirmasens ist kein leichtes Unterfangen. Die Hügel des Pfälzerwaldes machen noch nicht einmal vor der Stadt Halt. 63 Treppen mit insgesamt mehr als 2.400 Stufen sollen im Stadtgebiet die Höhenunterschiede überwinden. 

Um 10.30 Uhr fällt der Startschuss. Drei Kilometer geht es zunächst durch die Stadt, an der Messe vorbei und dann über die B 10 in den Wald. Immer abwärts, ideal zum Überdrehen. Nicht mit mir. Nach ein paar Fotos finde ich am Ende des Feldes wieder und lasse die Speedys rennen. Es wird sein wie so oft, man sieht sich zweimal.

 
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Nach 5 gemütlichen Kilometern kommt die erste Verpflegungsstelle und im Anschluss der erste Anstieg, der aber niemanden vor Probleme stellt. Auch die nächsten Kilometer führen aufwärts, aber so moderat, dass man es kaum spürt. Beim Beckenhof, einem beliebten Ausflugslokal, herrscht Hochbetrieb. Zu den vielen Gästen, die wegen der Pfälzer Spezialitäten sowieso gerne hierher kommen, sind heute zusätzlich die Läufer und ihre Fans unterwegs. Trommler sorgen für die richtige Atmosphäre. Die Staffelläufer wechseln, die „Halben“ laufen links und die Marathonis laufen eine Schleife um den Großen Arius, einem langgezogenen Bergrücken. Wir bleiben immer auf der breiten Forststraße. Einerseits ist das schade, denn als Trailläufer könnte man hier auf schmalen Pfaden herrliche Buntsandsteinfelsen erkunden, die so etwas wie das Wahrzeichen des Pfälzerwaldes sind.

 
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