Regen, Regen und noch einmal Regen – nicht ganz, dazwischen drei Stunden Regenpause!
Der PfalzTrail ist bis ins kleinste super gut vorbereitet. Die Streckenmarkierung ist mit Flatterbändern und Pfeilen auf den Wegen angebracht. Und dann regnet es die ganze Nacht vor dem Wettkampf, so dass das Streckenteam kurz nach Mitternacht noch einmal aufbricht, um die gesamte Strecke noch einmal zu kontrollieren. Leider spielt auch am Samstagmorgen der Wettergott nicht mit. Die Wolken hängen tief, Nebel senkt sich in die Täler und es regnet unaufhörlich.
Doch erst einmal ein paar Worte zur Veranstaltung: Mit der zweiten Austragung hat der Veranstalter die 74 Kilometer lange Ultra-Trailstrecke auf knapp 86 Kilometer erhöht. Einige Teilnehmer bemängelten im letzten Jahr den zu geringen Singletrailanteil, so dass der Veranstalter die bestehenden Strecken noch einmal überarbeitete und optimierte. Der Trailanteil wächst so für den Ultratrail auf 40 % an, was einer Länge von 34 Kilometern der Gesamtstrecke entspricht. Ein geringer Asphaltanteil von etwa 5 Kilometern verbleibt, da zum einen Start und Ziel in der Ortsmitte von Hertlingshausen/Carlsberg liegt und auch Ortschaften wie Battenberg und Höningen durchquert werden.
Ein Großteil der Strecke besteht nach wie vor auf bequem zu laufenden Forst- und Wiesenwegen. Jedoch verspricht diese Mischung aus Trails, befestigten Wegen und asphaltierten Straßen sehr abwechslungsreich zu werden. Das Zeitlimit für die UT-Strecke wird allerdings um nur eine Stunde auf 12,5 Stunden angepasst. Mit insgesamt 2230 Metern Höhendifferenz werden die Teilnehmer ganz besonders durch die vielen Bergauf- und Bergabwechsel in ihrer Ausdauer und Koordination gefordert. Die maximalen Höhen bewegen sich zwischen 170 m ü. NN und 500 m ü. NN.
Aufgrund einiger Auflagen durch den Naturschutz muss der Veranstalter Cutoff-Zeiten einrichten, die eingehalten werden müssen. Hier werden die Läufer gegebenenfalls auf Abkürzungsstrecken geschickt, um zurück nach Hertlingshausen zu gelangen. Allerdings räumt der Veranstalter beim Briefing vor dem Wettkampf ein, diese Cutoffs gegebenenfalls locker zu handhaben. Mit 10 Verpflegungspunkten, davon fünf mit Vollverpflegung, sind die UT-Läufer auf der gesamten Strecke in Abständen von maximal 10 Kilometern bestens versorgt. Vor dem Lauf können sie bis zu drei Läufersäcke für Wechselkleidung mit entsprechender Beschriftung abgegeben, was sich bei diesem Wetter als sehr nützlich erweist.
Unter diesen Voraussetzungen kann der Ultratrail in die Liste der UTMB-Qualifikationsläufe mit zwei Punkten aufgenommen werden. Wie im Vorjahr stehen auch dieses Mal wieder Kurzstrecken auf dem Programm, die vor allem auf die Bedürfnisse der Trail-Einsteiger ausgelegt sind. Alle wichtigen Informationen und Details zur Veranstaltung können auf der übersichtlich gestalteten Homepage zum PfalzTrail nachgelesen werden.
Im Weiteren wird die UltraTrail-Strecke (als UT abgekürzt) über 85,9 Kilometern und 2230 Höhenmetern beschrieben.
Über die Autobahn A6 in Richtung Kaiserslautern an Grünstadt vorbei erreicht man nach nur 5 Kilometer (Ausfahrt Wattenheim) Carlsberg-Hertlingshausen. Wie der Name „PfalzTrail im Leiningerland“ schon andeutet, befindet sich diese Trail-Laufveranstaltung mitten im Leiningerland, das nach einem historisch bedeutenden Adelsgeschlecht, den Leiningern, benannt wurde.
Bereits am Vorabend des Trails gibt es die Pastaparty im Festzelt neben dem Bürgerhaus und natürlich können auch die Startnummern abgeholt werden. Am Samstagmorgen ist der Start auf 6.30 Uhr angesetzt, so dass bereits ab 5 Uhr die Startnummernausgabe, die Festhalle und die Gepäckabgabe geöffnet sind. Kurz vor 6 Uhr wird dann auch ein reichhaltiges Frühstück gegen einen kleinen Unkostenbeitrag serviert.
Mit einem informativen Briefing um 6 Uhr fällt dann bei leichten Nieselregen pünktlich der Startschuss zum UT, den immerhin 111 Läufer unter ihre Füße nehmen wollen. Gleich am Ortsende geht es über die Felder auf einen Waldtrail am Eckbach entlang. Noch sind die Wege in völliger Dunkelheit, so dass die Läufer diese mit ihren Stirnlampen erhellen. Am Ortsrand von Altleiningen vorbei erreicht man am Parkplatz Langental (VP1/km 6,3) die erste Verpflegung. Durch das Langental sind bereits schon einige Höhenmeter bergauf wie bergab auf dem Weg zur VP2 Drahtzug (km 16,2), zu überwinden. Dieses fortwährende Wechselspiel, das den Kurs sehr anspruchsvoll macht, wird die Läufer ständig begleiten.
Im Spechttal geht es dann hinauf zum Drei-Burgenweg, einem Rundwanderweg, der die drei Burgen Altleinigen, Neuleinigen und Battenberg verbindet. Kurz vor der Burg Battenberg wechseln die Wald- in Feldwege durch die Pfälzer Weinberge. Durch den starken Regen seit morgendlichen Start haben sich die Wege in kleine Bäche verwandelt oder sie sind so aufgeweicht, dass man durch tiefen Schlamm watet. Wer hier durchläuft, hat bald keine trockenen Füße mehr! Dies erschwert natürlich auch ein zügiges Vorankommen. Leider kündigen die tief hängenden Wolken keine Wetterbesserung an. Die Sicht auf die Weinberge ist durch den dichten Nebel nur sehr eingeschränkt.
In der gut erhaltenen Burgruine Battenberg (VP3/km 23,0) bekommen die Ultraläufer zum ersten Mal neben Getränken auch Essbares und die DropBags, die sie im Startbereich mit trockenen Laufklamotten aufgeben konnten. Wie ist es anders zu erwarten, bei diesem Wetter sehen alle gleich nass aus! Kein Fleckchen am Körper bleibt wirklich trocken, von außen sind die Regenjacken und Hosen durchnässt vom Regen, von innen durch die Anstrengung beim Laufen bzw. durch das schnelle Gehen.
Gleich neben dem VP-Zelt ist unter einem Partyzelt im halbwegs Trockenen die Wechselzone für Staffel-Ultraläufer untergebracht. Gleich nach der Verpflegung folgt noch ein Rundgang durch den Weinort Battenberg, bis wieder die Felder und Weinberge erreicht sind. Selbst im Wald sind nun die Trails durch den Regen nass und zunehmend rutschig, doch bleibt meistens der Untergrund trotzdem recht griffig. Es tropft unaufhörlich von den Bäumen. Auf wunderschönen Pfaden geht es weiter unterhalb des Harzweilerkopfes und über den Mittelberg hinunter zum Ungeheuersee (VP4/km 31,2), einem Hochmoorsee mit seltenen Pflanzen und somit einem Naturdenkmal bei Weisenheim am Berg, wie auf einem Schild zu lesen ist.
Kurz vor Weisenheim am Berg biegt der Weg ins Woogtal ein und führt über den 470 m hohen Weilerskopf. Bei Leistadt folgt die Strecke der Wegmarkierung „Historischer Rundweg“. Auf diesem Abschnitt säumen vielen Felsblöcke und bizarre Felsformationen den Weg. So sind z.B. der Krumholzer Stuhl, die Suppenschüssel und die Teufelsmauer am Wegrand beschildert. Auch wenn die Streckenmarkierung wirklich vorbildlich angebracht ist, müssen die Läufer immer wachsam sein, denn unvermittelt biegt die Strecke scharf links oder rechts ab, so auch in diesem Waldstück. Und bei einem UT will man ja keine Mehrkilometer laufen…..
Die VP5 Leistadt (km 39,3) befindet sich am Rand der Wochenendsiedlung oberhalb des Ortes. Nur gute zwei Kilometer weiter ist bereits an einer kleinen Asphaltstraße neben dem Forsthaus Lindemannruhe (VP6/km 41,5) eine weitere Verpflegungsstelle aufgebaut, die neben Essen und Getränken auch die zweiten DropBags bereit hält. Einige Läufer nutzen die Pause, um sich trockene Kleidung überzustreifen.
Nach dieser Stärkung kommt erneut ein kurzer, aber steiler Anstieg auf den 487 m hohen Peterskopf, auf dessen Gipfel ein mächtiger, 30 m hoher Bismarckturm auf einer kleinen Lichtung steht. Endlos schlängelt sich der Trail immer weiter um den kleinen Peterskopf herum, um dann nach etwa 9 Kilometern auf einer Wegkreuzung mitten im Wald auf die VP7 Schlagbaum (km 50,2) zu treffen.
Glücklicherweise ist jede Verpflegungsstelle mit Name und Kilometerangabe versehen, so dass für die Läufer ohne GPS-Gerät eine Orientierung möglich ist. Zusätzliche Kilometerangaben auf der Strecke gibt es keine. Weiter winden sich die Wege durch den Wald. Nur ganz selten gibt der z.T. sehr dichte Nebel die Sicht kurz frei und es sind ein paar Häuser auszumachen.
Die VP8 in Klaustal (km 56,3) befindet sich auf einem Parkplatz, wo die Läufer, wie schon zuvor, von den gut gelaunten Helfern begrüßt werden. Damit der Veranstalter einen Überblick hat, auf welchem Teilstück sich die einzelnen Läufer befinden, wird beim Erreichen der VP gleich die Startnummer notiert, essentiell für den Fall, dass doch jemand Hilfe benötigt.
Erneut erwartet uns ein steiles Bergauf teilweise über befestigte Steinstufen, um die Höhenmeter leichter zu bewältigen. Wunderschön sieht man zwischen den Bäumen den Nonnenfels und weitere Felsblöcke mit bizarren Formen im Wald. Schließlich geht es auf gut zu laufenden Wegen meist bergab ins Pfaffenthal, wo die erste Cutoff-Zeit auf die langsamen Läufer wartet. Bis 16 Uhr kann diese Stelle passiert werden.
Über die Ruine Schlosseck schlängelt sich der schmale Pfad immer weiter, bevor ein anstrengender Anstieg auf den Rahnfels folgt. Der Rahnfels ist mit 517 m ü. NN der höchste Punkt, der auf der UT-Strecke erreicht wird. Mit dem kleinen Aussichtspunkt und der Schutzhütte wäre es eigentlich ein nettes Plätzchen gewesen, um dort kurz zu verweilen. Doch hier oben ist es eher kühl und ungemütlich, die Aussicht ist zudem vom Nebel verdeckt. Also geht es gleich wieder weiter, denn nach etwa 1,5 Kilometern kommt bereits die VP9 Rahnfels (km 66,7), die sich direkt an der Asphaltstraße befindet.
Quer über die Straße geht nun der schmale Trail weiter durch das Bachertal bis zum Toten Mann-Punkt, einem zweiten Cutoff um 16.30 Uhr. Der Kontrollposten diskutierte kurz mit den Läufern über die verschiedenen Möglichkeiten, ins Ziel zu kommen. Der direkte Weg nach Hertlingshausen würde ab hier nur noch 9 Kilometer lang sein, die Originalstrecke kommt auf weitere 16 Kilometer bis ins Ziel.
Auch auf dem letzten Streckenabschnitt sind weitere beachtliche Höhenmeter zu sammeln. Mit einer Schleife über den Roten Hohl schlängelt sich der Weg mit ständigem Wechsel von vielen Bergaufs und Bergabs talwärts nach Höningen (VP10/km 76,7). Diese dritte Cutoff-Zeit um 18.15 Uhr können nur noch wenige Läufer schaffen, um die verbleibenden knappen 10 Kilometer bis ins Ziel auf sich nehmen.
Dem Leininger Weg folgend müssen die Läufer einen letzten kräftezehrenden Anstieg überwinden. Dann am Naturfreundehaus Rahnenhof vorbei ist man schon bei den ersten Häuser von Hertlingshausen angekommen. Längst ist es wieder dunkel geworden, ganz besonders im Wald bricht durch die tief hängenden Wolken die Nacht sehr viel früher an und die Stirnlampe ist ein wichtiges Utensil auf den letzten Kilometern.
Leider hat es nach einer Regenpause von etwa 3 Stunden wieder angefangen zu regnen, kaum dass die Laufkleidung endlich etwas trocknen konnte. Dieses Mal ist der Regen so heftig, dass alles in kürzester Zeit völlig durchnässt ist. Entlang der Hauptstraße läuft man auf dem abgesperrten Teil mit leichtem Schlussanstieg ins Ziel. Eine kurze Gratulation im strömenden Regen und eine Finisher-Medaille beenden diesen langen, aber doch wunderschönen Tag.
Nun freut man sich nur noch auf eine warme Dusche und auf trockene Kleidung. Doch der Weg vom Bürgerhaus zur Turnhalle am anderen Ortsende ist weit und ein kleiner Shuttle bringt die müden, durchnässten Läufer ins Trockene. Glücklicherweise sind die Duschen wirklich warm, auch wenn sie schon von den vielen Läufern der kürzeren Strecken genutzt wurden.
Zurück am Bürgerhaus liegen die Läufersäcke zur Abholung bereit und dann geht es zu PfalzTrail-Party. Hier spielt die bekannte Rockgruppe RoxxBusters zum Abtanzen. Die Halle ist gefüllt mit Läufern, die diesen Samstagabend stimmungsvoll ausklingen lassen, und mit vielen Einheimischen, die trotz des andauernden Regens zum Fest nach Hertlingshausen gekommen sind.
Von den 111 gestarteten Läufern finishten 81 über die Gesamtstrecke von 86 Kilometer, auf die Abkürzungen wurden 14 Starter geschickt, die dann nach 78 bzw. 72 Kilometer in Hertlingshausen ankamen. Bei der gleichzeitig gestarteten Ultratrail-Staffel kamen 5 Mannschaften, bestehend aus je 3 Läufern, über die Gesamtstrecke ins Ziel. Insgesamt waren beim zweiten PfalzTrail an diesem Samstag mehr als 600 Läufer auf allen Distanzen im Leiningerland um Hertlingshausen unterwegs.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die ausgezeichnete Organisation bedanken. An den Verpflegungsstellen hat es an nichts gefehlt, die Helfer waren immerzu freundlich. Die Streckenmarkierung war perfekt angebracht und wer sich dennoch verlief, war einfach gerade mal unaufmerksam. Die Strecke ist bei schönem Wetter wirklich super und bietet viele schöne Ausblicke, bei Battenberg sogar bis ins weit entfernte Heidelberg. Leider kann der Veranstalter das Wetter noch nicht bestimmen. Aber für all diejenigen, die ausschließlich die matschigen, nassen und rutschigen Trails suchen, war das Wetter natürlich perfekt.
Beim Betrachten der gelaufenen Strecke aus der Vogelperspektive erkenne ich ein wildes Strecken-Wirrwarr, als hätte jemand versucht, alle Sehenswürdigkeiten und interessante Ausblicke in einen Lauf zu packen. Unterwegs kam daher keine Langeweile auf, immer wieder gab es neue Eindrücke und stimmungsvolle Abschnitte vor allem durch den Nebel.
Insgesamt hat es mir super gut gefallen und ich freue mich schon auf das nächste Jahr.
29.09.18 | Und ewig läuft es auf und ab … |
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