Ganz am Ende des Pitztals findet die Gletscher-Premiere und somit der 3. Lauf der Trail Maniak-Serie statt. Mario Schönherr und sein Team sind auf neuen Wegen und präsentieren uns ein Event unter dem Slogan: Trailrunning auf höchsten Niveau. Und das soll sich nicht nur auf die in ungewohnter Höhe stattfindende Veranstaltung beziehen, sondern in erster Linie auf die Anforderungen an uns Trailrunner verdeutlichen.
In Imst biegen Jan und ich ein ins 40 km lange Pitztal, einem Gebirgsstock der Ötztaler Alpen. Um 600 wurde es durch die Bajuwaren besiedelt und zählt bis heute zum Bairischen Sprachraum, somit bin ich hier auch noch zu Hause. Umgeben sind wir von 38 Dreitausendern. Der Pitztaler Gletscher bildet den Talabschluss. Hinter ihm steht Tirols höchster Berg, die Wildspitze mit einer Höhe von 3.774 m. Das etwa 10 km² große Gletschergebiet ist das zweitgrößte Österreichs. Der ursprüngliche Name lautet Mittelbergferner und der höchste Punkt liegt auf 3.440 m. Direkt aus der Gletscherzunge entspringt die Pitze, die dem Tal auch seinen Namen gibt.
In Mandarfen ist die Trailcity von Mario’s Säbelzahntiger-Events aufgebaut. Der kleine Weiler liegt auf 1.675 m Seehöhe und hat sich in den letzten Jahren zu einer touristischen Hochburg entwickelt. Ursprünglich war hier nur eine Alm und die auch nur im Sommer bewohnt. Heute bieten mehrere Hotels Platz für bis zu 900 Gäste. So viele haben sich zur Premiere noch nicht angemeldet und somit ist die Zimmerbuchung auch kurzfristig kein Problem.
Erster Anlaufpunkt am Zielort ist der Check In im Bergführer-Büro in Mandarfen. Das fängt ja schon verheißungsvoll an. Verena empfängt uns und kontrolliert als erstes, ob auch alle die richtige Handynummer angegeben haben. Das Mobiltelefon mit den eingespeicherten Nummern der Bergrettung und von Rennleiter Benedikt Walser gehört zur Pflichtausrüstung.
In den Startunterlagen finden wir neben Startnummer, Chip und Veranstaltungspräsent noch diverse Gutscheine. Ganz ungewöhnlich, aber richtig klasse ist die Durchführung der Pasta Party. In vier umliegenden Hotels werden unterschiedliche Gerichte angeboten, jeder kann nach seinem Gusto entscheiden, auf was er Bock hat und dort seinen Essensgutschein einlösen. Wenn das nicht eine tolle Sache ist! So bekommen wir unsere Kohlehydrate in Restaurant-Qualität.
Pflichtveranstaltung für alle Teilnehmer des 95K und 42K ist das Race Briefing in der Pitzalm um 18:30 Uhr. Die urige Location ist schnell proppenvoll und Sitzplätze Mangelware. Nach der Begrüßung werden wir mit den Tatsachen vertraut gemacht. Wie bereits schoch am Vortag auf der Website und per Mail bekannt gegeben, können die ursprünglich geplanten Strecken des 95K und 42K nicht 1:1 gelaufen werden. Daneben gibt es für Einsteiger auch noch einen 13K.
Fieberhaft suchte man in den wenigen verbliebenden Tagen nach einer neuen Strecke, nachdem Streckenchef Benedikt Walser und seine Bergführer-Kameraden die Freigabe für diverse kritische Abschnitte im Sinne der allgemeinen Sicherheit verweigerten, darunter auch die Passage über den Gletscher. Acht Kilometer im knietiefen Schnee sind einfach niemanden zuzumuten und viel zu gefährlich. Infolgedessen musste in der Kürze der Zeit die geplante Strecke komplett umgebaut werden. Für Trailspezialist „B´jak“ Thomas Bosnjak waren einige Sonderschichten fällig. Somit haben uns, auch bei jetzt allerschönstem Sommerwetter, die Wetterkapriolen dieses Jahres eingeholt.
Mario verspricht uns dennoch eine Herausforderung, die alle an die Grenzen bringen wird, und eine spektakuläre Strecke.
Zwei Cut Offs und Ausstiegsmöglichkeiten wird es geben, die erste in Trenkwald (km 57) um 18:30 Uhr und noch eine in St. Leonhard (km 68) um 21 Uhr. Alle, die innerhalb des Zeitlimits ankommen und aussteigen möchten, kommen in eine eigene Wertung und entgehen so dem DNF. Für die komplette Strecke sind 26 Std. Sollzeit vorgegeben. Durch den Wegfall der Gletscherpassage sind Spikes oder Eiskrallen nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Aber es werden immer noch diverse Schneefelder zu durchqueren sein, die aber meist im Laufe des Tages schon ziemlich sulzig und so gut zu passieren sein müssten.
Ausdrücklich werden wir darauf hingewiesen, dass Riegel und mitgeführte Gels mit der Startnummer beschriftet werden müssen, damit ja nichts weggeworfen wird. Sollte dies dennoch der Fall sein, droht der Ausschluss vom Rennen. Zudem werden auch keine Plastikbecher an den Verpflegungsposten ausgegeben. Becher sind selbst mitzuführen und bei Läufern ohne Trinkflasche, nur mit Trinkrucksack, sogar Vorschrift. Mehr Umweltschutz geht fast nicht mehr. Sollte jemand der Getränkevorrat unterwegs ausgehen, das Wasser ist hier aus allen Quellen und Wasserfällen problemlos trinkbar. Könnte sein, dass sich mal eine Kuh vorher in einen Bachlauf verirrt hat, aber das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Zum Abschluss gibt es noch einen Vortrag von Tom Eller über seinen vor kurzem absolvierten Mt. Everest K60 Extreme. Er macht es kurz, die meisten wollen früh ins Bett.