Erst zum dritten Mal hätte in diesem Jahr der „Traumlauf mit Traumkulisse“ (Titel von Greppis Laufbericht) im Valle del Primiero in den Dolomiten stattfinden sollen. Trotzdem ist die Liste der M4Y-Läufer, die daran teilnehmen und berichten wollen, lang. Das hat viele gute Gründe. Dass in diesem Jahr nichts daraus wird, hat nur einen: Corona.
Statt eines aktuellen Laufberichtes haben wir Zitate aus den Laufberichten von Andreas Greppmeir und Andreas Bettingen zusammengestellt.
Die ausführlichen Berichte gibt es hier
auf Marathon4you.de
„Nein, „Primiero“ hat nichts mit „dem ersten“ oder mit „Premiere“ zu tun. Das Valle del Primiero oder Primör, wie es früher auf Deutsch genannt wurde, ist ein Tal in den Dolomiten. Hier findet in diesem Jahr zum vierten Mal der Primiero Dolomiti Marathon statt.“
„Während im Winter der Skizirkus rund um die Hochburg San Martino di Castrozza das Einkommen vieler Hotelbetriebe auch in den Nachbarorten sichert, setzt man im Sommer auf Wanderurlauber, kulturelle Veranstaltungen und eben seit 2016 auf den Marathon als Besuchermagnet. In diesem Jahr sind wir mit von der Partie.“
„Pünktlich um 8:45 Uhr geht es los. Zur Einstimmung geht es sanft bergauf über eine frisch geteerte Bergstraße. Da kann man gut überholen und sich in die Läuferschar einordnen. Nach zwanzig Minuten erreichen wir auf einer kleinen Ebene einige Hotels, deren Gäste uns anfeuern. Die ersten 16 Kilometer laufen wir am Rande der Pala di San Martino-Dolomiten entlang. Immer wieder bieten sich beeindruckende Ausblicke auf die schroffen Kalkgesteinsfelsen. Dort finden Kletterer viele Herausforderungen.“
„Nach ein paar hundert Metern haben dann die ersten Läufer ihr Pulver verschossen und ich kann mit ihnen gemeinsam stramm weiter marschieren. Als wir schon bald den Wald wieder verlassen, liegt ein kleines Bergdorf vor uns, umgeben von grünen Wiesen, im Hintergrund die Palagruppe. Genial. Schöner könnte es gerade gar nicht sein.“
„Schon nach zwei Kilometern ist die Traileinlage wieder vorbei. An der Verpflegungsstelle Ronzi heißt es auftanken. Die VPs gibt es alle vier Kilometer. Wasser, Iso, später Cola, Bananen, Rosinen, Keksen sind im Angebot. Es wird darauf geachtet, dass man die Becher vor Ort austrinkt und in die dafür vorgesehenen Sammelbehälter wirft.“
„Auf dem nächsten Streckenabschnitt bis zur Verpflegungsstation bei Kilometer 12 ist es ganz ähnlich, breite Waldwege, Trails und Geröllhalden wechseln sich ab. Und immer geht es bergauf und bergab, jetzt wieder durch ein Waldstück. Zunächst sieht man die Felszacken der Pala nur zwischen den Bäumen, dann in ihrer vollen Pracht hinter grünen Wiesen. Es ist einfach spektakulär. Wir laufen hinab in Richtung San Martino di Castrozza. Gut 16 Kilometer haben wir zurückgelegt.“
„San Martino di Castrozza ist ein Bergdorf wie aus dem Bilderbuch. Im 19. Jahrhundert von den Pionieren des Alpinismus entdeckt, galt es schon früh vor allem bei Edelleuten als beliebtes Ferienziel. Die prächtige Bergkulisse diente vielen Künstlern als Inspirationsquelle. Auch die 1924 veröffentlichte Novelle „Fräulein Else“ von Arthur Schnitzler, in der eine Wiener Anwaltstochter versuchen soll, einem reichen Geschäftsmann ein Darlehen zur Rettung ihrer vom Bankrott bedrohten Familie zu entlocken, ist hier angesiedelt.“
„Grüne Wiesen liegen vor uns, Kühe grasen und liegen relaxed in der Sonne. Mann, haben`s die gut. Ich will etwas Tempo machen, lass es aber sein. Der Weg ist zu schlecht und die Landschaft zu schön. Wir sind im oberen Valle del Vanoi, vor uns liegt der malerische Calaita-See und die großartigen Türme der Pale di San Martino. Eine einmalige Naturkulisse. Klar, hier lauert ein Fotograf am Streckenrand, um die Teilnehmer abzulichten. Am Calaita-See erreiche ich Kilometer 25 und die nächste Verpflegungsstation. Ich mische Iso mit Wasser und lasse mich für ein paar Minuten auf einer Bank nieder. Ich muss das einfach genießen. Fantastisch.“
„Eine Verpflegungsstelle wartet direkt in der Fußgängerzone. Die Straße auf den Rolle-Pass, eine wichtige Verkehrsverbindung, wird durch uns blockiert. Um 10:30 Uhr, also lange bevor wir hier vorbeikommen, sind die Teilnehmer des 26- km-Laufs und der ebenso langen Wanderung (ohne Zeitnahme und Gesundheitsnachweis) hier gestartet.“
„Sah der Verlauf der Höhenlinien auf dem Infoblatt recht eben aus, zeigt sich nun seit sieben Kilometern, dass auch kleine Anstiege auf den Karten in der Realität die Oberschenkel ziemlich strapazieren. Die Forststraße geht in einen Wanderpfad über, der steil bergauf durch ein Meer von Farnen führt. Immer wieder genießen wir Blicke auf die Gipfel gegenüber. Bei km 23 wartet wieder einmal ein Team der Bergrettung auf uns. Der Läufer vor uns erkundigt sich nach dem weiteren Verlauf: Nur noch ein paar leichte Anstiege, dann immer nur bergab, meint der Helfer.“
„Eher unspektakulär erreichen wir dann auch den höchsten Punkt des Kurses bei 1.686 Metern. Über die Forcella Calaita zweigen wir in ein seitliches Hochtal ab und kurz danach öffnet sich der Blick auf einen wunderschönen Bergsee, den Lago di Calaita. Das Rifugio Miralago am anderen Ende ist auch mit dem Pkw zu erreichen. Aber zuvor sind auf einer mulattiera noch einige 26-km-Wanderer zu überholen. So eine mulattiera, zu Deutsch Saumpfad, hat es in sich. Fein säuberlich sind hier Steinplatten verlegt, auf denen früher Güter mithilfe von Lasttieren transportiert wurden. Zum schnellen Laufen ist dieser Untergrund nicht so gut geeignet. Kräftezehrend geht es dahin.“
„Das kleine Dorf Lozen ist nach 34 km erreicht. Ich labe mich an der vorletzten Verpflegungsstelle. Nun geht es endgültig in Richtung Ziel. Am Ortsausgang wartet noch ein heftiger Anstieg, der mit in der prallen Sonne einiges abverlangt. Ich bin froh, als ich oben angekommen bin. Zwei Läufer erfrischen sich an einem Brunnen, eine betagte Bäuerin reicht den beiden immer wieder ein Glas mit kalten Gebirgswasser. Genau das Richtige, auch für mich. Während die Frau uns versorgt, sitzt der Gatte gemütlich in einem Campingstuhl unter einem Sonnenschirm. Er applaudiert und will mich aufmuntern. Jedenfalls deute ich seine Worte so. Ich muss einen miserablen Eindruck auf ihn machen, denn jetzt bietet er mir eine eiskalte Cola an. „Mille Grazie“ kann ich da nur sagen.“
„Weit unten im breiten Tal sieht man ein Dorf. Wir sind nun anscheinend wieder im Haupttal und laufen direkt auf das Ziel zu. Noch sechs Kilometer. „Ultima salita“ - letzter Anstieg - verkündet ein Plakat. Die ersten Almen sind erreicht und über eine Wiese geht es bergab. „Discesa pericolosa“ , ein gefährlicher Abhang, erwartet uns nach der nächsten Kurve. Was aber eher als Hinweis für die ganz schnellen Läufer taugen dürfte.“
„Erst einen Kilometer vor dem Ziel lasse ich den Wald hinter mir. Ich gebe ich nochmal alles und überhole dabei sogar noch eine Teilnehmerin aus dem 26-Kilometer-Lauf. Ein paar Zuschauer, Touristen und Finisher applaudieren mit in der geschmückten Fußgängerzone. Silke steht am Streckenrand und ich verliere noch ein paar Sekunden, da ich mir frühzeitig mein Finisher-Bussi abholen will. Dann durchquere ich das hölzerne Zieltor. Es ist geschafft! Ein Mädl im Dirndl wartet auf mich und hängt mir meine Medaille um. Sie ist natürlich auch aus Holz und passt damit so richtig zu dieser Veranstaltung.“
„ Dieser Bergmarathon ist eine Wucht: Eine abwechslungsreiche Kombinationen aller möglichen Wege, perfekt für Trailanfänger, da nicht zu schwierig. Für Fortgeschrittene sind sehr schnelle Zeiten möglich. Es gibt viele Verpflegungspunkte und beste Streckenabsicherung und -markierung. Das Ganze in einer wunderbar gepflegten Umgebung im Trentino. Da lohnt sich auch eine weite Anreise, eventuell kombiniert mit einem etwas längeren Aufenthalt.“
Auf Wiedersehen beim Primiero Dolomiti Marathon 2021