Die letzten Meter hinauf auf die Spitze der Halde sind wieder schöne Klänge zu vernehmen. Diesmal von einer Trompete. Gespielt wird das Steigerlied, "Glück auf, der Steiger kommt", ein altes deutsches Bergmannslied. Passend zur Halde.
Oben angekommen, erwartet uns ein herrlicher Rundblick von der Höhe, allerdings getrübt durch das Wetter. Das Gastspiel der Sonne ist schon wieder beendet und es weht ein kräftiger Wind. Also nix wie runter.
Herunterlaufend kann ich noch einige nach mir hinaufgehende Läufer beobachten. Aber alle sind guter Dinge. Es ist ja auch richtig schön zu laufen. Mir gefällt der Trail. Abwechslungsreich, immer wieder was Neues, nie langweilig.
Bei einer größerer Matschpartie stoße ich auf Ursel und Heike. Mit beiden laufe ich nun ein gutes Stück gemeinsam, immer schön quatschend und immer auf den Untergrund achtend. Ich bekomme einfach keine Gelegenheit für ein Foto mit einem Läufer im Matsch.
In der nun wieder mal scheinenden Sonne wird eine Straße gequert. Es sind insgesamt nur drei oder vier, stets gut abgesichert durch Helfer. Die Strecke ist im Übrigens gut markiert durch Flatterbänder und gelbe Pfeile mit Sprühkreide. Ein Verlaufen ist (fast) unmöglich.
Die erste von drei Verpflegungsstellen wird bei Km 8,6 an der Schutzhütte Riegelsberg erreicht. Es gibt Wasser und Iso. Ich trinke lieber aus meinem Trinkrucksack meine persönliche Apfelsaft-Wasser-Mischung. Gemeinsam mit Ursel und Heike sind einige matschige Passagen zu bewältigen. Aber das ist alles kein Problem. Auch die kleinen Bächlein sind mit einem Sprung gut zu bewältigen, wie auch die weiterhin im Weg liegenden Bäume kein ernstes Hindernis darstellen, sie sind eher eine willkommene Abwechslung.
Eine Metalltür öffnet sich und wir laufen über Bahngleise und sind neben der Autobahn. Hier bin ich doch gestern gefahren. Wir laufen parallel zur Ausfahrt Riegelsberg, biegen aber nach wenigen Metern wieder ab in den Wald.
Weiter geht die Abwechslung auf der Strecke. Einige kleine Brücken bzw. als solche funktionierende Bretter bringen uns trockenen Fußes über kleine Wässer. Ich bin hier mit Sandra und Tina unterwegs. Wir haben unseren Spaß, aber auch die Beiden wollen in den matschigen Passagen partout nicht ausrutschen.
Kurz und knackig ist der Anstieg zur zweiten Halde, die unvermittelt zu unserer Rechten auftaucht. Nix wie hinauf. Abkürzen geht nicht. Man muss zwar auf derselben Holztreppe wieder runter auf der man hinauf gekommen ist. Aber es wird aufgeschrieben und fotografiert, wer oben ankommt. Gut so. Im Übrigen würde man sich um schöne Erlebnisse bringen. Hier oben darf ich doch Sandra und Tina kurz in den Arm nehmen - für ein Foto.
Weiter gehts. Wunderschöne kleine Pfade wechseln sich weiterhin ab mit breiteren Wegen. Brücken sind zu überlaufen und kleinere und größere Seen liegen an der Laufstrecke. Sehr schön sind Passagen an einem kleinen Bach im Wald.
Und immer wieder über dem Weg liegen Bäume. Hier scheint ja wirklich ein Urwald zu entstehen.
Und da kommt auch mal wieder die Sonne raus, gerade als ich mal wieder aus dem Wald heraus komme. Vor uns liegen Häuser. Nein, es ist eine Scheune. Und was für eine.
Die Scheune wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert mitten im Saarkohlewald erbaut . Im Rahmen des Projekts "Urwald vor den Toren der Stadt" wurde sie 2005 zu einem Informationszentrum ausgebaut in dem auch viele Aktionen stattfinden. Nun wird mir auch klar, dass Hendrik mit der Verwendung des Begriffs Urwald bei seiner Einweisung in den Lauf keinen Scherz gemacht hat.
An der Scheune befindet sich nach 19,8 Km die zweite Verpflegung. Und hier verweile ich gerne. Gibt es doch etwas zu futtern. Käse- und Wurstbrote, auf handliche Größe klein geschnitten, Riegel, Gurkenstückchen, Bananen ... Da greife ich doch zu.
Zwei Drittel sind geschafft und ich mache mich gut gestärkt auf zum letzten Drittel. Auf der Strecke bleibt es abwechslungsreich. Ich genieße den Lauf.
Ob die Bergleute aus dem Nordsaarland auf ihren langen Wegen, oft 10-20 Km, zur ihrer harten Arbeit in den Gruben auch so dachten? Wohl kaum. Erwartete sie doch nach ihren Märschen zur Arbeitsstätte eine harte körperliche Arbeit. Ihnen zu Ehren trägt der Lauf auch die Bezeichnung Hartfüßler Trail, genannt nach den Hartfüßlern, eben jenen im Vorsatz erwähnten Bergleuten.
Da taucht die dritte Verpflegung auch schon auf. Ich traue meinen Augen nicht. Es gibt was zu Naschen, dazu die von der Scheune Neuhaus bekannten Käse- und Wurstbrote. Und was rieche ich?
Jemand noch einen Schwenker? höre ich da einen freundlichen Helfer rufen. Und da sehe ich den kleinen Schwenkgrill und unter einer Alufolie abgedeckt liegen die Produkte die hier gegrillt wurden: Schwenkbraten und Würstchen, in handliche kleine Stücke geschnitten. Und wie das riecht, einfach köstlich.
Ich kann a) die Mitläufer, die hier dankend ablehnen wegen der noch zu laufenden Km nicht verstehen, und b) greife ich gleich vier Schwenker ab, dazu eine Wurst. Das Ganze wird noch mit alkoholfreiem Bier garniert. Die restlichen Km lassen sich doch auch mit vollen Magen laufen.
Ach, was geht es mir gut. Und wie leicht fällt das Weiterlaufen. Im Ernst, die Schwenker im Magen sind kein Problem. Sollte es öfters geben. Für mich allemal ein Grund, wieder zum Hartfüßler zu werden. Dann aber auf dem 58er.