Einer meiner liebsten Bergläufe ist der Montafon-Arlberger, der von Silbertal nach St. Anton führt. Fünf Mal bin ich den schon gelaufen und gegangen und 2018 steht er wieder auf dem Zettel. Was die Teilnehmer hier zum Mitmachen bewegt, ist die Herzlichkeit der Montafoner und Oberländer. Die können Organisieren und verstehen auch ihr Geschäft mit dem Urlauber und Sportler.
Der Montafon Arlberg Marathon präsentiert sich absolut professionell und bietet für alle etwas, ob man nun laufen, marschieren oder auch nur zuschauen will. Die ganze Familie wird ins Boot geholt. Die Ausdauernden gehen den Marathon mit 1600 Höhenmetern an, die Trailläufer (da können auch gute Walker und Wanderer mitmachen) messen sich auf 33 Kilometer (1190 Höhenmeter), wer hineinschnuppern will, der macht den Panoramatrail über 16 Kilometer (400 Höhenmeter) und Kinder werden spielerisch an das Thema herangeführt.
Gestartet werden die beiden langen Strecken in Silbertal, das Ziel werden wir nach getaner Arbeit in St. Anton am Arlberg erreichen. Da gilt schon zu überlegen. Am Startort übernachten? Dann muss ich nach meinem Zieleinlauf die Rückkehr organisieren. Oder schlafe ich in St. Anton? Dann muss ich für den Start früh aufstehen, um mit dem Bus an den Start zu kommen. Ich bevorzuge Letzteres. Dann kann ich nach der Ankunft noch Feiern und später in aller Ruhe in die Unterkunft spazieren. Die Abfahrt der Busse von St. Anton ist bereits und 06.00 Uhr ab Bahnhof avisiert. Transfers zurück ins Silbertal gibt es natürlich auch.
Nach meiner Ankunft per Bahn in St. Anton (Fernzugstation!) beziehe ich meine Unterkunft vis-a-vis der Dorfkirche bei meiner letztjährigen Gastgeberin. Ich bin wieder der erste Urlaubsgast. Naja fast, denn auch der Zeitnehmer von race-result aus Bregenz hat sich hier einquartiert. Unterkünfte findet man in Sommer in St. Anton leicht, denn das meiste Geld wird natürlich mit dem Wintersport verdient. Eine Million Übernachtungen werden von den knapp 2500 Einwohnern im Jahr gestemmt, die müssen da ganz schön ackern. Nach einem Spaziergang durch St. Anton, einem „leichten“ Mahl (Zwiebelrostbraten!) und zwei Bierchen geht der Autor zeitig in die Heja. Am nächsten Morgen wirft mich dann der Wecker bereits um Fünfe in der Früh aus dem Bett. Nach einem kargen Frühstück mache ich mich auf dem Weg zum Bahnhof (zehn Minuten von der Ortsmitte entfernt).
Kurz vor 07.00 Uhr kommen wir dann in dem Ort namens Silbertal an. So heißt auch das Tal im Montafon, ein Seitental der Ill, der im Kreuzworträtsel oft gesuchte Rheinnebenfluss. Rund 850 Einwohner hat Silbertal, der Ort liegt auf 900 Meter Seehöhe. Vor rund 1000 Jahren wurde hier Bergbau betrieben und hauptsächlich Silber geschürft. Nach der Entdeckung Amerikas fiel der Silberpreis massiv und der Abbau rentierte sich nicht mehr. Heute gibt es einige gewerbliche und touristische Betriebe in Silbertal.
Im Feuerwehrhaus werden gerade die Startnummern ausgegeben, noch ist es ruhig. Viele werden schon am Vorabend im Rahmen der Pastaparty (im Startgeld enthalten) im Vereinshaus ihre Unterlagen abgeholt haben. Übrigens, für das Startgeld erhältst du heuer neben der üblichen Infrastruktur einen blauen wasserdichten 30 Liter-Seesack, ein trendiges Teil. Als Startgeld nimmt man bei frühzeitiger Anmeldung 52 EUR beim Marathon. Neben Massage, Medaille und Eintritt in das Arlberg-WELL.com (Schwimmbad) ist die Verpflegung während und nach dem Lauf enorm. Doch dazu später mehr.
Heute werden wir von Petrus verwöhnt. Vielleicht ist es schon zu viel des Guten, denn bereits vor dem Start kratzt die Temperatursäule an der 20 Grad-Marke. In der Höhe wird es dann nicht so ganz warm werden, doch Sonnenschutz ist angebracht. Wir sollten auch viel trinken, so die letzten Hinweise. Die nicht benötigte Kleidung gebe ich frühzeitig an einem Lkw ab, wir werden diese wieder am Schwimmbad erhalten. Einen Windschutz brauche ich heute definitiv nicht. Die Meteorologen aus Innsbruck sagen null Prozent Regenwahrscheinlichkeit vorher, die Einheimischen sprechen von „feinem“ Wetter.
Von den Meldezahlen ist man positiv überrascht, denn fast 800 Leute auf allen Distanzen haben gemeldet. Jeweils 250 werden auf die beiden langen Distanzen gehen, der Rest teilt sich auf die weiteren Disziplinen auf. Es war richtig, den Trail von 33 Kilometer mit ins Programm aufzunehmen. Mittlerweile hat diese Distanz den gleichen Zulauf wie der Marathon. Und hier kann mitlaufen, für den der Marathon vielleicht zu schwer und die Sollzeit zu streng ist. Man kann sich über den Panoramalauf in Richtung des Marathons mit Training innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens hochdienen.
Nach den üblichen Informationen und den Grußworten der Ortspolitik hat auch der Mitbegründer des Laufes, der frühere Bürgermeister Willy Säly, ein paar Worte für uns übrig. Der T33 wird dann pünktlich um 08.00 Uhr auf die Strecke geschickt. Bis 17.00 Uhr sollten die dann im Ziel vor der Gemeindeverwaltung in St. Anton erscheinen. In neun Stunden könnte die Strecke ein durchschnittlicher Wanderer schaffen (wenn er nicht mehrmals in ein Wirtshaus einkehrt). Gegen 08.30 Uhr sind dann die Marathonis dran, wir stellen uns einige Minuten vorher auf und werden dann ebenfalls losgelassen.
Für gut zehn Minuten sind die Vorzeichen umgedreht, denn es geht das Tal hinaus. Wir beginnen unser Rennen unter dem Applaus der vielen Zuschauer und Kinder, die zwischen dem Feuerwehrhaus und der Ortsmitte stehen. Die Kinder dürfen noch eine halbe Stunde warten, dann gehen sie auf ihre Trailrunde durch den Ort und um den Sportplatz. Die Hauptstraße ist für uns kurzzeitig gesperrt. Nach zwei Kilometer verlassen wir die Landesstraße 95 und laufen nun nach zwei Linkskurven auf einer Ortsstraße wieder Richtung Ortskern, rechterhand fließt die Litz in Richtung Schruns. Hier ist der tiefste Punkt unseres Kurses, die Brücke über die Litz liegt auf einer Meereshöhe von 840 Meter. Nun wird unser Kurs lange ansteigen, rund 18 Kilometer lang. Aber keine Angst. Es wechseln sich gerade und sanft steigende Stücke mit steileren Rampen ab. Aber diese Steilstücke dauern nie so lange, dass du die Lust verlierst. Wenn es zu „gach“ wird, dann geht man halt ein paar Meter oder einige Minuten. So kommt man dann auch vorwärts.
Anfangs laufen wir durch ein Sägewerk, später an der Kapellbahn vorbei. An einer Brücke steht der Rennleiter Günther Ernst mit einer Geländemaschine. Er wird uns doch nicht mit dem Bock auf der Strecke überwachen wollen? Dann sehe ich bereits die Pfarrkirche von Silbertal, im Zentrum liegend. Zuvor kommt noch eine Steigung, wo die ersten schon einen Marschiergang einlegen. 1332 wurde das Gotteshaus vom Bischof Ulrich aus Chur auf die Heiligen der Walser St. Nikolaus und St. Mauritius geweiht. Irgendwann wird es sich ergeben, dass ich einen Blick in die Pfarrkirche werfen kann. Vielleicht im nächsten Jahr?
Vorbei am Hotel Silbertal und Bergkristall führt unser Weg wieder auf die Innertalstraße mit Kilometer vier. Ein Verrückter fällt mit seiner eigenwilligen Kopfbedeckung auf. Zu beschreiben als rot, mit Rüssel, Stoßzähnen wie ein Elefant und Ohren wie ein Hausschein. Ich muss lachen, als ich vorbeilaufe. „Die Mütze hat den Vorteil“, so der Träger Michael vom LT Ettlingen, „du kannst gescheit Wasser schöpfen.“ Sein Verein hat für ihren Vereinsausflug diese Veranstaltung gewählt. Ganz schön clever.
Kilometer vier, wir laufen nun erneut unter dem Startbogen durch, nur jetzt in der anderen Laufrichtung. Gleich danach können wir das erste Mal verpflegen. Die Helfer sind schwer beschäftigt mit Nachschenken, Getränke reichen und Bananen schneiden. Zehn Verpflegungsstellen werden wir anlaufen, die anfangs an der langen Steigung noch enger zueinander liegen. Die Aufwärmrunde endet, gleich danach auch der asphaltierte Untergrund.
Der Kurs wird welliger, die Forststraße ist für den Verkehr gesperrt. Wir werden niemanden mehr sehen, außer einzelne Wanderer, Biker und Personal auf den wenigen Hütten. Der sechste Kilometer wartet mit der ersten Rampe im Bereich der Bannwaldschlucht. Ich sehe keinen mehr im Laufschritt, in einigen Kehren warten viele Höhenmeter. Ach ja, es ist nur jeder zweite Kilometer ausgeschildert. Nicht nur die gelaufenen Kilometer werden angezeigt, sondern auch die restlichen. Und manchmal können wir auf den Schildern auch die aktuelle Höhe ablesen. Die 1000er-Marke haben wir bereits überschritten.
Der Kurs dreht nun nach Süden, wir sehen viele Bächlein der Litz zuströmen. Meine Vermieterin sagte am Vorabend, dass nun endlich der Sommer käme, denn der Winter hat heuer viel Schnee gebracht und der muss erst wieder tauen, bevor man in die Hochlagen gehen könne. Bis zur nächsten Tanke am Fellimännle (1104 Meter) führt die Laufstrecke recht lieblich durch das Tal. Und dann fällt mir einer auf, der einen Hund im Schlepptau hat. Sascha aus Wolfratshausen hat seinen Mischling auf Laufen trainiert. Die Frage, ob er eine Wurst für seinen Vierbeiner eingepackt hat, verneint er. „Der kriegt das gleiche wie ein Läufer“, so Sascha, hebt dem Hund eine Banane hin, und der frisst sie tatsächlich in Sekundenschnelle. So etwas habe ich bisher nicht erlebt. Hunde, die laufen, ja, aber die mit Bananenhunger, nein.
Kilometer zwölf, ich bin nun knapp 90 Minuten unterwegs, wir befinden uns bereits auf über 1300 Höhe. Für das Auge ist immer etwas geboten: Waldstücke, Almwiesen, Kühe und Läufer. Wir können immer noch die meisten Wegstücke laufen. Das Silbertaler Winterjöchli wird angezeigt, der Wanderer soll es in gut drei Stunden erreichen können. Und wir, in der Hälfte der Zeit? Das Feld hat sich nun deutlich auseinandergezogen.
Kurz zuvor beginnt das Natura 2000-Gebiet Verwall mit etwa 120 Quadratkilometer Größe. Das Europaschutzgebiet hat einen einzigartigen Lebensraum, der an die Zentralalpen angrenzt. Hier findet man die größten Lärchen- und Zirbenwälder, viele Moore, Seen, Latschen- und Alpenrosengebüsche. Die letzteren sind in voller Blüte. In dem Schutzgebiet ist natürlich nicht alles erlaubt. So darf man die Wege nicht verlassen, Pflanzen pflücken ist verboten und Biken darf man nur zu bestimmten Zeiten. Da haben dann die Schnee- und Auerhühner ihre Ruhe.
Ich laufe nun in das Ende der T33 hinein. Die Nachhut bilden vier Walker mit Stecken und Rucksack. Zwei Stunden bin ich nun unterwegs, das Litztal wird nun offener, der Baumbewuchs nimmt langsam ab. Die Untere Freschalpe (1566 Meter) liegt hinter uns, jetzt wird es zunehmend steiler, denn bis zur Oberen Freschalpe müssen noch gut 300 Höhenmeter auf 3,5 Kilometer bezwungen werden. Der Fahrweg wird ruppiger und holpriger, alles marschiert, nur der Marathonhund läuft noch. Aber der hat ja auch vier Beine. Nicht nur dem Vierbeiner hängt die Zunge heraus. Mit Andreas komme ich kurzatmig ins Reden, steht doch auf seinem Shirt hinten „Lauffener“ drauf. Und wir gehen! Der Insider weiß, dass es sisch hier um eine Weinkellerei in Lauffen handelt, das beim Trollinger Marathon in Heilbronn durchlaufen wird.
Vor uns gewinnt das Massiv des Patteriol an Dominanz. Der 3056 Meter hohe Berg ist einer der acht Dreitausender im Verwall. Seine Form erinnert ein wenig an das Matterhorn in Zermatt. Die Besteigung des Patteriol erfordert höchste Klettererfahrung, es sind Kletterstellen enthalten, die bis an den Schwierigkeitsgrad V heranreichen. Der Schwarzsee liegt dann rechts von uns, hier wurde Joseph Vilsmaiers Film „Schlafes Bruder“ gedreht.
Nach gut drei Stunden erreiche ich die Obere Freschalpe auf 1887 Meter Seehöhe, der Fahrweg endet. Mit welcher Anstrengung das Feuerwehrfahrzeug Marke Land Rover sich nach oben gequält hat, mag ich gar nicht wissen. Die Helfer haben damit die Verpflegung hochkutschiert. Hinter der Hütte können wir wieder trinken und essen. In der Vergangenheit habe ich dort schon einmal ein Bier serviert bekommen, heute nur zwei Becher Wasser. Da lohnt kein längerer Aufenthalt.
Jetzt wird es richtig trailig, denn ein Bergpfad wartet. Viele Höhenmeter sind es nicht mehr bis zur Landesgrenze zu Tirol. Aber Wurzeln, Steine und kleinere Felspassagen erfordern Geschicklichkeit und Konzentration. Die Sicht ist bestens und die Temperatur auf sommerlichen Niveau. Das ging in der Vergangenheit schon anders mit unter zehn Grad und dichtem Nebel, bei dem eine Orientierung manchmal fehlte. An einem Stück dürfen wir ein paar Meter auf einer Altschneedecke laufen.
Kilometer 23, wir laufen an den Langen See, die Berge ringsum sind gut 2500, 2600 Meter hoch. An der Nordseite des Sees verläuft der Trail, der dann wieder hinunter zum Hochmoor führt. Das Tal der Rosanna auf der Tiroler Seite ist schon zu erahnen. Ein Weg mit Brettern führt uns dann trockenen Fußes durch das Hochmoor auf die südliche Seite. Dort liegt nach Kilometer 24 die Landesgrenze Vorarlberg zu Tirol. Ein Wegweiser avisiert St. Anton in zwei Stunden. Allerdings auf der Direttissima. Einige Helfer der Bergwacht wurden hier auf dem Stück zur Überwachung der Strecke eingesetzt. Es kann nichts passieren. Gegen 11.45 Uhr erreiche ich dann festen Boden, sprich einen guten Fahrweg im Schönverwall.
An einer Wasserfassung haben wir die nächste Tankstelle. Auf dem letzten Wegstück bekam ich flaue Beine, es wird doch nicht ein Hungerast sein? Ich schaufele mir Bananen, Waffeln, Kartoffeln, Salz und zwei, drei Becher Cola hinein. Mir wird der Kohlehydrat- und Zuckerschub schon guttun, glaube ich. Der Sanitäter im Kleinbus hat kaum was zu tun, er glaubt, dass seine Arbeit erst bei den letzten Läufern kommen wird. „Die haben keine Kraft mehr und die Zeit drängt“, so sein Urteil.
Wer jetzt noch Kraft hat, kann es hinunter rollen lassen. Schnell komme ich zur Fraschhütte (1822 Meter) und zur Konstanzer Hütte (1688 Meter) hinunter. Doch das kommode Stück endet mit einem Gegenanstieg, wo ich noch teilweise hochlaufen kann. Am Ende wartet ein Marterl mit einer Tafel und einem Sinnspruch. Hinter mir ist eine Läuferin, die nach einem Kreuzzeichen die Stelle verlässt. Danach geht unser Kurs steil hinunter, die Beine maulen gewaltig. 28 Kilometer sind geschafft.
Kurz nach der Salzhütte kommen wir an den Verwallsee, an dem heuer wenig Wasser angestaut wird. Ein paar Laufminuten später an einer Brücke über die Rosanna kommt die letzte Streckentrennung. Während der T33 nun direkt nach St. Anton hinunter führt, müssen wir noch einige Extrakilometer zurücklegen. Wer den Marathonkurs kennt, weiß, dass nun noch rund 150 Höhenmeter Gegenanstieg im Sattelwald warten. Wer das nicht weiß, darf lautstark fluchen. Was aber nichts nutzt, denn hier hört das eh keiner.
Die letzten Kilometer werden nun einzeln angezeigt. Ein Läufer berichtet, dass seine Garmin schon einen guten Kilometer mehr anzeigt als die offiziellen Schilder. Egal. Noch im Anstieg sehe ich eine Läuferin auf einer Bank liegen. Ich frage nach, ob sie Hilfe oder einen Riegel braucht. Sie verneint, steht auf und schließt sich mir an. Die Steigung endet an der vorletzten Tanke, wo sich Jasmin erneut niedersetzt. Blöd, dass hier jetzt die Becher zur Neige gegangen sind. So wird die Colaflasche einfach weitergereicht.
Zunächst geht es wieder hinunter, dann steigt die Strecke, nun im Moostal, wieder an. Doch nach der halben Umrundung des Sattelkopfes führt eine Holzbrücke über den Moosbach und auf der linken Bachseite geht es auf einem Grasweg hinunter. Zunächst noch flach, dann wird es steiler, wo noch 20, 30 Holztreppenstufen warten. Wer da nicht aufpasst, den haut es hin. Noch fünf Kilometer.
Der Wanderweg geht ein Stück auf einer Skipiste steil hinunter. Jasmin kommt erneut von hinten herangebraust und versägt mich ungeniert. Ich ziehe mein Shirt aus, schwitze wie ein Bär. Oberhalb vom Bahnhof St. Anton wird es nochmals rustikal in der Wegeführung: Wir trampeln über Steine, Wurzeln und Tannenzweige über den gleichnamigen Pfad. Wer das überlebt, kann dann auf dem Friedhofsweg Gas geben: bester Asphalt. Wer nicht, kann ja abbiegen auf den Friedhof!
Nach zwei Minuten Gerenne wird der letzte Kilometer beim Bauhof angezeigt. Wer mag, kann sich seinen Galgentrunk holen. Bier steht nicht im Angebot, also starte ich durch, zumal hinter mir noch ein Verfolger in Schlagdistanz läuft. Es geht auf die Dorfstraße. Endspurt, die letzten 500 Meter. Links das Wahrzeichen von St. Anton, die Pfarrkirche, die auch Mariahilf genannt wird. Geweiht ist das Gotteshaus zu Ehren der Heiligen Jungfrau, des Heiligen Franziskus von Assisi und des Heiligen Antonius von Padua. Wer gerne etwas verschlampert und verlegt, sollte den Antonius anrufen, der hilft beim Suchen.
Leicht bergan geht es auf der Dorfstraße zur Ortsmitte. Einige Besucher der Cafes und Hotels feuern mich an, da geht es doch gleich leichter. Und dann sehe ich die Gemeindeverwaltung auf der linken Seite. Und genau da ist das Ziel. Den Moderatoren hat man eine Couchgarnitur hingestellt, die sollen es bequem haben. Das Weißbier steht auf dem Tisch. Und dann geht es durch das Ziel, Feierabend. Ich habe es fast nicht mehr geglaubt, aber ich habe den langen Kanten noch deutlich unter sechs Stunden geschafft.
Noch im Zielbereich erhalte ich die Medaille umgehängt und eine weitere Helferin überreicht den blauen Seesack. Ein paar Meter weiter wartet dann das Früchtebufett, RedBull und andere Getränke. Ich muss jetzt nochmals hinweisen (mit zwinkerndem Auge): Warum gibt es kein Bier? Viele Läufer bleiben trotzdem noch im Zielbereich bis zur Siegerehrung. Zeitgleich kommt die letzte Marathonfrau im Ziel an.
Mein Fazit kurz und bündig:
Familiär, authentisch, einfach gut gemacht. Da komm ich gerne wieder. Der Rennleiter verkündet bei der Siegerehrung eine neue Strecke: Es soll 2018 in entgegengesetzter Richtung von Tirol ins Montafon gehen.
714 Teilnehmer im Ziel, 20 Prozent Zuwachs.
Marathonsiegerinnen:
1. Lena Stueri, Kantonales Spital Appenzell, 3.48.11
2. Biggi Fauser, Biggis Laufoase, 4.09.06
3. Renee Cardinaals, *Aa, 4.15.32
Marathonsieger:
1. Gerhard Kaufmann, Badaila Running Team, 3.22.44
2. Hannes Pongruber, hellblau.POWERTEAM, 3.27.51
3. Vincente Herrera, Corracaminos, 3.38.08