Sandra Timmer und Claudia Moser haben Angst, dass ihre Bilder im Internet landen. „Ja, natürlich!“ Dann soll ich aber wenigstens darunter schreiben, dass sie nicht sehr schnell unterwegs sind, dafür aber die Strecke und Aussicht genießen. Eh klar.
Nach einem kurzen Anstieg geht unser Downhill neben der Rosannaschlucht weiter, jetzt aber mit einigen deutlich steileren Abschnitten. Am künstlich aufgestauten Verwallsee (km 30) ist damit erst einmal ein Ende erreicht. Der See dient der Regulierung der Rosanna zum Schutz vor Hochwasser und gleichzeitig auch zur Energiegewinnung.
Mit mehreren deftigen Steigungen beginnt ab hier die neue Streckenführung des MAM. Ein Waldweg führt uns auf ein kurzes Intermezzo in das Moostal. Eine einfache Holzbrücke leitet uns über den Moosbach auf einem wilden Trail wieder zurück Richtung St. Anton. Links und rechts stehen ganze Felder von violetten Wildlupinen Spalier.
Irgendwo unter uns im Berg liegt der Arlbergtunnel, den wir, ohne genau zu wissen wo, zweimal überqueren. Mit fast 14 km Länge ist er der längste Straßentunnel Österreichs. Lücken im Baumbestand ermöglichen uns erste Blicke auf St. Anton und sporadisch kann man bereits Wortfetzen des Zielsprechers vernehmen.
Kurz nach km 38 folgt ein weiteres Sahnestück des Kurses. Über zweieinhalb Kilometer geht es in Serpentinen auf einem wunderschönen Singletrail über weichen Waldboden am steil abfallenden Hang entlang durch das Gehölz. Die wurzeligen Abschnitte machen die Sache nicht unbedingt leicht, aber mir bereitet es einen Heidenspaß. Man muss allerdings sehr konzentriert die Strecke beobachten, will man sich nicht einen Stolperer einhandeln. Der Trailanteil beim Marathon ist beachtlich, erfreulich ist auch der geringe Asphaltanteil, bis auf ein paar Anfangs- und Schlusskilometer in den Ortschaften herrscht hier fast vollkommen Fehlanzeige.
Der letzte Kilometer führt durch die Dorfstraße von St. Anton. Zwischen den Gebäuden kann man rechts oben das Karl Schranz Zielstadion der alpinen Ski-WM 2001 ausmachen. Mit mehr als 350.000 Zuschauern war sie seinerzeit ein riesen Erfolg. Ein paar davon würden unserem Zieleinlauf auch nicht schaden, aber erst unmittelbar im Zielbereich wird bei jedem Finisher von einer stattlichen Anzahl gejubelt. Ja und die Sonne kämpft sich jetzt auch langsam durch die Wolken.
Ich muss zugeben, nach früheren Berichten habe ich den Lauf etwas unterschätzt, die Verschärfung im Schlussabschnitt und die vielen gut zu laufenden Anstiege machen den Marathon zu einer echten Herausforderung. Das Ziel des Marathons erreichen heute 42 Damen und 196 Herren, auf der Strecke und auch in St. Anton wäre durchaus Platz für mehr Teilnehmer. Jeder Finisher bekommt eine Medaille und ein Shirt überreicht.
Sieger bei den Herren wurde unangefochten Stephan Hugenschmidt, ein Name und ein Gesicht, das man sich merken sollte. Wenn der so weiter läuft, wird er für noch mehr Furore bei den Trail- und Bergläufen sorgen und bald nicht mehr nur von ein paar Insidern erkannt werden.
Nachdem die Herausforderung erfolgreich gemeistert ist, gibt es für alle Teilnehmer am frühen Abend noch die Möglichkeit, bei der After Party in der Dorfstubn ausgiebig zu feiern. Für einen Unkostenbeitrag von 12,- Euro bekommen wir ein mehrgängiges Abendessen serviert. So findet der herrliche Tag ein wohlverdientes Ende.
Marathonsieger
Herren
1. Hugenschmid Stephan, GER 3:14:47
2. Bosnjak Thomas, AUT 3:23:00
3. Müller Matthias, GER 3:35:27,5
Damen
1. Feuerstein-Rauch Andrea, AUT 4:14:59
2. Schichtl Kathrin, AUT 4:18:51
3. Felizeter-Keß Monika, AUT 4:28:23