In Serpentinen zieht sich das kleine Sträßchen den Berg hinauf. Erste Häuser kommen in Sicht und das Geräusch von Rasseln liegt in der Luft. Bestimmt kommt gleich ein Zuschauer Hotspot. Ich bin ganz alleine und im Zweifel, wohin es geht. Links zeigt der Pfeil. Hier geht es auch wieder Richtung See den Berg hinunter. Geradeaus steigt die Straße weiter an. Wenn ich hier falsch bergab laufe, muss ich alles wieder hinauf. Weil von dort aber auch das Rasselgeräusch kommt, wende ich mich nach links. Das Gefälle ist nur kurz, schon geht es erneut hinauf. Mein Zuschauer Hotspot entpuppt sich als eine Maschine, die irgendetwas zerkleinert. Ich bin aber trotzdem richtig. Ganz oben kann ich einen Läufer hinter einer Kurve verschwinden sehen.
Als ich selbst oben bin, ist aber niemand mehr da. Dafür eine lange Gerade nach unten. Ich lasse es rollen. Unten stehen Helfer und sichern die Straße. In Woffelsbach führt die Straße nun wieder bergauf. Auf halber Höhe erkenne ich die Freunde von „Maike“ mit ihrem Transparent. Sie scheinen nicht müde und klatschen und trompeten jeden Läufer den Berg hinauf.
Oben geht es links auf dem Gehweg an der Straße entlang nach Rurberg. Das Gefälle ist moderat und super zu laufen. Kurz vor dem Ortsschild weisen uns die Jungs vom THW nach links um den Campingplatz herum. Mit dem Sound aus ihrem Baustellenradio und fröhlichen Anfeuerungsrufen läuft es nochmal so gut. Bei km 35, wieder direkt am See, kommt die nächste VP. Ich bleibe beim Cola.
Heute möchte ich doch mal unter 5 Stunden im Ziel sein. Es sieht auch gut aus. Ich habe noch 10 Minuten Luft, wenn ich so weiter laufe. Der Weg ist flach und gut im Laufschritt zu bewältigen. Vielleicht kann ich sogar noch etwas Zeit herauslaufen.
Bei km 36 erreichen wir die Uferpromenade von Rurberg. Hier sind viele Spaziergänger unterwegs. Auf den letzten Kilometern war es wunderbar ruhig, so dass mich die Menschenmassen etwas überfordern. Auch die Autofahrer haben Probleme, beim Ausparken die Läufer auf dem Gehweg nicht zu übersehen. Ich bin froh, als wir den Eiserbachdamm erreichen. Er staut den kleinen Eiserbach zum Eiserbachsee. Wer steht wieder hier und feuert uns an? Natürlich die Freunde von „Maike“ nun bereits zum dritten Mal. Sie haben heute ihren eigenen Marathon.
Wir überqueren den Damm. Auf der anderen Seite werden wir nach rechts geleitet. Hier sind vor Stunden auch die 16,5 km Läufer über den nahen Paulusdamm gekommen. Nun geht es unerwartet lang und steil bergauf, km 37. Mit jedem Schritt entferne ich mich mehr von meiner Wunschzeit von 5 Stunden. Ich habe keine Kraft mehr in den Beinen. Oben angekommen, kann ich nur schwer wieder anlaufen. Wir haben einen tollen Blick zum See und der Wiesenweg geht leicht bergab. Bei km 38 wird es kurz steil hinunter zur VP. Es ist die letzte VP und sehr gemütlich. Im dämmerigen Wald werden wir mit einer Fackel empfangen. Es gibt zum Obst jetzt auch Schokolade. Ich will mich gerade darauf stürzen, da sehe ich ganz am Ende des Tisches Bier: Echtes Bitburger Pils! Ich lasse die Schokolade Schokolade sein und bunkere lieber isotonisch Kohlehydrate.
Es geht bergab. Dann kommt ein schöner Singletrail, so wie ich ihn liebe. Zuerst steil bergab mit Geländer zum Festhalten, dann direkt am Ufer entlang laufe ich nun wieder lockerer. Es sind noch 3 Kilometer. Wider Erwarten kann ich nochmals Tempo machen. Kleinere Steigungen sind nun plötzlich kein Problem mehr und ich kann sogar einige Läufer einsammeln, was zusätzlich motiviert. Eine größere Steigung gehe ich flott hinauf, beim folgenden Gefälle gebe ich nochmal richtig Gas. Ausruhen kann ich später.
Einruhr ist schon in Sichtweite und ich meine bereits die Lautsprecherdurchsagen zu hören. Wir verlassen den Trail, es geht über die Brücke und dann links in den Zielkanal. Auf der Uhr steht 5:01 - Mist. Netto fehlen mir wieder 41 Sekunden.
Norbert ist erstaunt, dass ich schon da bin. Bei diesem anspruchsvollen Profil hat er mich noch nicht erwartet. Es gibt eine Rose für die Mädels und Medaillen für diejenigen, die eine bestellt haben. An der Zielverpflegung treffen nach und nach die Läufer ein, die ich noch überholen konnte. Wir sind uns einig: Das war ein wirklich schöner Lauf. Die vielen unerwarteten Anstiege werden nachträglich zu Heldentaten. Dann geht es zum Auto und zurück nach Hause.
Fazit:
Der Rursee-Marathon ist ein wunderbarer Landschaftslauf mit allem was dazu gehört. Auf Zuschauer kann man bei so einer tollen Gegend leicht verzichten. Bei Regen könnte die Strecke teilweise unwegsam werden, was aber für November nicht ungewöhnlich wäre und mit Trailschuhen kein Problem sein dürfte. Die Verpflegung ist mit Banane und Apfel, Wasser, Iso, Tee und später Cola gut, und ist trotz zahlreicher Nachmelder und unerwarteter Wärme bis zum Schluss mehr als ausreichend vorhanden. Schokolade und Bier werten das ganze natürlich nochmals auf. Die Helfer sind super nett und machen den Eindruck eines eingespielten Teams. Ein Streckenposten hinter der Schwammenauel-Sperre wäre vielleicht ganz gut. Wir uns sehr wohl gefühlt und werden selbstverständlich wiederkommen.
Männer
1 GEDIN, Mats Arena 80 AC, UK 02:48:51
2 MEY, Markus Peters Sportteam 2:49:51
3 THEUNISSEN, Iwan STB Landgraaf 02:56:25
Frauen
1 ESEFELD, Kathrin Skikeller Kaulard & Schroiff 03:09:09
2 ANDRES, Gaby Skikeller Kaulard & Schroiff 03:14:09
3 WALD, Inka SRL Triathlon Koblenz 03:21:03
389 Finisher