Ein Geheimtipp ist der Saale Rennsteig Marathon, der 2009 erst zum zweiten Mal veranstaltet wird. Im Vorfeld haben mir einige letztjährige Finisher diesen Lauf schmackhaft gemacht. Ein Lauf in der Natur, der durchweg ein stärkeres Teilnehmerfeld verdient.
Was ich alles auf der Reise vom tiefsten zum höchsten Punkt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt erlebt habe, könnt ihr hier nachlesen. Es rentiert sich.
Erst zum zweiten Mal gibt es diesen tollen Lauf durch die Natur von der Saale zum Rennsteig. Der Veranstalter wirbt damit: „Hier ist der Start, dort ist das Ziel. Dazwischen musst du laufen.“ Von Uhlstädt (190 m) via Saalfeld (235 m) geht es nach Piesau (640 m). Und das Ziel, der Sportplatz in Piesau, liegt oberhalb der Ortschaft, da kommen noch mal gut 60 Höhenmeter hinzu. Da es auch immer wieder Gefälle gibt, addieren sich die Höhenmeter auf über 1000. Der schwerere Teil ist in der zweiten Hälfte, man tut also gut daran, seine Kräfte ökonomisch einzuteilen.
Der SV Cursbach/Meuselbach um Orga-Leiter Frank Thomas ermöglicht ein Lauferlebnis für alle. Für die Spezialisten gilt es den Marathon, der eigentlich ein Ultra mit 43,2 Kilometer ist. Für diejenigen, die in dieses Profil hineinschnuppern wollen, den 25,2 Kilometer und neun Kilometer langen Lauf. Als Zeitlimit sind sieben Stunden festgelegt. Man verlängert aber gerne für die Letzten noch mal um ein paar Minuten.
Bei genügend frühzeitiger Anmeldung kostet das Erlebnis zwischen zehn und zwanzig Euro. Dafür erhalten alle Teilnehmer Medaille und Urkunde, dazu gibt es am Ziel eine Schirmmütze oder ein Startnummernband. Ein Gutschein für ein Getränk sowie eine Bratwurst ist ebenfalls enthalten. Für weitere fünf Euro ist ein Bustransport von Piesau nach Uhlstädt vor dem Start oder nach dem Zieleinlauf vorgesehen. Eine Übernachtungsmöglichkeit (Schlafsack und Isomatte mitbringen) ist in der Turnhalle in Uhlstädt eingerichtet, da gibt es auch ein Frühstück vor dem Lauf. Nur sollte man sich dazu vorher anmelden.
Diese Offerte wähle ich. Meine Anreise startet somit schon am Samstag. Da just an diesem Tag in Hof der Park- und Seelauf (zehn und 21 Kilometer) startet, will ich diesen Lauf entlang der Sächsischen Saale zum Untreusee quasi im Vorbeigehen noch mitnehmen. Aber das gelingt nur halbwegs. Denn auf der Autobahn 9 passiert im Baustellenbereich ein schwerer Auffahrunfall, wo gleich mehrere Fahrzeuge verwickelt sind. Die Autobahn wird für knapp zwei Stunden komplett gesperrt und als ich in Hof am Theresienstein ankomme, sind die Halbmarathonläufer schon gut 20 Minuten auf und davon. Ich darf dem Feld hinterherlaufen. Nur mit der Zeitnahme klappt es nicht mehr. Vielleicht 2010?
Gegen Abend erreiche ich dann Uhlstädt, wo ich mich in der Turnhalle einquartiere. Nur wenige Läufer übernachten, hauptsächlich welche vom 100 Marathonclub, so wie Sigrid Eichner, Bernd Seitz und Walter Zimmermann. Mit dem Walter kippe ich mir noch ein Bier hinter die Binde, auf dass wir einen tiefen Schlaf finden können.
Am nächsten Morgen wird uns ein Thüringer Frühstück serviert. Käse, Hartwurst, Kochschinken und Geräuchertes, also richtig deftig. Marmelade und Honig gibt es nur auf Nachfrage. Naja, für den langen Kanten hat bei diesem opulenten Start der Hungerast keine Chance.
In der Nacht hat es deutlich abgekühlt. Vier Grad im Tal, ein wenig wärmer auf der Höhe, so berichtet mir einer aus dem Helferteam am Morgen. Wenigstens kein Nebel, und bis zum Start um 09.30 Uhr wird es schon noch ein wenig wärmer werden.
Eindrücke am Wettkampfmorgen
Die Ausgabe der Startunterlagen geht ohne Hektik vonstatten. Die Läufer versammeln sich im Sportlerheim oder stehen in der Sonne und genießen die langsam aufkommende morgendliche Wärme. Die Startzeit rückt immer näher, bis uns ein Helfer ein Kommando gibt, dass wir die paar Meter zum Sportplatz gehen. Der Bürgermeister von Uhlstädt-Kirchhasel, Peter Schröter, wird den Startschuss abgeben. Er lässt sich schon in das Schießgerät einweisen.
In der 6000-Seelen Gemeinde hat man seine Beschäftigung in einigen kleinen Gewerbebetrieben. Auch in der Landwirtschaft hat man sein Auskommen. Ich schieße noch ein paar Bilder, während schon von 15 zurückgezählt wird und dann geht es los. Bis ich schaue, bin ich auf Höhe des Schlussfeldes. Ist mir eigentlich wurscht, so kann ich wieder langsam anfangen und dann im Laufe des Rennens meinen Stiefel laufen.
Start, erste Kilometer
Die ersten Kilometer laufen wir im Saaletal. Es ist noch kühl, ein, zwei Teilnehmer sehe ich mit Handschuhen, aber sobald der Kreislauf anspringt, wird es für uns ein schöner Lauf im ersten Herbstlaub. Kleinkrossen, Oberkrossen, zwei kleine Orte, hier stehen einige Zuschauer. Ja, viel Applaus werden wir nicht erhalten, ist für uns nicht nötig, denn für die Motivation sorgt die schöne Landschaft. Es weiß ja jeder, auf was er sich eingelassen hat.
Bei Kilometer zwei tangieren wir kurz die Saale, dann stellen sich uns bereits die ersten 50 Höhenmeter entgegen. Harmlos, die Steigung ist sachte, auf Asphalt und gut zu bewältigen. An der Capio-Klinik an der Weißenburg scheint ein Tag der offenen Tür oder so etwas Ähnliches zu sein. Denn es stehen kleinere Zelte und Bestuhlung bereit. Eine Kapelle macht sich für ihr Spiel fertig.
Bei Kolkwitz (Kilometer 5) haben wir das Saaleniveau fast wieder erreicht. Erste V-Stelle, an der Wasser und Apfelsaft gereicht wird. Beim Saft muss ich aufpassen, entsprechend „dünn“ will ich was zum Trinken haben.
Auf einer kleinen Asphaltstraße geht es nach Naundorf, immer leicht wellig. An einem Pferch, links unseres Kurses sehe ich drei Esel, keineswegs störrisch, sondern neugierig. In Langenschade kann ich einen Blick auf die Dorfkirche werfen. Lachen muss ich, als ich auf einem Giebel eine lustige Figur sehe. Da tanzt ein Mondsüchtiger im Schlafanzug den Giebel entlang.