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27.09.09 - Saale-Rennsteig-Marathon

„Da bist Du an der Natur dran“

Anstieg zur Kulm, Saalfeld

 
© trailrunning.de 27 Bilder

Dann folgt die erste schwere Steigung. 200 Höhenmeter hoch zur Kulm. Vorher laufen wir durch den Ort Schloßkulm, wo sich eine erneute V-Stelle befindet. Drei Einwohner sehen schon mit Bierflaschen herum. „Euch geht’s gut?“ frage ich in die selige Runde. Und: „Schmeckt’s schon“. Die lachen, einer hält sich den Bauch. „Dafür ist’s ganz gut.“

Es geht dann ein kleines Stückchen über Kopfsteinpflaster. Rechts ist ein Wahlraum für die heutige Bundestagswahl zu sehen. Zwei Zuschauer frage ich, ob sie schon ihre Stimme abgegeben haben. Sie schütteln den Kopf. „Nicht vergessen“, schicke ich hinterher. Ja, heute wird es in der Parteienlandschaft wieder Überraschungen geben. Und für die eine oder andere Partei wird der Watschenbaum umfallen. So wie immer.

Etwa bei Kilometer 11,5 lässt die Steigung nach, unser Weg wird wieder gefällig. Die erste schwere Steigung mit rund 200 Höhenmeter auf den letzten drei Kilometern ist geschafft. Es geht hinab nach Dorfkulm. Ein selbstgemaltes Verkehrsschild zeigt die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h an. Für uns?

Mit Gas durchlaufe ich Dorfkulm und erreiche mit Kilometer 15 Remschütz und die Saale. Das Gefälle ist fast noch steiler als der vorherige Anstieg. Wie gewonnen, so zerronnen, die Höhenmeter sind komplett beim Teufel. Wir überqueren die Saale.

Auf den folgenden vier Kilometern bleiben wir in Sichtweite zum Gewässer. Rechterhand können wir auf die Altstadt Saalfelds blicken. Die heute 27000 Einwohner zählende Stadt wurde bereits 899 urkundlich erwähnt. Berühmt sind die 1914 öffentlich zugänglich gemachten Feengrotten. Besichtigen könnte man die gotische Johanneskirche oder das Saalfelder Schloss. Da müsste man aber die Strecke in die höher gelegene Altstadt verlegen, das würde weitere Höhenmeter bringen.

Wir bleiben aber in der Flussaue und laufen später am Stadion Saalewiesen vorbei, wo um 09.00 Uhr der Lauf über 25,2 Kilometer begann. Diese Teilnehmer sind jetzt sprichwörtlich über alle Berge und auf und davon. Wir können wieder verpflegen. Ja, verhungern und verdursten braucht keiner. Wasser und Apfelsaft ist genug da. Auf Nachfrage wird am Mischungsverhältnis gedreht. Es gibt auch Bananen, Äpfel, Iso-Drinks und Cola. Ich glaube, dass ich auch Riegel vereinzelt gesehen habe.

Bei Kilometer 19 verlassen wir die Saaleauen nach rechts. Es geht leicht bergan durch Wohngebiete. Auf den nächsten Kilometern stellen sich uns rund 300 Höhenmeter in den Weg. Zuerst ist der Anstieg mäßig, doch im anschließenden Wald wird die Steigung zweistellig. Ich ziehe mein T-Shirt aus und das dünne Laufhemd an. Mit haut’s den „Schwitz“ gehörig naus. Das Waldstück gehört zum Naturpark Thüringer Schiefergebirge – Obere Saale.

Die V-Stelle Eyba (Kilometer 24) wird angekündigt. Jetzt fällt mir auf, dass auf den Schildern die Höhe angegeben wird. 546 Meter über Seehöhe sind wir jetzt. Vom Saalfelder Niveau sind wir über 300 Höhenmeter nach oben gelaufen. Mir geht es gut. Als Plan,  wie immer, habe ich defensiv begonnen und will nun nach Möglichkeit die meisten Steigungen im Laufschritt bezwingen. Bis jetzt hat alles geklappt, auch wenn ich für die vielen Bilder immer wieder stehen bleibe.

Hinauf zur Hühnerschenke

 
© trailrunning.de 11 Bilder

Als ich wieder lostrabe, ist mir Gerd Kröger aus Ilmenau auf den Fersen. Der Gerd hat sich schon Anzugserleichterung genehmigt. Er läuft oben ohne. Es geht wellig durch Wald und Felder, mitunter auch wieder über kleine Straßen mit wenig Verkehr. Die V-Stelle Hühnerschenke wird mit einer Fahne angekündigt. Schaun `mer Mal, was wir eingeschenkt bekommen? Hühnersuppe?

Nach der kurzen Pause ziehe ich weiter, just als sich der Gerd nähert. Er winkt mir zu. Es geht dann kurz steil bergab (etwa 100 Höhenmeter). Auf dem anschließend gut belaufbaren Forstweg sehe ich die Kilometermarke 30. Später geht es wieder steil nach Königsthal (Kilometer 32) hinunter.

Wir können wieder verpflegen. Just als ich mich wieder auf den Weg mache, kommt der Gerd abermals daher. Er hat auf dem Gefälle mächtig auf die Tube gedrückt. Ich mag es auf der Berg-ab-Strecke lieber gemächlich. Der Oberschenkelmuskel wird’s danken. Der Helfer weist uns auf die kommende Hammersteigung in etwa 500 bis 600 Meter hin.

Wir verlassen Königsthal (liegt unter 500 Meter über NN) und laufen jetzt in ein idyllisches Tal hinein, immer leicht ansteigend.

Dann kommt eine Linkskurve. Am Forstweg lese ich „150 Höhemeter Steigung auf 1100 Meter“. Ganz schön steil. Ich versuche, im Laufschritt hochzukommen. Vor mir kann ich ein, zwei gehende Läufer sehen. Ich komme langsam näher. Petro Brömme wird als Fotomodell verpflichtet und lichtet auch mich ab. Michael Schindler aus Helmbrechts lacht und Peter Kraus aus Rannungen hebt die Hand bei meinen Überholmanövern. Fast am Ende der Steigung haben sich drei Zuschauer in der Sonne niedergelassen. Sie lachen bei meiner Feststellung: „Da habt Ihr ein schönes Plätzchen für das Picknick gefunden.“

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