Es folgt ein trailartiges Wegstück durch den Wald. Einspurig, aber gut zu belaufen. Kurz danach wird eine Bahnlinie unterquert und es geht in einem Nebental der Saale leicht fallend hinab. Im nächsten Ort, Arnshausen, werden wir vom dortigen TSV bereits herzlich an einer weiteren Tankstelle empfangen.
Es folgt ein besonders malerisches Wegstück. Entlang der Bahnlinie laufen wir wieder auf einem Singletrail, dann führt uns eine Brücke über die Bahn. Kilometer elf bringt uns zum Golfplatz Bad Kissingen. Hier heißt es dann auf entsprechenden Schildern sinngemäß „Genick einziehen“. Nicht dass ein verirrter Golfball uns eine Kopfnuss verpasst. Gefahr ist nicht, denn ich sehe keine Golfer. Die halten wohl noch Winterschlaf.
Ein Verkehrschild warnt vor schlechter Wegstrecke. Zwar ist es etwas rutschig, aber nach einer Rechtskurve sehe ich bereits die dritte Tankstelle bei Kilometer zwölf und der Untergrund ist gleich besser. Es ist hier jeder Kilometer mit Schild und Bemalung auf dem Boden vorbildlich angezeigt.
Kurz danach bekommen wir eine Begleitung, die dem Lauf seinen Namen gegeben hat. Entlang der Fränkischen Saale laufen wir den nächsten Abschnitt. Die Natur hat in den letzten Tagen ganz schön Gas gegeben, um die Verzögerung durch den langen Winter aufzuholen. Ich laufe auf einen Marathoni auf. Ein Bekannter. Werner Dengler aus Münnerstadt. 2009 sind wir uns auf der Strecke in Bad Rodach begegnet. Die Frage, ob er nicht beim BraveheartBattle gelaufen ist, verneint er. „Das muss ich mir nicht mehr antun.“
Kilometer 15: Rechts von uns die Saale, links oberhalb die Bahnlinie durch das Tal. Mittlerweile hat die Sonne eine Wolkenlücke gefunden und schickt uns wärmende Strahlen. Mit dem Wind ist es bisher nicht so arg. In den Tälern ist man ihm nicht so ausgesetzt und in den Wäldern hat man ein wenig Windschutz. Jetzt kommt er ein bisschen von hinten.
Vor uns wieder eine Ortschaft: „Euerdorf, “ sagt Werner, „da teilt sich die Strecke.“ Zuvor wird wieder verpflegt. Erstmals Bananen. Ich greife zu. Kurz danach vor der Alten Saalebrücke teilt sich die Strecke. Halbmarathonis gerade, wir nach rechts über das Gewässer. Werner ist wieder aufgelaufen, macht sich bemerkbar und stellt sich neben den St. Nepomuk auf der Brücke. Ich drücke ab. Älteste Teile der Brücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Euerdorf ist ein altes Haufendorf. 716 als Urithorpe urkundlich erwähnt, wurde im 16. Jahrhundert da eine Stadtmauer mit entsprechenden Türmen und Toren erbaut.
Wir verlassen Euerdorf, ansteigend, knappe 100 Höhenmeter warten auf etwa zwei Kilometer Laufstrecke. Zunächst geht es entlang des Holzplatzes des Marktes, wo zwei Sanitäter ihren Dienst verrichten. Dann führt uns die Strecke in den Wald. Verfolger und Verfolgte sind jetzt nur mehr bei entsprechender Sichtweite erkennbar. Das Feld hat sich gehörig auseinander gezogen.
Dann geht es wieder über Felder. Wir laufen auf die Ruine Aura zu. Hier sollte im Jahr 1618 eine Wallfahrtskirche erbaut werden. Der Dreißigjährige Krieg und der Tod des Auftraggebers verhinderte die Vollendung. Stattdessen kann jetzt der Wanderer in eine Wirtschaft gleich daneben einkehren. Mir fehlt dafür jetzt die Zeit, zumal sich von hinten ein Verfolger annähert.
Unser Kurs wird wieder gefällig, es geht in den Ort Aura an der Saale hinab. Die Pfarrkirche St. Laurentius dominiert das Ortsbild. Das Gotteshaus ist die ehemalige Klosterkirche des Klosters Aura (erbaut im 12. Jahrhundert). Vom Dorf her zieht sich der Kreuzweg herauf. Entsprechend steil und auch rustikal ist der Weg. Ich springe hinunter. Hinauflaufen ist wohl genauso anstrengend wie jetzt hinab. Die Gefahr, sich den Fuß zu vertreten, ist vorhanden. Klaus Neumeister ist jetzt herangelaufen.
Während ich mich bei der Tankstelle Zeit lasse, nutzt Klaus die Gelegenheit und startet durch. Nebenan ist die „Alte Brauerei“. Ein Wanderer braucht da nicht zu verhungern und verdursten. Weiter!
Wir haben Aura noch nicht verlassen, da sehe ich einen Gesellen im Grünen sitzen. Und merke dann, dass da jemand künstlerisch tätig war. Ein Osterhasi, kein Nikolausi, sitzt auf einer Bank. Wer kennt das Stück von Gerhart Polt? Ich muss lachen.
Kilometer 21 wartet dann auf der Straße nach Elfershausen. Auf Klaus kann ich wieder auflaufen. Vor dem Ortseingang wartet dann wieder ein Buckel. Von rechts zieht sich die Autobahn 7 von den Ausläufern der Rhön herunter. Im Ort wird verpflegt und dann geht es wieder auf einer alten Brücke über die Saale.
Mittlerweile stört mich der Wind, der ungehindert hier durchs weite Tal bläst. Nicht mehr lange muss ich aushalten, denn in Langendorf dreht die Strecke. Unser Kurs geht nun in östlicher Richtung.
Kurz nach der Unterquerung der Autobahn kommt ein Moment der Unsicherheit. Wo geht es weiter? Der Radweg teilt sich, keine blaue Markierung. Ich bleibe an der Bundesstraße. Richtig, nach ein paar Schritten sehe ich ein blaues Schild. Die einzige unsichere Stelle.