Am Wochenende war ich beim ersten Saar-Hunsrück Supertrail, einem Lauf, der mir wieder gezeigt hat, dass man sich von den reinen Daten nicht täuschen lassen sollte: zwei Tage, 120km, 3.300m im Aufstieg, 3.800m im Abstieg - ein vermeintlich mäßig schwerer Lauf.
Wie es mir bei der Premiere des SH-Supertrails ergangen ist und ob der Organisator des Laufes, Bernhard Sesterheim, bei seiner ersten Veranstaltung alles richtig gemacht hat, könnt ihr hier nachlesen.
Den Termin hat er geschickt ausgesucht, unser Bernhard Sesterheim. Donnerstags Feiertag (Christi Himmelfahrt), Freitag und Samstag der Lauf und Sonntag Regeneration. Da konnte keine Hast aufkommen, wie bei manch anderen Veranstaltungen. Ein Großteil der Teilnehmer nützte das auch aus, reiste Donnerstag Nachmittag an und übernachtete in den vom Veranstalter angemieteten Blockhütten.
Das Übernachtungsquartier in Braunshausen (Nonnweiler-Braunshausen) beim Saarländischen Turnerbund war dann auch die zweite richtige Entscheidung von Bernhard. Neben dem Gästehaus mit Restaurant gab es eine großzügige Wiese mit zehn Blockhütten, je Hütte acht Personen. Ultraläufer sind ja bekanntlich nicht unbedingt komfortverwöhnt, also passte das. Allerdings trug auch das warme, sonnige Wetter viel dazu bei, dass die Übernachtungslage stimmte.
Ab etwa 15 Uhr trudelten die Teilnehmer langsam ein. Man kannte sich, konnte miteinander „schwätzen“, lernte neue Leute kennen, bekam seine Startunterlagen, suchte sich eine Hütte aus – es waren kurzweilige Stunden bis zum Abendessen im Restaurant nebenan. Für uns Läuferinnen und Läufer war dort ein Buffet aufgebaut mit verschiedene Nudeln, Salate und Nachtisch. Es schmeckte prima und war mit neun Euro auch noch sehr preiswert.
Mehr oder weniger ausgeschlafen saßen wir dann alle am nächsten Morgen gegen 6.00 Uhr beim Frühstück im Restaurant. Kurz nach 7 Uhr wurden wir mit zwei Bussen zum Start auf dem Parkplatz unterhalb der keltischen Fliehburg Wildenburg (bei Kempfeld) gefahren. Hier erwartete uns die Edelsteinkönigin aus der nahe gelegenen Schmuck- und Edelsteinstadt Idar-Oberstein. Sie würde das Startsignal geben.
Zuvor aber erinnerte sich Bernhard noch an seine Militärzeit, rief mit lauter Stimme jeden einzelnen Teilnehmer namentlich auf, erhielt noch lautere Antworten und hakte jeden Einzelnen dann auf seiner Liste ab – aha, er wollte Buch führen um eventuelle „Verluste“ unterwegs entdecken zu können. In der Tat wurden wir dann auch an jeder der Verpflegungsstellen unterwegs jeweils erfasst.
Bernhard hatte für seinen Lauf 120 km vorgesehen, aber irgendwie sind ihm während seiner Planungen im Vorfeld sieben davon „abhanden gekommen“. Kurzerhand sah er daher zu Beginn eine 7 km lange Schleife vor, denn versprochen ist versprochen.
Der größte Teil der 120 km verlief auf dem Saar-Hunsrück-Steig, von dem nur jeweils am Anfang und am Ende eines Tages abgewichen wurde. Diese Streckenwahl war die dritte richtige Entscheidung von Bernhard, ist doch dieser Fernwanderweg aufgrund seiner abwechslungsreichen Schönheit bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
Nicht zuletzt auch ersparte diese Wahl die zeitaufwendige Markierung der Strecke! Lediglich die Extra-Schleife am Anfang und die Abweichungen am Ende mussten vom Veranstalter markiert werden.
Hier sehe ich auch eine Verbesserungsmöglichkeit. Nicht weiße Farbe, sondern eine richtig auffällig leuchtende sollte es sein, die man aber auch an den entsprechenden Gabelungen auf den Boden sprühen sollte. Zwar kam man auch mit den von Bernhard in den Tagen zuvor angebrachten weißen Punkten einigermaßen klar, aber erhöhte Aufmerksamkeit war trotzdem gefordert.
Punkt 8.15 Uhr schickte uns also die Edelsteinkönigin auf die Strecke und etwa 70 Läuferinnen und Läufer rannten los. Es waren zwar 80 gemeldet, hatten wohl auch alle ihr Startgeld bezahlt, aber ca. zehn davon traten gar nicht an. War mir aber egal und auch die Markierung interessierte mich noch nicht. Ich lief im Pulk, machte ein paar Aufnahmen und kam dann bald mit Bekannten ins Gespräch.
Plötzlich aber war niemand mehr vor uns zu sehen und wir standen einigermaßen orientierungslos an einem Abzweig, denn keiner hatte auf Markierungen geachtet, sondern sich auf den vor ihm Laufenden verlassen. Unser kleines Grüppchen stand also ratlos mitten im Wald. Eine Bernhardsche Markierung war nirgends zu sehen, lediglich ein Schild zeigte die Richtung zur Wildenburg. Da wir wussten, dass man am Ende der Schleife wieder am Startgelände vorbeikommen musste, orientierten wir uns also an dem Wegweiser und haben dabei vermutlich ein paar hundert Meter abgekürzt. Auf jeden Fall kamen wir schlussendlich an der ersten Verpflegungsstelle an, zwar aus der falschen Richtung, aber Bernhard hat uns das nachgesehen.
Mir aber war das eine Lehre und ich passte ab sofort besser auf. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Ab hier nämlich liefen wir auf dem Saar-Hunsrück-Steig (SH-Steig) und der war für Wanderer gedacht und markiert, mit kleinen Schildern (etwa 10 x 12 cm) mit dem SH-Emblem, die aber meist über Kopf an Bäumen angebracht waren. Der Weg jedoch erforderte volle Aufmerksamkeit, wollte man nicht stolpern. Man konnte also immer nur kurz nach oben schauen, ob ein Schild zu sehen war, um sich danach sofort wieder auf den Untergrund zu konzentrieren. Richtungswechsel, z.B. von einem breiten Weg zur Seite auf einen kleinen Pfad wurden auf dem Schild vorbildlich mit einem Pfeil am unteren Ende angezeigt und meist war dann auch wenige Meter weiter wieder ein Schild mit dem SH-Zeichen angebracht.