Immer wieder mal queren wir die Skipiste hinauf auf den Hausberg Gipfel, zum Garmischer Haus. Der Hausberg ist im Sommer wie im Winter einer der beliebtesten Berge von Garmisch-Partenkirchen. Nach gelaufenen 11 km und 1:36 Std. erreichen wir VP 1 an der Laubhütte. Es ist 11:41 Uhr. Bloß nicht zu viel essen, aber auch nicht zu wenig, denn nun geht es größtenteils auf Trails weiter zum VP 2. Wir kommen an die Talstadion der Längenfelder Doppelsesselbahn, was heute unser höchster Punkt, unser Sahnehäubchen, mit 1.610 HM ist. Nun geht es über knapp 4 Kilometer abwärts bis in den Ort Hammersbach.
Etwas mehr als die Halbmarathon-Distanz haben wir bei der Abzweigung zur Eibsee Alm. Fleißige Wanderer können sich dort mit einer deftigen Brotzeit oder original bayerischen Spezialitäten stärken. Für uns ist an anderer Stelle eine Verpflegung aufgebaut. Diese haben wir um 14:30 Uhr erreicht.
Wenn Dummheit Gras fressen tät, dann müsste ich jetzt eigentlich Milch geben. Das Bewusstsein ist klein - je größer die Anstrengung, desto kleiner. Beim Verlassen dieser Verpflegungsstelle habe ich in der Eile nach fremden Stöcken gegriffen und laufe mit diesen los. Hinter mir höre ich etwas rufen: „Hey, das sind meine Stöcke…“ Oha, peinlich, aber wo sind denn dann meine Stecken? Noch delikater, die nette Frau von der Verpflegung macht mich darauf aufmerksam, dass ich meine Carbonteilchen doch im Rucksack habe. Tja, das kommt davon: Stöcke raus und wieder rein. Immer wieder treffe ich während des Rennens auf den Läufer, dessen Stöcke ich entwendete, das lustigste daran ist jedoch, er hat das Piratentuch auf dem Schopf, nicht ich.
Uns verbleiben noch 1,5 Stunden bis zum 3.Verpfegungspunkt. Der Eibsee ist ein durch Steinbruch entstandener Bergsee. Dieser See gilt aufgrund seiner Lage unterhalb der Zugspitze und dem klaren, grün getönten Wasser als einer der schönsten Seen der bayrischen Alpen. Wir erleben ein atemberaubendes Doppelpanorama - unter uns funkelt der Eibsee, über uns türmt sich das gewaltige Zugspitzmassiv mit seinen 2.964 m auf.
Mitten im Wald tönt das Handy, wir haben einen neuen Anbieter auf dem Mobiltelefon. Was für ein Moment, nach etwa 25 km überschreiten wir die Grenze nach Österreich. Ein Almhirte erzählt uns, es wäre früher, als er noch ein Junge war, schon ab und an vorgekommen, dass die Nachbarn vierbeinige illegale Grenzgänger einkassierten und als die Ihren markiert hätten. Irgendwie habe ich mir die Grenzerfahrung romantischer vorgestellt. Heldenhafter!
Wir erreichen die Talstation Ehrwalder Zugspitzbahn (V3). Es ist 16:05 Uhr wir haben 2 Stunden „Pufferzeit“ bis ins Ziel. Jetzt sollte auch bereits die Entscheidung feststehen, ob München gemeinsam mit Garmisch-Partenkirchen die Zusage als Ausrichter der Olympischen Spiele erhalten hat.
Weiter geht’s nun auf der österreichischen Seite der Zugspitze auf dem Ehrwalder-Höhenweg, vorbei an der Gamsalm. Hier sehen wir nun auch endlich die ersten Schafe.
Es geht über zum Glück nur blaue Skipisten stetig nach oben. Die Hitze gibt einem den Rest, der Kreislauf hat zu tun.
Wieder im Wald, geht es bergab über Stufen und weiter über Stufen, teilweise so hoch, das sie mir bis zur Hüfte reichen. Die Wege sind steil, Wurzeln bilden natürliche Treppenstufen – und manchmal gefährliche Hindernisse. Jetzt schon Pudding in den Beinen. Für die letzten 5 Kilometer haben wir eine ganze Stunde benötigt. Bedenklich, damit muss man im Kopf auch erst mal umgehen können.
Um 17:42 Uhr, nach 7:37 Stunden haben auch wir unsere erste Etappe und damit das Ziel in Ehrwald (989 m), ein idyllisches Dorf am Fuße des Wettersteinmassives, erreicht. Der erste Tag lief gut und wir sind 1:45 Std. vor dem Timeout geblieben. Sicherlich sind einige Teilnehmer diese Etappe zu schnell angegangen, denn bereits jetzt gibt es die ersten Ausfälle.
Wie schön wäre jetzt ein ausgiebiger Bummel durch diesen Tiroler Ort, der in einem weiten, sonnigen Talkessel umgeben von den gewaltigen Gebirgsmassiven der Miemingerkette liegt. Dafür haben wir aber jetzt keine Zeit, erst kommt der organisatorische Teil: wo sind unsere Taschen, wo ist unsere Pension?
Genial, während wir noch am Berg klebten, haben die Mitarbeiter von Plan B bereits unsere Taschen in das vorgebuchte 367 Jahre alte traditionelle Hotel „Zum Grünen Baum“ gebracht. Erst mal im Zimmer, habe ich keine Lust mehr nach draußen zu gehen. Aber der Hunger und die Neugier. Wie haben wir abgeschnitten, wer liegt in Führung und was müssen wir für den morgigen Tag beachten? S
o gehen wir doch noch in das Zelt zur Evening-Party. Während wir unsere Kohlenhydratspeicher wieder auffüllen, erfahren wir beim Briefing, das für die morgige Etappe eine Schlechtwetterfront vorhergesagt wird und daher auch der geplante Start von 8:00 Uhr auf 7:00 Uhr vorverlegt wird. Die Tages- und Altersklassensieger erhalten ihr Leader-Trikot und alles freut sich auf die Bilder des Tages die auf einer Leinwand präsentiert werden.
43,20 KM - 2263 Höhenmeter im Aufstieg - 2880 Höhenmeter im Abstieg
Das Laufen auf der Strasse ist dir zu langweilig? Dir tun vom harten Asphalt die Knochen weh? Von Langeweile keine Spur. Nur die Knochen, die tun auch ohne harten Asphalt weh – nur schöner!
Je kürzer die Nächte, desto länger das Vergnügen inmitten alpiner Naturlandschaft. Der Morgen ist kalt und strahlend schön. Heute starten wir um 7:00 Uhr. Es bleibt noch Zeit, sich die um uns herum stehenden Schafe, äh Mitläufer, mal genauer zu betrachten. Da gibt es die langen, dürren mit schwarzen Kompressions-Strümpfen, die Zotteligen, die mit großen, auffälligen Brillen, Kleine, Große, Dünne, Dicke.
Bei den Schafen gibt es auch die unterschiedlichsten Rassen. Das aus Deutschland stammende Alpine Steinschaf. Es repräsentiert den uralten Schlag des Zaupelschafs, ist klein bis mittelgroß und trotzt selbst widrigsten Witterungsbedingungen. Oder das aus der Schweiz stammende Walliser Schwarznasenschaf. Gesicht, Ohren und die Manschetten an den Fußwurzelgelenken müssen schwarz sein. Dann noch das Juraschaf. Nein, es hat nicht studiert, hat allerdings einen breiten Körperbau und ist eher von dunkler Farbe. Bleiben noch das Weiße Alpenschaf und das Kärntner Brillenschaf. Eine in Österreich recht weit verbreitete Rasse ist das Merinoschaf. Es hat eine besonders feine Unterwolle und wird auch als Landschaf und für die Fleischwirtschaft gehalten. Vielleicht ist das Merinoschaf heute das am besten bekleidete Schaf, denn es sind ja eine Kaltfront und Gewitter vorhergesagt.
Vor jedem Start werden von jedem Läufer die Rucksäcke auf ihre Pflichtausrüstung kontrolliert.
Kay trägt an seinem Rucksack so schwer, er muss ihn gar nicht erst öffnen, man glaubt ihm auch so, das er alles dabei hat. Endlich setzt sich unsere Herde in Bewegung. Das Ziel müssen wir bis 17:45 Uhr erreicht haben. Jetzt könnte man meinen, 10 Stunden und 45 Minuten, das solle doch locker für 43,2 Kilometer reichen.
Auch heute heißt es für uns, wir müssen die Zeiten bis zur jeweiligen Verpflegungsstelle erreichen. Die Verpflegungsstelle V1 bis um 10:00 Uhr, nach 10,40 Kilometer. Auch uns lagen die Berechnungsgrundlagen für die Wegzeiten nach der Weg-Zeit-Formel im Gebirge bereits im Training vor. So ist z.B. die Zeitberechnung für den/die Schnellste auf 1000 Hm/h und einer Geschwindigkeit von 15 km/h zu berechnen. Für langsamere Läufer: 400 Hm/h und 6 km/h.
Gedankenverloren versucht jeder seinen Tritt zu finden. Es geht stetig rauf. Mit der aufgehenden Sonne steigt auch unsere Stimmung und infolge dessen auch unsere Leistungsfähigkeit. Schafe können auf unterschiedliche Arten gehalten werden, z. B. die Wanderhaltung: Bei dieser Art der Haltung wandert ein Schäfer meist in Begleitung eines oder mehrerer Hütehunde mit der Herde von Weide zu Weide.