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09.07.11 - Salomon 4 Trails

Drei Länder – vier Etappen – fünf Orte

 

3. Etappe von Imst nach Landeck


31,1 KM - 1854 Höhenmeter im Aufstieg - 1814 Höhenmeter im Abstieg

Das Aufstehen wird jeden Morgen zur Belastungsprobe. Es ist außerordentlich bedauernswert, dass ich das jemals habe tun wollen, aber nun komme ich aus der Sache nicht mehr raus. Nein, ich freue mich natürlich auf die heutige Etappe, steht doch die Bewältigung hochalpiner Passagen auf dem Weg durch die Lechtaler Alpen auf unserem Trailbook. 

Wo Berge sind, da ist auch stets Wasser, so begegnen wir bei unserem Lauf dem Element Wasser in vielerlei Formen. Als Schnee, als Bach, als See oder wie heute Morgen als Regen.

Schafe liefern auch das Rohmaterial für Leim, Kerzen, Seife und andere kosmetische Produkte. Sogar im Sport und in der Musik spielen sie eine Rolle. Ihre Därme werden als Bespannung von Tennisschlägern, sowie als Saiten von Musikinstrumenten verwendet. Wir sind mittlerweile so zäh, dass wir auch dafür taugen.

 
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Uns erwarten vier „Höhepunkte“: Pleiskopf (2.560 m), Gratscharte (2.459 m), Gufelgrasjoch (2.382 m) und Gebäudjoch (2.452 m). Im Alpenführer wird diese Passage so beschrieben: Ausdauer, Bergsteigerische Erfahrung, Klettertechnik im Ansatz, Schwindelfreiheit und Kraft muss man für diese Etappe mitbringen.

Ein Reisebus ist organisiert und so fahren wir an den Startbereich. Leider beginnt der Tag für eine Autofahrerin nicht so schön, denn sie rammt den Bus. Also, alles aussteigen und die letzten Meter zu Fuss weiter. Macht ja auch nix, heute haben wir ja unsere kürzeste Etappe und laufen nur 31,10 Kilometer. Man könnte das ja schon fast als Urlaubstag bezeichnen.

Um 8:00 Uhr bringen uns die Klänge von "Highway to hell" in Bewegung. Die ersten Kilometer können sich die Muskeln, Sehnen, Gelenke auf dem geraden und flachen Weg für die vor uns stehende Belastung aufwärmen. Wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht, dann glaub man es nicht, wozu wir Städter nun in der Lage sind: Schmale Gradwanderungen, steile Rinnen bergauf und bergab, Felsen und Gestrüpp. All das zwar im Allrad-Kriechgang aber wir kommen gut vorwärts. In dem Maß, in dem wir in den Tagen an Muskelkraft zulegen und die Beschaffenheit von nassem Gras, Felsen und schlammigen Wegen kennenlernen, werden wir von schlaffen Stubenhockern zu Bergziegen. Für heute sind daher auch nur zwei Verpflegungspunkte vorgesehen.

Bereits nach 3,8 km kommt das Verfolgerfeld zum Stehen.

Die Führungsgruppe hat die Bahnschranke noch bei Rot genommen. Die Führenden laufen um ihre Platzierung, wir um unser Zeitlimit. Trotzdem ganz ruhig bleiben und mentale Stärke demonstrieren. Wir laufen hoch, das Wasser runter, einiges macht sich als Gebirgsbach davon. Einiges davon bleibt in unseren Schuhen und Socken, ein günstiger Nährboden für Blasen wie sich später noch zeigen wird. Österreich und die Schweiz sind in eine kalte grenzenlose Regenwolke verpackt. 

Durch dichte Nebelbänke und auf anspruchsvollen Wegen laufen wir wie die Gämse den Kamm entlang auf die sogenannte „Aussichtskanzel des Oberlandes“, dem Plattenrain. Am Alpengasthof Plattenrain auf 1.476 m gelegen, ist der erste Verpflegungspunkt der bis 10:45 Uhr von den Teilnehmern erreicht werden muss.

Der Nebel macht auch die Steine rutschig. Schon rutscht Kay ohne Vorwarnung an einer völlig harmlos aussehenden Stelle aus, weil er abgelenkt ist. Wir sind froh, dass noch alle Knochen dran sind. Die Handys haben wir für den Notfall dabei, aber hier sind doch viele Funklöcher. Wahrscheinlich hätte uns in einer Notsituation nicht einmal ein herzhafter Jodler genutzt, da er von sämtlichen Gegenhängen als schallendes Echo beantwortet würde.Die wenigsten Läufer haben den Vorteil, mit einem Partner den Wettkampf absolvieren zu können. Das gibt doch mehr Sicherheit .

Schon ein paar Grad Temperaturunterschied lassen die Luftfeuchtigkeit kondensieren. Der im Wald gebildete Nebel, setzt sich auch auf das Kameraobjektiv. Um 9:42 Uhr erreichen wir die Verpflegung, wo sich Mensch und Tier eine Rast gönnen. Der Rucksack hängt uns schwer auf den Schultern. Zum einen ist er nass und zum anderen bunkern wir  jede Menge zum Trinken und zum Essen, denn aus der gestrigen Etappe, haben wir bereits gelernt. Aber schon der nächste Anstieg zerpflückt das Feld wieder in winzige Einheiten. Gemeinsam mit C + C bilden wir eine vierköpfige Gruppe.

Wie einfach sieht doch heute unser Höhenprofil aus. Wie ein gemaltes Kinderbild, einfach hoch und wieder runter –fertig-. Auf Steigen und Wegen folgen wir der Ausschilderung Richtung Hochaster Alpe bzw. Venet durch den Wald aufwärts in freies Almgelände. „Im bewussten Gehen endet alle Hektik, jedes Gefühl von Getriebensein“ - die Worte können auch nur von einem Pilgerführer stammen.

So laufen wir gemeinsam und ich erfahre, dass C + C in ihrer Freizeit auch Golf spielen. Ich bin völlig Erstaunt. Muss ich doch mein über viele Jahre aufgebautes Bild von Golfern ein wenig revidieren.

 
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Auf Höhe der Hochaster Alpe orientieren wir uns Richtung Venetalphütte (1.995 m). Dort vorbei, laufen wir zur Entspannung der Muskulatur und der Knie kurz auf einer Forststrasse weiter. Schon wieder sind wir auf einem Steig unterwegs und es geht meist am Kamm weiter bis zum mit 2.512 m höchsten Punkt dieser Etappe, dem auch als Glanderspitze bekannten Venetgipfel.

Eine richtig schöne Singletrail-Strecke liegt vor uns bis ein letzter steiler Abstieg uns noch von dem Etappenziel trennt. Am steilsten Stück spüre ich den Atem von „Gripmaster“ in meinem Nacken und schon werden meine Schritte über die Steine mutiger und gewagter. Was tut man nicht alles für die Kamera. Stefan sieht dem Treiben mit Abstand zu.

Der Elektriker Karl Schrott, ein begeisterter Schiläufer, baute in den Dreißigern auf privater Basis eine Skihütte die heute noch unverändert bestehende „Schrotthütte (2.016 m)“ am Südabhang des Krahberges, nahe der Waldgrenze. Zum Glück ist hier auch der heutige letzte Verpflegungspunkt (VP 2) den wir um 13:01 Uhr erreichen (Vorgabe 14:45 Uhr). Nun bleiben noch 2,5 Std. bis ins Ziel, jedoch spätestens um 15:30 Uhr müssen wir das Ziel erreichen.

 

Informationen: Salomon 4 Trails
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