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09.07.11 - Salomon 4 Trails

Drei Länder – vier Etappen – fünf Orte

Ein Mann, kein Läufer, steht auf seine Stöcke gestützt regungslos auf einer Almwiese. Sein Blick ist in die Ferne gerichtet. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Ist es ein im Stehen schlafender Berggeist? Oder ein verwirrter deutscher Urlauber mit Sauerstoffmangel? Nein, es ist nur ein nach vielen Stunden müde gewordener Sanitäter/ Verpflegungsposten, der jetzt gleich hinreichend Arbeit bekommt.

Ich habe Schmerzen an einem meiner Fußzehen. Bereits am Vortag hatte ich mir eine Blase zugezogen und diese selbst behandelt. Keine gute Idee, sagte mir  gleich der Sanitäter gleich und stellte sogar ein Weiterlaufen in Frage.

Zwei Sanitäter kümmern sich jetzt ganz nett um mich, auch wenn mein durchweichter Fuß keine Augenweide, eher eine Geruchsbelästigung darstellt. Während einer der Sanitäter die Nadel zum „Wasser ziehen“ ansetzt, schaut ein anderer mir tief in die Augen. Eine weitere Nadel wird angesetzt und ich bekomme eine „Gerbflüssigkeit“ an diese Stelle gespritzt. War es nun der tiefe Blick des Sanitäters oder doch die lange Nadel? Ich weiß es nicht mehr. Als  ich wieder aufwache, fühle ich mich richtig erholt und muss erst einmal realisieren, wo ich mich befinde. Natürlich will ich weiterlaufen. Hey, die knapp 8 Kilometer. Nachdem auch mein Puls o.k. ist, bekomme ich grünes Licht. Schnell noch ein Schluck Cola und wir laufen wieder los.

Leider ist unsere schöne Laufgemeinschaft gesprengt. Wir haben doch viel Zeit verloren, zum Glück haben wir uns auf der ersten Hälfte ein Polster herausgelaufen. Nebenbei bemerkt, 97 Helfer, darunter Vorläufer, ein Markierungsteam, etc. kümmern sich um unser Wohlergehen.

Die Füße glühen. Es geht hinunter nach Landeck. Wir sehen ein Achtung-Schild am Wegesrand: Mountainbike Schiebestrecke“. Den Spuren der Alten Römer folgend, laufen wir über Reste von Straßenstücke über die 2000 Jahre alte Via Claudia Augusta. Kein Highlight wird bei der Streckenführung ausgelassen - es wird einem aber auch kein Meter geschenkt. Wir sehen die Ortskirche mit den Bergen im Hintergrund.

Etwa 1 Kilometer bis zum Ziel durch die Stadt, Leute schauen uns ungläubig an. Noch ca. 500 Meter bis ins Ziel wir müssen noch viele Treppen hinunter. Bis um 15:30 Uhr hätten wir Landeck erreichen müssen. Wir sind im Ziel, es ist 14:43 Uhr  und es macht uns fast Spaß, die Grenzen auszutesten. Es ist so schön, dass es weh tut, oder tut´s weh weil es weh tut? Egal!. Überall sind Läufer, sie haben die Rucksäcke in die Ecken geworfen, Schuhe und Socken ausgezogen.

Auch Schafe sind wirklich sehr unterschiedlich – je nachdem zu welcher Rasse sie gehören und wo sie leben. Eines haben sie allerdings gemeinsam – nach einem anstrengenden Tag haben sie alle Hunger.

 
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Nachdem wir nun jeden Tag unsere Taschen ein- und auspacken, wird uns leider zu spät klar, dass es eigentlich nicht darum geht, zu überlegen, was man alles brauchen könnte, sondern was man eigentlich alles nicht braucht. Unsere Bedürfnisse schrauben sich von Tag zu Tag zurück. Selbst bei Dingen, bei denen man sich anfangs noch ärgerte, weil man tatsächlich vergessen hat sie einzupacken, findet man eine Lösung ohne sie auszukommen.

Sooo romantisch hatte ich mir das vorgestellt: Ein Besuch im Schloss Landeck und anschließend das Flair Tiroler Gastlichkeit genießen, anschließend in einer ruhigen Pension einschlafen beim Wasserplätschern des Baches vor dem Haus und dem sanften Läuten der Kühe auf der Alm. Nix da! Wegen der vielen Eindrücke, der Angst vor der vor uns liegenden Königsetappe sund wegen der körperlichen Erschöpfung finden wir keine Ruhe.

 

4. Etappe von Landeck nach Samnaun


45,30 Kilometer DIE Königsetappe - 2909 Höhenmeter im Aufstieg - 1885 Höhenmeter im Abstieg

Über Panoramatrails und Schmugglerpfade

Noch nicht richtig wach, geschweige dann richtig erholt, begeben wir uns ein letztes Mal und heute schon um 6:15 Uhr Richtung Startlinie. Mit 45,3 km und einer Gipfelhöhe von 2.909 m ist dies heute auch die Königsetappe der Salomon 4Trails. Es dröhnt laute Musik zwischen den Wohnhäusern. Ein paar ältere Damen klatschen zu AC/DC. 

 
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Sprachenwirrwarr – und „Stockgescharbe“ auf dem Weg nach oben. Ein grausames Geräusch! Die Lauftechnik mit Stockeinsatz möchte ich aber in den Bergen nicht mehr missen- ich könnte jetzt sogar Nordic Walking Kurse geben. Der erste Anstieg ist vorbei. Oder geht es doch noch weiter? Ich weiß es nicht mehr. Bis 12:15 Uhr müssen wir den VP 1 erreichen. Es geht hoch und höher, vorbei an der 1919 erbauten Landecker Skihütte bis der VP 1 am Fisser Joch (2.432m) endlich erreicht ist. Zeit zum Mittagessen. Es ist jetzt 9:57 Uhr. Fast 3 Stunden für 13 Kilometer. Jetzt lässt sich Kay eine Blase behandeln. Ich sorge für die Verpflegung. Hier oben ist es kühl und sehr windig. Schnell weiter.

Nun geht es runter bis zum Kölner Haus (1.965 m). Wir laufen im Skigebiet von SerfausFissLadis. Ich kenne das Gebiet - hier steppt im Winter der Bär. 

 
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Aufgrund überfüllter Pisten haben wir uns vorgenommen, vom Alpinskilauf auf Bergtourengehen umzusteigen. Die letzten Tage haben wir davon mal einen Eindruck gewinnen können. Wie schnell geht es doch mit den Liften in die schwindelnden Höhen und wie mühsam müssen wir uns einen Höhenmeter nach dem anderen erlaufen. Aber mit jedem Höhenmeter bist du stolzer und stolzer. Schafe, Kühe, Wildpferde genießen  den Sommer auf der Alp.

 

Informationen: Salomon 4 Trails
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