Die Schefflenz ist ein kleiner Nebenfluss der Jagst im Norden Baden-Württembergs. Auf ihrem 23,5 Kilometer langen Lauf durchquert sie ein idyllisches und hügeliges Wiesental, dessen Hänge beiderseits von Wäldern flankiert sind. Hier ist der Austragungsort des ersten Schefflenzer Ultralaufes.
Vom Veranstalter, der Läufergemeinschaft Schefflenztal, werden uns Strecken über die Marathon-, 50 km - und für die, die nie genug kriegen, sogar 100 km-Distanz geboten. Sie müssen den Kurs zweimal durchlaufen. Walker/Nordic Walker können den Marathon in Angriff nehmen. Als besonderes Schmankerl können auch Fahrradbegleiter für alle Distanzen gemeldet werden.
Zentraler Veranstaltungstreffpunkt ist das Sportheim in Waldmühlbach. Mit den Ortsteilen Allfeld, Katzental und Sulzbach gehört sie zur Gemeinde Billigheim. Von Heilbronn ist man hier ca. 30 km entfernt. Aber ein großer Unterschied ist schon bei der Anreise auszumachen, dominieren westlich und um Heilbronn die Weinfelder – wo ich ja vor drei Wochen beim Trolli zum ausgiebigen Weintest war – ist hier überhaupt nichts mehr davon zu sehen. Alles ist wunderschön ländlich, keine Spur von Hektik und ich fühle mich auch gleich sehr entspannt und wohl. Billigheim kommt mit seinen vier Ortsteilen gerade mal auf 6.400 Einwohner.
Pünktlich erreiche ich am Freitag um 19 Uhr das schnuckelige Vereinsheim des SV Waldmühlbach. Um die Mengen besser einschätzen zu können, wurde von Mitorganisator André Dicken um vorzeitige Anmeldung für die Pasta-Party gebeten. Zubereitet werden uns die Spaghetti von Olaf Ulmer, regelmäßigen m4y-Lesern auch bestens bekannt als Berichterstatter. Als Schefflenzer Vereinsmitglied hat er heute den Part – gemeinsam mit seiner Frau – hinter der Theke übernommen. An den Nudeln gibt es nichts zu meckern und jeder kann essen so viel er runter bekommt.
Die Ausgabe der Startunterlagen wird vom 1. Vorsitzenden Bernhard Köbele persönlich vorgenommen. Neben der Startnummer wird auch ein Fläschchen Roter als Präsent überreicht. Das geht doch schon mal sehr gut los. Auch der Bürgermeister von Billigheim lässt es sich nicht nehmen, beim Debüt anwesend zu sein und eine kleine Ansprache zu halten. Ausdrücklich wird betont, dass die Gemeinde hinter der Idee steht. Alles ist sehr klein gehalten und fast familiär und klappt auch hervorragend.
Anschließend gibt es noch ein kurzes Vorab-Briefing vom Vorstand für die bereits Anwesenden zum Ablauf des morgigen Tages. Besondere Probleme bereitet die hiesige Dorfjugend, der es Spaß macht, die Streckenmarkierungen in die falsche Richtung zu drehen, um uns vom Kurs ab zu bringen. Im Untergeschoß des Clubheims sind für die Festivität nach dem Lauf Bierzeltgarnituren und eine Getränkestation aufgebaut. Eine Band wird morgen auch noch für Musik und Unterhaltung sorgen. Die Organisatoren haben wirklich für alles gesorgt, sogar für das heute Abend stattfindende Fußball EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich ist eine Großbildleinwand aufgebaut.
Für Läufer mit weiterem Anfahrtsweg gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit in der gleich gegenüberliegenden Sporthalle. Vor dem Bauwerk ist auch ein kleiner Zeltplatz, der ebenfalls genutzt werden könnte, aber da herrscht heute Fehlanzeige. Alles wird hier wie selbstverständlich, gratis vom Veranstalter gestellt. Mit mir haben sich gerade mal 10 Leute eingefunden, die das Angebot annehmen und sich die große Halle großzügig teilen. Einige ziehen aber lieber eine Übernachtung im eigenen PKW vor, um eventuellen nächtlichen Konzerten zu entgehen.
Die Nacht bleibt ruhig, mal abgesehen von einem Stromgenerator, der in regelmäßigen Abständen nervige Töne von sich gibt. Ab 5 Uhr gibt es Frühstück im Vereinsheim, auch der Service ist im Startgeld enthalten. Start für den Hunderter ist um 6 Uhr. Die Luft ist noch schön angenehm, aber prognostiziert sind heute Temperaturen bis an die 30 Grad. Das überschaubare Starterfeld beinhaltet genau 21 Kandidaten, die sich mit diesen Bedingungen heute auseinander setzen wollen. Olaf ist auch darunter, ob die Entscheidung, nach fast zweiwöchiger Krankheit gut ist, wird sich noch zeigen.
Zwei Stunden später ist der Rest an der Reihe. 33 Fuffziger, 15 Marathonis und 10 Walker/Nordic Walker. Somit sind heute bei allen Distanzen insgesamt 79 Sportler am Start. Alles klein und überschaubar, aber das macht auch den Reiz dieser Veranstaltung aus. Bernhard Köbele hält wieder seine mir schon bekannte Einweisung. Wer aussteigt, muss sich bei der nächsten VP-Stelle abmelden oder per Handy Bescheid geben. Seine Telefonnummer ist auf der Startnummer notiert. Sollte am Veranstaltungsende jemand fehlen, wird ein Suchtrupp organisiert und der Helikopter wird aufsteigen, mit Wärmebildkamera und allem Pipapo. Pünktlich um 8 Uhr bekommen wir Feuer frei vom Bürgermeister Reinhold Berberich.
Ich nütze heute den Lauf um neues Equipment zu testen. Zum ersten Mal bin ich mit einem größeren Rucksack unterwegs, den ich auch ordentlich bepackt habe. Bei einem meiner nächsten Einsätze in alpinem Gelände ist er vorgeschrieben und ich will mal schauen ob alles, im wahrsten Sinne des Wortes, reibungslos verläuft. Gemeinsam mit Conny werde ich die Runde absolvieren und ihren Jörg vertreten. Der Ärmste hat gerade die Seuche und muss schon zum wiederholten Mal wegen Verletzung passen. Aber er hat sein Bike dabei und wird so auch noch zu einer Trainingseinheit kommen, wenn er uns später hinterher radelt.