Wie man im Internet nachlesen kann, liegt die Gemeinde Billigheim am Rande des Neckar-Odenwald-Kreises und ist etwa 12 km von der großen Kreisstadt Mosbach und ca. 30 km von Heilbronn entfernt. Sie setzt sich aus den Ortsteilen Allfeld, Billigheim, Katzental, Sulzbach und Waldmühlbach zusammen. Eine waldreiche Umgebung mit ihren naturbelassenen Bächen und Seen kennzeichnet diese Erholungslandschaft.
Am 04.08.1973 wurden die Leichtathletikvereine von SV 1921 Großeicholzheim eV und SC „Fortuna“ e.V. zusammengefasst und die Laufgemeinschaft Schefflenztal gegründet. Bis heute zeichnet sich dieser Verein durch ein reges Vereinsleben aus. Unter anderem wurde in diesem Jahr zum 15. Mal der Schefflenzer Palmsonntagslauf" ausgetragen. Die Vereinsmitglieder sind bei vielen Volksläufen vom schnellen 5er bis zum Ultralauf anzutreffen.
Am 02.06.2012 war es wieder soweit: die LG Schefflenztal lädt zum Ultra ein. Wie im vergangenen Jahr sind neben dem 100 km und dem 50 km Lauf auch ein Marathon und ein Nordic Walking Marathon im Angebot. Die Teilnehmerzahl ist limitiert: für den 100 km Lauf sind 100 Startplätze, für die 50 km 50 Startplätze und für Marathon und den Nordic Walking Marathon zusammen auch 50 Startplätze zu vergeben. Da die 100 Startplätze für den 100er nicht ausgeschöpft wurden, kommen alle vorangemeldeten 50 km Läufer zum Zug und selbst Nachmelder haben eine Chance.
Es gehen 64 Läufer für die 50km und insgesamt 25 Marathonis an den Start. Die 18 Läufer auf der ganz langen Strecke sind bereits um 6 Uhr gestartet. Die ersten 100 Anmelder bekommen ein Weinpräsent.
Für die 100 km gibt es einen Cut-off bei 8 Stunden für die Hälfte der Strecke. Wer in dieser Zeit die erste Runde nicht gemeistert hatte muss leider aussteigen. Zielschluss ist um 22 Uhr.
Da es sich ausdrücklich nicht um eine kommerzielle Veranstaltung handelt, sondern um einen Lauf von Läufern für Läufer, sind unsere Erwartungen entsprechend. Die Anmeldung läuft reibungslos. Es wird alles manuell bearbeitet. Auch Sonderwünsche werden berücksichtigt. Aber das sagt ja noch nichts über die Qualität so einer aufwendigen Veranstaltung.
Wir staunen nicht schlecht, als mein Mann Norbert, unsere Lauffreundin Kathi (heute in Begleitung ihrer kleinen Tochter) und ich in Allfeld ankommen. Eine helle, moderne Sporthalle erwartet uns. Die Startnummern sind hochwertig und aufwendig gestaltet. Einzig eine Haftungsübernahmeerklärung, die wir unterschreiben müssen, zeigt uns, dass es sich hier um eine private Veranstaltung handelt.
Gestern gab es eine Pasta Party, die für die Läufer kostenlos ist. Übernachten konnte man in der Halle. Das ist alles im Startpreis inbegriffen. Für das Frühstück wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben.
Der Start befindet sich wenige Meter neben der Halle. 10 Minuten vor dem Start um 8 Uhr unterrichtet uns von Bernhard Köbele über den weiteren Ablauf. Zuerst werden wir mit den Streckenmarkierungen vertraut gemacht. Grundsätzlich ist die Strecke mit blauen Pfeilen auf dem Boden markiert. Zusätzlich sind rote Pfeile mit der Aufschrift „Ultra“ angebracht. Im letzten Jahr hatte sich die Dorfjugend einen Spaß daraus gemacht, die Markierungspfeile umzudrehen. Man erkennt das daran, daß der Aufdruck „Ultra“, von vorne nicht mehr zu lesen ist. Wenn man also Ultra nicht lesen kann, wurde der Pfeil manipuliert. Eigentlich idiotensicher.
Zusätzlich sind Abzweige mit Flatterbändern markiert. Außerdem ist ca. 10 m in falscher Richtung ein blauer Rückwärtspfeil auf dem Boden gemalt, und wenige Meter später ein rotes Schild mit der Aufschrift „Läufer zurück“ angebracht. Wir sind gespannt, ob das funktioniert und ob das wirklich über die gesamte Strecke so aufwendig gemacht wurde.
Wichtig ist dem Veranstalter das Müllproblem. Bereits in der Ausschreibung wurde darauf hingewiesen. Die Verantwortlichen haben im letzten Jahr nachträglich die Strecke persönlich gesäubert. Wir sind fest entschlossen, dies zu respektieren.
Bernhard weist darauf hin, dass die Strecke im Vergleich zum Vorjahr schwieriger sei. Im letzten Jahr wären die Anstiege tendenziell flacher, die Gefälle aber steiler gewesen. Dieses Jahr sei es umgekehrt. Mir soll es recht sein, ich geh ja sowieso bergauf.
Gerhard Eisner, der „Erfinder des Laufs“, wird vorgestellt. Bescheiden steht er in der letzten Reihe, und möchte auch jetzt kein Aufhebens machen. Pünktlich um 8 Uhr werden wir mit vielen guten Wünschen auf die Strecke geschickt.
Wir verlassen Allfeld in südlicher Richtung auf dem Radweg zum Jagsttal. Der südlichste Ortsteil der Gemeinde Billigheim mit seinen knapp 1200 Einwohnern liegt am Zusammenfluss von Sulzbach und Schefflenz im Neckar-Odenwald-Kreis. Links unten zwischen Büschen und Bäumen gut versteckt fließt die Schefflenz. Der Verkehr der L 526 ist in der Ferne wahrnehmbar. Die Luft ist noch kühl, so um die 12 °C - zum Laufen sehr angenehm. Das Anfangstempo ist im hinteren Läuferfeld moderat.
Die erste Steigung lässt nicht lange auf sich warten. Oben angekommen, haben wir einen phantastischen Rundblick über die gesamte Region. Links sehen wir Neudenau und Herbolzheim. In der Ferne ist schon der Odenwald. Links fesselt ein riesiges Spargelfeld den Blick.
Auf einmal geht es scharf rechts. Wir haben den südlichsten Punkt der Strecke erreicht. Zwischen Feldern geht es weiter. Die Mädels von der LG Schefflenztal unterhalten sich und uns. Norbert läuft mit mir. Obwohl er eigentlich viel schneller könnte, hat er heute offensichtlich keine Lust. Schön - so werden die langen einsamen Passagen, die sicher noch folgen, kurzweiliger.
Wir lassen Höchstberg links liegen und halten uns wieder scharf rechts.
Am Rande des Weilers Bernbrunn liegt die erste VP. Von weitem wirkt der Biertisch mit dem Partyzelt seltsam unwirklich. Das Nahrungsangebot ist erstklassig.
Weil ich noch gar nicht auf Essen eingestellt bin, kann ich leider nicht mehr sagen, als was es alles gab. Ich nehme nur eine Scheibe Tomate, ein paar Salzbrezeln und einen Tee mit Salz. Der Tee ist zwar das normale Instantgetränk, aber hier wurde nicht mit Pulver gespart und so schmeckt er richtig lecker. Norbert kann sich wegen der verschiedenen Biersorten nicht entscheiden. Die beiden netten Helfer notieren noch unsere Startnummern; dann verlassen wir diesen gastlichen Ort.
Die Strecke geht wellig in nördlicher Richtung, mal rechts, mal links immer an weiten Feldern entlang. Wir sehen überwiegend Getreide, zwischendurch ein Rübenfeld, mal auch Mais oder Raps. Orte gibt es nicht. Auch in der Ferne nur Wälder und Felder. Das ist wie Urlaub. Die Sonne ist da und macht es gleich ziemlich warm.
Inzwischen ist das Läuferfeld weit auseinander gezogen. Abwechselnd gehen und laufen wir. So kommen mal Mitstreiter von vorne oder von hinten. Aber ständige Begleiter haben wir nicht.
Nach einem lockeren Bergabstück erreichen wir die VP 2. Hier verwöhnt uns der Lauftreff Aspach mit Obst, Getränken und Zuspruch. Eine Helferin prophezeit beim nächsten Mal Leberwurstbrot. Aber wir kommen doch gar nicht mehr vorbei! Doch - denn, für uns im Moment nicht einsehbar, die Laufstrecke führt hier nochmal entlang. Da steht ein zweites Verpflegungszelt der motivierten Helfer. Und dort gibt es dann das Leberwurstbrot.
Ein Schild gibt km 12/62 aus. Die zweite Kilometerangabe ist für die 100er.
Es folgt eine große Schleife im Wald. Hier verläuft scheinbar auch ein Waldleerpfad, mit liebevoll gepflegten Hinweisschildern.
Nach 7 Kilometern sind wir wieder bei der VP der Aspacher; diesmal tatsächlich von der anderen Seite. Auf Schildern werden die zu erwartenden Köstlichkeiten angepriesen. Eigentlich bin ich nicht scharf auf Leberwurst beim Laufen. Aber das Brot wird hier frisch geschmiert. Während ein Helfer dies für mich erledigt, greife ich schon mal zum Frischkäsebrot. Salz drauf - lecker. Auch die Leberwurst, die Königsleberwurst (oder war es Kaiserleberwurst) wird nochmal separat beworben, als die beste Leberwurst der Welt.
Die Einsamkeit hat uns wieder. Brigitte (Jahrgang 49) und Jutta (Jahrgang 38) haben, wie Norbert auch im aktuellen Rennsteigshirt, das gleiche Tempo wie wir. Leider nicht zur selben Zeit. Während wir langsam die Anstiege meistern und bergab recht flott sind, ist es bei den Frauen nahezu umgekehrt. So treffen wir uns zwar ständig, können uns aber nicht unterhalten. Und die hätten als Vielläuferinnen eine Menge zu erzählen. Schade.
Wir erreichen Sulzbach. Der Zickzack-Kurs im Ort bringt uns kurz in Schwierigkeiten. Der Weg ist zwar markiert. Meist kann man Abzweige erst kurz vorher erkennen. Dafür laufen wir ruhig durch nette Schrebergärten. Die VP ist diesmal nur eine Getränkestation. Wie immer werden unsere Nummern notiert.
Wir erreichen das Schild mit km 25. Im Zickzack werden wir nach Billigheim geführt. Schon von weitem klatschen begeistert ein paar Zuschauern. Die VP steht vor einem Autohaus. Die Verpflegung ist vom Feinsten.
Wir verlassen Billigheim am Friedhof vorbei durchs Wohngebiet, steil bergauf.
Oben vor der Grüngutsammelstelle geht es scharf rechts und dann wieder steil bergab, um noch einen letzten Zipfel von Billigheim zu berühren. Die Leute, die hier wohnen, haben Bronzeskulpturen von Wildschweinen und einem riesigen Hirsch im Garten. Es sieht nach Regen aus. Das war so nicht angekündigt. Aber die Wolken hängen grau am Himmel.
Scharf links und es geht wieder steil bergauf. Wir erreichen ein Wäldchen. Es geht immer noch bergauf. Oben erwartet uns eine kleine Kapelle, in der wir schon von weitem das ewige Licht leuchten sehen.
Nach dem wir das Wäldchen verlassen haben, erreichen wir km 30/80.
Ein kurzes Stück geht es am Waldrand entlang und dann verschwindet der Weg rechts im Wald.
Es geht bergauf, und bergab, dann scharf rechts, ein Stück geradeaus, nochmal rechts, dann links und wir sind wieder auf den Feldern. Wellig geht es weiter nach Katzental. Hier geht es zunächst richtig steil bergab in den Ort hinein. Dann müssen wir, wie schon in Sulzbach die Markierungen suchen. Wir erreichen den Schefflenztalradweg. An der VP ist die Weiche wo der Marathon ausgeleitet wird.
Die VP ist wieder reichhaltig bestückt. Ausnahmsweise müssen wir nicht den Berg hoch. Der Radweg verläuft romantisch im Tal bis zum Ortseingang von Unterschefflenz. Hier wäre Norbert fast falsch gelaufen. Die Strecke macht hier einen Knick nach rechts, den Berg steil hinauf. Geradeaus wäre netter gewesen.
Wir bewundern wieder, mit wieviel Liebe die Anwohner Ihre Gärten mit allerlei tierischer Kunst geschmückt haben. Mehr sehen wir dann aber auch nicht von Schefflenz, das ja schließlich der Namensgeber der Laufveranstaltung ist.
Zuerst geht es wieder auf den Feldern in östlicher Richtung. Bald sind wir im Wald. Mitten drin liegt eine Getränkestation. Dann folgt ein Abzweig auf einen verwunschenen Pfad. Sind wir hier richtig? Gerade als wir zu zweifeln beginnen, sehen wir eine Markierung und wir sind wieder auf einem richtigen Weg. Sehnlichst warte ich auf das km 40 Schild.
So, nun sind es noch 10 Kilometer. Im Wald geht es bergab. Kaum haben wir den Forst verlassen geht es wieder bergauf. Die nächsten Kilometer laufen wir durch Felder soweit das Auge reicht.Irgendwann stößt die Marathonstrecke wieder zu uns. Km 35 für den Marathon, das bedeutet noch 7 km für uns.
Wir erreichen Waldmühlbach. Es geht im Wohngebiet bergab. Auf halber Höhe eine VM mit allem. Ich trinke zuerst Cola und dann ein Bier. Dazu Wassermelone, ein Würstchen, Äpfel, Salzbrezeln. Die Helferin gibt Streckeninfos: es geht noch bergab, dann noch eine Steigung bergauf, eine letzte VP und das war es.
Wir laufen bergab in den Ort, suchen die Markierungen und müssen hinten wieder hoch. Dann noch ein kurzes Stück über die Felder. Km 45.
Etwas weiter geht es ein längeres Stück wahnsinnig steil bergab. Wir sind wieder in Billigheim diesmal auf der anderen Seite. In der Ortsmitte ist die letzte VP. Eigentlich brauche ich nichts. Aber hier wartet Gerhard Eisner (zur Erinnerung: der Erfinder des Laufs) um jeden Läufer mit Handschlag zu begrüßen. Er macht noch ein Foto und lässt mich aus seiner Kaffeetasse nippen.
Jetzt aber weiter, ich habe keine Zeit. Norbert hält sich länger auf, der hat mich ja lässig wieder eingeholt.
Wir laufen, wie am Anfang, im Tal der Schefflenz, nur kommen wir aus der entgegengesetzten Richtung. Das könnte total schön sein, wenn mir nur nicht die Beine weh täten. So kann ich die letzten Kilometer nicht wirklich genießen. Das km 40-Schild für den Marathon ist passiert.
Es geht eben auf einem angenehmen Weg. Es ist optimales Laufwetter. Aber warum sind 2 km sooo lang? Wir überqueren die Schefflenz über eine kleine Fußgängerbrücke und sehen die Häuser von Allfeld.
Wir müssen noch durch den halben Ort, und dann hoch zur Sporthalle. Da geht es vorher ein kurzes Stück runter und über den Parkplatz, wo unser Auto wartet. Das Ziel ist in Sicht.
Als erstes drückt uns ein Helfer je ein kaltes Siegerbier in die Hand. Dann bekommen wir Banner mit unseren Namen und werden fotografiert. Kurze Zeit später kommt der Sieger des 100km Laufs Jürgen Kiebler. In fantastischen 8:43,51Std gewinnt er suverän. Der Zweitplatzierte braucht fast eine Stunde länger.
Fazit: Abwechslungsreiche Strecke, bestens organisiert, familiäre Atmosphäre.
Leider wird der Lauf für 2013 ausgesetzt. Stattdessen gibt es einen 100 Meilen Lauf.