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Die Schlaube sucht sich nun ihren Weg unter umgestürzten, bemooste Bäumen und zwischen großen Steinen, mündet ab und an in einen seerosenbedeckten Teich oder einen Fischteich, mal sind die Teiche schwarz, mal grün, mal klar, mal trüb. Der Weg führt hart am Steilufer entlang, das ist der urigste Teil der Strecke, immer wieder muss ich ins klare Wasser hineinfotografieren, in der Dämmerung des herbstlichen Waldes nimmt dies viel Zeit in Anspruch.

Die Schlaube müdet später in den Müllrossee. Direkt daneben ist der Katharienensee , dort war einst ein prächtiges Schloss. Die Schlossherrin Katharina war zwar schön, ließ aber jeden, der um ihre Hand anhielt, köpfen (die Namensähnlichkeit mit der Organinsatorin Kathrin muss Zufall sein).   Doch irgendwann in einer stürmischen Nacht blitze und donnerte es und das Schloss der Katharina verschwand unter furchtbaren Grollen im Erdboden und der See entstand. Die herzlose Jungfrau steigt nun um Mitternacht wehklagend aus dem See auf. Der Jüngling, der sie erlösen wird, erhält den goldenen Schlüssel zur Schatzkammer.

Weiter führt die Lauftrecke um gewaltige Seen und ich halte Ausschau nach Seeadler und Seeotter, als mich doch diese nyphomane Katharina anspringt! Von wegen Mitternacht! Es ist 12 Uhr  und  sie sitzt mir im Kreuz und versucht mich zu köpfen! Ich schlage um mich, und als ich wieder zu mir komme, wälze ich mich bäuchlings  im güldenen Laub und saftgrünem Moos und schieße Bilder von tötlichen Pilzen! Unglaublich dieses Tal!

Ich schleppe mich gerade noch zum Teufelsee, dort ist der nächste rettenden VP nahe dem  Ort Siedichum. Ich dreh mich dreimal um, ich kann ja doch dieses mannstolle Weib noch spüren!

Der Abt, der diesem Ort den Namen gab, der wußte warum! Der riet den Mönchen, sie sollten sich, um Kraft zu schöpfen, umschauen und den herrlichen Rundblick über den Hammer- und Schinkensee sowie die Schlaube genießen. Seitdem sind die Mönche  immun gegen diese nymphomanische Schlossherrinen.
Doch der Name Siehdichum hatte noch eine sehr viel prikärere Bedeutung: Vor 1990 gehörte dieses Areal zum Staatsjagdgebiet der DDR. Es waren Gäste des Ministeriums für Staatssicherheit, die passenderweise  in dem Jagdhaus mit Namen Siehdichum abstiegen.

Eine andere Legende weiss von einem Müller, der seine geliebte Tochter Rose nicht an den Müllersburschen verheiraten wollte, und diesen deshalb wegjagte. Unter Tränen nahm das Mädchen und der Bursche Abschied und schworen sich ewige Treue. Die Gedanken an ein Leben mit der Müllerstochter gab dem Streben des Burschen Sinn, sodaß er Ansehen und Geld verdiente. Nach sieben Jahren kehrte er zurück, um nochmals um die Hand von Rose anzuhalten.

irchenglocken läuteten und alles wirkte so vertraut wie früher. So ging er in die Kirche um ein Freudengebet zu sprechen. Aber welch ein Schreck! Rose, seine kleine Rose stand dort im weißen Kleid. Sie hatte dem Drängen des Vaters nachgegeben und heiratete nun den Mühlenbesitzer des Nachbarortes.

Der Müllersbursche rannte laut schreiend zum See, an die Stelle wo sie sich ewige Treue geschworen hatten und ertränkte sich. Wenige Tage später folgte ihm Rose. Und jedesmal um Mitternacht hört man sie klagend und weinend um ihren Liebsten rufen. Nein, hier werde ich nicht um Mitternacht langlaufen. Der Ort, an welchem sich diese traurige Geschichte zutrug, trägt nun den Namen Müllrose.
Wir verlassen das Schlaubetal und laufen zurück nach Osten. Ewig lang ziehen sich die Steigungsstrecken nun hin.  Schilder  „Härtetest“  deuten es an. Schon lang habe ich keinen anderen Läufer mehr gesehen, und nur Pilze zu fotografieren, das will der Leser ja auch nicht haben, also fotografiere ich mich selbst.

Beim Forsthaus 3 Tannen, km 28,5 ist unser nächster VP. Die Waldarbeiterhäuser von 1928 stehen unter Denkmalschutz.Wer beim VP-Punkt Fünfeichen (km 30, ja jetzt komen die VP´s Schlag auf Schlag) den tonartigen Boden betrachtet, der findet winzige Schneckenhäuser. Sie stammen aus einem eiszeitlichen See, der sich in einer kurzen Wärmeperiode bildete. Alle paar Kilometer ein VP, wo gibts denn sowas!

Vom VP Schönfließ (km39,  dazwischen waren noch welche) habe ich gelesen, daß das Wasser des kleinen Baches Fließ  „die Schönheit  fördern“ soll. Obwohl ich dies nicht nötig hätte, kippe ich mir sicherheitshalber doch einige Becher Wasser in meine durstige Kehle.

Bei Km 40 war Bier angekündigt, doch jetzt geht es erstmal an diesem Steilhang entlang, den die Oder mal irgendwann geschmrirgelt hatte, bis hoch zur Sprungschanze an der Skipiste, und da endlich gibt es rettendes Bier. Wir genießen den Ausblick über Eisenhüttenstadt und die Oderebene bis weit nach Schlesien, bevor der schmerzhafte Abstieg nach Eisenhüttenstadt ansteht. In dem parkähnlichen Gebiet kringelt sich ein fröhlicher Eber aus Bronze. Peter und ich, wir lachen uns krumm und schief, und nennen das lustige Teil spontan „glücklicher Eberle“

Und dann ist da auch schon wieder die Inselhalle. Zum ersten Mal an diesem Tag strahlt die Sonne. Ein Foto mit Kathrin, eins mit Bianca und eins von den wunderbaren Siegersträußchen, die mit viel Liebe  aus Herbstlaub gefertigt wurden, bevor es zum Bierchen und unter die wunderbar warme Dusche geht.
Heute Abend findet hier in der Inselhalle noch ein feuchtfröhlicher Sportlerball statt. Doch ich begebe mich mit Sigrid, Hajo, Réné, Thomas, Peter und Günter auf die Fahrt zu unserem morgigen Marathonstart: nach Magdeburg.

Kathrin und Bianca haben die dritte Auflage des Schlaubetalmarathon erneut perfekt organisiert. Was auffiel, war die souveräne Gelassenheit der Beiden, die trotz neuem Teilnehmerrekord (insgesamt etwa 353 Läufer, davon 105 Marathonläufer) die  Veranstaltung zu einem Juwel am Marathonhimmel gemacht haben. Wir danken ferner allen Helfern, die uns aufopfernd mit einem ausgesprochen reichen Nahrungsangebot ein Überleben in diesem außergewöhnlichen Tal ermöglicht haben!