Heute berichte ich Euch von einem der traditionsreichsten Marathon Deutschlands, dem Schwarzwald-Marathon in Bräunlingen bei Donaueschingen. Die erste Ausgabe fand bereits im Jahre 1968 statt, heuer jährt sich diese Veranstaltung also bereits zum 44. Mal. Bereits bei der ersten Austragung waren Frauen bei diesem Marathon zugelassen. Für damalige Verhältnisse nicht selbstverständlich, sogar das Internationale Olympische Komitee ließ das weibliche Geschlecht auf der Marathondistanz bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles im Jahre 1984 außen vor.
Roland Mall ist es zu verdanken, dass es diesen Lauf in der 6.200 Einwohner fassenden Gemeinde im südlichen Schwarzwald unweit von Donaueschingen, Villingen-Schwenningen und Freiburg gibt. Ursprünglich wollte Mall einen 100 Kilometer-Lauf rund um Bräunlingen ins Leben rufen. Aber aufgrund fehlender Wege wurde dieser Plan wieder verworfen und stattdessen die Marathonstrecke in Angriff genommen.
Anlaufpunkt für alle Läufer, neben dem Marathon wurden auch noch ein Halbmarathon, 10 km-Lauf, Walking und Kinderläufe angeboten, war die Stadthalle in Bräunlingen. Aufgrund von Umbaumaßnahmen und dem damit verbundenen Platzmangel bekam ich meine Startnummer im Zelt vor dem Start- und Zielbogen. Neben der Startnummer erhielt jeder Teilnehmer noch ein Paar Laufsocken und einige Goodies. Umkleidemöglichkeiten waren in der nahe gelegenen Sporthalle, ebenso wie die Duschen für die weiblichen Teilnehmer, reichlich vorhanden. Die männlichen Teilnehmer wurden zum Duschtruck, der auf dem Parkplatz vor der Sporthalle stand, geschickt. Seine Siebensachen konnte man in einem Nachbargebäude der Stadthalle abgeben.
Schon etliche Minuten vor dem Start sorgte der Moderator lautstark und mit reichlich Schlagermusik für Stimmung unter den Teilnehmern und den Begleitpersonen.
Mit dem klassischen Countdown wurden die Läuferinnen und Läufer pünktlich um halb zehn auf die Strecke gelassen. Ich hatte mich im hinteren Feld einsortiert und konnte es nach dem Startschuss gemütlich angehen lassen, ehe ich die Zeitmessmatten passierte.
Die ersten Meter zum Einrollen verliefen durch die Bräunlinger Innenstadt, wo wir von reichlich Zuschauern angefeuert wurden. Ebenso flach verließen wir Bräunlingen und kamen nach Bruggen, wo uns schon einige Zuschauer erwarteten und speziell Geli und Elizabeth anfeuerten.
Am Ortsausgang stieg die Strecke dann allmählich an. Solche nicht allzu starken Steigungen gab es auf den nächsten 22 Kilometer öfters, nur manchmal gab es kurze Abwärtspassagen.
Ich entdeckte auf dem Rücken von Ewald das Motiv des Eisweinlaufes. Ein Gemeinschaftslauf, organisiert von Rudolf Mahlburg, der über 66 Kilometer auf dem Eisweinpfad von Offenburg nach Baden-Baden führt. Der Reinerlös dieses und der anderen von Rudolf organisierten Läufe kommen immer einem gemeinnützigen Projekt unter dem Motto „Laufend helfen“ zu gute. Ich hatte diesen Lauf im Dezember 2010 ebenfalls bestritten und kam so mit Ewald ins Gespräch.
Der Untergrund wechselte von Asphalt zu teils aufgeweichten, aber dennoch gut zu belaufenden Feld- und Waldwegen. Immer wieder wurde ich als laufender Reporter von marathon4you erkannt.
Die Gespräche mit den anderen Läufern lenkten mich sehr gut von den Mühen des Laufes ab. Die zwar mäßigen, aber langgezogenen Steigung machten sich doch langsam in der Muskulatur bemerkbar. Auf einem kleinen Bergabstück auf einer asphaltierten Piste konnte ich Muskeln etwas lockern. Hier hatten sich einige Zuschauer versammelt, die uns anfeuerten.
Nach dieser kurzen Erholung ging es aber gleich wieder bergauf und nach 12 Kilometern trennten sich Wege der Marathonis und der „Halben“. Lautstark wurden wir von den Helfern in die richtige Richtung dirigiert. Für uns ging es rechts ums Eck herum wieder auf die Waldwege.
Ich entdeckte den 4:30 Stunden-Zugläufer vor mir und wollte mich an ihn ran arbeiten, um mich ziehen zu lassen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er würde schneller. Oder wurde ich langsamer? Wahrscheinlich von beidem etwas. Jedenfalls kam ich ihm nicht näher. Es ging nun leicht wellig durch den Wald und mittlerweile waren die ersten Läufer zu Wanderern mutiert.
Wir verließen den Wald bei Kilometer 18 und wurden mit einer herrlichen Aussicht und einer Abwärtspassage entschädigt. Ein kurzer Plausch mit Gabriel und wir durchliefen eine Passage, die bei jedem Trail-Runner das Herz höher schlagen lassen würde.
Leicht ansteigend ging es wieder in den Wald, wo jeder Waldweg seinen eigenen Namen hat. So passierten oder liefen wir auf Wegen mit so klangvollen Namen wie „Weibermoosweg“, „Fuchsbau-Allee“ oder auch „Seemanns-Allee“.
Verlaufen war nahezu unmöglich. Neben der Streckenmarkierung durch Flatterbänder, Kreidepfeile und Helfer war der gesamte Verlauf durch fest angebrachte Schilder mit dem Motiv des Schwarzwaldmarathons gekennzeichnet. Ein Schelm, wer „SM“ nicht nur mit Schwarzwald-Marathon übersetzt.
Es ging wieder mal etwas bergab, kurze Anstiege bremsten den Vorwärtsdrang aber schnell wieder. Ich begann, die Kilometer rückwärts zu zählen.
Wir überquerten den Brändbach und kamen nach Unterbränd, wo die Zuschauer inklusive Band traditionell ein kleines Volksfest feierten. Vorbei am Kirnbergsee, einem künstlichen Stausee, liefen wir in Richtung Bräunlingen.
Kurz vor Waldhausen kamen wir zur letzten Verpflegungsstelle. Für die letzten drei Kilometer gestärkt liefen wir auf dem Gemeindeverbindungsweg nach Bäunlingen, als ein rücksichtloser Autofahrer uns beinahe aufs Korn genommen hätte. Der Schreck war aber schnell überwunden und die Flüche ausgesprochen, als kurz vor Bräunlingen der letzte Kilometer eingeläutet wurde.
Noch einmal ging es über den Brändbach und dann durch ein Zuschauerspalier umjubelt ins Ziel. Die Blaskapelle hatte ebenfalls gute Kondition bewiesen. Seit unserem Start vor 4:30 Stunden waren sie engagiert bei der Sache. Kompliment.
Im Ziel entdeckte ich dann den 4:30 h Zugläufer. Er hatte tatsächlich zu viel Speed drauf und musste deshalb später mal Pause machen. Von einer jungen Helferin bekam ich die wohlverdiente Medaille um den Hals gehängt.
Die Zielverpflegung und auch die Streckenverpflegung bot alles, was das Läuferherz begehrt. Für die Läufer gab es im Ziel außerdem noch eine Riesentafel Schokolade und ein Hefeteigmännchen in Läuferform.
Nach der heißen Dusche, die bei den kühlen Temperaturen eine echte Wohltat war, ließ ich mir gleich einen Teil der angebotenen Köstlichkeiten schmecken. Dann entdeckte ich noch ein ungewohntes Angebot: „Glühwein 1,50 Euro“. Tja, der Sommer ist nun endgültig vorbei.
Marathon-Sieger
Männer
1 Dörr, Hans-Jörg GER TV Hatzenbühl/Dudenhofen 2:45:03
2 Schenk, Felix SUI Run-Fit Thurgau/Wigoltingen 2:45:55
3 Sprich, Rainer GER LG Baar/Eisenbach 2:46:20
Frauen
1 Doll, Steffanie GER SZ Breitnau/Hinterzarten 3:00:38
2 Kollmeyer, Katrin GER Spiridon Frankfurt/Frankfurt 3:03:35
3 Lutz, Sonja GER SV Kirchzarten/Freiburg 3:13:59
439 Finisher
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