Wusstet ihr eigentlich, dass der Schwarzwald-Marathon 1968 weltweit der erste Marathon war, bei dem Läuferinnen teilnehmen durften? Ja, natürlich wissen wir das. Oder doch nicht? Ok, wer es noch mal genau wissen will, die Story ist so nett, dass man sie immer wieder mal lesen kann.
Nachdem 1967 der erste Volkslauf in Baden ein großer Erfolg war, wollte man im darauf folgenden Jahr einen Marathonlauf organisieren, der für jedermann zugänglich sein sollte. Das DLV-Volkslaufreferat wollte die Veranstaltung nicht genehmigen, da ihm die Streckenlänge für einen Volkslauf zu lang erschien. Daraufhin wurde der Schwarzwald-Marathonlauf beim DLV offiziell beantragt und ausgeschrieben. Der Plan war, auch Frauen einen Start zu ermöglichen. Da dies damals nicht erlaubt war, erwähnte man im Genehmigungsantrag nichts davon.
Das Zeitlimit wurde großzügig mit zehn Stunden festgelegt. Um nicht zu großes Aufsehen zu erregen, wurde nur die lokale Presse informiert.
Der Genehmigungsvermerk des DLV, der ja nur für den Lauf der Männer zutraf, wurde auf der Ausschreibung so platziert, dass man glauben musste, er gelte auch für die Frauen. Am 6. Oktober 1968 wurde dann der 1. Schwarzwald-Marathon durchgeführt. 51 Frauen aus fünf Nationen nahmen teil und bis auf zwei kamen auch alle ins Ziel.
Für die zweite Auflage 1969 beantragte das Organisationskomitee offiziell auch eine Genehmigung für die Frauen. Der DLV äußerte sich zwar positiv zum Vorhaben, doch er erteilte für 1969 und auch für 1970 keine Genehmigung. Ein ausdrückliches Verbot sprach der Verband aber nicht aus. So also nahm das mit Frauen beim Marathon seinen Lauf.
Heute, über 50 Jahre später, haben die Frauen längst bewiesen, wie leistungsfähig sie sind. Hohe Frauenquoten in den Teilnehmerfeldern werden besonders hervorgehoben, beim Schwarzwald Marathon sind das heuer fast 30 %.
Bis in die 80er-Jahre zählte der Schwarzwald-Marathon zu den „Großen“ der Volksmarathons, als Rekord gelten 2.850 Marathonis, die1985 nach Bräunlingen strömten. 1971 war er sogar der teilnehmerstärkste Marathon der Welt, da konnte nicht einmal New York mithalten. Wie viele sind es heute? 500 Anmeldungen kann der Marathon aufweisen. Mit Staffelmarathon, Halbmarathon, 10 km-Lauf & Walking und den Kids kommen über 3.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zusammen. Auch nicht schlecht.
Alles ist gerichtet in Bräunlingen, sogar Petrus ist ein Freund des Schwarzwald-Marathons und beschert uns noch einmal ein Revival des Sommers. Vergessen sind die Sorgenfalten, die das Wetter noch vor zwei Wochen bescherte. Sturm Mortimer, hinterließ auf der Laufstrecke im Wald seine Spuren, die noch beseitigt werden mussten. Aber jetzt soll alles wieder tiptop sein und bereit für die 52. Auflage.
Der riesige Parkplatz vor der Sporthalle, wo sich Duschen, Massage und Gepäckabgabe befinden, sorgt bei mir bereits bei der Anfahrt für Entspannung. So ein tolles Parkangebot findet sich eher selten. Nur wenige Gehminuten davon entfernt liegt die Stadthalle, hier gibt es die Startunterlagen, eine Messe, wo es alles gibt was man zuhause vergessen hat und ab 5.30 Uhr ist sogar ein Läuferfrühstück zu haben. Das Wetter sorgt für eine gehörige Anzahl an Nachmeldungen. Trotzdem halte ich meine Startnummer schnell in Händen, jede Streckenlänge hat ihren eigenen Schalter. Mit einem angehefteten Bon dürfen wir als Antrittsgeschenk ein Paar Laufsocken von einem Markenhersteller empfangen. Sowas kann man natürlich immer gebrauchen.
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Die Startzeit für die Marathonis und die Staffeln ist mit 9.30 Uhr äußerst human und wie ich finde gut gewählt. Nicht zu früh und auch nicht zu spät. Eine halbe Stunde nach uns sind die „Halben“ an der Reihe. Kurz vor dem Start sind die Temperaturen mit etwa 10 - 12 Grad noch etwas frisch, daher vom Sprecher der gutgemeinte Tipp besonders an die Neulinge, jetzt lieber etwas zu frieren, als später zu warm angezogen zu sein. Der Mann hat Ahnung. Stress kommt zehn Minuten vor dem Start hier keiner auf, nur eine Handvoll Personen befindet sich im Startkanal. Erst als der Moderator mobil macht und uns auffordert an den Start des „Top of Black Forest“ zu kommen, füllt sich langsam der Startplatz.
Countdown und los geht’s. An vielen jubelnden Zuschauern vorbei machen wir uns auf den Weg. Gleich biegen wir nach rechts ab in den historischen Stadtkern. Vorbei am Rathaus laufen wir auf das Mühlentor zu, das noch als einziges von vier Stadttoren der früheren Stadtmauer erhalten ist. Erbaut vermutlich um 1200 rum, brannte mal ab, wurde wiederaufgebaut und seitdem mehrmals umgebaut und renoviert. Jetzt ist es ein richtiges Schmuckstück. Kurz vorher biegen wir nach links ab und holen uns Gottes Segen ab. Den bekommen wir vom Pfarrer erteilt, der samt seiner Ministranten am Portal der Stadtkirche „Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel“ steht.
Ein schmales Sträßchen führt uns aus dem Ort, alles noch schön flach. Ungeschützt in der Sonne wird mir hier bereits richtig warm und das nimmt nach drei Kilometer noch zu. Wir wechseln die Richtung und nehmen den Black Forest ins Visier, der noch in einiger Entfernung liegt. Die Richtungsänderung bedingt auch ein spürbares Ansteigen des Kurses. Zwischen hier und Oberbränd bei km 17 liegen 300 Meter Höhendifferenz. Insgesamt sind auf unserer kompletten Runde fast 500 Höhenmeter zu bewältigen. Der Großteil davon auf der ersten Hälfte. Beim Rückweg geht‘s meist leicht bergab.
Nach 5 Kilometern erreichen wir am Waldrand unsere erste Versorgungsstelle, viel trinken ist heute angesagt. Angeboten werden Iso, warmer Tee und Wasser. Kurz vor Hubertshofen ist es dann soweit, nach 7 km tauchen wir erstmals ein in den Schwarzwald und werden ihn auch so schnell nicht wieder verlassen.
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(Klaus und Margot Duwe)
Ich komme mit Frank ins Gespräch, er bestreitet heute seinen allerersten Laufwettbewerb überhaupt, erzählt er stolz. Für seine Staffel legt er den ersten Abschnitt zurück, hat aber noch mächtig Respekt vor seinen 11,5 Kilometern. Als Ziel für sein Team sind Sub 4 ausgegeben. Na dann, viel Glück und natürlich in erster Linie viel Spaß. Etwas tiefer im Wald ist es wirklich wohl temperiert, bedeutend kühler als in der Sonne, es lässt sich sehr angenehm laufen. VP2 erreichen wir nach 10 km, wir können wieder Flüssigkeit aufnehmen. Der Tee ist noch schön warm, finde ich super.
Vom Führungsradler bekommen wir die Meldung, Platz zu machen. 1:10 Stunden hat es gedauert, bis ich vom Führenden des Halbmarathon überholt werde. Wenig später biegen wir ab auf die Unterbränder Straße. 500 Meter dürfen wir auf der Teerstraße zurücklegen. In eine Senke geht es schön bergab, das Intermezzo ist aber nur kurz. Nicht immer optisch sichtbar, aber schon deutlich in den Beinen spürbar, geht es immer weiter aufwärts.
Die Streckentrennung von den Halbmarathonis führt uns wieder runter vom Asphalt. Während wir nach Westen laufen, schlagen die 21er schon wieder ihren Rückweg ein. Für sie geht es gerade weiter nach Oberbränd, wo sie sich nach zwei Kilometern wieder mit der Marathonstrecke vereinen. Bei den Staffeln ist hier der erste Wechsel fällig. Die Teilstrecken der einzelnen Läufer sind alle unterschiedlich lang, so kann man taktisch aufstellen. Das zweite Staffelmitglied hat nur 6,5 km vor sich, während der dritte Abschnitt mit 17 km der Längste ist.
Wir biegen rechts ab in die Lange Planie. Im Schwarzwald haben alle größeren Waldwege Namen, die man an Holztafeln ablesen kann. Kontinuierlich steigt unser Kurs leicht an. Den höchsten Punkt der Strecke erreichen wir nach 16 km auf einer Höhe von fast 1.000 Metern. Etwas wellig geht’s noch weiter, bis wir kurz vor Oberbränd endgültig das meiste an Höhenmetern eingesammelt haben. Eine Getränkestation bietet sich für eine kurze Pause an. Erstmals werden Cola und dazu Laugenstangen angeboten. Von der Polizei gut abgesichert überqueren wir die Oberbränder Straße, für etwa 500 Meter geht es in die pralle Sonne weiter, dafür aber abwärts. Ein kurzes Stück sogar ziemlich kräftig.
Immer wieder fällt mir die permanente Beschilderung des Schwarzwald Marathon ins Auge. Wer Lust hat, kann den Kurs also auch jederzeit ohne Wettkampf ablaufen. Da viele Schilder schon recht verwittert sind, nehme ich an, dass der Kurs in all seinen Jahren nicht oder kaum verändert wurde.
So ziemlich am westlichsten Punkt der Strecke ist mitten im Wald bei km 25 eine Zeitmessmatte zu überlaufen. Abkürzen ist also nicht so einfach drin und das ist gut so. Mein Chip funktioniert ordnungsgemäß, wie ich am lauten Piepsen vernehmen kann.
An den Matten biegen wir ab in die Seemannsallee, die Strecke dreht jetzt wieder in Richtung Bräunlingen. In langen Geraden spulen wir Kilometer um Kilometer ab, die auch durchgehend in Kilometerabschnitten ausgeschildert sind. Wir wechseln aber immer wieder die Wege. Nach der Seemannsallee folgt die Elisabethen Allen, anschließend die Lange Allee. Ausgesprochen angenehm, es geht beständig meist leicht bergab. Natürlich gibt es auch kurze Anstiege zwischendrin.
Der Römerweg führt uns schließlich nach Unterbränd (km 34,5). Hier herrscht ein ordentlicher Trubel, auch weil die Staffeln hier ihren letzten Wechsel durchführen. Die mittlerweile siebte VP lädt wieder zur Getränkeaufnahme ein. Unmittelbar danach passieren wir den Kirnbergsee, er ist vor allem wegen seines warmen Wassers und den schön angelegten Stränden als Badesee beliebt.
Nach ziemlich genau 38 km endet unser Ausflug durch den Black Forest, für ein paar Kilometer dürfen wir noch die Rückkehr des Sommers mit intensiver Sonneneinstrahlung genießen. Über eine halb abgesperrte Kreisstraße erreichen wir Waldhausen. Nach der letzten V-Stelle sind es noch dreieinhalb Kilometer. Über Asphalt geht es zurück nach Bräunlingen. Jede Menge Zuschauer empfangen mich auf der Zielgeraden vor der Stadthalle. Ich bin zufrieden mit meiner Zeit, vor allem aber mit dem herrlichen Erlebnis durch den Schwarzen Wald, der heute mit viel Sonnenlicht durchflutet gar nicht so dunkel war.
Kurz nach mir bricht ein richtiger Sturm los, eine Horde Bambinis kommt ins Ziel und mischen sich unter die Marathonfinisher. Etwas später kann ich noch den Zieleinlauf von Wolfgang Roether (AK 70) verfolgen. Zum 45. Mal war er heute beim Schwarzwald-Marathon am Start. Kaputt ist er jetzt noch nicht, erzählt er dem Moderator, er hätte schon noch zwei weitere Stunden durchhalten können. Er kommt ja auch gerade von einem 100 Meilen Lauf. Da kann ich nur den Hut ziehen.
Die Infrastruktur mit Stadthalle, Sporthalle, Start- und Zielbereich und dem großen Parkangebot in nächster Nähe ist wirklich vorbildlich, dazu eine wunderbare Strecke. Das können nicht alle Veranstalter bieten und so wundert es mich nicht, dass sich der Schwarzwald Marathon als einer der ältesten Marathons in Deutschland wieder wachsender Beliebtheit erfreut. Ich freue mich für die Veranstalter, dass die 3.000er-Marke heuer geknackt wurde. Vielleicht auch als Belohnung für den Mut vor 51 Jahren.
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