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Nach einer sehr erfolgreichen Premiere in 2021 führen Anlauf Siegen und der Deutsche Alpenverein Sektion Siegerland zum zweiten Mal den „Seven Summit Siegen“ durch. Die Universitätsstadt Siegen mit seinen rund 100.000 Einwohner ist, wie sein leicht bekannteres Pendant Rom, auf 7 Hügeln erbaut. Nicht ganz so weitläufig, dafür umso steiler gilt es, auf dem vom DAV mit Liebe ausgearbeiteten Rundkurs von 24.5 km mit angekündigten 760 HM,  diese 7 Gipfel zu erklimmen.

Die Route verläuft diesmal andersherum im Uhrzeigersinn um Siegen herum. Hitze ist auch angekündigt, schon morgens sind die 20 Grad schnell erreicht, bis 27 wird das Thermometer steigen. Zur Vorbereitung finden wir auf der Homepage von Anlauf-Siegen umfangreiches Informationsmaterial, außerdem gibt es alle wichtigen Hinweise auch noch auf mehrere Emails verteilt im Vorfeld. Hier sorgen Martin und Silas für einen Informationsfluss, von dem sich so mancher große Veranstalter eine Scheibe abschneiden kann.

Die Startunterlagen werden Freitag und Samstag beim Kletterzentrum des DAV ausgegeben. Für die Teilnehmer mit weiterer Anreise gibt es diese auch am Sonntagmorgen im Startbereich vor dem Anlauf Büro am Bahnhof Eintracht. Eine Einverständniserklärung mit Haftungsausschluss ist abzugeben. In 200 m Entfernung sind kostenlose Parkplätze an der Siegerlandhalle in ausreichender Anzahl vorhanden. Es stehen 300 Startplätze zur Verfügung, jeder bekommt seine minutengenaue Startzeit mitgeteilt, welche auch auf der Startnummer sichtbar ist. So gehen von 8 – 9 Uhr jede Minute 2-6 Läufer an den Start. Da die Laufstrecke nicht abgesperrt ist und auch durch das Stadtgebiet führt, wird so das ganze Feld entzerrt und auf eine Stunde verteilt. Es gehen über 220 Läufer an den Start. In der Zeit von 9 – 10 Uhr machen sich nochmal rund 300 Wanderer nach gleichem Prinzip auf den Weg. Im Zielbereich, rund 300 m vom Start entfernt, stehen Umkleidezelte zur Verfügung. In begrenzten Umfang können die Duschen des DAV Kletterzentrums am Effertsufer genutzt werden.

Nach einigen „Verlaufaktionen“ im letzten Jahr ist die Strecke diesmal besonders gut ausgezeichnet, gesprühte Pfeile am Boden, Flatterbänder und im Zentrum Schilder weisen den Weg. An vielen markanten Stellen sind Helfer des DAV und THW vor Ort und passen auf. Da auf allen Wegen die Straßenverkehrsordnung zu beachten ist, heißt es auch an den Ampeln eine Vollbremsung einzulegen. Nichtbeachtung führt zur Disqualifikation! Für die Verzögerungen erfolgt auf die Gesamtzeit eine Zeitgutschrift. Für die Berge hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen, hier gibt es eine Strava Challenge, die alle 7 Bergstrecken zusammenfasst und Krönchen Queen und Krönchen King krönt. Als Krönchen kennt man die bekannte goldene Krone, welche auf der Spitze der Nikolai Kirche in Siegens Oberstadt thront, und ein Wahrzeichen Siegens darstellt. Diese werden wir nach Berg 5 passieren dürfen. Drei Verpflegungsstationen sind geplant, aufgrund der angekündigten Temperaturen wurde noch schnell auf sechs erhöht.

 

 

Für mich ist diese zweite Auflage der Erstversuch, hörte ich doch aus dem vergangenen Jahr, dass es eine harte Nummer ist. Dirk Thielmann hat als Sponsor die Strecke vorab getestet und freut sich über mehr Trails statt Teer und stellt des weiteren „noch mehr Stufen“ fest. Ich bin gespannt. Im Startbereich geht es entspannt zu, die Letzten holen ihre Startunterlagen, es gibt schon das erste Wasser und ebenso Interesse an den vorhandenen Dixis. Martin Stinner bereitet die Zeitnahme vor, Martin Hoffmann gibt übers Mikro die letzten Infos bekannt und wenige Sekunden nach 8 Uhr machen sich die ersten auf die Reise. So geht es im Minuten Takt weiter und die 33 Minuten, bis wir dran sind, vergehen wie im Flug.

Wir starten in einer 5er Gruppe, Patrick und Stephan fliegen davon. Mit mir laufen heute Melanie und Björn, wir peilen 3:30 h an und starten für unsere Verhältnisse ebenfalls zügig. Wir passieren kurz nach dem Start die Sieg-Arena, welche eine der beliebtesten Laufrunden der Krönchen Stadt ist und schon Austragungsort der 3 Auflagen von Siegens Marathon mit Musik war. Letztes Jahr fand hier erstmalig ein Spenden- und Gedächtnislauf über 24 h statt.

Bevor der erste Kilometer erreicht ist, verlassen wir bereits erstmalig den Teer und laufen über einen Single Trail leicht ansteigend durch die noch angenehm kühlen Wälder. Als wir diese verlassen, beginnt das erste der sieben Kapitel, denn der Fischbacherberg ist als erster Summit zu erklimmen. Auf rund 1 km geht es rund 100 Höhenmeter nach oben, der erste Gipfel ist nach 3 km mit 150 Höhenmetern erklommen. Es geht durch die Wohnblocks auf dem Fischi etwas über Teer. Beim Flowtrail von Mountainbike Siegerland, einer beliebten 4 km langen Downhill Piste, verschwinden auch wir wieder auf angenehmen Waldwegen und Trails. Wir geben die erkämpfte Höhe fast vollständig wieder ab und kommen zum Hauptquartier des THW in der Numbach. Viele der blauen Helfer sind ausgerückt und helfen uns an markanten Punkten auf der Strecke. So auch an der nun folgenden Ampel, als man uns kommen sieht wird schon mal grün angefordert und wir kommen hier fast ohne Wartezeit über die erste Hauptstrasse die es zu queren gilt.

 

 

Direkt auf der anderen Seite beginnt Kapitel 2, der Wellersberg. Die erste Treppe liegt vor uns und zeigt auf, dass auch nach gerade mal 5 km die Beine beim Emporsteigen weich werden können. Der erste respektvolle Gedanke an noch fehlende 600 Höhenmeter drängt sich auf, kann sich aber nicht lange halten. Ein relativ langer gerader Abschnitt vorbei am historischen- und dann am Hermelsbacher Friedhof lässt sich locker traben und die Treppen schnell vergessen. Dann beginnt die zweite Phase des Anstiegs zur längst stillgelegten Panzerstraße der belgischen Garnison. Wir rollen ins nächste Tal und erreichen bei der Glück-Auf-Kampfbahn den Stadtteil Weidenau. Hier startet auf dem Bismarckplatz jedes Jahr der beliebte und immer ausgebuchte Firmenlauf mit tausenden Läufern. Beim Hauptsponsor Sparkasse gibt es bei km 8,5 die erste Verpflegung direkt an einer Ampel gelegen, welche für eine kleine Pause sorgt.

Hinter dem Finanzamt entlang steuern wir Summit No. 3 an, den Giersberg. Durch Dirks Streckencheck bin ich vorgewarnt, hier erwarten uns die meisten Treppen. Und so geht es gefühlte tausende nach oben, bis zum weithin sichtbaren Sendemast. Ebenso steil geht es auf der anderen Seite wieder bergab, nachdem wir den zweiten VP auf dem Gipfel passiert haben. Meine Frage nach dem bestellten Bier wird mit Gelächter beantwortet und ein kühler „Kranenburger Riesling“ muss genügen. Ich frage mich bei dem Abstieg, was die Beine heute mehr zerstört - die Treppen nach oben oder die nach unten….

Drei sind hin, noch vier im Sinn! Mit dieser Ansage geht nach einer weiteren Ampelquerung wieder mal steil bergauf, wir steuern den höchsten Punkt unserer heutigen Reise an. Summit No. 4 ist der 374 m hohe Lindenberg. Auf dem Weg nach oben haben die ersten Anwohner Mitleid mit uns, ein über die Straße gezogener Bewässerungsschlauch sorgt für eine kleine Abkühlung mit 1 m hohen Wasserfontänen. Ich werde kurz vermisst, die kühlende Stillstandszeit dürfte sich auf 30 Sekunden belaufen. Oben angekommen, liegen 13,4 km hinter uns und VP 3 ist erreicht. Statt gemütlich abwärts geht es jetzt gefühlt eine Ewigkeit senkrecht bergab, für mich nicht mehr möglich zu laufen. In wadenbelastenden Tippelschritten schleiche ich runter. Ein Trost ist, dass es allen anderen um mich herum wohl ähnlich geht. Ich hätte gerne mal gesehen, wie die Schnellen hier runter knallen.

 

 

Angekommen im Tal der Weiss, ein Nebenfluss der Sieg, eröffnen wir das 5. Kapitel. Nicht ganz so hoch, aber ähnlich steil geht es auf den Siegberg. Wir quälen uns empor, als uns ein pfiffiger Streckenposten vom THW zuruft,  dass wir uns Zeit lassen können, denn die vor uns liegende Ampel würde erst in 2 Minuten wieder grün. Also durchatmen! Wir laufen in den Schlosspark und durch das obere Schloss auf 307 m Höhe. Von hier geht es vorbei an der Nikolaikirche, die mit dem goldenen Krönchen, zum Hot Spot und VP 4. Direkt daneben steht ein Brunnen, zum zweiten Mal für heute verweile ich und kühle mich ab. Durch die Oberstadt Gässchen geht es teils über Kopfsteinpflaster hinunter.  Für die Altstadtschänke, welche bereits 1646 erstmals erwähnt wurde, bleibt heute keine Zeit.

Wieder im Tal der Weiss angekommen, beginnt zum Summit No. 6 der letzte lange Anstieg auf den Häusling. Zurückblickend erhalten wir hier den schönsten Ausblick auf die Siegener Oberstadt. Noch bevor wir oben sind, folgt VP 5 und wir freuen uns über ein weiteres Wasser. Über die Agnesenhofhütte des Sauerländischen Gebirgsvereins erreichen wir den vorletzten Gipfel. Nun geht’s bergab ins Leimbachtal mit dem bekannten Leimbachstadion. Im Gewerbegebiet Martinshardt passieren wir erst die Fa. Thielmann-Identica, um anschließend bei dem Gebäude „The Summit“ (das heißt wirklich so!) die Hot-Spot-Red-Bull-Power-Station zu erreichen, welche auch der letzte VP ist. Ein Flamingo sorgt für einen Regen und die letzte große Abkühlung.  Ich verliere wieder Zeit, gehe aber gut gekühlt die letzte Steigung an.

 

 

Es geht Richtung Fernsehturm und mit dem letzten und 7. Kapitel unserer Reise dem Rosterberg entgegen. Da wir im Leimbachtal relativ weit oben blieben, ist der Anstieg nicht mehr so wild. Geschätzte 60 Höhenmeter müssen die Beine noch einmal bewältigen, bevor wir am Jung Stilling Krankenhaus vorbei den finalen Gipfel erreichen. Ein entspannter Zuruf vom Streckenposten: „Jetzt nur noch 2 km bergab“ beflügelt und wir drücken nochmal aufs Gas, die Zeit ist erschreckend fortgeschritten. Runter zur Siegerlandhalle, über den Parkplatz, durch eine Unterführung und wir näheren uns Schritt für Schritt dem Ziel. Nach 3:29:24 drücke ich die Uhr auf Stopp, wenn das mal keine Punktlandung ist.

Wir werden mit einer hübschen Holzmedaille geehrt und finden uns im Versorgungsbereich wieder. Obst und Riegel, Wasser und was Kühles aus dem Hause Krombacher dienen zur Erstversorgung. Im weiteren Verlauf ist ein umfangreicher Cateringbereich aufgebaut: Burger-Truck, Grill, Bier-Rondell, Kaffee, Kuchen und ein Obstverkauf vom DAV. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll! Im Starterbag sind noch Wertbons enthalten, die man hier direkt einlösen kann. Eine Bratwurst im Brötchen mit einem kühlen Radler, ein schattiger Platz auf reichlich vorhandenen Sitzgelegenheiten unter Zelten und die Regeneration beginnt. Um uns herum werden gerade noch Siegerehrungen vorgenommen und ich halte schnell die Kamera mit rein. Für die offizielle Einlaufzeit bekommt jeder eine Zeitgutschrift von 5:30 Minuten, um die Wartezeiten an den Ampeln auszugleichen.

Eine rundum gelungene Sache! Man hört nur zufriedene Stimmen, alle sind begeistert. Es sieht sehr danach aus, dass Siegen mit der Idee von DAV und Anlauf eine neue regelmäßige Veranstaltung hat. Und so sind wir gespannt auf das nächste Jahr, welch neue Ideen den Seven Summit Siegen dann begleiten werden.

Männer

1. Tobias Lautwein – SG Wenden – 1:44:22
2. Simon Jung – Kölner Triathlon Team 01 – 1:45:41
3. Anno Dallmann – TUS Deuz – 1:46:55

Frauen

1. Nicole Scholz – TV Refrath – 1:59:41
2. Katharina Schäfers – TUS Deuz – 2:07:05
3. Melanie Fohr –  – 2:12:14

Staffeln

1. TUS Deuz – 10:24:08
2. The SUMMIT – 12:19:29
3. Team Identicy Thielmann – 13:43:16