Erstmals bietet der Seven Summits Marsch bzw. Lauf dieses Jahr einen Marathon. Neben der schon recht grünen Stadtstrecke kommen dadurch auch für die Läufer einige Bergstecken mit ins Programm. Ein abwechslungsreicher Lauf, perfekt organisiert.
Eigentlich wollte ich erst in zwei Wochen wieder laufen, aber meine Tochter wird 18 und möchte für ihre Feierlichkeiten das Haus für sich haben. Die Eltern müssen raus, und da es ja nur eine Nacht ist, denke ich natürlich gleich an eine passende Laufveranstaltung. Und wie es das Schicksal es so will, hat die Veranstaltung Seven Summits in Siegen dieses Jahr erstmalig auch eine Marathonstrecke im Angebot, mit rund 1.100 Höhenmetern dazu. 25 km Laufen sowie 25 und 50 km Wandern gibt es wie in den Vorjahren. Alle Strecken sind auf 250 Teilnehmer begrenzt. Hinter der Erweiterung steckt wohl das 800. Jubiläum der Stadt Siegen, ein in jeder Hinsicht besonderes Jahr. Und wie es sich trifft, sind bei meiner späten Anmeldung auch nur noch Plätze für genau dieses Rennen frei, so dass ich gar nicht anders kann, als mich anzumelden.
Der Lauf ist wirklich sehr professional aufgesetzt, vom Veranstalter :anlauf Siegen und der DAV Sektion Siegerland. Alpenverein hört sich immer gut an. Es sind reichlich Sponsoren dabei und daher jede Menge Rahmenprogramm. Für den Start bezahle ich 49 Euro, wovon 9 Euro als Spende an den DAV und die Waldgenossenschaften gehen, 5 Euro kommen als Verzehrgutschein zurück (für mich ein sehr leckeres Schnitzelbrötchen), und es gibt ein Dose Gewürz für das Frühstücksmüsli. Und natürlich die sieben Verpflegungsstationen, und, weil es warm wird, drei weitere Stationen mit Wasser. Gut gemacht - für das, was geboten wird, ist das nicht zu viel. Zusätzlich kann man ein wirklich schickes Finisher-Shirt bestellen wenn man möchte, in Bio-Baumwolle oder Recycling-Funktionsmaterial, also wirklich hochklassig.
Los geht es um 8 Uhr am Samstag, der Marathon startet zuerst. Das Wetter ist erst einmal optimal, blauer Himmel und 20 Grad. Die rund 130 Läufer laufen alle bis 8:30 jede Minute in kleinen Gruppen los. Danach die 25-km-Läufer und die 25-km-Wanderer (einige genehmigen sich schon vor der Strecke ein Bierchen), denen man später teilweise unterwegs begegnet. Dadurch verteilt man sich recht gut auf der Strecke, trifft aber auch immer mal wieder jemanden, anders als bei Läufen, wo sich das Feld entsprechend der Laufgeschwindigkeit eher kontinuierlich auseinanderzieht und man nach ein paar Stunden niemanden mehr zu Gesicht bekommt.
Vorteile hat dieser Start auch bei Engpässen, zu denen hier auch ein paar Ampeln im Stadtgebiet gehören. Die Regeln sagen übrigens, dass man im Falle des Überschreitens bei rot disqualifiziert wird, für das Warten gibt es Zeitgutschriften. Allerdings sind die wenigsten dabei, um eine Top-Zeit zu laufen. Die meisten kommen aus der Region, viele von kürzeren Läufen oder Stadtmarathons, so dass es schlicht ein interessantes, spannendes und herausforderndes Rennen ist.
Etwa ein Drittel der Strecke verläuft auf Asphalt, der Rest weitgehend auf langsam ansteigenden und abfallenden Waldwegen, einige kürzere Abschnitte auf Trampelpfaden. Vermutlich kann man als gut trainierter Athlet fast die gesamte Strecke laufen, die meisten, so wie ich, gehen aber bergauf und können dann bergab ganz gut Gas geben. Stöcke braucht man nicht, auch wenn einige wenige Läufer und noch mehr Wanderer diese dabei haben. Traillaufschuhe braucht man auch nicht unbedingt, auf den Waldwegen sind sie aber ganz angenehm.
Start und Ziel liegen in der Nähe der Siegerlandhalle, also in der Stadt. Da diese aber recht klein und eng von Bergen umfasst ist, ist man schon nach wenigen Minuten im Grünen. Glücklicherweise ganz gut bewaldet, denn es wird langsam wärmer. Bis mittags ist es dann 34 Grad und auf den Strecken durch die Wohngebiete und im letzten Drittel durch flache, sturmentwaldete Hochebenen wird es richtig heiß. Die Strecke wird im Uhrzeigersinn durchlaufen, man hat also immer das Gefühl, dass die Sonne irgendwo von Vorne kommt. Die Sonnenschutzkappe ist daher neben den Schuhen das einzige weitere elementare Kleidungsstück.
Es gibt übrigens eine ganze Reihe Läufer ohne eigene Verpflegung, was durch die vielen Stationen auch durchaus möglich ist. Empfehlen würde ich es nicht, vor allem was das Wasser angeht. Ich bin extrem froh, ständig etwas trinken zu können und habe am Ende des Laufes auch eine relativ ausgeprägte Salzkruste auf der Haut. Mindestens ein Läufer wurde vom Roten Kreuz mitgenommen, ich vermute einmal wegen der Hitze. Die Veranstalter haben hier aber bzgl. Verpflegung und Hinweisen in der Vorinformation alles richtig gemacht.
Auf dem Weg gibt es neben vielen Blumen (auffälliges Drüsiges Springkraut in kräftigem Pink) schöne Aussichtspunkte, Fachwerkstadtteile, Kirchen, moderne Industriegebäude und einen Kreativpark zu sehen und ein sehr gepflegtes Schloss. Wie gesagt, sehr abwechslungsreich. Es sind auch einige Zuschauer an der Strecke, meist wandernd oder vor ihren Häusern, was zusätzlich motiviert. Insgesamt war die Stimmung sehr entspannt (vielleicht auch, weil ich so weit hinten war?), man kam mehr ins Gespräch als ich das sonst so beim Laufen erlebt habe.
Auf Kilometer 35 dann die große Überraschung. Einhörner mit Regenbogenmähne als Sprühfontäne, dazu Liegestühle, ein Abkühlzelt, eine große Grillstation. Man hätte gerne länger verweilt, aber das Bier und Essen für uns gab es ja erst am Ziel. Die Station ist wohl primär für die 50-km-Wanderer angelegt, die sich hier noch einmal für die letzten 15 Kilometer stärken können. Schöne Idee.
Der Zielbereich ist schön gemacht, Video von jedem einzelnen Einlauf, live Kommentar, Medaillen, Bier, Wasser, Grill etc. Und etwas Schatten. Auch hier wieder eine sehr gute Stimmung, gerade aufgrund des Wetters freuen sich alle – für sich und für die anderen – angekommen zu sein.
Kurz nach mir kommen die ersten 25-km-Wanderer rein. Zwei Jugendliche, die mich an den Steigungen immer wieder deutlich überholt haben, trotz Stiefeln und Rucksack, nur Bergab sind sie halt nicht laufen. Auf jeden Fall auch ernst zu nehmende Sportler.
Preise gab es für die Besten, aber auch für die Besten der Altersklassen, was ich noch nicht oft erlebt habe. Bzw. ich war auf den längeren Strecken auch meist zu spät zur Preisverleihung. Und dann gibt es noch Preise für einzelne Abschnitte als „Strava-Challenge“, allerdings erst nach der Auswertung am nächsten Tag. Da ich allerdings nicht bei Strava bin, rechne ich hier nicht mit einer Auszeichnung.
Für mich ist der Lauf aber ohnehin speziell – der erste seit zwei Jahren, bei dem ich mir weder unterlaufene Zehnägel noch Blasen geholt habe. Und ich habe Wolfgang und Klaus aufgrund ihres marathon4you Laufhemds kennengelernt. Also ein sehr attraktiver Lauf.
In Summe eine gelungenes Event mit vielen neuen Bekanntschaften. Ab dem nächsten Jahr soll es wohl einen neuen Veranstalter geben. Ich hoffe, dass er das Streckenangebot so fortführt und der Lauf auch noch im weiteren Umland bekannter wird.