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28.08.11 - Silvretta-Ferwall-Marathon

Weiße Aussichten

Der Marathon und Marsch steht schon lange in meiner Agenda. Weiße Aussichten heute, kernige Aussichten für 2012. Einsichten für die Teilnehmer? Dieses und weitere Begebenheiten aus der Gemeinde im Tiroler Oberland gibt es hier exklusiv. Die Bilder aus dem kleinen Ort zuhinterst im Paznauntal sind sehenswert.

Die Anreise gestaltet sich problemlos nach Galtür in Tirol über München, Garmisch, Fernpass, Imst, Landeck, Pians und dann auf der Silvrettabundesstrasse B188 an Kappl und Ischgl vorbei nach Galtür. Wer in Österreich auf der Bundesstraße bleibt, kann die Ausgabe für die Vignette sparen, denn 20 Kilometer Autobahnfahrt bringt kaum Zeitersparnis.

Was mich jedoch beeindruckt, ist die Launenhaftigkeit des Sommers, der sprichwörtlich aus dem letzten Loch pfeift. Gestern in München noch Temperaturrekord von fast 36 Grad, heute nicht mal 24 Stunden später, über 20 Grad weniger. Gerade mal 12 Grad zeigt im Auto das Thermometer an. Und bei der Fahrt über den Fernpass geht gerade bei vier Grad ein Graupelschauer nieder. Nichtsdestotrotz erreiche ich fröhlich Galtür im Paznauntal, wissend, dass morgen die Sonne wieder strahlen wird.

Am Dorfplatz unterhalb der Kirche können im Gemeindehaus die Startunterlagen empfangen werden. Es geht sehr persönlich und familiär zu, wer noch keine Unterkunft hat, dem wird geholfen und Tipps zum morgigen Event gibt es gratis dazu.

Ausschreibungen liegen noch herum und dann muss ich zwei Mal hinschauen und lese, dass der Marathon auf der Halbmarathonstrecke ausgetragen wird - diese werden wir also zwei Mal belaufen. „Auf dem Muttenjoch liegen 40 Zentimeter Neuschnee und das ist für die Läufer zu gefährlich“, wird mir erklärt. Außerdem würden die ersten mit dem Neuschnee eventuell Orientierungsprobleme bekommen. Die Wanderer lässt man jedoch auf die Originalstrecke, die sind mit Wanderschuhen und Stecken besser für solche Unwägbarkeiten ausgerüstet. Das klingt für mich plausibel. Ich habe da sogar vollstes Verständnis für die Umplanung. So lange ist der Zugspitzlauf mit den tragischen Ereignissen nicht her.

Die Veranstaltungsbroschüre weist für die Wanderer drei Strecken über 13,5, 28 und 42,3 Kilometer aus, die marschierend zurückgelegt werden können. Die Königsdistanz - hier heißt sie allerdings die Königinstrecke - kann auch als Lauf mit Zeitnahme absolviert werden. Zudem gibt es einen Halbmarathon als Lauf in Talnähe, wobei die Runde immerhin 461 positive Höhenmeter aufweist. Kein Pappenstiel. Für die Marathonis warten dann über 900 Höhenmeter up and down, das ist noch härter als ein Mittelgebirgsmarathon. Ich bin da gespannt, auf welche Zeit ich kommen werde.

Am Samstag ist von 16.00 bis 19.00 Uhr noch die Anmeldung persönlich möglich. Das Startgeld befindet sich nicht im Gipfelbereich, sondern ist mit 22 EURO in unterster Tallage. Für die Nudelparty kann sich jeder nach seinem Gusto in einem der zahlreichen Gasthöfe, Hotels und dergleichen seinen Langstrecklerbedarf decken. Im Startertütchen steckt die Startnummer, ein Zeitmesschip (am Fuß anzubringen) sowie eine erstklassige Wanderkarte der Region (Kompass-Karte, kennt Ihr vielleicht), die alleine fast zehn EUR wert ist.

Der Ort hat rund 750 Einwohner und ist die letzte und höchst bewohnte Siedlung des Paznauntal, das sich von Landeck her zur Bielerhöhe hinaufzieht. 74 Dreitausenden sollen im Gemeindegebiet zu sehen sein. Der Name Galtür kommt vom romanischen cultur(a), was Rodung oder Kultivierung bedeutet.

 

Dorfspaziergang

 

 
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Nach der langen Autofahrt lockert ein Spaziergang durch die Gemeinde meine Beine wieder auf. Erstmalig erwähnt wurde Galtür bereits 1146. In der Geschichte wurde der Ort geprägt von den Engadinern aus dem Süden, von den Walsern und Vorarlbergern aus dem Westen und den Tirolern aus dem Süden. Um 1621 wurde Galtür von den Engadinern eingeäschert, wobei nur die gotische Madonna unversehrt blieb. Sehenswert ist die Pfarrkirche Maria Geburt mit ihrem spitzen Turm. Sie wurde 1359 erbaut und nach dem Brand 1624 wiederhergestellt. Auf dem Hochaltar wird die gotische Muttergottes mit Kind als Gnadenbild verehrt. In Tschaffein kann die kunstgeschichtlich interessante Martinskapelle im Jahr 1678 im gotischen Stil mit Renaissanceelementen besichtigt werden.

In jüngster Vergangenheit hatte es die Region nicht leicht, denn das Lawinenunglück am 23.02.1999 forderte 31 Menschenleben, als am Grieskogl auf etwa 2700 Meter Höhe eine ungeheuer große Lawine abging. Im August 2005 sorgten große Niederschläge, die auch in den Hochlagen als Regen niedergingen, für ein  Hochwasser, das im Paznauntal für große Schäden an Häusern und Infrastruktur verursachte. Beide Ereignisse stellten die Region vor eine harte Prüfung, denn das Leben musste weitergehen und den Gästen musste in der darauffolgenden Wintersaison ja was geboten werden.

Ich konnte mir im Sommer 1999 einen Überblick verschaffen, als ich über die Berge wanderte, wo die Lawinen abgingen. Oben, fast senkrecht nach unten wurden Lawinenschutzwände mit zig Tonnen Stahl verbaut. Und in der Ortschaft wurde begonnen, Schutzwände zu errichten. Das Alpinarium ist Teil der 345 Meter langen Schutzmauer und stellt in seinen Räumen das Leben im Hochgebirgsraum dar.

 

Vor dem Start

 

 
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An nächsten Morgen ist der Himmel blankgeputzt, keine Wolke ist zu sehn. Dafür kommt Petrus reichlich unterkühlt daher. Das Thermometer an der Unterkunft ist unter den Gefrierpunkt abgetaucht. Am Dorfplatz, wo der Start für die Marathonis um 07.00 Uhr angesetzt ist, sehe ich bereits erste Handschuhträger und lange Hosen im Übermaß. Nun, zwei dünne Schichten am Oberkörper und eine Radler sollten mir eigentlich reichen, auch wenn die Finger nach dem Start frieren sollten.

Die Wanderer lassen ihre Startkarten abzwicken und machen sich auf die Socken. Vertreter der Schützen präparieren gerade die Kanone schussbereit. Die letzten Infos kommen über den Lautsprecher. Dann stellt sich das kleine Läuferfeld, vielleicht rund 50, 60 Teilnehmer, an den Start gegenüber dem Gemeindehaus auf. Beim Blick auf die etwa 2700 Meter hohen Berge rund um Galtür sehen wir die ersten Spitzen bereits im Sonnenlicht strahlen. Es wird ein schöner Tag, der auch wieder deutlich wärmer werden wird als der Samstag. 16, 17 Grad sind vorhergesagt.

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