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11.07.20 - Sky Marathon Rosengarten Schlern

ABGESAGT: ERINNERST DU DICH? (46)

“Wir haben wirklich alles versucht und gehofft, dass sich die Situation dahingehend entspannt, um eine Durchführung des Rennens im Juli zu ermöglichen, aber leider ist das nicht der Fall. In dieser besonderen Notlage dürfen wir uns nicht erlauben, das  wichtigste Ziel aus den Augen zu verlieren - sprich den Schutz unserer Liebsten, unserer Mitmenschen, aller Athleten und der freiwilligen Helfer rund um Sportverein, Bergrettung und Feuerwehr“.

Mit diesen Worten gibt OK-Präsident Bernhard Rieder die Absage des Sky Marathons Rosengarten Schlern bekannt. Statt eines aktuellen Laufberichtes gibt es hier Zitate aus den Laufberichten unserer laufenden Reporter aus den vergangenen Jahren.

Die ausführlichen Laufberichte mit vielen Bildern zum Event gibt es auf Marathon4you und Trailrunning.de

 

Lustwandeln im Rosengarten

 

Long, Hard, Fantastic prangt in großen Lettern auf der Landing Page der Website des Sky Marathons Rosengarten Schlern, unterlegt mit einem großartigen Dolomiten-Panorama. Dazu „No Asphalt“ auf der gesamten Strecke. Da muss ich nicht überredet werden, also „Runter von der Straße“ und rein in die Südtiroler Bergwelt in eines der neun Teilgebiete des Welterbes Dolomiten ist genau mein Ding.

Bernie Manhard

 

Das 1000 Seelen-Dorf Tiers  liegt überaus malerisch im hinteren Teil des Tierser Tals, gen Norden und Osten abgeschirmt durch die Berge, die unser Laufrevier sein werden. Schon aus dieser Perspektive präsentieren sich die schroffen Wände des Rosengarten und insbesondere die Felsnadeln der Vajolet-Türme mehr als beeindruckend. Im Rennbüro bekommen wir die Startunterlagen. Für den Moment interessanter als die Startnummer ist der Starterbeutel. Denn der entpuppt sich einmal mehr als Wundertüte, befüllt mit lokalen Spezialitäten, etwa Schüttelbrot und Kaminwurzen, und einem stylishen Teilnehmershirt.

Klaus Sobirey

 

"100 % no asphalt" lautet die Devise. Und konsequenterweise gilt das natürlich auch für den Start. Auf einer weiten Wiese vor dem Luxusresort Cyprianerhof im Dörflein St. Cyprian (1.071 m üNN) ist der Startkorridor mit Trassierbändern abgesteckt. Ein einsamer weißer Startbogen ragt aus dem Grün und bildet einen überaus pittoresken Rahmen für die im Morgenlicht noch dunstige Silhouette des Rosengarten am Horizont.

Klaus Sobirey

 

Der Rosengarten ist Laurins Reich. Leider hat sich der Zwergenkönig - ist schon sehr lange her - mit seinen Nachbarn angelegt und wurde gefangen gesetzt. Sein Stärke verleihender Zaubergürtel  und auch seine Tarnkappe (seine Unsichtbarkeit ist legendär) haben ihm nichts genützt - die Rosenbüsche haben sich bewegt und seinen Standplatz verraten, so kriegten sie ihn. Stinksauer auf seine Rosen sprach er einen Fluch aus: bei Tag und bei Nacht soll keines Menschen Auge seine Rosen sehen können. Nur in der Dämmerung, da leuchten sie immer noch...

Frank Albrecht

 

 

 

Bildgalerie 1 Klaus Sobirey

 

 
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Fast ein wenig überraschend, ohne besondere Ankündigung, fällt der Startschuss. Durch eine Wiese hat man eine 20 Meter breite Schneise gemäht, auf der wir unsere ersten 1,5 km, bis zum Waldrand zurücklegen. Hört sich gemütlich an, aber es geht gleich ordentlich aufwärts los. Nur die Spitzenläufer preschen hier davon, das Hauptfeld lässt es langsamer im Marschier-Modus angehen. Trotzdem lässt die Schwüle bei mir bereits ordentlich den Schweiß fließen.

Bernie Manhard

 

Und weiter geht es im gleichen Takt. Im schnellen Schritt stapfen wir auf einem schotterigen Weg erneut durch waldiges Gelände in die Höhe. Mal links-, mal rechtsseitig folgen wir einem rauschenden Wildbach. Rustikale Holzbrücken ermöglichen uns den Seitenwechsel. Dann wird es ruhig, sehr ruhig. Auch die letzten Wortwechsel verstummen, als sich der Pfad steil durch geradezu dschungelartiges Grün nach oben windet.

Klaus Sobirey

 

Nächstes wichtiges Teilziel ist der Passo Principe (Grasleitenpass). Die gleichnamige Hütte muss um 13:30 Uhr passiert werden. Dazu müssen wir aber erstmal wieder abwärts. Steil, einige Kletterpartien durch lockeres Geröll geht es abwärts. Das bringt  Abwechslung und Spaß. Sonderlich gefährlich sind die Kraxelpartien aber allesamt nicht und es gibt auch keine Passagen, die Schwindelfreiheit erfordern. Die Aussichten an der Flanke des Hanges hinauf auf die umliegenden Gipfel und hinunter in die Täler sind einfach großartig.

Bernie Manhard

 

In weitem Bogen unter den gigantischen Felstürmen erreichen wir die Vajolethütte. Der Blick zurück ist einzigartig! Nur eine kurze Pause, das Team Scopa (Besen!) ist nämlich auch schon da. Vor lauter Begeisterung bin ich wohl etwas zurückgefallen. Aber noch ist Zeit, rauf zum Grasleitenpass,  2600m. Hoch auf gutem Weg. Es sind viele Tageswanderer und Kletterer unterwegs, richtig was los hier. Und alle ackern wie blöd. Nur das Team Scopa nicht. Sie haben Spaß, sammeln die Wegefähnchen ein und -ab und zu- ein lauter Jodler. Die sind richtig gut drauf. Oben auf dem Pass ist ein cut off, 6 Stunden.

Frank Albrecht

 

 

Bildgalerie 1 Bernie Manhard

 

 
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Fast wie einen Adlerhorst sehe ich endlich die Grasleitenpasshütte im Fels kleben. Die letzten steilen Sepentinen hinauf fühlen sich gleich deutlich entspannter an. Anders als die robusten Berghäuser bisher wirkt die hölzerne Hütte fast schon wie ein alternatives Provisorium. Unvergleichlich sind die Lage und der Blick von der Balkonterrasse in die Tiefe. Das Ankommen auf dem 2.601 m hohen Passo Principe / Grasleitenpass nach 22,5 km hat ohne Zweifel eine besondere Ausstrahlung. Für alle gilt: Der höchste Streckenpunkt ist erreicht und die Hälfte der Strecke bewältigt.

Klaus Sobirey

 

Für uns folgt ein weiterer steiler Abstieg über Geröll in den Grasleitenkegel, nach etwa 500 Metern erfolgt die Streckentrennung. Für die Langstreckler geht es nach rechts, während die 36er durchs Tschamintal nach Tiers weiter nach unten geleitet werden. Irgendwo in diesem grauen Kessel, für mich nicht ersichtlich, muss es für uns wieder nach oben auf den Molignonpass gehen. Ich frage bei einem Mann der Tierser Bergrettung nach und er zeigt mir den Aufstieg in der Wand zwischen zwei Bergspitzen. Wow, sieht höchst anspruchsvoll aus, fast senkrecht geht es steil und sandig durch ein Schuttkar nach oben. Die Bergretter wachen hier in kurzen Abständen über uns, das ist wirklich vorbildlich.

Bernie Manhard

 

Das Tschamintal. Nur bergab. Das Knie freut sich über festen Boden. Ich mich über den Wald. Mal rechts, mal links ein Flüsschen,  kaltes, klares Wasser. Es stürzt über viele Stufen viele hundert Meter ins Tal. Eigentlich genau wie ich. Ab und zu ist an Quellen Abkühlung möglich, denn je tiefer ich komme, umso höher steigt die Temperatur. Oberhalb 2000m war es recht erträglich, hier unten wird‘s nun ziemlich warm. Der Weg wird zum Steig und schraubt sich am steilsten Abhang abwärts. Sagenhafte Ausblicke zurück auf die Gipfel und abwärts zum Fluss.

Frank Albrecht

 

 

Bildgalerie 2 Klaus Sobirey

 

 
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Karg und wild ist die Landschaft auch jenseits des Passes. Doch sind es jetzt weniger lange Auf- oder Abwärtspassagen, die den Kurs prägen, als ausgesetzte Felspfade mit kleineren Klettereinlagen, die tendenziell immer weiter in die Tiefe führen. In der Ferne wird schon bald das markante knallig rote Dach des in einem Hochtal gelegenen Tierser Alpl sichtbar. Der Weg dorthin zieht sich aber hin, denn die Kurverei durch das Felsenlabyrinth ist zeitaufwändig. Zum Finale dürfen wir seilgesichert unsere Kletterfähigkeit auf glatterem Fels austesten, ehe es über grüne Almwiesen direkt zum 2.440 m hoch gelegenen Schutzhaus hinüber geht.

Klaus Sobirey

 

Von der AV-Hütte geht es vorerst noch ein Stück auf einem Schotterweg abwärts, ehe sich die Richtung wieder ändert. Über den Gugglochegg-Aufstieg gelangen wir auf das fast flache Plateau des Schlern. Die wiesenreiche Hochfläche bietet uns eine atemberaubende Rundumsicht. Ich bin schon wieder schlichtweg aus dem Häuschen. Ein Bilderbuch-Panorama jagt das andere.  Etwa 3 Kilometer sind auf dem Hochplateau zurückzulegen bis zum Rifugio Bolzano (km 33,5). Nebenan wartet wieder eine VP auf uns.

Seit über 140 Jahren ist das Schlernhaus (2437 m) auf dem Symbolberg Südtirols ein Traumziel für Bergfreunde aus aller Welt. Die Faszination der Gegensätze, die Südtirols Naturlandschaft prägen, kann man hier wunderbar erleben. Inmitten der Almweiden und Wiesen sind gegenüber die schroffen Wände und Türme von Latemar und Rosengarten bis hin zu Platt- und Langkofel und Geisler zu bewundern. Jan macht sich schon wieder vom Acker.  Ok, ich möchte dran bleiben.  Wenn’s nach unten geht, ist er in seinem Element.

Bernie Manhard

 

 

Bildgalerie 2 Bernie Manhard

 

 
© trailrunning.de 133 Bilder

 

 

Der Einstieg in den Downhill-Modus erfolgt malerisch über einen sanften Pfad quer über die Almen mit Traumpanorama. Immer stärker und steiniger windet sich der Pfad in die Tiefe. Vorbei an der idyllischen Moarboden Hütte tauchen wir ein in einen Wald aus Latschenkiefern. Fast schon betörend ist der Duft der harzgeschwängerten Luft. Getränkemäßig nochmals versorgt werden wir an der lauschigen Sesselschwaige, einer Hütte inmitten des stimmungsvollen Hochwaldes. Schwer versucht bin ich, auf einer der sonnenbeschienenen Bänke der liebevoll gestalteten Terrasse eine kleine Auszeit zu nehmen. Ein Blick auf die Uhr treibt mich aber dann doch an.

Klaus Sobirey

 

Nach etwa 4 km erreichen wir auf 1500 m Höhe einen flacheren Erholungsabschnitt, ich bin fix und fertig, meine Oberschenkel sind zerstört und ich kann erstmal nur noch marschieren. Dazu herrschen hier unten hohe Temperaturen, glücklicherweise führt der Pfad durch den schattigen Wald. Anschließend sind nochmals 2 km Aufstieg zu bewältigen. An und für sich eigentlich nicht ungewöhnlich steil, aber ich bin immer noch vom Downhill kaputt und schleppe mich nach oben.

Bernie Manhard

 

Kurz vor dem offiziellen Zielschluss, nach 9:55 Stunden, laufe ich herzlich begrüßt vom Zielmoderator unter dem Zielbogen ein. Schon seit Stunden läuft das Sommerfest auf vollen Touren und sorgt dafür, dass sich auch die Spätankömmlinge nicht einsam und verloren vorkommen müssen. Jeder der noch eintröpfelnden Zieleinläufer wird mit reichlich Beifall empfangen, mit Holzmedaille dekoriert und hat in der Regel Minuten später sein erstes kühles After-Race-Bier in den Händen.

Klaus Sobirey

 

Was soll ich sagen?  Sensationelle Premiere - besser kann man es nicht machen - 100 % traumhaft schöne Trails – atemberaubende Aussichten - perfekt organisiert.

Bernie Manhard

 

Südtirol hat ab jetzt einen weiteren Lauf-Höhepunkt. Einfach großartig, wie gut alles organisiert ist. Kondition und Trittsicherheit muss man mitbringen, Trailschuhe und Stöcke auch, sich vorher etwas an die Höhenluft gewöhnen (dazu bietet sich ein Kurzurlaub an) ist vorteilhaft. Und erst die Berge...wer dabei war, wird Laurins Reich erstmal nicht vergessen!

Frank Albrecht

 

Das Berglauferlebnis beim Sky Marathon durch Rosengarten und Schlern gehört für mich zum Grandiosesten, was die Szene zu bieten hat. Das alles ist eingebettet in eine Organisation und ein Umfeld, das ihresgleichen sucht. Und ich muss kein Prophet sein, um zu sagen: Wer nächstes Jahr dabei sein will, sollte sich sputen. Das Limit steht weiter bei 500. Und das ist gut so.

Klaus Sobirey

 

Informationen: Sky Marathon Rosengarten Schlern
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