Der von vier Läufern organisierte SoNUT startet und endet im Nahetal. Die ersten 38 von insgesamt 62 km laufen wir auf dem Premiumwanderweg Soonwaldsteig. 95 Prozent der Strecke führen über Trails oder Waldwege, nur 5 % über Asphalt.
Hier kann ich zwei meiner größten Leidenschaften kombinieren: Trailrunning und Wandern. Alleine in den letzten 5 Jahren wanderte ich 12.000 Kilometer auf deutschen Fernwanderwegen. Nachdem ich im ersten Halbjahr nicht einmal in der Lage war, 20 flache Kilometer zu laufen, fühlte ich mich vor zwei Wochen beim Inferno Halbmarathon mit 2100 Höhenmetern so gut, dass ich mich sehr kurzfristig entschied, doch wieder bei einem Ultratrail zu starten. Klar, von 21 auf 62 km ist ohne entsprechendes Langstreckentraining etwas gewagt, aber ich zweifle nicht daran, heute das Ziel zu erreichen. Insgesamt habe ich für 62 km mit 2100 Höhenmetern 12 Stunden Zeit.
Um 6.30 Uhr bekomme ich im Schulhof des Gymnasium in Bad Sobernheim die Startnummer. Hier treffe ich viele Leute, die ich seit Jahren von anderen Events kenne. Gemeinsam spazieren wir eine Stunde später den kurzen Weg zum Bahnhof fahren mit dem Zug nach Kirn. Dort lädt uns der Bürgermeister beim Rathaus zu Kaffee und Rosinenbrötchen ein und schenkt auch selbst Kaffee aus. Das Briefing ist ausgesprochen amüsant und vermittelt jede Menge gute Laune. Auch der sehr sympathische Bürgermeister hält eine nette Rede. Um 8.35 Uhr laufen wir dann gemeinsam los.
Kurz geht es am Hahnenbach entlang, doch schon nach 10 Minuten beginnt der erste Aufstieg. Am Morgen liegt noch dicker Nebel im Tal. Wir laufen oberhalb der auf einem spitzen Felsen stehenden Burgruine Stein vorbei, und schon geht es wieder bergab, immer auf schönen Trails. Inzwischen habe ich den Anschluss an das Läuferfeld vor mir verloren, aber ich zweifle nicht daran, dass ich im Laufe des Tages wieder ein paar Leute einholen kann. Von Schloss Wartenstein hat man normalerweise eine schöne Aussicht, doch jetzt steckt es noch im Nebel. Ein steiler Trail, teils über Treppen, führt nun wieder bergab. Es folgen einige Kilometer mit teilweise moderaten Auf- und Abstiegen, an denen auch ich laufen kann, sowie Passagen, bei denen meine Stöcke nützlich sind. 50 Minuten nach dem Start sehe ich endlich einen Flecken blauen Himmel über mir.
Nun löst sich der Nebel schnell auf. Nach Überquerung der Landstraße laufe ich eine Weile recht bequem über Wiesen durch das Hahnenbachtal, dann wieder bergauf und über einen kurzen Singletrail knackig bergab. Bei km 12 wird die erste Verpflegungsstelle erreicht. Freundliche Helfer füllen Wasser in unsere Flaschen. Wie angekündigt gibt es bei VP1 nur eine kleine Auswahl zu Essen. Weiter geht der stete Wechsel zwischen Auf- und Abstiegen, oft auf schönen Trails.
Bald führt der Weg durch kleine Tunnel, die für die Bahn zur einstigen Blei-Zinkerzgrube angelegt wurden. Reste einer alten Seilwinde und Schienen sind noch zu sehen. Dann erreiche ich einen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf Ruine Schmidtburg und kurz darauf das Besucherbergwerk Herrenberg und ein Freilichtmuseum, in dem eine keltische Siedlung aus dem 1.-3. JH vor Christus rekonstruiert wurde. Die Schmiedtburg ist nun von der anderen Seite zu sehen.
Ich laufe hinab ins Tal, überquere den Hahnenbach und folge dann auf wunderschöner Strecke einem Wassererlebnispfad. Etwa bei km 18,6 endet der bequeme Abschnitt, es bergauf, teils durch Wald, teils über Wiesen mit weiter Aussicht. Unterwegs treffe ich endlich mal wieder andere Läufer. Nahe am 567 m hohen Teufelsfels steht VP2. Hier ist die Verpflegungsauswahl sehr vielseitig. Ich komme fast auf die Minute zu der Zeit an, die ich mir ausgerechnet hatte. Nun folgt einer der schönsten Streckenabschnitte des SoNUT. Etwa 2,5 km geht es über einen Bergrücken, oft auf recht anspruchsvollen Pfaden über Blocksteinfelder.
Auf diesem Untergrund komme ich nur sehr langsam voran. Das ist mir egal, die Landschaft ist einfach wunderschön. Anschließend führt ein kurzer, etwas steiler Trail hinab zu einem breiten Forstwirtschaftsweg. Es folgen einige Kilometer, auf denen ich dann wieder schnell die insgesamt etwa 300 Höhenmeter bergab laufen kann. Nach der Überquerung der B 421 führt eine Brücke über den Kellenbach. Kurz laufe ich am Bach entlang, dann wird es richtig anstrengend. Ein steiler, aber traumhaft schöner Trail führt erneut über Blocksteinhalden bergauf. Obwohl ich auch hier wieder viel Zeit verliere, begeistert mich der Soonwaldsteig immer mehr. Genau so hattee ich es mir vorgestellt.
Bei Burg Koppenstein würde ich gerne den Bergfried besteigen, aber spare mir den Aufwand, den auf den letzten Kilometern bin ich deutlich langsamer als geplant. Nun geht es wieder eine Weile bergab. Manchmal ist der Besenläufer in Sichtweite, aber ich habe genügend Abstand zu den Zeitlimits.
Nach der Burgruine Koppenstein laufe ich wieder eine Weile bergab, dann im Marschtempo stramm bergauf. Schließlich erreiche ich nach etwa 38 km den Alteburg-Aussichtsturm. Beim Briefing wurde gesagt: „Bei km 38 verlasst ihr den Soonwaldsteig und folgt unseren Flatterbändern und Farbmarkierungen. Das könnt ihr unmöglich übersehen. Wer trotzdem weiterhin dem Soonwaldsteig folgt, kommt irgendwann nach Bingen, aber dann soll keiner anrufen, dass er nach 42 km noch immer keine Verpflegungsstelle findet.“ Stimmt, die Abzweigung ist absolut unübersehbar markiert, wie eigentlich die gesamte Strecke. Ein kurzer, etwas steiler Trail, dann noch kurz auf einem bequemen Waldweg hinab, so erreiche ich endlich VP3. Für die etwa 17 km von der letzten Verpflegungsstelle bis hier habe ich deutlich mehr als drei Stunden gebraucht. Aber egal, die Zeit reicht. Ich lasse meine Flaschen auffüllen, trinke ein Malzbier und esse etwas.
Zwei Kilometer weit kann ich nun relativ flach auf einem breiten, etwas eintönigem Forstwirtschaftsweg bergauf laufen. Dann folgt der SoNUT ein paar Kilometer weit dem markierten Willigesweg. Über die Hoxelwiesen geht es zum Kieselbach, wo neben einer Brücke die Schinderhanneshöhle ist, ein alter Stolleneingang. Inzwischen habe ich die Marathondistanz überschritten und ich fühle mich nach wie vor pudelwohl. Einen Kilometer weit folge ich einem idyllischen Trail am Ufer, dann geht es wieder kurz und steil bergauf und weiter in leichtem Auf und Ab über sonnige Höhen mit schooner Aussicht.
Auf einem herrlichen Weg wird ein kleines Tal und bei km 50 ist die letzte Verpflegungsstelle erreicht. Ich freue mich über das Malzbier und die kleinen Salztütchen, die es an jeder VP gibt.
Was wäre ein Ultratrail ohne die vielen netten Helfer und Helferinnen an den Verpflegungsstellen, die uns mit guter Laune bestens versorgen!
Ab hier folgen wir wieder Flatterbändern und farbigen Pfeilen. Von Läufern, die schon mehrfach beim SoNUT dabei waren, wurde mir berichtet, dass die letzten 12 km relativ leicht seien. Daher überrascht es mich, dass der nächste Kilometer bergauf mal wieder ordentlich in die Beine geht. Die nächsten sieben Kilometer sind dagegen gut laufbar - vorausgesetzt man hat noch genug Kraft in den Beinen. Bei mir ist strammes Marschtempo angesagt.
Ich hoffe, dass die Aufstiege endlich vorbei sind und der Abstieg nach Bad Sobernheim beginnt, aber kurze Auf- und Abstiege wechseln schier endlos. Trotzdem kann ich zwei Läufer überholen.
Im weichen Licht der Abendsonne macht das Laufen in einem schönen Eichenwald wieder so richtig Spaß. Ein steiler Trail führt teils über Treppenstufen 70 Höhenmeter bergab. Zwei Kilometer geht es dann fast eben über Landwirtschaftsflächen, dann werden die ersten Wohnbezirke von Bad Sobernheim erreicht.
Das Ziel ist am Marktplatz. Heute ist auch Stadtfest, entsprechend viele Leute sind hier unterwegs. Geschafft! 30 Minuten vor Zielschluss, Platz 66 von 70 Finishern!
Ich bin sehr froh, mich kurzfristig für diesen Lauf entschieden zu haben. Ich wünsche dem SoNUT, das sim nächstes Jahr wieder das Teilnehmerlimit von 111 Startern erreicht. Empfehlen kann ich diesen Lauf auf jeden Fall.