Zwischen Kirn und Bad Sobernheim befindet sich der Naturpark Soonwald – Nahe, westlich von Bingen a.Rh. gelegen. Von den Hundsrückhöhen im Norden reicht diese Naturlandschaft über den Soonwald bis ins südlich gelegene Nahetal, das durch seinen Weinanbau bekannt ist.
Wie vielerorts gibt es auch hier einen Premium-Wanderweg, den 2009 eröffneten „Soonwaldsteig“, der von Kirn nach Bingen über insgesamt 83 Kilometer und etwa 3000 Höhenmeter führt. Und wer in dieser Gegend unterwegs ist, stößt auch unweigerlich auf den mythenumwobenen Namen „Schinderhannes“. Hier in den Wäldern der Nordpfalz konnte sich der Räuber Schinderhannes - sein richtiger Name war Johannes Bückler – gut verstecken, wenn er nach seinen räuberischen Taten vor der Justiz flüchten musste.
„Hinterlasse nichts außer deinen Fußspuren und nimm nichts mit, außer deinen Eindrücken“ lautet dem Motto der Info-Broschüre. Und unter diesem Leitspruch wollte auch ich am vergangenen Samstag beim SoNUT (Soonwald-Nahe-Ultratrail) dabei sein.
Bereits um 5 Uhr früh traf ich mich mit meiner Lauffreundin Monika aus Karlsruhe, die sich ebenfalls für dieses Abenteuer entschieden hatte. Wir hatten etwa eineinhalb Stunden Fahrt vor uns, bis wir in Bad Sobernheim unser Auto auf dem Parkplatz des Gymnasiums abstellten. Die Startnummernausgabe befand sich auf dem überdachten Pausenhof, wo bereits die ersten Ultraläufer vor Ort waren.
Ganz allmählich füllte sich der Hof mit den Teilnehmern, viele kannten sich bereits von anderen Veranstaltungen. So hatten wir Frank Jörg, einer der Organisatoren des SoNUT, bereits mehrmals bei Ultraläufen getroffen. Er hat uns beide auch zu dieser zweiten Austragung des SoNUT eingeladen. Sebastian Wendel gehörte ebenfalls zur Orga und übernahm die Begrüßung und das Briefing.
Da Start in Kirn und das Ziel Bad Sobernheim war, mussten wir zuerst noch zu unserem Ausgangspunkt fahren. Dies geschah nach einem kurzen Weg zum Bahnhof mit der Regionalbahn mit einer Fahrt von ca. 10 Minuten. Auf dem Marktplatz in der Kirner Innenstadt hatte dann Sebastian in einer Bäckerei ein kleines Frühstück für uns vorbestellt. Dort konnten wir uns noch kurz vor dem Start um 8.30 Uhr für die langsamen Läufer und um 9.30 Uhr für die Schnellen mit Kaffee und Hefeteilchen stärken.
Etwa 10 Minuten vor dem Start ging es dann gemeinsam zum Startpunkt direkt am Ufer des Hahnenbachs, wo wir auch die Beschilderung des Soonwaldsteigs fanden, der wir dann die ersten 36 Kilometer folgen würden. Danach würden wir den Soonwaldsteig verlassen und auf den restlichen 25 Kilometern den Markierungen des Veranstalters bis nach Bad Sobernheim folgen. Auf der Strecke waren vier Verpflegungspunkte vorgesehen, und zwar bei km 12, km 22, km 38 und km 49, zwei davon mit Vollverpflegung. Natürlich verlangte der Veranstalter auch die übliche Pflichtausrüstung. So war für alles gesorgt, was für einen Ultratraillauf wichtig war. Kurz nach 8.30 Uhr startete dann die langsame Läufergruppe, während die schnellen noch eine Stunde zu warten hatten. Bald zog sich das Läuferfeld auseinander und es hatten sich kleine Gruppen gebildet. Ich lief mit Monika und Markus, der uns vor allem auf der Soonwaldstrecke einiges zu den Sehenswürdigkeiten erzählte.
Kaum hatten wir das Städtchen Kirn hinter uns gelassen, befanden wir uns auf einem recht anspruchsvollen Trail, der uns gleich zur ersten Sehenswürdigkeit, dem Kallenfels bei Hahnenbach brachte. Immer wieder hatten wir eindrucksvolle Ausblicke ins tief unten liegende Hahnenbachtal. Der teils felsige Pfad führte uns dann weiter zum Schloß Wartenstein (km 5,3). Entlang unseres Weges kamen wir durch hochgewachsene Buchenwälder, später dann durch niedrig gewachsene Eichenwälder. So waren die ersten 12 Kilometer bis zum Rudolfshaus, unserer ersten VP, sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Und so sollte es dann auch weiter gehen!
Beeindruckend war die Wegführung vor allem durch zwei kurze Tunnel, die in die Felsen gehauen waren, wie wir es eigentlich sonst nur von den Alpenstraßen kennen. Und kurz darauf bot sich uns ein toller Blick auf die weitläufige Anlage der Schmidtburg, die wir rechts von uns liegen ließen. Nur wenig später trafen wir dann auf die Grube Herrenberg, ein Schieferbergwerk und schließlich noch auf die rekonstruierte Keltensiedlung Altburg mit einigen Holzhäusern und einer Pallisade. Mit einem Wechsel über Wiesen, Felsenwege und Trails ging es meist bergauf zum Teufelsfels, wo sich nur wenige Meter davor die zweite VP (km 22) befand. Gleich danach kommen wir am Teufelsfels an einem wuchtigen Aussichtsturm vorbei, der mit Picknick- und Sitzgelegenheit zum Verweilen einlud. Versteckt zwischen den Bäumen war dann auch der wuchtige Felsblock Teufelsfels.
Das war aber noch lange nicht alles an schönen Streckenabschnitten. Nur wenige hundert Meter danach erreichten wir das steinerne Meer an der Womrather Höhe, mit etwa 600 m ü.M. einer der höchsten Punkte auf der ganzen SoNUT-Strecke. Hier hatten wir alle Mühe, über die wackeligen Steine und großen Blöcke zu laufen. Doch zwischen den vielen Steinmännchen machte es uns auch mächtig Spaß. Bald verließen wir die Geröllhalde und erreichten das Simmerbachtal. Nach der hölzernen Brücke ging es erneut steil hinauf zur Ruine Koppenstein mit einem mächtigen Burgfried. Danach folgten wir noch weitere 6 Kilometer durch das Asbachtal der Wegmarkierung Soonwaldsteig, bis wir am Aussichtsturm Alteburg vorbei kamen.
Wir wussten vom Briefing, dass ab hier der Veranstalter die Wegmarkierung fortführen würde. Und das war nun wirklich nicht zu übersehen! Eindeutig wurden wir von den rotweißen Flatterbändern in eine andere Richtung geleitet. Und nur zwei Kilometer weiter kam dann auch schon die nächste VP an der Trifthütte (km 38). Einige Kilometer folgten wir der Wegmarkierung Vitaltour, bis wir bei km 49 in Auen an der Kneipanlage eine weitere VP vorfanden. Bequem verlaufende Wege durch den lichten Wald oder entlang von Feldern wechselten sich hier mit ein paar wunderschönen Trails ab. Wir folgten nun nicht mehr den hier ausgeschilderten Wanderwegen, sondern den Flatterbändern oder den Pfeilen auf den Wegen, bis wir am Golfplatz vorbei die ersten Häuser von Bad Sobernheim erreichten.
Nun war es nicht mehr weit. Nur noch durch die Fußgängerzone bis zum Marktplatz, dann konnten wir schon das Zielportal sehen. Endlich geschafft und wieder ein Ziel erreicht! Als Finishergeschenk überreichte uns dann Frank ein Original-Wanderschild „Soonwaldsteig“.
Noch einige Meter weiter waren dann neben der Zielverpflegung die Duschen im Gymnasium. Anschließend gingen wir zu Siegerehrung, die im Rahmen des Innenstadtfestes auf dem Marktplatz stattfand. Auch wir verabschiedeten uns vom Veranstalter und bedankten uns herzlich für die super Organisation und Betreuung am heutigen Lauftag. Monika und ich waren uns einig, dass die beiden Verantwortlichen des SoNUT als leidenschaftliche Ultraläufer genau wissen, auf was es bei einem interessanten UltraTrail ankommt. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken. Ich hoffe, dass sich im nächsten Jahr viele Ultraläufer einfinden, denen solche familiären Veranstaltungen gefallen.
Was die Streckenführung angeht, so waren die ersten knapp 40 Kilometer auf dem Soonwaldsteig gespickt mit Attraktionen und abwechslungsreichen Wegen, tollen Aussichtspunkten, Felslandschaften und historischen Sehenswürdigkeiten. Die letzten 20 Kilometer waren eher geprägt von gut zu laufenden Wald- und Feldwegen im Wechsel mit weniger anspruchsvollen Trails. Für Monika und mich war diese Streckenführung zum Schluss noch einmal eine Gelegenheit, in höherem Lauftempo voranzukommen, was uns beiden gut gefallen hat. Also weiter so!