Hohenstaufen
Das Wäscherschloss steht in Blickbeziehung zu unserem ersten Kaiserberg, dem Hohenstaufen. Am Ende der Ortschaft steht unsere erste Bergankunft – noch in sicherer Entfernung – vor uns. 7 km sind es für uns noch bis auf seinen Gipfel. Mittlerweile sind die Wolken abgezogen und nur mehr ein paar dünne vereinzelte Schleierwolken zu sehen. Die Kaiserberge empfangen uns mit Kaiserwetter. Die nächsten vier Kilometer bieten uns eine kleine Erholungspause ohne nennenswerte Steigungen, zwischendrin liegt auch die erste größere Verpflegungsstation. Über kleine schmale Teerstraßen führt uns der Weg zum ersten deftigen Aufstieg. Am Fuße des Hohenstaufen ist es für die meisten Läufer vorbei mit dem Laufschritt, es geht einfach zu steil nach oben. Knapp unter dem 17-er Schild kommen uns einige vor uns liegende Läufer auf dem schmalen Bergpfad entgegen. Zwei - dreihundert Meter weiter oben ist für alle eine Wendepunktmarke zu umqueren. Aber Vorsicht, unten an der Abzweigung oder hier oben abzukürzen ist nicht möglich, der Zählmeister sitzt nämlich hier und schreibt jeden auf.
Jan und ich verlängern sogar unsere Wegstrecke etwas, indem wir unter der Absperrung durch klettern und bis an den Rand des Abhangs hinaus gehen. Der Weg hat sich gelohnt, wir bekommen einen herrlichen Überblick über die Schwäbische Alb geboten. Was auch nicht zu verachten ist, auf dem Gipfel sind fast 18 km und 450 hm überwunden. Hilft aber alles nix, wir müssen uns von dem tollen Panorama lösen und weiter geht’s den Berg runter. Ich kann gar nicht so schnell schauen, wie sich Jan davon macht. Bergablaufen ist sein Element, im Nu hab ich ihn aus den Augen verloren. 150 hm verlieren wir auf dem nächsten Kilometer, im Schuss bergab überhole ich Klaus Neumann, dem die Steilheit wohlvernehmlich nicht ganz so behagt.
Hohenrechberg
Ein kurzes Stück geht es auf einem Fuß- und Radweg unterhalb der Autostraße entlang, aber schon mit Blick auf den Hohenrechberg. Bei km 20 km ist eine große Verpflegungsstelle aufgebaut, hier gibt es erstmals auch Schleim im Angebot. Ich probier mal einen Becher …oh nee, der haut mich nicht vom Hocker, am Rennsteig genehmige ich mir fast an jeder Stationen einen, aber sorry, der hier kann mich nicht überzeugen, der ist mir zu wässrig. Da wäre mal ein Lehrgang in Thüringen angebracht.
Bis zur Ortschaft Rechberg sind es vier Kilometer, wellig und überwiegend wieder ansteigend. Meine Beine fühlen sich jetzt bereits nicht mehr so toll an, trotzdem kann ich im Ort wieder auf Jan aufschließen. Er fühlt sich heute aber auch nicht gut, die ganze Woche über hat er etwas gekränkelt, darum machen wir jetzt gemeinsam etwas langsamer. Eine Teerstraße führt zum Gipfel des Hohenrechberg. Das 24-er Schild steht kurz nach der Kehre im Ort, die Zielankunft des Rechberglaufs über 25 km ist am Gipfel, somit steht uns ein Kilometer steilster Gangart bevor, wofür wir von den Guggamusiker der Waldstetter Lachabatscher musikalisch lautstark angeschupft werden. Von Weitem ist schon die Burgruine zu erkennen, ihre mächtigen Mauern und Türme sind noch fast großteils erhalten und in einem guten Zustand und auch zu besichtigen. Urkundlich erwähnt wurde die Burg erstmals im Jahre 1322.
Eine Kehre vor der Burg führt uns entgegengesetzt in Blickrichtung Gipfel. Oben steht die barocke Wallfahrtskirche St. Maria, die früher Wallfahrtsstätte der Grafen von Rechberg war und bis heute Pfarrkirche der Gemeinde und beliebtes Ziel von Wallfahrten ist. Flankiert wird der Weg hinauf mit den 14 Station des Kreuzweges Jesu. Für mich ist es heute auch ein Kreuz, es fällt mir doch schon ziemlich schwer meine Beine anzuheben. Beim Zieldurchlauf des Rechberglaufes hätten Jan und ich nichts dagegen wenn jetzt Schluss wäre, aber natürlich geht das nicht. Erstmal aber gibt es eine Stärkung auf dem Vorplatz von St. Maria. Vor dem heutigen Kirchenbau standen hier schon zwei weitere der Maria geweihte Kapellen. Der erste Bau war eine Holzkapelle deren Entstehungsalter unbekannt ist. Die heutige Form wurde 1686 – 88 errichtet.
An der Außenseite der Kirche verabschiedet uns eine Marienstatue zum rasanten Abstieg durch den Wald nach Rechberg. Steil und gefährlich, auf schmalen und rutschigen Pfaden führt die Strecke wieder runter vom Plateau. Viele Finisher des Rechberglaufes, die auch diesen Weg bevorzugen, machen zudem die Sache zu einem riskanten Unternehmen, da heißt es auf der Hut sein. Jan ist scheinbar wieder alles egal, seine Müdigkeit ist vergessen, er breitet die Flügel aus und fliegt ab, ich muss ihn jedes Mal bewundern wie er das anstellt. Im Nu ist er ein paar hundert Meter vor mir. Gerade mal 300 Meter gönnt man uns im Flachen, schon beginnt der Anstieg zum dritten Berg im Bunde.