trailrunning.de

 
 
 

13.08.17 - Special Event

Bad Driburger Brunnenlauf: Kleiner Hermann auf dem Sachsenring

„Wir haben da einen Wanderweg rund um die Stadt. Der hat zwar nicht ganz die Länge eines Halbmarathons, doch er ist für Neulinge im Trailrunning ganz gut ein Test. Außerdem wird der Sachsenring, so heißt die Runde, gern als kleiner Hermannslauf bezeichnet. Schau dir halt das einmal an.“ Mit diesen Worten hat mit M4Y-Kollege Markus Pitz den Brunnenlauf in seiner Heimatstadt Bad Driburg empfohlen.

Frühzeitig gehe ich an die Planung, da wir nicht nur das Wochenende, sondern fast eine ganze Woche im Ostwestfalen verbringen wollen. Zugmäßig ist Bad Driburg über Kassel oder Göttingen gut angebunden. Der Bahnhof ist nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt.

Die Veranstaltungsbroschüre beschreibt den Sachsenringlauf als anspruchsvollen Parcours mit 590 Höhenmetern. Auf der 20,5 Kilometer langen Strecke sind vier lange Steigungen mit teilweise über 100 Höhenmetern verzeichnet. Der Sachsenring kann auch bewandert werden, als Läufer können 10,5 Kilometer (mit 220 Höhenmeter) und 4,5 Kilometer bewältigt werden. Logo, dass auch für den Nachwuchs zwei Rennen im Iburg-Stadion gestartet werden. An der Spitze stehen die Driburger mit ihrem Startgeld von 6 EUR bei Voranmeldung beim Sachsenringlauf. Wie die das bewerkstelligen, dass für den Verein noch was übrig bleibt, ist mir ein Rätsel.

Bad Driburg ist eine knapp 20.000 Einwohner zählende Stadt im Kreis Höxter, der in Osten des Landes Nordrhein-Westfalen liegt. Die Stadt grenzt an den Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Sie ist auch bekannt für sein Heilbad, den Gräflichen Park und dem Glasgewerbe. Das Stadtbild dominiert die katholische Kirche St. Peter und Paul, auf deren Grund bereits im 13. Jahrhundert eine erste spätromanische Kirche erbaut wurde.

 

 
© trailrunning.de 12 Bilder

 

Der Brunnenlauf wird bereits zum 32. Mal vom TV Jahn Bad Driburg veranstaltet und ist im Veranstaltungskalender der Stadt verankert. Markus berichtet mir, dass regelmäßig an die 350 Läufer, hauptsächlich aus der Region, kommen. Nach den regnerischen Tagen zuvor wird die Strecke nicht gerade einfach zu belaufen sein. Markus selbst wird sich nicht mir messen können, da er als Helfer bei der Ausgabe der Startnummern eingesetzt ist. Dafür klopft mir dann Werner Kleffer aus Paderborn auf  die Schulter. Vor Wochenfrist in Gstaad hatten wir uns dort während des Glacier 3000 Marathon kennen gelernt. Er hatte leider kein Glück mit seinem Finish, denn er hatte das Zeitlimit auf Cabane nur um wenige Minuten überschritten. Heute werden wir damit kein Problem haben, denn das Ziel bleibt bis zum letzten Teilnehmer  offen ….

Die letzten Infos erhalten wir kurz vor unserem Start um 09.30 Uhr, die (wenigen) Walker sind bereits eine Stunde unterwegs. Rund 100 Athleten werden auf die lange Strecke des Sachsenring gehen. Es wird herunter gezählt und pünktlich erfolgt der Start. Wir verlassen das Stadion nach einer Runde auf der Tartanbahn zuerst recht gefällig auf der Jahnstraße und dann geht es auf der Kapellenstraße an der Johanniskapelle vorbei steil aufwärts zum Sachsenring. Der Asphalt endet und wir tauchen im Wald ein. Werner Kleffer zieht vorbei. Heute ist sein Heimspiel, er kennt die Strecke und diesen Vorteil würde ich auch nicht abgeben.

Bei Kilometer 2,5 (kurz nach der Wende des 4,5 Kilometer-Laufes) haben wir bereits 100 positive Höhenmeter geschafft. Beim Blick nach rechts durch die Bäume bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf das tiefer liegende Bad Driburg. Diese Aussicht werden wir im Fortgang des Rennens noch mehrmals haben, und dann immer aus einer anderen Richtung. Die Strecke wird schmäler, teilweise könnte man hier nur hintereinander laufen, und immer wieder erfordert der Untergrund wegen der Wurzeln, Steine und dem Morast allerhöchste Konzentration. Der Wechsel zwischen Sonne und Schatten kommt da noch hinzu und macht so ganz nebenbei eine einigermaßen akzeptable Fotoarbeit unmöglich. Ich bitte um Verständnis.

Etwa bei Kilometer fünf laufe ich die erste von insgesamt vier Verpflegungsstellen an. Wasser, Iso und Bananen stehen im Angebot, das reicht auch und ist zweckmäßig. Die Athleten greifen an den Tischen zu und laufen sofort weiter. Lediglich eine Frau (später wird sie Gesamterste werden) sucht ein wenig die Kommunikation. Simone Stepler (Non-Stop-Ultra Brakel) gibt mir auch Infos zum weiteren Streckenverlauf. Meist ist Simone vorne, an der Steigungen ziehe ich knapp vorbei. Nur etwa 1,5 Kilometer später laufen wir die zweite Tankstelle an. Die Strecke der Brunnenläufer (10,5 Kilometer) biegt hier ab und führt am Golfplatz und durch das Stadtgebiet zurück zum Stadion.

Kilometer acht liegt hinter uns, da sehen wir links oberhalb das Mausoleum der Adligen von Oeynhausen-Sierstorpff in unmittelbarer Nähe des Rosenbergs. Wir befinden wir uns weiterhin im Wald, an einigen Stellen können wir nach Bad Driburg schauen. Der Sachsenring-Rundwanderweg hat den Vorteil, dass  ihn als Urlauber an vielen Stellen beginnen und beenden kann. Ein paar Serpentinen bringen uns hinunter zur Brunnenstraße mit dem Freibad, das jetzt gerade verwaist ist. Die Straße wird von Helfern überwacht. Ein paar Meter laufen wir auf Asphalt, dann geht es auf der anderen Seite nach einem Anlauf viele Treppen hinauf. Als City-Trail kann man diesen Teil jetzt auch beschreiben.

 

 
© trailrunning.de 35 Bilder

 

Am Ende der Treppe haben wir erneut ein paar Asphaltmeter auf dem Steinbergstieg, bevor mich Silke Pitz nach links einweist. Es warten wieder unzählige Treppen, teilweise sind diese mit Moos bewachsen und daher rutschig, bis wir das Buddenberg-Arboterum erreichen. Hier handelt es sich um den Park des Unternehmers Adolf Buddenberg. Die Anlage liegt auf dem Steinberg (292 Meter) und beinhaltet einen botanischen Lehrpfad. Mehrere Sichtachsen erlauben einen Blick in die Landschaft und auf die Stadt.

Kilometer zehn liegt hinter uns, dann beigen wir in das Wohngebiet der Waldstraße, wo direkt vor unserer Unterkunft die dritte Tankstelle wartet. Ich trinke ein paar Schluck Wasser und gieße mir den Rest über den Kopf. Weiter.

Nach weiteren, vielleicht knapp 500 Metern überqueren wir die Bahnlinie. Wer hier warten muss, bekommt die Wartezeit angerechnet. So verhindert man gefährliche Manöver, sollten Unverbesserliche das Gleis trotz Blinklicht überqueren.

Kilometer zwölf, wir überqueren nun den Katzohlbach und Hilgenbach und sind damit an der tiefsten Stelle des Kurses (191 Meter). Auf den nächsten zwei Kilometern warten mehr als 100 positive Höhenmeter. Wir sind jetzt im südöstlichen Bereich der Stadt. Teilweise führen wieder Serpentinen nach oben. Es folgt eine Passage zum Erholen, dann geht es  auf Asphalt hoch zum Trappistenhof. „Bitte langsam“, lese ich auf einem Hinweisschild. Einzelne halten sich auch daran … und gehen, es ist zu steil zum Laufen.

Trappisten, das waren im 19. Jahrhundert französische Mönche, die der Graf von Driburg nach deren Ausweisung aus Frankreich hier aufgenommen hat. Daher hat der Hof seinen Namen. Jedoch ist das Gelände jetzt Pensionsbetrieb für alle Pferderassen. Am Ende der Steigung, wir sind wieder im Wald, wartet die letzte V-Stelle. Ich greife zum Isogetränk und laufe weiter. Simone kann ich jetzt hinter mir lassen, doch die schnelle Frau lässt nicht abreißen.

Der Kurs ist nun wieder gefällig, die vorher hart in der Sonne erarbeiteten Höhenmeter gibt es zurück. Bis zur Aschenhütte geht es hinunter und dann laufen wir an die Bundesstraße 64 heran, die in großen Bögen das Eggegebirge überwindet. Das bedeutet dann auch für uns nochmals eine kernige Steigung bei Kilometer 18/19. Alle gehen, ich auch - notgedrungen. Der Kurs fordert meine letzten Reserven.

Den höchsten Punkt mit 332 Metern erreichen wir im Bereich der Iburg. Ich hätte da noch die paar Meterchen (50 Höhenmeter) eingebaut und eine Schleife zur Sachsenklause und zur Ruine Iburg laufen lassen. Die frühere Höhenburg steht auf einem Bergsporn oberhalb der Stadt. Unweit davon steht der Kaiser-Karls-Turm, den man auch besteigen kann. Von oben hat man eine weite Aussicht, u. a. auf den Solling und das Lipper Bergland.

Auf einem Kilometer geht es nun steil hinunter, wir hören bereits die Moderation vom Zieleinlauf. Den letzten Kilometer laufen wir wie zu Beginn, dann folgt noch eine knackige Steigung die Jahnstraße hoch und bevor wir die Runde im Stadion drehen müssen wir zwei letzte Stufen im Sportgelände erklimmen. Nach 1.54 Stunden bin ich im Ziel, bin damit hochzufrieden. Ich habe mit mehr gerechnet.

Die Zielverpflegung verdient die Note eins, denn Markus wartet mit einem kühlen Weißbier für den durstigen Reporter. Trail oder Nicht-Trail?  Etwa zwei bis drei Kilometer sind Asphalt, der Rest sind mehr oder weniger gute Waldwege, teilweise mit Serpentinen und vielen Treppen. Durch den Regen der Vortage waren die Wege teilweise morastig. Daher mein Fazit: Idealer Einsteiger-Trail mit interessante Streckenführung, familiär organisiert, gute Verpflegung, günstigstes Startgeld.

Zum Schluss noch zwei Vorschläge für einen Kurzurlaub:

Neben der Burgruine Iburg schlage ich einen Ausflug in die Großstadt Paderborn vor. Zu besichtigen sind dort Schloss Neuhaus, Kamp, Historisches Rathaus, Dom mit dem Drei-Hasen-Fenster und die Bartholomäuskapelle.

Die Externsteine liegen im Gebiet der Stadt Horn-Bad Meinberg. Die markante Sandstein-Felsformation ist eine herausragende Natursehenswürdigkeit. Zwei der Steine können über steile Treppen bestiegen werden. An einem Stein ist ein Kreuzabnahmerelief zu sehen. Das Relief soll aus dem neunten Jahrhundert stammen.

Ein Muss ist natürlich noch ein Spaziergang im Kurpark.

Nächster Brunnenlauf:
12.08.2018, Infos zur gegebenen Zeit unter
www.tv-jahn-bad-driburg.de/


SiegerInnen beim Brunnenlauf:

1. Mathias Nahen, TV Jahn Bad Driburg, 1.29.55
2. Wolfgang Freitag, Delbrück läuft, 1.31.42
3. Thorsten Seemann, Non-Stop-Ultra Brakel, 1.32.22

1. Simone Siepler, Non-Stop-Ultra Brakel, 1.54.29
2. Michaela Turon-Gaszczak, Tri Sport Team Verl, 2.01.50
3. Kathrin Adrian, NoseKäng, 2.07.34

 

Impressionen

Bad Driburg

 

 
© trailrunning.de 16 Bilder

 

Externsteine

 

 
© trailrunning.de 6 Bilder

 

 

 


 
Zurück zur Übersicht
 
 
 
 
 

Kontakt

Trailrunning.de
Klaus Duwe
Buchenweg 49
76532 Baden-Baden

07221 65485

07221 801621

office@trailrunning.de