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18.06.16 - Special Event

Brexbachtallauf: 666 – The number of the beast

Ich bin krank. Sehr krank sogar. Blöde Allergie. Nee, ehrlich, das kann ich nun mal überhaupt nicht ab. Welcher vernünftige Mensch läuft zu reinen Trainingszwecken stundenlang dumpf durch sattsam bekannte Gegend und spult so gelangweilt seine Kilometer ab? Ich jedenfalls bekomme davon Pickel, hochallergisch reagiere ich dagegen. Hocherfreut dagegen bin ich, wenn mir eine Alternative geboten wird, bei der ich solche Strecken in attraktiver Umgebung mit umgebundener Startnummer und in Begleitung netter Menschen absolvieren kann. Dafür muß ich heute nicht einmal den Westerwald verlassen.

Im Ernst: Ich freue mich wirklich über sog. Unterdistanzläufe, die einen ordentlichen Trainingseffekt mit sich bringen und bei denen etwas Zählbares in Form einer Urkunde herauskommt. Und für Euch ein Laufbericht, der ggf. auf eine bisher unbekannte Veranstaltung aufmerksam macht. 25 km stehen heute auf der Tagesordnung, garniert mit 666 Höhenmetern. Einem Heavy Metal-Jünger leuchten bei dieser Zahl sofort die Augen, denn das ist Iron Maiden pur: Ihr Stück „The number of the beast“ bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes, in der 666 als „die Zahl des Tieres“, also des Teufelsvertreters auf Erden, bezeichnet wird. Nun, an dieser Stelle ist definitiv kein Platz für Okkultismus, dagegen ist es bestimmt ein Zeichen dafür, daß es hier und heute tierisch abgehen wird.

 

 
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Mit meinem Lauftreff-Kameraden Mohamad, einem jungen syrischen Flüchtling, mit dem und großen Teilen unseres Lauftreffs ich gestern noch einen schnellen Fünfer in Koblenz gelaufen bin, treffe ich am Samstagnachmittag in Alsbach, Westerwald, an der A 48, nur gute 10 km Luftlinie von Koblenz entfernt, ein. Gestartet wird an der Finnenbahn, das Ziel befindet sich wenige hundert Meter entfernt am Dorfgemeinschaftshaus, das die Startnummernausgabe, Umkleiden und Duschen anbietet. Nicht zu vergessen ein tolles Kuchenbuffet! Die Bambini- und Kinderläufe (auf der Finnenbahn) werden um 15:30 Uhr gestartet, wir um 16 Uhr. Um 16:30 bzw. 17:15 Uhr folgen Läufe und Walking über 4,2 bzw. 10 km. Auf Mohamads Abschneiden bin ich besonders gespannt. Aus der Heimat bringt er zwar eine 2:48 min. über 1.000 m mit, die ihm heute vermutlich nicht allzu weit helfen wird, denn da ist vorrangig ein langer Atem angesagt. Beim gestrigen Fünfer war sein Sprint nach der Hälfte vorbei, der Rest Qual.

Wir laufen zunächst bergab nach Süden, jede Menge Pferde aufscheuchend, auf den 22 km langen Brexbach und Grenzau zu, das als Mini-Örtchen bei Eingeweihten einen großen Namen hat: Der TTC Zugbrücke Grenzau ist nämlich seit vielen Jahren erfolgreicher Tischtennis-Bundesligist. In einer Schleife den Hof Grenzau umrundend, geht es wieder nach Norden. Nach 3 km haben wir mehrere attraktive Bauwerke, unter anderem die Burgruine Grenzau, passiert und den mit 350 m höchsten Punkt der Strecke erreicht. Nach der der ersten von mehreren Verpflegungsstellen (Wasser und an der letzten auch Cola) passieren wir bei km 5 Nauort, das mit seinen ca. 2.200 Einwohnern in etwa so groß wie mein Heimatdorf Waldbreitbach ist und zur Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach gehört. Mohamad ist trotz intensiver Warnungen meinerseits schon früh über alle Berge, ich befürchte das Schlimmste, denn länger als 75 Minuten ist er noch nie gelaufen. Der 6. km führt uns am Angushof, benannt nach dem AC/DC-Gitarristen Angus Young, vorbei. OK, vielleicht gibt mir das auch nur mein krankes Hirn ein und schuld sind die wohlschmeckenden Rindviecher gleichen Namens. 

 

 
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Wer ein Herz für den deutschen Wald hat, ist hier genau richtig. Traumhafte Mischwälder mit atemberaubenden Schluchten beglücken das Auge. Über den Teufelsberg (die Zahl „666“ der Höhenmeter ist wohl doch kein Zufall!) und den Steinbrücker Berg unterqueren wir nach mehreren Schlenkern kurz vor km 10 die Strecke der Brexbachtalbahn, deren Viadukt man schon weit vorher im Grün ausmachen kann. Diese nach zwölfjähriger Planungs- und Bauphase 1884 eröffnet Eisenbahnstrecke im Westerwald entlang des Brexbaches verbindet die rechte Rheinstrecke mit der Unterwesterwaldbahn und verläuft von Neuwied-Engers über Bendorf, Grenzau und Ransbach-Baumbach nach Siershahn. Zur Streckenlänge von 21,6 km kamen später zwei weitere Stichstrecken hinzu. Zwischen Engers und Siershahn bewältigt sie einen Höhenunterschied von 230 Metern und verläuft über 36 Brücken und Viadukte sowie durch sieben Tunnel die Bahnlinie durch das Brexbachtal. Nach der endgültigen Betriebseinstellung 2004 finden mittlerweile dank der Arbeit eines rührigen Vereins wieder touristische Zugfahrten statt.

Schön ist die Strecke, wirklich schön, ich kann es nicht oft genug betonen. Teilweise ist sie mit dem 16 km langen Premium-Wanderweg Brexbachschluchtweg (Rundweg) identisch, einem der geschätzten „Wäller (Westerwälder) Touren“, die sich als qualitativ besonders hochwertige und zertifizierte Rundwanderwege allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Schaut Euch die Fotos an, dann wißt Ihr, warum das so ist. Und ich denke dabei an unseren lieben Reporterkollegen Daniel Steiner, der, frisch operiert, uns die nächsten Monate nur lesend und daher leidend wird begleiten können. Dir, lieber Daniel, auch auf diesem Wege nochmals alles Gute und komme bald wieder!

Seit dem neunten km befinden wir uns auf einer sechs km langen Pendelstrecke. Ich bin gespannt, wann ich den Führenden zu Gesicht bekommen werde, was schon bei meinem km 12 der Fall ist. Der Junge hat zu diesem Zeitpunkt bereits stolze sechs km Vorsprung! Leider ist das mit dem Fotografieren im teils düsteren Forst so eine Sache, daher werden längst nicht alle Fotos etwas. Schade, daß ich auch Hermann nur schemenhaft und nicht vorzeigbar erwische. Der bald Sechzigjährige wird am Ende nach 1,5 Jahren erzwungener Laufpause und nur zwei Monaten Training in sagenhaften 2:09 Std. im Ziel sein. Parallel zur Bahnstrecke umrunden wir auf dem unteren Höhenweg den Süßehornsberg, bald schon hören wir aus dem Tal lautstarkes Kindergebrüll vom Pfadfinderlager an der Brex.

 

 
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Bei 15 km unmittelbar vor der leider nicht einsehbaren, schönen ehem. (Bendorf) Sayner Abtei und dem Kletterwald befindet sich der Wendepunkt und jetzt ist auch für mich der Rückweg angesagt. Also, wer die „Sääner“ Abtei kennt, vermißt diese als Teil der Laufstrecke schmerzlichst, hieran muß noch gearbeitet werden! Mohamad hat etwa einen km Vorsprung und sieht deutlich besser aus, als von mir befürchtet. Meine nächsten sechs km sind mit den letzten sechs identisch, allerdings habe ich jetzt viele Höhenmeter bergauf zu überwinden. Dies bekommt mir erstaunlicherweise gut und ich komme im Schlußabschnitt wirklich nochmals ordentlich ins Rollen und kann tatsächlich einige Mitstreiter einsammeln. An km 23 Bekanntes, denn hier verlief auch der dritte. Der letzte km führt uns wieder nach Alsbach, wo ein toller Trainingslauf 2:25 Std. später nach 25 km und teuflischen 666 Höhenmetern sein Ende findet. Mohamad ist seit guten drei Minuten im Ziel, sein Strahlen ersetzt die fehlende Sonne vollständig. Wer kaum vorbereitet eine solche Leistung abgibt, ist zweifellos zu Höherem berufen. Mal schauen, was sich daraus ergibt. 

Nach 52 Teilnehmern des Hauptlaufes 2014 und 79 im vergangenen Jahr kommen heute 58 ins Ziel, hier ist also noch deutlich Luft nach oben. Warum die Teilnehmerzahlen so gering sind, ist mir völlig schleierhaft. An mangelnder Werbung kann es nicht gelegen haben, wie mir mehrere Mitläufer berichten, und an der Qualität des Laufes schon überhaupt nicht. Vielleicht gelingt es ja, das Interesse mit diesem Bericht deutlich anzufachen. Den rührigen Organisatoren der LG Alsbach wäre es jedenfalls zu wünschen.

 

Streckenbeschreibung:
Attraktive Naturrunde mit 666 Höhenmetern. Zeitlimit: 3:30 Stunden.

Startgebühr:
9,50 € ohne, 17,50 € mit Shirt.

Weitere Veranstaltungen: 
10 km, 4,2 km, Schülerläufe.

Leistungen/Auszeichnung: 
Preise und Urkunden für die 3. Erstplazierten jeder Klasse. Urkunde und Präsente für alle Teilnehmer/innen an den Bambini-, Kinder- und Jugendläufen bis U16. Ehrenpreise für die 3 größten vorangemeldeten Gruppen/Vereine. Teilnehmer des 25 km Brexbachtal-, Jedermann- und Hauptlaufs/Walking erhalten ein Gratislos zur Tombola. 

Die schnellste Frau und der schnellste Mann des 25 km Brexbachtallaufs erhalten jeweils einen Gutschein für eine Übernachtung für 2 Personen im ****S Hotel Zugbrücke, Grenzau. 

Logistik: 
Perfekt im kleinen, attraktiven Bürgerhaus.

Verpflegung:
Völlig ausreichend (Wasser und am Ende auch Cola).

Zuschauer: 
Außer unmittelbar an Start und Ziel ausbaufähiges Interesse (höflich ausgedrückt). Im Klartext: landschaftslaufbedingt gähnende Leere.

 


 
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