Traumurlaub im Sonnenstaat Kalifornien! Mit meiner Familie reiste ich in den neun Zeitzonen entfernten Westen der Vereinigten Staaten. Als begeisterter Trailläufer hatte ich mir einen Startplatz beim „Bulldog 25K Trail Run“ gesichert, an dem ich während meines Aufenthalts teilnehmen würde. Dieser Lauf fand im Malibu Creek State Park in den Santa Monica Mountains statt, etwa 40 km Luftlinie westlich des Stadtzentrums von Los Angeles und ungefähr 7 km nördlich von der Pazifikküste.
Allerdings war mir schon im Vorfeld klar, dass ich dort keineswegs ideale Laufbedingungen vorfinden würde. Monatelang hatte es in Kalifornien überhaupt nicht geregnet. Seit drei Jahren macht die anhaltende Trockenperiode mit ihren hohen Temperaturen und spärlichen Niederschlägen den Menschen sowie Flora und Fauna zu schaffen. Die Waldbrandgefahr ist allgegenwärtig. Auf was hatte ich mich nur eingelassen?
22. August. Am Vortag des Rennens waren wir schon mal am Startort. Er war für uns nicht ganz einfach zu finden, denn unser Navi zeigte uns schon 1km vorher, dass wir am Ziel waren. Die von mir befolgte Beschilderung führte uns zu einem Filmdreh. Die Leute waren sehr freundlich und der Sheriff erklärte mir den Weg. Diesen zu erfragen war für mich nicht ganz einfach, denn mein Englisch lässt sehr zu wünschen übrig. Aber schließlich fanden wir ihn doch.
23. August. Unser Hotel war ca. 15 Autominuten vom Startpunkt entfernt. Die Zeitumstellung machte mir immer noch zu schaffen. An erholsamen Schlaf war daher nicht zu denken. Am Morgen des Wettkampfs brach ich um 5:45 h auf. In der Hotel-Lobby traf ich Juan, der auch mitlaufen wollte. Spontan fragte ich ihn, ob er und seine Frau mich mitnehmen würden, dann brauchte Doro (meine Frau) nicht hin- und herzufahren, denn die Kinder schliefen noch. Zuerst fand er es etwas komisch, denn in den USA werden anscheinend kaum Fahrgemeinschaften gebildet - es half auch wenig, dass in der Ausschreibung des Rennens eben dazu aufgefordert wurde. Aber dann war er doch einverstanden. So fuhren wir in einem Ford F150 Gelände-Cap los. Die Amis lieben große Autos. Ein Q7 zählt hierzulande eher zur mittleren Größe.
Um 6:30 h startete der 50-km-Lauf über zwei Runden durch den gebirgigen Park. Vor dem Lauf wurde nicht an irgendwelche Bäume gepullert, sondern ordentlich vor dem Toilettenhäuschen angestanden. Am Start gesellte sich Juan zu mir, er wollte mit mir nach vorne. Aber die 3. Startreihe war mir doch etwas zu gewagt und ich stellte mich etwas weiter hinten auf. Die Veranstalterin hielt eine 20minütige Rede, die ich schon beim vorigen Lauf gehört hatte. Es wurde auf alles Mögliche hingewiesen, nur verstand ich leider nichts. Schließlich wurden noch vereinzelte Läufer mit besonderen Laufstrecken und Zeiten erwähnt.
Aber dann ging es endlich los! An den Füßen hatte ich meine Speedcross 3. Es war die richtige Schuhwahl, denn die ersten 500 m und die letzten 1.500 m führten über Asphalt, sonst gab es nur Trails und Wanderwege. Allerdings waren die richtig anstrengend!
Bei ca. 18 Grad starteten wir morgens um 7:30 h, die Temperatur stieg aber schnell auf bis zu 30 Grad an. Staubtrockene Wege führten durch den bergigen Canyon. Fast nur gehend legten wir die ersten 14 km mit ihren vornehmlich ansteigenden Trails zurück. Die höchstgelegene Stelle war der Bulldog Mountain in 2.528 Fuß Höhe, umgerechnet 770 Metern, nach dem das Event seinen Namen hat. Malerisch lag die atemberaubende Landschaft mit ihren zerklüfteten Bergketten vor uns. Sie sah aus wie die Kulisse eines Westernfilms. Beim Blick nach Süden konnten wir in der Ferne die Weite des pazifischen Ozeans erblicken. Heiß brannte die Sonne vom kaum bewölkten Himmel herab. Ohne Kopfbedeckung war fast niemand unterwegs. Bergab war es teilweise sehr steil. Wie gut, dass ich meinen Trinkrucksack dabei hatte, denn beim ersten Abstieg wurde mir etwas schummerig vor den Augen.
Nach ca. 8 km traf ich Juan wieder und ließ ihn bergaufgehend hinter mir. Drei opulente Verpflegungsstellen waren in Abständen von etwa 7 km eingerichtet. Sie verfügten über alles, was das Läuferherz begehrte: Wasser, Iso, Cola, Kuchen, Obst, Salzstangen, Gurken und Gummi-Schnucke. An der ersten lief ich einfach vorbei, ohne mich zu bedienen. An den anderen beiden ließ ich mir die ausladende Versorgung nicht entgehen. Bei etwa km 18 mussten wir den Creek überqueren. Aufgrund der langen Dürre war der einstige Fluss, der in der Lagune von Malibu in den Pazifik mündet, zu einem Bächlein mit vielleicht 20 cm Wassertiefe und höchstens 2 Metern Breite geschrumpft. Problemlos konnten wir über ein paar Steine trockenen Fußes die andere Uferseite erreichen.
Nach dem dritten Versorgungspunkt bei km 20 kam ich nicht mehr richtig ins Rollen. Da fehlte mir ein Laufpartner wie Jörg oder Heiko, die mich bei früheren Läufen am Ende immer gut gezogen hatten. Unter Anfeuerungsrufen wie „you make a good job“ erreichte ich schließlich lächelnd das Ziel. Dort warteten schon meine Mädels, die mich ebenfalls gut unterstützten und trotz der strapaziösen Hitze nicht für verrückt erklärten. Wie war ich froh, den Lauf geschafft und nicht die 50km-Strecke gewählt zu haben. Eine zweite Canyonrunde bei den jetzt noch weiter angestiegenen Temperaturen, hätte ich nur schwerlich überstanden.
Laut eigener Aufzeichnung brauchte ich 2:44:56 h bei insgesamt 826 Höhenmetern. Es war eine supertolle Erfahrung, die mir in bester Erinnerung bleiben wird!