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11.07.21 - Special Event

Giro del Trentino: Drei Tage im Sommer

2021. Pestilenz und lockdown, Risiko und Impfung, hin und her, auf und ab. Und dann passiert es: viele Einschränkungen fallen, reisen kann man wieder und Hotels buchen auch. Gerade rechtzeitig für den Giro del Trentino. Ziemlich kurzfristig kam die Meldung: es findet statt! Also – gebucht, die Klamotten zurechtgemacht (die vom UTMB) und hin. Für mich 933 km, was tut man nicht alles für unser Lieblingshobby!

Das Trentino: südlich von Bozen bis zum Gardasee reichend. Viele Berge. Eine Gruppe davon ist die Brenta etwas westlich neben der Autobahn, so mal eben kommt man da nicht hin. Ordentlich Höhenmeter und jede Menge Tornante, aber dann befindet man sich in einem einmalig schönen Gebiet besonderer Prägung. Markante und steile Gipfel, viele quergeschichtet, was ein einmaliges Bild ergibt, besonders im Winter. Madonna di Campiglio liegt im Tal mittendrin. Dort ist unsere Basis.

 

Tag 1.Freitag. Molveno. 30 km und 2700 hm.

 

Schönes Wetter, die Gipfel sind noch von Nebelfetzen verdeckt. Auf einem Parkplatz treffen wir uns, 9 Läufer, Michael der Organisator und Volker als Begleiter. Unser Gepäck wird verladen, Michael transportiert es zu den Unterkünften. Uhrenvergleich – und ab geht’s. Auf den nächsten 8,8 km wollen 1770 hm bewältigt werden, das ist irgendwie viel. Wie viel, wird uns unterwegs klargemacht. Das ist aber auch der größte Brocken. Heute.

Der Aufstieg beginnt, man muss Zähne zeigen, bereits nach 600 m. Ein Sentiero, mit verblassten Markierungen steigt im Wald auf. Stufen, Wurzeln, Steine. Und immer nur hoch. Ja gut, es gibt flache Stellen, so an der Steilwand längs, mit Seilsicherung. Oder im Wald weiter oben. Ist aber nicht viel, dann kommt schon der nächste brutale Anstieg. Wenig begangen wird der Trail, die Spuren, die ich erkenne, sind von unserer Gruppe. Ohne gutes GPX geht es nicht. Aber das trailbook ( sollte man sich ausdrucken) hilft sehr gut.

 

 
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Ab und an, wenn man sich umdreht, eröffnet sich eine phantastische Aussicht: der Lago di Molveno, einer der schönsten Bergseen, liegt da unten. Dreht man sich wieder zurück, sieht man die nächsten 700 hm vor sich… und die power schwindet dahin. Alle sind außer Sicht, aber nicht ganz! Ab und zu erspähe ich was Buntes weit oben. Oder einen Wegepfeil, eingeritzt oder aus Steinen angelegt. Manfred meint es wirklich gut mit mir, er hat ein Auge auf mich. Schon ziemlich weit oben gibt es auch Schneefelder zu queren – und dann, eine Hütte! Rifugio Pedrotti/Tosa. Nach 4 Stunden- oder 5? Ich weiß es nicht. Schwere Unterhopfung vernebelt meine Wahrnehmung. Aber im Rifugio lässt sich das korrigieren…

Und schon geht es munter weiter, an der Alpini-Kapelle vorbei, noch mal 60 m höher über eine Scharte. Bloß nicht auf den Schnee, meinte der Hüttenwirt. Am Rand bleiben. Wegmarkierungen sind kaum zu sehen, etwas tiefer testen wir mal den Schnee – und siehe da, es geht, alles läuft, mit enormem Tempo, was für ein Spaß! Erst an einer Abbruchkante bremsen wir, dort ist etwas zu klettern, dann weiter im Schnee bis der gut erkennbare Weg auftaucht. Leicht abwärts fallend, auf festem Weg, manchmal über Schotter, führt er uns auf das Ziel zu. Die nächste Hütte wird umgebaut, also kein Hopfentee. An einer Gabelung orientieren und weiter. Senkrechte Wände rechts, weite Täler links, vor uns, noch ganz weit weg, Madonna! Hier ist auch so knapp die Hälfte geschafft.

Einige highlights kommen noch: da wäre die Tuckett-Hütte mit ihrer einmalig schönen Lage. Oder das Vallesinella- Tal mit den Wasserfällen. Oderoderoder…
Das ist wirklich eine einmalig schöne Gegend.

 

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Impressionen

 

 
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Noch ein Vorteil: unser Track ist mit Ausweichstrecken versehen, um Schietwetter auszuweichen oder Kräfte zu sparen. Da wir nicht um Zeiten  sondern für ein schönes Erlebnis laufen, gibt es diese Wahl. Hauptsache, gesund im Ziel! Je tiefer wir kommen, umso wärmer wird es. Das mögen auch die Bären, es gibt ein Reservat für sie. Besondere Begegnungen sind also auch noch möglich.

Ab der Vallesinella- Hütte wähle ich für mich den Bärentrail, einen stillen, gut laufbaren Pfad durchs Bärengebiet. Und hier ist die einzige echte Quelle an diesem Tag: auf so 70 m neben dem Weg quillt Wasser aus den Felsen, lecker! Bisher war da nämlich gar nichts! Also: alles mitnehmen, wie beim UTMB. Genug zu trinken und die ganze Hochalpin- Ausrüstung!

In Madonna angekommen, ist das Gepäck im Hotel, um halb 8 treffen wir uns zum Abendessen, ein total anstrengender aber schöner Supertag ist zu Ende.

 

Tag 2, Samstag, Madonna. 31 km mit 1720 hm.

 

Heute stehen die Seen auf dem Programm. Davon gibt es richtig viele, auf der anderen Talseite von Madonna. Westlich also. Die ersten 10 km schlängeln sich so 780 hm allmählich auf Höhe. Zum Warmwerden ganz gut. Man kann aber auch eine Seilbahn nutzen, die alles auf 2 km kürzt und sämtliche hm einspart. Das hat den Vorteil, dass alle Kräfte noch vorhanden sind, wenn es drauf ankommt: die nächsten 10 km haben es in sich! 530 m hoch und 690 runter, aber immer wieder auf total verblockten Trails. Hier ist Erosion am Werk! Bergstürze, Muren, alles quer über den Weg. Lose Steine, alles wackelt, ist schief, Markierungen kaum zu sehen. Wehe bei Nebel oder Regen! Verlaufen ist garantiert!

 

 
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Aber bei Sonne – einfach nur phantastisch. Auf und ab, von einem See zum anderen, waren es 9- oder 12? Schilder stehen da nicht. Macht aber nichts. Einmalige Naturschönheit meets Nervenkitzel! Großartige Kombination!

Der Lago Malghette ist anders, der liegt tiefer, kann leicht vom Tal aus erreicht werden und hat eine Hütte. Die wird gerade umgebaut, also wieder kein Hopfentee. Den gibt es aber ein paar km weiter und 300 m höher, ein netter Waldweg, danach Skipiste hoch. Ich bestelle eins und kriege zwei- die Rettung. . Inzwischen bin ich so dehydriert, das versickert einfach so in mir, hebt aber die Stimmung. Auf Skipiste, dann durch Wald laufe ich zum letzten See, dem Lago Nambino, mit Hütte, weiter. Alternativ kann man oben am Hang bleiben und hat tolle Aussicht auf den See.

Die letzten 5 km geht es sanft bergab nach Madonna zurück. Aber auch hier haben Muren den Weg fast zerstört. Erst sind es Baggerarbeiten, dann die Steine. Und Absperrungen. Molto pericoloso! Nur von unten rauf, wer von oben kommt, wird total überrascht und muss zusehen, wie er über den Zaun kommt…
Unten im Ort liegt das Lokal für heute Abend am Auslauf, der Hungry Wolf. Wir treffen uns und vergleichen: erstaunliche Differenzen bei den Aufzeichnungen von Garmin &Co bei Länge und Höhe. Der Pizza schadet das aber nicht…

 

Tag 3. Madonna. 39,5 km mit 2600 hm.

 

Regen ist angesagt für die Nacht und den Morgen. Einige starten deshalb bereits um 6 in der Früh, denn etwa 14 Stunden kann der Weg schon dauern. Aber das Glück ist uns hold – kein Regen! Tiefe Wolken am Pass, der höchste Punkt des Trailabenteuers – Bocchetta dei Tre Sassi auf 2614 m. Das sind gut 1100 m im Anstieg. Hinter dem Pass geht es auch steil wieder runter, Sicherungen und Leitern gibt es da, und eine schwere Entscheidung: 7 km abkürzen und so zeitig ankommen oder lieber doch zum allerschönsten See …? Das ist der Lago di Tovel. Früher hieß der Lago Rosso, weil er sich im Sommer oft rot gefärbt hatte. Das tut er aber nicht mehr. Ein Kleinod ist das. Häuser wie in Kanada, smaragdblaugrünes Wasser, dichter, gesunder Wald. Da muss man hin! Da Volker mit dem Tourmobil auch hinwill, fahre ich mit. Riesenumweg durch die Täler, überteuerter Parkplatz und noch 150 m Aufstieg zum Seeufer sind der Preis dafür. Anders kommt man aber nicht hin, außer eben zu Fuß über die Pässe. Mein Einstieg ist etwa bei km 14, es bleiben noch reichlich hm übrig…

 

 
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Absolutes highlight (neben dem See) ist ein Hochtal. Vor und hinter Malga Flavona, einer bewirtschafteten Alm, ein einmalig schönes, offenes Tal. Gras und Blumen, eingerahmt von den Schotterhängen, umgeben von markanten Felsformationen. Was für ein Eindruck! Man wird soo klein…und muss trotzdem über den nächsten Pass, 2242m. Dann 300 m runter zur nächsten Alm, der Malga Spora. Noch knappe 10 km zum Ziel, und drei Wege zur Auswahl.

Der Schietwetterweg, 11 km abwärts über Andalo. Der harte über den Passo del Clamer (2164m) und der schöne über den Passo Dagnola (2135m). Alle benutzen den schönen und traben nach dem Pass angenehm flowig zum Ziel. Ich wieder nicht, der Schietwetterweg sagt mir mehr zu. Und der ist auch toll, eine Quelle, Schnee, Steilwände rechts und bodenloser Abgrund links. Spitze. Naja, später kommt ein steiniger und steiler Abstieg, dann der Ort Andalo, und ein Radweg bis Molveno.

Zum See, in die Touri-Meute hinein. Was hier los ist, sprengt jede Vorstellungskraft. Superwetter, kein lockdown, nur die gelegentlichen Masken erinnern an den Ernst der Lage. Gegen 16 Uhr sind schon einige eingetroffen, Armin war der schnellste, um 15:15 bereits da!

Die Wege trennen sich nun – manche übernachten noch hier, andere reisen wieder ab. Der Kontakt bleibt aber über unsere Whatsapp- Gruppe bestehen.

Und der treffendste Satz lautet: Ich will wiederkommen!
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, außer: Bis zum nächsten Jahr!

 

Weitere Informationen und Veranstaltungen unter

www.laufcoaches.com/events

 

 

 


 
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