Mein Venedig-Marathon im Jahr 2009 wird mir immer in guter Erinnerung bleiben: Das erste Mal ganz knapp unter vier Stunden, nach immerhin sieben Jahren Marathonerfahrung. Der Lauf mit Start nahe Padua und Ziel in der Nähe des Markusplatzes, den man nach einer sehr langen Brücke ab Mestre und 14 kleineren Brücken in Venedig erreicht, rangiert immer noch ganz oben auf meiner persönlichen Beliebtheitsliste. Damals passten auch das Wetter und die Stimmung an der Strecke mit Musikbands bei fast jeder Kilometermarkierung. Irgendwie konnte ich mich seitdem nicht zu einer weiteren Teilnahme entschließen.
Dann ließ mich eine Mail am Black Friday im Herbst 2016 aufhorchen. Die amerikanische Gepflogenheit, zu einem bestimmten Zeitpunkt Dumpingpreise anzubieten, hatte auch in Italien Einzug gehalten und der Venice Marathon Club gewährte einen 50-prozentigen Nachlass auf die Anmeldegebühr seiner Veranstaltungen. Eine davon war der 2. Venice Night Trail, ein 16-km-Lauf, der eine große nächtliche Runde durch Venedig dreht und bei dem es gilt, 51 Brücken zu überwinden. Als Schnäppchenjäger habe ich Judith und mich damals für zusammen 30 Euro angemeldet.
Erst später fiel mir auf, dass das Wochenende plus Maifeiertag plus einen Urlaubstag für einen Kurztrip nach Venedig und Bibione reichen würde. Als dann auch noch eine positive Wetterprognose vorlag, konnten wir uns auf den Weg machen. Dank Winterreifen bereiten uns auch die 20 Zentimeter Neuschnee am Brenner keine Probleme. Übernachtet wird in Mestre am Rande der Lagune in einer von einem Bangladeshi geführten Unterkunft. Hotels in Venedig hätten an diesem Stadttouren-Wochenende unser Budget gesprengt. Außerdem kann man in Mestre kostenlos parken.
Mit der Tram geht es samstags zum San-Giuliano-Park in Mestre. Dort ist die Laufmesse in einem Zelt untergebracht. Übrigens am gleichen Ort wie zum Marathon im Oktober. Wir müssen noch unsere Gesundheitszeugnisse vorzeigen. Online wurden sie nicht akzeptiert, da man dieses Jahr anscheinend nur noch Zeugnisse mit dem Veranstalterlogo verwenden darf. Erst der Mann vom Leichtathletikverband FIDAL gibt die Genehmigung für unsere Zeugnisse mit dem Florenz-Marathon-Logo, und die Runcard braucht man natürlich auch. Bürokratie gehört in Italien einfach dazu. Alternativ hätten wir auch an der „non competitiva“-Version ohne Zeitnahme und Anrecht auf einen Preis teilnehmen können. Die 3000 Startplätze des ausverkauften Laufs teilen sich auf in zwei Drittel „competitiva“ und ein Drittel „non“.
Und weil der Venice Marathon Club am nachfolgenden Sonntag noch einige Läufe in Mestre veranstaltet, melden wir uns gleich für den 18 km langen „Panoramica“ nach. Der findet generell ohne Zeitnahme statt.
So verlassen wir mit je zwei Startbeuteln, gefüllt mit zwei unterschiedlichen Laufhemden und mehreren Getränken, die Marathonmesse und fahren für 1,50 € mit der Tram über die lange Brücke zum Piazzale Roma nach Venedig.
Ich freue mich immer sehr, in die Stadt zu kommen, die mich seit frühester Jugend fasziniert. Bin ich doch mit Eltern und Bruder jedes Jahr im Rahmen unseres Bibione-Strandurlaubs für einen Tagesausflug nach Venedig gefahren. Auch ohne Karte und Smartphone finde ich mich dort meist zurecht.
Drei Stunden vor dem Start steht noch ein kleiner Spaziergang zur Rialtobrücke auf dem Programm, bevor es in den Südwesten der Stadt geht. Dort am San-Basilio-Kai befindet sich ein Terminal für die kleinen Kreuzfahrtschiffe. Augenscheinlich liegen hier zwei flache „Flusskreuzer“ vor Anker. Die Sonne geht um 20:20 Uhr über den Eugenischen Hügeln bei Padua unter.
Die Taschenabgabe finden wir im Terminal, Toiletten (bagni) ebenfalls, wie auch einige Häuschen davor. Der Venice Marathon Club als Ausrichter hat alles bestens organisiert. Ansagen erfolgen auf Italienisch und Englisch. Zwei Läufer mit Jacken vom Rennsteiglauf versuche ich gleich vom Venice Marathon zu überzeugen.
In den Block gelangt man nur mit eingeschalteter (Stirn-) Lampe und der richtigen Nummer. Ein in den „competitiva“ geschlüpfter Läufer mit „non cometitiva“-Nummer wird von einem Ordner mit sanfter Gewalt hinauskomplimentiert.
Die Spannung steigt, wie üblich sind die einheimischen Teilnehmer noch aufgedrehter als ich. Nach dem Abspielen der Nationalhymne und einer Schweigeminute für einen verstorbenen Repräsentanten des VCM geht es um 21:00 Uhr los. Wir laufen im Uhrzeigersinn durch Venedig. Es überrascht, dass es bis hierher eine Straße gibt, der Parcours führt anfänglich also eher durch moderne Teile der Stadt. Hier unterhält auch die Universität viele neue Gebäude. Ruckzuck ist man warmgelaufen und ich wundere mich über die vielen Mitstreiter in langen Hosen und teilweise mit Handschuhen. Mir fließt der Schweiß. Aufmerksamkeit erfordern während der ersten Kilometer die rempelnden Überholer und die schwarz-gelben Schwellen am Boden.
Nach ein paar Minuten sind wir im Norden am neuen Kreuzfahrthafen. Nur ein Schiff liegt vor Anker. Die meisten sind vermutlich nachts schon wieder auf See. Der eigentliche „Trail“ beginnt dann an der langen Brücke zum Festland, Ponte della Libertà, die durch eine kleine Unterführung unterquert wird. Der erste kleine Stau des heutigen Abends. Dann sind wir schon am Canal Grande, der die Stadt von Nord nach Süd in S-Form durchzieht. Bis 2008 gab es drei Brücken über diesen breiten Kanal, die berühmteste natürlich die Rialtobrücke aus dem Jahr 1591 im Zentrum, dann eine Brücke hier im Norden und eine Holzbrücke bei der Accademia, die wir am Ende des Laufs überqueren.
Um den Fußgängerverkehr zwischen Busbahnhof und Bahnhof zu vereinfachen, wurde im Jahr 2008 die neue schicke Ponte della Costituzione als vierte Brücke über den Canal Grande eröffnet. Schön geschwungen mit durchsichtigem Boden und unterschiedlich langen Stufen, wie man beim Hinunterlaufen mit leichtem Bedauern feststellt: Es wird immer steiler, die Stufen schmaler. Der Bahnhof Santa Lucia ist der klassische Ankunftspunkt für Venedig-Besucher. Direkt vor dem Gebäude halten viele Vaporetto-Linien. Diese Boote bilden das Rückgrat des Verkehrs in der Lagunenstadt. Wer an der Endhaltestelle einsteigt und das Glück hat, einen Sitzplatz ganz vorne im Freien zu ergattern, genießt bei der Linie 1 auf dem Canal Grande den schönsten Blick auf die Palazzi. Alle anderen Passagiere stehen dicht gedrängt im Boot.
Wir laufen Richtung Osten auf einer klassischen Route zum Markusplatz. Viele Lokale warten auf Kundschaft. Für den Bau des Bahnhofs musste die Kirche Santa Lucia weichen. Die sterblichen Überreste der heiligen Lucia von Syracus (gestorben 304) wurden in die Kirche San Geremia e Lucia ein Stück weiter verlegt. Die Heilige, deren Name „Leuchtende“ bedeutet, ist für die Gesundheit der Augen zuständig und muss daher von uns als „Marathonläuferpaar mit der höchsten Dioptrienzahl in München Ost“ bei jedem Venedig-Aufenthalt besucht werden. Und es hilft: Die Kurzsichtigkeit wird seit Jahren nicht schlechter.
Wir schwenken aber hier nach links in ein kleines Gässchen und laufen an den Rand der Stadt. Somit blockieren wir den Touristenverkehr nicht weiter. Wobei viele Besucher Tagesausflügler sind. Hotels und Pensionen entstehen zwar in atemberaubendem Tempo in jedem verfügbaren Haus, aber trotzdem wird es ab 18:00 Uhr merklich ruhiger in Venedig. Die Stadt selbst erlebte in den letzten vier Jahrzehnten einen Bevölkerungsrückgang von 120.000 auf 60.000 Einwohner. Gleichzeitig stieg die Zahl der Hotels und Pensionen sprunghaft an. Freie Wohnungen werden vermehrt von reichen Chinesen und Russen gekauft. Grund für die Flucht der Einheimischen aus der Stadt ist wohl die Verlagerung von Arbeitsplätzen auf das Festland. Aktuell trägt der Ausbau der Universität zu einer Verjüngung der Inselbevölkerung bei.
Hier oben am nördlichen Stadtrand gibt es einige Neubauten. Unter manchen davon laufen wir hindurch. Wir kommen in das Getto der Stadt. Bis 1797 lebten die Juden hier im Viertel Cannaregio auf einer kleinen Insel, durch die Republik vor Übergriffen geschützt. Und prompt stehen zwei junge Männer mit orthodoxem Hut an der Strecke. Eine Läuferin ruft „Che bei cappelli“ - Was für schöne Hüte.
Spannend ist das, hier zu laufen: Oft sind die Wege zwischen Häusern und Kanälen recht schmal und natürlich befinden sich selten ein Geländer am Kanal. Vielmehr gibt es tückische Einbuchtungen mit Treppenstufen hinunter ins Wasser. Vielfach warnen die Läufer vor uns mit dem Ausruf „Occhio“ - „Augen auf“. Die Brücken sind da eher schon einfach zu gehen oder zu laufen. Die meisten haben anscheinend renovierte Steinstufen mit gleichmäßigen Abmessungen. Am heimtückischsten finde ich die Querstufen, die es besonders im ersten Teil der Strecke gelegentlich gibt: Auf einmal tritt einer der Füße ins Nichts. Ansonsten sind die Gehwegplatten in ausgezeichnetem Zustand. Nichts steht hervor oder würde gar wackeln. Ausreichend ist das Licht der „Straßen“-Beleuchtung. Die Lauflampen ergeben dafür ein wunderbar anzusehendes Farbenspiel. Besonders auf Brücken lohnt sich ein vorsichtiges Anhalten samt Blick zurück. Ansonsten lässt man die Rückschau lieber bleiben: Viele wirklich helle Lampen lassen einen sonst für Sekunden erblinden.
Ich habe schnell erkannt, dass ein Fotografieren aus dem Lauf heraus nichts bringt. Springe also oft in Hauseingänge oder hinter irgendwelche Hindernisse auf dem Weg, um nicht umgerannt zu werden. Leider kommt mir dabei Judith abhanden. Ich bin mir sicher, sie überholt zu haben, und lasse mir Zeit. Sie wird mich leicht an meiner lustigen Videokamera auf dem Kopf erkennen. Heute bin ich erstmals mit einer Samsung Gear 36o unterwegs. Rundumvideo garantiert. Sieht halt bloß mit ihrer aufrechten Form recht lächerlich auf meinem Kopf aus. Dafür leuchten einige LEDs grün und rot. Einige Läuferinnen haben auch leuchtende Bänder dabei. Sehr stimmungsvoll. Hier oben im Norden der Stadt gibt es zwei längere Kanäle mit breiten Gehwegen, die ich schon letztes Jahr als für ein Lauftraining optimal befunden habe. Auch einige nette Lokale gibt es in diesem Bereich mit wenigen Touristen. Vor den Bars und Restaurants stehen oft Zuschauer, die uns anfeuern.
Immer wieder sind Richtungswechsel angesagt, nicht nur um uns zu fordern, sondern auch, weil manchmal eine Brücke auf dem direkten Weg fehlt. Oft landet man als Besucher bei solchen Sackgassen vor einem Kanal. Ich weiß inzwischen, dass ein Gässchen ohne Menschen meist abrupt endet. Der Rio di Noale ist so ein Kanal, über den nur zwei Brücken führen. Wir nehmen die östliche Brücke an einem riesigen unvollendeten Gebäude, das wohl als Kirche gedacht war. Die westliche Brücke liegt an der eingangs erwähnten Hauptverbindung vom Bahnhof zum Markusplatz. Da befindet sich zum Beispiel die breite Strada Nova, deren Name schon verrät, dass hier eine neue Straße angelegt wurde. Nach dem Ende der österreichischen Herrschaft in den 1860er Jahren wurden wohl einige Kanäle zugeschüttet und auch Häuser abgerissen und hier verläuft die Gasse an der Rückseite diverser Palazzi. Nach dem 2. Weltkrieg gab es wohl nochmals Überlegungen, die Stadt autogerechter zu gestalten. Glücklicherweise wurden die nicht umgesetzt, anders als beispielsweise in Bangkok oder im chinesischen Suzhou, dem sogenannten „Venedig des Ostens“, wo die Wasserwege immer weniger werden.
Die Strecke ist nicht markiert, aber es stehen an jeder Brücke und Abzweigung Streckenposten, die fleißig mit ihren Leuchtstäben winken. Es geht Richtung Nord/Ostseite. Dort legen die großen Dampfer zu den Inseln Murano und Burano sowie nach Punta Sabbioni ab. Besucher haben auch die Möglichkeit, in Lido di Jesolo zu übernachten. Mit dem Bus fährt man dann nach Punta Sabbioni und von dort aus mit einem Tagesticket für den Schiffsverkehr nach Venedig. Auch in den Monaten am Rande der sommerlichen Hauptsaison zu empfehlen. Viele Busunternehmen bringen die Gäste zu den noch offenen Hotels und viele Restaurants und Geschäfte haben das ganze Jahr geöffnet.
Die Friedhofsinsel mit ihrer markanten Mauer sieht man in der Dunkelheit nicht.
Hinter den Piers erscheint nun das Ospedale Civile SS. Giovanni e Paolo, mit eigenen Anlegern für die Krankenboote. Die zugehörige Basilika ist eine der wichtigsten Kirchen Venedigs. Am Platz davor mit dem Reiterstandbild liegt die Stammkneipe von Donna Leon, Autorin der bekannten und fürs deutsche Fernsehen verfilmten Commissario-Brunetti-Romane. Hier ganz in der Nähe befindet sich auch das Wohnhaus, das in den Filmen als Polizeipräsidium fungiert. Die Bücher der amerikanischen Autorin wurden in viele Sprachen übersetzt, nur nicht ins Italienische, denn Donna Leon hat Bedenken, dass die Venezianer ihr die oft mit Sozialkritik verbundenen Geschichten übel nehmen würden.
Weiter kreuz und quer durch kleine Gässchen. Manchmal geht es durch eine enge Passage und man sieht einen Lichtschein auf sich zukommen: Das sind die Fensterscheiben von Geschäften vor dem nächsten Abbiegen. Highlight ist das Eingangstor zum Arsenale, streng geheimes Hauptquartier der Flotte der Serenissima und heute immer noch militärisches Sperrgebiet. Viele Läufer zücken ihr Smartphone für Fotos des hell erleuchteten Portals. Inzwischen hat mich meine Trödelei in die Gruppe der „non competitivi“ zurückgeworfen. Me ne frego – was soll's.
Jetzt geht es ganz in den Nordosten in eine Gegend, die ich noch nicht kenne. Über den Canale di San Pietro kurz auf ein kleines Inselchen. Viele Häuser stehen auf Inseln und der Rest der Gebäude wurde dann auf Millionen von Baumstämmen in den sandigen Meeresboden gesetzt. Irgendwelche natürlichen Erhebungen kenne ich nicht. Richtung Osten. Es ginge noch etwas weiter, aber das sind wohl nur Sackgassen, daher können wir unter unzähligen duftenden Platanen so bei km 10 mal richtig aufdrehen. An einem Park vorbei, Getränkestelle und dann ein unvermittelter Blick auf die Skyline um den Dogenpalast. Da stockt einem doch der Atem. Das Mäuerchen gibt Halt für ein schönes Foto.
Toiletten: Das ist so ein Thema in Venedig. Öffentliche gibt es fast keine, für den Lauf nur an Start und Ziel. Auf der Strecke sieht man öfter Läufer in Restaurants oder Bars einbiegen.
Die Riva dei Sette Martiri definiert das Ziel des Venedig-Marathons. Über breite Hafenpiers geht es voran. Die Brücken haben hier Rampen, die uns das Laufen erleichtern. Ein Überbleibsel des Marathons, das jetzt von Rollstuhlfahrern oder im Moment von Läufern genutzt werden kann. Einige der besten und teuersten Hotels am Platze befinden sich hier. Seufzerbrücke. Hell erleuchtet, leider zu hell für das Nachtprogramm des Fotoapparats. Dann der Dogenpalast. Wir kommen auf den Markusplatz, oft gepriesen als der schönste Platz der Welt. Glockenturm, hinter uns die Basilica di San Marco. Schilder weisen darauf hin, dass man im Gotteshaus keine Brotzeit machen darf. Nahezu alle Läufer halten hier inne, zücken Kamera oder Smartphone. Kaffeehausmusik vor leeren Tischen. Wobei wir einen fantastischen Frühsommerabend erleben.
Vor zwei Tagen soll es hier noch Acqua alta, also Hochwasser, gegeben haben. In so einem Fall wird der Markusplatz recht schnell unpassierbar. Nicht ohne Grund habe ich alte Laufschuhe gewählt, heute ist aber schon wieder alles trocken. Durch die Nobeleinkaufsstraße - vor den Geschäften bieten Afrikaner Kopien der Marken-Handtaschen an, die als Originale hinter den hell erleuchteten Scheiben für teures Geld verkauft werden. Viele Touristen sind hier unterwegs, interessieren sich aber nicht für uns. Ein Ordner weist einem Paar die Richtung „to the water“ und prompt laufen wir falsch, werden aber rasch zurückgepfiffen und auf den richtigen Weg gebracht. Campo Santo Stefano, Ponte dell'Accademia. 52 Stufen zähle ich – einfach.
Viele rote Lämpchen am Straßenrand: Es handelt sich um eine Stadtführung, bei der alle Teilnehmer einen kleinen Empfänger mit rotem Licht umhängen haben, um den Erklärungen des Reiseleiters per Funk zu lauschen.
Basilica di Santa Maria della Salute aus dem Jahr 1687, für venezianische Verhältnisse fast ein Neubau. Dann eine Dreihundert-Grad-Kurve nach rechts an der Punta della Dogana. Hier führt beim Marathon eine Pontonbrücke hinüber zum Markusplatz. Die scharfe, leicht übersehbare Kurve wird Judith und einer Mitläuferin fast zum Verhängnis, wie sie mir nachher erzählt. Aber ein Sturz in die Fluten konnte abgewendet werden. Noch eineinhalb Kilometer am breiten Canale delle Giudecca entlang. Dank Rampen wäre hier ein Endspurt möglich. Aber will ich das wirklich? Nein, ich genieße den Blick auf den Mond und die Häuser und Nobelhotels auf der Giudecca-Inselgruppe.
Noch eine Brücke, dann sind wir am Schiffsterminal. Hell erleuchteter Zieleinlauf. Eine kleine, aber schöne Medaille mit dem Campanile di San Marco am grün-weiß-rotem Band wird mir umgehängt.
Judith wartet auf mich. Sie hat die 16-km-Strecke in 1:43 h und damit 22 Minuten schneller zurückgelegt. Bin ich jetzt neidisch oder froh, dass ich mehr Eindrücke gesammelt habe?
Zielverpflegung mit Getränken, Obst und Keksen. Duschen gäbe es auch, aber wir gelangen zu Fuß relativ schnell zum Busbahnhof und mit der Tram ins Hotel. Shuttlebusse zu den Parkplätzen beim Parco San Giuliano stehen auch bereit.
Gegen 1:00 Uhr liegen wir im Bett und schlafen rasch ein, um nach 9 Stunden schon zum Panoramalauf in Mestre anzutreten, Er führt über 18 Kilometer durch Parks, vorbei am interessanten Castello Marghera aus den 1840er Jahren und an der Lagune entlang, mit schönen Ausblicken auf Venedig. Mestres Altstadt bleibt ausgespart. Pasta Party nach dem Lauf bei sommerlichem Wetter im Grünen.
Und dann fahren wir weiter nach Bibione ans Meer, wo wir zum ersten Mal bei „A Piedi per Bibione“ teilnehmen, einem Trail durch den Ort und seine landschaftlich reizvolle Umgebung. Beste Versorgung für 3 € Teilnahmegebühr. Bei der ersten Veranstaltung vor 42 Jahren habe ich beim Start zugesehen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Venice Night Trail ist ein fantastischer Lauf durch die bekannte Lagunenstadt. Trotz der vielen Brücken nicht wirklich schwierig, aber wegen der nächtlichen Atmosphäre besonders stimmungsvoll. Er ist in Kombination mit einer Städtereise zu empfehlen. Unbedingt.
Sieger:
1. Giovanni Iommi 58’20”
2. Marco De Gasperi 59’03”
3. Lorenzo Turrini 1h01’01”
Siegerinnen:
1. Ilaria Gurini 1h09″32″
2. Kristel Mottin 1h11’41”
3. Giulia Franceschinis 1h12’16”
Finisher nach Ländern:
Italien: 2576
Deutschland: 9
Österreich: 6
Schweiz: 1