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12.04.14 - Special Event

60km Trailrun Castricum/NL: Sand, Stufen - Stufen, Sand

Normalerweise ist April immer die Zeit, um in Texel die 60 km Runde zu Laufen. Aber die findet ja leider nur alle 2 Jahre statt. Leider? Hatte ich zumindest bis zu diesem Wochenende gedacht. Denn da bin ich auf einen Lauf von Willem Mütze, mit mehr als 1.200 Marathons der bekannteste niederländische Marathonläufer, gestoßen.

Zuerst musste ich mal nachdenken, denn der Lauf findet in Castricum statt. Zuerst kam mir da eigentlich Asterix und Obelix in den Sinn, aber dann wurde schnell klar, dass das ein Dorf in den Niederlanden, genauer gesagt  in der Provinz Nord Holland ist. Castricum hat etwa 30.000 Einwohner und der Name soll vom römischen Heereslager Castra her stammen. Der Lauf wurde von Willem als einer der schwersten Läufe in den Niederlanden beschrieben und da ich bereits mehrfach bei seinen Läufen in Limburg mitgemacht hatte, wusste ich, dass das somit kein Zuckerschlecken werden sollte.

 
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Die Strecke sollte durch den malerischen Dünennationalpark führen, sodass ich mich mit meiner Frau in Egmond aan Zee im Hotel Zuiderduin für 2 Nächte einquartiert hatte. Von dort aus hatten wir dann schon mal Teile der Strecke vorab erkundet und meine Frau wollte dann am Wettkampftag zusätzlich die Gelegenheit nutzen, mich bei den Verpflegungspunkten in Egmond anzufeuern.
Also fuhr ich dann morgens die 12 km von Egmond nach Castricum. Der Start ist am Sportpark von Vitesse 22, dem lokalen Fußballverein. Ein Parkplatz war schnell gefunden, da die Teilnehmerzahl mit gut 70 Läufern doch recht übersichtlich war. Zeitgleich fand aber auf der Strecke auch eine Wanderung über 25, 40 und unsere 60 km statt. Für die Wanderer, die meist schon um 7 Uhr starteten, waren 3 Verpflegungspunkte vorgesehen, für uns Läufer insgesamt 5.

Kurz vor 9 Uhr gab es dann das kurze Läuferbriefing von Willem, der uns dann auch mitteilte, dass wir natürlich direkt nach dem Start eine große Sanddüne hinauflaufen mussten, die den Wanderern erspart geblieben war: Typisch Willem!
Aber so macht Trailrunning eben Spaß. Das Wetter war mit 8 Grad am Start und Sonne recht gut, auch wenn im Lauf des Tages Wolken und starker Wind aufkommen sollte. Punkt 9 Uhr ging es dann auch los. Nach 500 m ging es dann auch direkt die Sanddüne hoch, an die sich dann noch eine weitere Steigung anschloss. Hier trennte sich dann direkt die Spreu vom Weizen, und ich zählte mal wieder zur Spreu und lief hinterher.

 
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Die Steigung ging es dann über Stufen wieder hinunter. Stufen -  überhaupt das Wort des Tages. Nach 1.000 Stufen habe ich aufgehört zu zählen und da war ich noch nicht mal 30 km gelaufen. Naja, das zweite Wort des Tages ist Sand. Hatte ich schon auf Texel mit viel Sand zu tun, hier war es doch deutlich mehr.

Weitere Worte des Tages: „super… toll … genial“. Die Landschaft ist wirklich einmalig. Doch wieder zurück zur Strecke. Zunächst ging es auf Klinkerwegen und Sandtrails durch idyllische, niedrige, von Wind zerzauste Wälder. Die ersten Triebe und Blüten, zum Beispiel von der Felsenbirne, zeigten sich bereits. Die Streckenführung war durch zahlreiche Richtungsänderungen der verschiedenen Trails in der  weitläufigen Dünenlandschaft bestimmt. Die Markierung war hervorragend. Es gab weiße Pfeile mit einer Nummerierung und einer Meter Angabe. Die Nummern standen in der ausgehändigten Streckenliste mit der entsprechenden Kilometrierung und die Meterzahl gab an, wann die nächste Richtungsänderung erfolgte.

Ein wirklich narrensicheres System. Nach 189 Richtungsänderungen, war man dann auch im Ziel.

Recht zügig ging es dann weiter durch die Dünen. Immer rauf und runter, ebene Strecken gibt es hier nicht. Das erste Etappenziel war dann die erste Verpflegungsstelle in Egmond aan Zee, bei km 13,5. Dort wartete dann neben einer tollen Verpflegung auch meine liebe Frau auf mich. Nach kurzer Pause ging es dann weiter am östlichen Rand von Egmond vorbei bis in den Norden dieser Touristenmetropole. Dann bogen wir endlich, nach Überwindung der 50 m hohen Düne, auf den Strand ein.

 
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Auf dem breiten Sandstrand hatten wir zum Glück Ebbe, sodass der Untergrund recht gut zu laufen war und nur ab und zu durch Priele unterbrochen wurde. Die Sonnenstrahlen machten diesen 4 km langen Abschnitt dann zu einem noch schöneren Erlebnis. Kurz vor Bergen aan Zee passierten wir dann wieder die Dünen, um zum nächsten Verpflegungsstand zu gelangen, diesmal von Willem und Annemarie persönlich betreut. Danach ging es dann am Kreisverkehr in Bergen vorbei direkt wieder in die Dünen.

Immer wieder ging es rauf und runter. In Dubai hatte ich Verrückte gesehen, die auf solchen Sanddünen Ski gefahren sind, naja halt Verrückte, und wir sind ja nicht in Dubai, oder? Bei km 26 kamich dann an einem Schild vorbei: Ski Gebiet „Il Primo“. Tatsächlich war hier ein Lift und viele fuhren auch den Hang hinunter. Dort war zwar kein Sand, sondern Kunstgras, aber immerhin.

Durch schöne Wälder ging es dann weiter nach Schoorl, mit seiner schönen kleinen Kirche und Kapelle. Ich dachte, damit hatte ich schon alle Sehenswürdigkeiten gesehen, aber kaum erreichte ich den Verpflegungspunkt 3 bei km 30, mitten im Zentrum von Schoorl, da sah ich auch die eigentliche Attraktion, und zwar die höchste Sanddüne der Niederlanden. Mit stolzen 51 HM ist diese „Klimduin“ nach 30 km tatsächlich eine Herausforderung. Aber auch da oben angekommen ging es direkt weiter bergan zu einem der vielen Aussichtspunkte.

 
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Die Aussichten sind wirklich sehr schön und ich hoffe, die Fotos geben dass auch so wieder. Danach liefen wir durch Fichtenwälder und Heidelandschaften. Kurz nach einem kleinen Ein-Mann-Bunker aus dem zweiten Weltkrieg erreichten wir wieder Bergen und den nächsten Verpflegung von Willem.  Von hier aus liefen wir über Dünen mit herrlichen Ausblick auf den Strand weiter. Was folgte waren Stufen und Dünen. So ging es Richtung Egmond, vorbei dann auch an Tulpenfeldern, die in voller Blüte standen. In Egmond ging es auf die letzte Etappe, zurück nach Castricum. Auf diesem Stück kam es dann noch zu einer tierischen Begegnung mit im Nationalpark frei laufenden Galloway Rindern. Die langgehörten Rindviecher sind sehr zahm und verstellen einem auch mal gerne den Weg.

Doch auch dieses Hindernis wurde überwunden und es ging dann zügig Richtung Ziel, welches ich nach 8 Stunden 50 erreichte. Nach dem Duschen erhielt ich dann von Willem die wohlverdiente Urkunde, mit der Zielzeit und persönlichen Fotos, die auf der Strecke gemacht wurden. Eine tolle Erinnerung und der Wunsch wieder zu kommen.

 


 
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