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10.06.13 - Special Event

Bhutan - The Last Secret

Autor: Joe Kelbel

3.Etappe, 28,3 km , +1952 m. -837 m.

 

Gibt es Bier in Bhutan? Ja! Allerdings nur nach reichlicher Bemühung, denn es ist nicht leicht auffindbar. Findet man ein Geschäft, so erhält man ein Gesöff namens Druk 11.000.  Klingt komisch, ist aber so, denn man setzt Alkohol zu . Ergibt   Briefmarke-Von-Hinten-Suppe mit  9,5 Umdrehungen.

 
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Doch es gibt auch lupenreines Bier, mit dem deutsch-englischen Label: “Red Panda Weiß Beer“, allerdings nur in exklusiven Hotels. Ein Traumgetränk, gemacht von Fritz Maurer aus Bern, der sich 1967 auf eine Stellenanzeige des Königs für den Aufbau einer Käserei in Bhutan beworben hatte. Allerdings gab es damals keine Milchinfrastruktur, weswegen er mit der Bierbrauerei anfing. 1400 Flaschen zapft er nun wöchentlich per Hand im nahen Bumthang, und würzigen Schweizer Käse gibt es jetzt auch. Das Bier wird in indische Kingfisher-Flaschen abgefüllt. Bhutan hat keine Glasindustrie.

Immer wieder überspannen Ketten mit Gebetsfahnen die Baumwipfel wie Spinnfäden.  Der Wind liest die aufgedruckten Gebete. Es ist schwer in dem Farbenmeer die Markierungen zu erkennen.

Wir steigen auf 3700 Meter Höhe. Ich überhole die Träger, die unser Gepäck und Stefans Reisspende für die Mönche hinauftragen, die Pferde sind zu langsam. Übernachtung im  heiligsten und ärmsten  Kloster von Bhutan: Phajoding Dzong www.phajodingmonastry.com -  der Lama hat seit April einen Laptop.

5:58 Std, es ist schweinekalt.

 
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Seitdem Stefan im letzten Jahr begonnen hat, die Route festzulegen, hat er Kontakt mit dem Lama des Klosters. Auch einige Läufer übernehmen jetzt eine Patenschaft.

Vor drei Wochen lag hier noch hoher Schnee. Ein Mitte-Zwanzig Mönch hat einen Heizstrahler im Zimmer, nun versammeln sich zitternde, müde Krieger in seinem kleinen Reich und warten auf die Wechselklamotten, die immer noch nicht hier oben angekommen sind.

Die Zeit wird genutzt, dem armen Mönch die Wolldecken zu versuppen und den Raum mit den Heiligen- und Bollywood-Schönheitsbildern zu vermiefen. Und so dreht der Mönch hilflos seine Runden vor dem stinkenden Zimmer, wie ein Hund, dessen Fressnapf von grünglänzenden Fliegen belagert wird. Eine fette Spinne krabbelt aus Brigids Hemd. Sie, also die Spinne, findet ihr warmes Ende im Nudelteller vor dem Heizstrahler.

Maria Theresia aus den Philippinen ist unser Nesthäkchen. Das kleine Mädchen hat  krassen Willen. Stefan, der Organisator, selbst ein exzellenter Läufer,  setzt auch hier ganz neue Maßstäbe: jeder bekommt die Chance zu finishen, egal wie lange er braucht. Eine logistische Herausforderung für Ärzte und Besenläufer im Grausen der Nacht.

 
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Seit Monaten haben die Mönche trainiert, den Fußballplatz “eingeebnet” und neue Tore erbaut. Die zwei Fußbälle, die Stefan im April spendiert hatte, haben längst den Weg 3000 Meter tiefer ins Tal gefunden.

Unheimlich scharf sind die Mönche auf die erste internationale Begegnung von Fußballspielern in Bhutan. Der Lama selbst macht den Schiedsrichter, unsere orangenen Fähnchen dienen als Verweiskarten. Im Vorfeld lange Diskussionen in den Teams, weil starke Aufgeregtheit in beiden Lagern. Sind Läufer gute
Fußballer? Werden wir genug Luft auf  3700 Meter Höhe haben? Holger drückt sich, er will dem Kloster lieber eine Film- CD schicken. Gute Idee, ich mache den Fotografen für trailrunning.de auf der Torlinie. Dort am Tor unten am Hang sieht mich Stefan nicht.  Es ist ein Heidenspaß, nein, ein Heiligenspaß. Die Eckbälle werden von weit oben am Hang gespielt, manchmal dauert es lange, bis der Ball wieder aus dem Tal geholt worden ist.

Es sind Begnungen und Erlebnisse, die ein Pauschaltourist nie haben wird. Es ist das persönliche Engagement von Stefan, der im Vorfeld das Beisammensein mit Einheimischen, Regierungsmitgliedern und heiligen Menschen organisiert hat. Unvergessliche Momente.

Eigentlich wollen wir die heiligen Männer gewinnen lassen, doch unsere Spanier sind Weltklasse. 2:0 für die internationale Mannschaft. Chris erwischt es in der Drehung zum Torschuss. Wadenmuskel. Für Läufer ist Fußball gefährlich, gerade nach den Anstrengungen der letzten Tage. Er wird auf die Wiese getragen, schnell sind die Ärzte bei ihm. Eiskompressen, Ibu und betende Mönchn, Chris kämpft mit den Tränen.

Während des Spieles erreicht Marie Theresia, unser Nesthäkchen, das Ziel. Dann beziehen wir die engen Zimmer der Mönche. Wir sollen uns mit den Mönchen unterhalten, damit sie englisch lernen, so steht es auf Schildern. Wirklich glücklich wirken die Jungs nicht gerade, die Jüngeren müssen auch schon mal unbeliebte Arbeiten verrichten. Und auch die stundenlangen Gebete, die um 3 Uhr morgens in der Kälte der Nacht beginnen, sind wohl nicht unbedingt glücksfördernd.

Jetzt liegen wir wie Sardinen in den engen Klausen der Mönche, die mit Heiligenbildchen und Fußballstars behängt sind. Die zerrupfte Zahnbürste liegt neben dem Rasierer oberhalb des hölzernen Bettes. Dicke Decken dichten feuchte Stellen des uralten Holzgebäudes ab. Schuppenförmig übereinandergelegte CD´s ersetzen zerbrochene Fensterscheiben. Dazwischen immer wieder kleine, heimliche Bildchen von Bollybood-Schönheiten in glitzernden Kleider.

“No Sex, no Smoking please!” sagt der Lama, als wir die Zimmer beziehen. Schrecklich, denn ausgerechnet heute ist auch noch Dienstag, staatlich verordneter alkfreier Tag. Aber ohnehin dürfen wir nur 8 kg Gepäck haben. Vor der Veranda sondern unsere vollgeschweißten Klamotten ihren marathonalen Gestank ab.

Ja, es gibt Handyerlaubnis (sonntags) für Mönche, schließlich gibt es Mobilfunk seit 9 Jahren. Im eisigen Quellwasser gewaschen hat sich heute keiner, Hello Kitty ist ausgegangen. Unten flackern goldene Lichter der Hauptstadt Thimphu. Lange sitze ich da und betrachte die funkelnden Lichter einer schönen Welt.

 

 
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