Start an der Uferpromenade, einmal um den Leuchtturmfelsen und ab in den Berg. Rötlich sandige Feldwege zuerst, durch eine kürzlich abgebrannte Maccia, deren verkohlte Äste etwas Marsstimmung auf die Erde bringen. Eine Weile geht’s leicht wellig an der Küste entlang bis es abrupt in einen steilen Trail geht. Komplett anderes Bild, verwachsener knorriger Wald, ein wunderbar zu laufender Waldpfad, der sich auf den Bergrücken schwingt. Dazwischen die erste und einzige Verpflegungsstation.
Ein cooler Abstieg, fester Fels. Ich fliege regelrecht über den Parcours. Blöd nur, dass seit einiger Zeit keine Bänder mehr zu sehen sind. Nächste Biegung, immer noch nix…. Mist, da hab ich wohl eine Abzweigung verpasst. Lief aber auch zu gut. Jetzt aber fix wieder rauf, bevor der Lumpensammler die Markierung abnimmt. Ohne ist man hier völlig verloren. Obwohl, einfach Richtung Ajacco… Man sieht‘s ja auch laufend unten am Fuß des Berges. „Such das Band“ ist eine laufende Beschäftigung, daneben immer dem auf den Weg gucken, die grandiose Landschaft wahrnehmen, die Gerüche genießen.
Wieder auf dem Grat, wandelt sich die Landschaft erneut. Was macht denn ein Löwe hier oben? Der Wind hat Skulpturen aus dem Stein geformt. Hätte ein Künstler nicht besser hinbekommen. Der Pfad geht nun leicht bergab, langsam holt die Zivilisation einen wieder ein.
Da ich eh schon dabei bin, verpasse ich wieder eine Abzweigung, so dass ich aus der falschen Richtung nach Ajacco reinkomme. Ich frag mich jetzt zur Grotte Napoleon einfach durch. Mach nen Kilometer mehr und finde das Ziel letztendlich aber doch. Ein Platz wie geschaffen dafür.
Heute gibt’s im Ziel Spargelcremesuppe und Marc grillt Hamburger. Korsische ! Innen Tartar, außen leicht cross. Ein paar Becher Diesel dazu. Ach das Leben ist schön! Welcher Wochentag ist heute eigentlich? Alles so schön weit weg.
Die Königsetappe, wenn auch leicht verkürzt auf 48km. Diesmal geht’s früh los. 8h ist Startschuss (ja, den lässt Marc sich nicht nehmen). Zur Abwechslung starten wir ausnahmsweise am Strand… Die Bergspitzen sind nicht ganz so hoch, also wird’s flacher - denkste. Sind zwar weniger HM, aber schneller sind wir nicht unterwegs. Die Maccia ist nun 2m hoch und ziemlich dicht und wir dürfen über die Klippen klettern. Immer wieder Traumstrände dazwischen.
Ein weiterer Skulpturenpfad. Schauen, Laufen, Klettern, Laufen etc. pp. Eine kleine Zwischenstrecke auf einem staubigen Feldweg, durch ein verträumtes Örtchen. Wasserstelle bei 25km. Wieder ein Strand und dann- DIE MAUER! Jetzt muss man richtig klettern, wenn auch nur ein paar Meter. Oben geht’s dann ein paar Kilometer nur über die Klippen. Der geilste Teil der heutigen Strecke.
Danach bestimmt wieder die Maccia die Szenerie. Wir schlängeln uns durchs Gebüsch, manche wollen unbedingt noch den bisher vermissten Vollkörperbodenkontakt herstellen und werfen sich kopfüber in die Büsche. Ja, so ne Strecke erdet. Daher also der Spruch, „sich in die Büsche schlagen“.
Man hat uns eine Verpflegung bei KM 38 versprochen. Dort ist aber nur ein Strand und ein Streckenposten, der den Weg weist: Über den Berg da, auf der anderen Seite runter und dann siehst Du einen wunderbaren Strand (Sand, also eher eine Drohung…). Am Ende gibt‘s lecker Essen!
Also hoch den Berg. Hier sind wieder Pfadfinderkünste gefragt, immer wieder gibt’s irgendwelche Witzbolde, die Markierungen abnehmen. Aber muss ja nur rauf und wieder runter…
Leider bin ich dann an der Verpflegung zu spät, so dass ich sicherheitshalber rausgenommen werde. Nerv! Man verspricht mir nächstes Jahr Cutzeiten anzugeben. Dann werd ich wohl ein wenig mehr Gas geben…. Ich bleibe aber dennoch in der Wertung, also alles gut.
Das bringt mich halt um den Rum-Rosinen-Griesbrei, den es am Ende dieser Etappe gibt. Zusammen mit dem Bier knallt‘s gut rein. Die Finisher sind heute nicht nur wegen den Endorphinen so lustig drauf.
Heute ist Schaulaufen, 9km die Küste entlang. Die Wanderer und Masseure laufen mit. Teilweise auch die nachgereisten Familien, Kinder.
Start um 11h, schön entspannt. Nochmals eine kleine Zusammenfassung der bisherigen Etappen. Sand, Klippen, Maccia, Straße. Als Bonus ein kleiner Abstecher zu beeindruckenden Felsformationen und dann auf die Stadt zulaufend. Bonifacio liegt auf Klippen über dem Meer und ist rundum befestigt. Darunter ein Naturhafen. All das nehmen wir auf unserer Scienic-Route mit. Durch ein oberes Tor in die Stadt rein, durch die Gassen und Gänge der Festung ins Ziel. Nochmal richtig endgenial. Alle Betreuer sind als Streckenposten aufgestellt, sodass man sich quasi laufend bei alle abklatschen kann.
Nach dem Zieleinlauf gibt’s noch genügend Zeit, um durch die Stadt zu bummeln, ein bisschen shoppen, ein Bierchen, Käffchen….Und dann kommen die Fussversorgungsundmassagemädels noch mit nem Geschenk für mich - eine Schale des gestrigen gehaltvollen Zielmahles. Yep, die Rosinen haben‘s drauf. Lecker!
Dieser Bericht kann nicht enden, ohne die besondere Siegerehrung zu erwähnen: Eine Art Comedy-Show. Beste Laune und Standing Ovations für alle, die diese Woche organisiert und betreut haben. Jeder bekommt seine Medaille und ein Goodie-Bag.
Ich werde wiederkommen, das ist mir jetzt schon klar. Am liebsten mit ein paar Lauffreunden. Aber auch solo bekommt man recht schnell Kontakt. Wir spinnen ja alle auf dieselbe Art und Weise.
Eine rundum gelungene Veranstaltung eines eingespielten Teams, das an der Sache seinen Spaß hat. Vorteilhaft sind eine gute Vorbereitung auf Trails, Balance. Zwei Paar Trailschuhe sollten‘s schon sein, will man seinen Zimmergenossen nicht durchrösten. Gamaschen sind auch hilfreich (am besten welche ohne Gummi unter der Sohle).
Ein idealer Lauf, auch für Etappenlaufeinsteiger. Durch das Angebot für Wanderer und dass man Etappen abbrechen kann, ohne ganz herausgenommen zu werden, macht‘s auch noch familienfreundlich. Französischkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich. Auch wer nicht ganz schwindelfrei ist, kann die Strecke machen, setzt sich aber besser im Bus nach links.