Kurz nach dem Harkhof an der Kreuzsattelhütte sollten wir den kürzeren, steileren Anstieg wählen und nicht nach rechts die Brandenkopf-Variante laufen, so unser Streckenchef Harald am Vorabend beim Briefing.Bei km 66 erreichten wir dann Hausach im Kinzigtal (238 m), an der Eisenbahnlinie der Schwarzwaldbahn nach Singen gelegen.
Am Bahnhof Hausach vorbei durch die Fußgängerzone ging es dann am Ende des Städtchens gleich wieder steil bergauf zur Burg Husen. Von hier oben hatten wir einen tollen Ausblick auf das tief unter uns liegende Hausach. Die nun folgenden knappen 20 Kilometer bis zum Ziel an der Wilhelmshöhe sollten noch einmal sehr anstrengend werden. Gleich die ersten 4 Kilometer brachten uns auf extrem steilen Pfaden auf den 790 m hohen Farrenkopf (km 70,6), der uns einen der wenigen, nebelfreien Blicke über die Schwarzwaldberge eröffnete.
Gleich darauf wurden unsere Beine mit einem steilen Abstieg bis aufs Letzte gefordert. Ein zweiter Steilhang hinauf zur Prechtaler Schanze (km 75,5/835 m) am Sendemast vorbei. Die Prechtaler Schanze zeigte uns die Überreste einer militärischen Befestigungsanlage aus dem 17. Und 18. Jh., als dieser Berg ein strategisch wichtiger Punkt im Verteidigungssystem gegen Frankreich darstellte. Kaum hatten wir die Prechtaler Schanze passiert, kamen wir in die Abenddämmerung und mussten unsere Stirnlampe zücken, um im dunklen Wald nicht über Wurzeln und Stein zu stolpern. Als es dann auch noch zu regnen begann, wurde der bereits durchweichte Waldweg immer schwerer zu laufen. Ich zog auch schon bald meinen Regenponcho drüber, um nicht völlig auszukühlen.
Bei km 79,7 kamen wir dann aus dem dunklen Wald auf eine Lichtung mit dem hell erleuchteten Gasthaus Schöne Aussicht. Nun waren es nur noch etwa 5 Kilometer bis zu unserer Unterkunft, demGasthaus Wilhelmshöhe, wo uns bereits die anderen Läufer erwarteten. Nach einer schnellen Dusche gab es noch eine Kleinigkeit zu essen, dann verschwanden alle in ihre Zimmer, um nach diesem langen Tag (für mich etwas mehr als 14 Stunden) ausreichend zu schlafen.
Auch der dritte Tag auf dem Westweg sollte noch einmal sehr anspruchsvoll werden, denn heute ging es auf den Feldberggipfel mit 1493 m, dem höchsten Berg des Schwarzwaldes und Deutschlands höchstem Berg außerhalb derAlpen. Insgesamt wollten wir heute 75 Kilometer laufen, wobei die ersten 42 Kilometer bis nach Titisee keine besonderen Schwierigkeiten darstellten. Meist ging es auf breiten Waldwegen im Wechsel bergauf und bergab, manchmal allerdings so steil bergauf, dass wir in einen Gehschritt wechselten, um unsere Kräfte zu schonen.
Am Naturfreundehaus Brend (km 10/1149 m) vorbei kamen wir dann nach Neueck (km 16) unweit von Furtwangen, direkt an der Bundesstraße B500. Am Gasthaus Kalte Herberge (km 22) vorbei und weiter bis zum Gasthof Schweizerhof (km 27,8) wechselten wir ständig die Straßenseite der Bundesstraße, einmal links der Teerstraße, einmal rechts davon.Erst danach hatten uns der Wald und die Schwarzwaldwiesen wieder, um über den fast 1200 m hohen Weißtannenhöhe zu laufen. Nun ging es in etwa 5 Kilometern teils auf asphaltierten, einspurigen Wirtschaftswegen steil hinunter nach Titisee (km 42,3/858 m).