Dieser wunderschöne Erlebnislauf begeistert heute jeden der 35 Starter. Wir haben bei perfektem Winterwetter viel Spaß im herrlichen Nordschwarzwald, treffen viele Freunde und können das Läuferleben aus vollem Herzen genießen. Und als positive Nebenwirkung kommen dabei als Spende 510,-- Euro für Laufendhelfen.de zusammen.
Brigitte und R(ud)olf Brigitte Mahlburg wurden für die Organisation ihrer vielen Spendenläufe im Rahmen von laufendhelfen.de vor wenigen Wochen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ihre bekanntesten Events sind der schon legendäre Eisweinlauf im Dezember und der mehrtägige Rheinsteig-Erlebnislauf im April. Zusätzlich zu ihren "eigenen" Läufen stehen auf Laufendhelfen.de auch einige andere Gruppenläufe von Freunden, bei denen ebenfalls Spenden für ihre Aktion gesammelt werden. Dazu zählt auch der heute zum neunten Mal stattfindende Lauf auf der Gernsbacher Runde, den Andreas Siebert immer Ende Januar organisiert.
Der Wanderweg Gernsbacher Runde im Murgtal wurde mit dem Deutschen Wandersiegel als Premiumweg ausgezeichnet. Er hat mit 42,7 km fast genau Marathon-Distanz. Doch man kann diese Runde nicht mit einem normalen Marathon vergleichen. Viele anstrengende Auf- und Abstiege warten auf uns. Vor einigen Jahren stapften wir auf der gesamten Strecke durch Schnee, letztes Mal war sie komplett schneefrei, 2017 sorgt nun eine ausgewogene Mischung für Abwechslung. Normale Wanderer teilen sich die Strecke in zwei oder drei Tagesetappen ein, was aufgrund der guten Busverbindungen gut klappt.
Um acht Uhr begrüßen uns am Parkplatz vor dem Bahnhof Gernsbach Andreas, Brigitte und R(ud)olf sowie der Gernsbacher Bürgermeister Knittel, der aber nicht mit läuft. Teilnehmen kann jeder. Der Start ist kostenlos, Voranmeldung und anschließend eine Spende sind zwar erwünscht aber nicht Bedingung. Das Tempo bei diesem Gruppenlauf richtet sich nach den langsamsten Teilnehmern. Etwa die Hälfte der Anwesenden kennen sich von vielen Laufendhelfen.de Veranstaltungen, dazu kommen einige Ultratrail-Läufer aus anderen Regionen Deutschlands. Alles wirkt wie ein großes Familientreffen. Und falls jemand hier tatsächlich niemanden kennen sollte - in dieser Gruppe findet jeder schnell nette Kontakte.
Gleich nach dem Start überqueren wir die Murg, auf der heute große Eisschollen liegen. Wir laufen die in beiden Richtungen gut markierte Runde wie gewohnt gegen den Uhrzeigersinn, beginnen also mit dem Aufstieg zum Merkur.
Die ersten paar Minuten führen zum Warmwerden noch über relativ flache Strecke. Es ist recht kalt, doch heute soll es zum erstem Mal seit Tagen wieder Tauwetter geben.
Dann verwandelt sich das Läuferfeld bereits in eine Wandergruppe, denn wir folgen einem Bergrücken auf schönen Pfaden in die Höhe. Unter uns liegt das durch den Dunst wie mit einem Weichzeichner verwandelte Murgtal in der Morgensonne, vor uns sehen wir schon den Merkur mit seinem Funk- und Aussichtsturm.
Die Markierung ist auf der ganzen Strecke sehr gut. Als Wegzeichen dient die Ebersteiner Rose, ein fast tausend Jahre altes Wappensymbol der Grafen von Eberstein.
An einigen Stellen muss man etwas wegen Glätte aufpassen, da der tagsüber geschmolzene Schnee in der Nacht wieder gefroren ist, doch insgesamt sind die Streckenverhältnisse heute sehr gut. Nur wenige Meter auf hohen, teilweise vereisten Stufen direkt unterhalb des Gipfels fordern gute Aufmerksamkeit, aber auch das schafft jeder mit Hilfe seiner Begleiter. Vom 668 m hohen Merkur blickt man hinüber zu den höchsten Gipfeln des Nordschwarzwalds, hinab nach Baden-Baden und bei klarer Sicht über die Rheinebene bis zu den Bergen des Pfälzer Wald und den Vogesen. Heute liegt unter uns eine starke Dunstschicht und verbirgt die Rheinebene vor unseren Blicken.
Seinen Namen hat der Merkur nach einem dem Gott Mercurius gewidmeten römischen Votivstein, den man auf dem Gipfel gefunden hat und der auch heute noch dort steht.
Brigitte und R(ud)olf müssen uns bald nach der Gipfelüberschreitung leider verlassen, da sie für Laufendhelfen.de noch einen anderen wichtigen Termin haben. Aber es war schön, dass sie uns trotz Zeitmangel bis hier begleitet haben.
Mal auf breiten Wegen, mal auf schönen Pfaden, meist über Schnee geht es problemlos und ohne allzu viele Höhenunterschiede weiter. Ach, macht das Laufen bei diesem herrlichen Wetter und mit so vielen Freunden Spaß! Vor Schloss Eberstein verlassen wir kurz die Gernsbacher Runde, um über den Sagenweg zu einem kleinen Aussichtspunkt oberhalb des Schlosses zu laufen. Das Schloss wurde im 13. JH Stammsitz des Grafen von Eberstein erbaut. Bis vor einigen Jahren gehörte es dem Markgrafen von Baden, der es aber wegen finanzieller Probleme im Jahr 2000 verkaufen musste. Heute sind darin ein Gourmet-Restaurant sowie die auch für normale Wanderer geeignete Schlossschänke. Auch das kleine Weingut erlebt nun einen neuen Aufschwung.
Vorbei mit mehreren für das Murgtal typischen Heuhütten geht es nun leicht bergab. Einwanderer aus den Alpen brachten diese Bauweise vor 250 - 350 Jahren von Tirol nach Baden. Bald kommen wir zur 1851 erbauten Antoniuskapelle. Während des 2. Weltkriegs wurde die kleine Glocke dieser Kapelle vorübergehend hinab ins Tal gebracht, wo sie in Obertsrot als Ersatz für die zur Rohstoffgewinnung eingeschmolzene Glocke der Herz-Jesu-Kapelle diente.
Auf sonnigen Wegen mit Blick zurück zum Schloss und hinab ins Murgtal laufen wir weiter. Der Schnee knirscht unter unseren Schuhen, ist aber meist gut griffig. Nur an einer Stelle im Wald müssen wir etwas aufpassen, als wir bei einer Quelle an einer kleinen Eisfläche vorbei müssen, aber auch das ist kein Problem.
Bei Hilpertsau sehen wir unter uns große Papierfabriken. Dann überqueren wir auf einer Werksbrücke die Murg und erreichen unsere erste Verpflegungsstelle. Friedbert und Brigitte Fellmoser versorgen uns Läufer hier schon seit Jahren auf eigene Kosten mit einer sehr guten Auswahl an Getränken und Speisen für jeden Geschmack. Dazu gibt es vom Bürgermeister gespendetes Hefegebäck in Form der durch die Wegmarkierung bekannten Ebersteinrose. Diese Verpflegungsstelle ist viel besser ausgestattet als die VPs bei manchen teuren Großveranstaltungen. Vielen Dank! In den letzten Jahren nutzten einige Läufer die Gelegenheit, von hier aus mit der Bahn zurück zu fahren. Doch bei diesem herrlichen Wetter will auch Susanne, die mangels Training heute eigentlich nur die halbe Runde laufen wollte, weiter bei uns bleiben. Das freut uns sehr.
Der idyllische Weg durch das Reichenbachtal wird heute durch herrliche Eisgebilde auf dem plätschernden Bach geschmückt. Auch hier stehen viele der schönen Heuhütten. Diese Strecke wird auch als Kunstweg bezeichnet, aber die zahlreichen ausgestellten Kunstwerke kann man nicht gerade als kreative Höhepunkte bezeichnen.
Vom kleinen Ort Reichenbach aus steigen wir dann steil auf sonnigen Wegen bergauf. Bei vielen netten Gesprächen mit Lauffreunden merken wir kaum, wie wir auf dem zwischen Felsblöcken hinauf führenden Pfad an Höhe gewinnen.
Wir kommen an einer großen Wiese vorbei, wo früher unter großen Eichenbäumen die Schweine zur Waldweide futtern durften. Dann laufen wir über verschneite Wege froh und munter unter tiefblauem, sonnigen Himmel weiter.
Mein Lieblingsabschnitt der Gernsbacher Runde ist der Pfad, der an Felsen entlang zur Elsbethhütte führt. Die Hütte liegt nur wenige Meter abseits der Gernsbacher Runde. Zum Glück finde ich Gleichgesinnte, die sich den kurzen, felsigen Aufstieg zu dieser schönen Hütte nicht entgehen lassen. Einige Zeit später bietet die Lautenfelsen eine noch viel umfassendere Aussicht.
Vom Wanderweg muss man auch hier einige Meter hinauf zu den Felsen kraxeln, aber auch dies ist trotz Schnee und stellenweise Eis heute kein Problem. Oben blicken wir auf Schwarzwaldberge und zur im Dunst kaum erkennbaren Rheinebene. Auf der anderen Seite des Murgtal sehen wir weit entfernt den Merkur, den wir heute Morgen erklommen haben. Auf breiten Wegen geht es leicht durch den Schnee weiter. Ich bin schon gespannt, wie heute der Zustand des steilen Pfades sein wird, der von der Ahornwiese durch das Steintal nach Lautenbach führt. Ich liebe es normalerweise, diesen ruppigen Trail in Kamikazetempo bergab zu rennen, nach dieser sehr kalten Woche ist aber klar, dass wir hier auf vereiste Abschnitte treffen werden.
Doch überraschend hilft uns heute der Schnee sogar, diesen Trail relativ leicht zu bewältigen, denn neben den blanken Eisflächen bietet der Schnee genügend stabile Trittstellen. Wir kommen an der Illertkapelle oberhalb von Lautenbach vorbei. Dann geht es hinüber nach Loffenau.
In Loffenau wohnt Andreas Siebert, der diesen Lauf immer organisiert und führt. Drinnen hat seine Frau Agnes uns schon ein wirklich umwerfendes Buffet an kalten und warmen Speisen gerichtet. Als wir im warmen, gemütlichen Wohnzimmer und in der Küche sitzen können wir uns kaum zwischen dem vielen leckeren Süßen und Salzigen entscheiden. Fast wollen wir das Haus nicht wieder verlassen. Danke Agnes, danke Andreas, zu euch kommen wir jedes Jahr sehr, sehr gerne!
Nun heißt es raus in die Kälte. Doch so kalt ist es jetzt gar nicht mehr. Den Temperaturschock nach dieser netten Pause kenne ich von früheren Jahren viel krasser. Vorbei an der Kirche von Loffenau und einigen Fachwerkhäusern geht es zu dem kleinen Wasserfall, wo sich der Laufbach in den Sandstein gegraben hat. Weiter unten ist das Laufbachtal dann breiter und wir wissen, dass unsere Tour allmählich zu Ende geht.
Noch das obligatorische Gruppenfoto am offiziellen Portal der Gernsbacher Runde, dann ein paar Minuten weiter zum Bahnhof, schon kommt für die meisten der Moment des Abschieds. Ich bin sicher, die meisten treffe ich in 12 Monaten hier wieder.
Leider kommen nur recht wenige Läufer noch zum abschließendem Abendessen ins Saunahaus nach Lautenbach. Vielleicht denken einige, dass man dort auf jeden Fall auch in die Sauna muss. Doch Sauna ist nur eine Option, die von uns Läufern meist nicht genutzt wird. Wir beschränken uns hier auf die Dusche und sitzen dann noch lange bei gutem, äußerst preiswertem Abendessen vor dem Kaminfeuer. Dies ist der ideale Abschluss eines grenzenlos schönen Lauftages.