So ganz kann ich dem Verein doch nicht entsagen und da Elke in der Nähe einen Friseurtermin hat, finde ich mich in Linz im ehrwürdigen Sitzungssaal des Rathauses wieder. Hier hat die Stadt Linz in Person des Marketingchefs Tom Herschbach mit Lauffreundin Hannelore einen netten Empfang ausgerichtet.
MdB Erwin Rüddel, der der damaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (die auch schon für Laufend Helfen aktiv war), sehr überraschend das Direktmandat abgenommen hat, ist die ersten zwei Stunden mitgelaufen und klinkt sich hier aus, weil er am Nachmittag noch einen 10er in Engers laufen will. Respekt!
Um einige Spendeneuro reicher zieht die Karawane weiter in Richtung Feldkirchen (Neuwied).
Iiiiih – 4.45 Uhr Aufstehen. Mittlerweile ist der Troß doch schon ganz schön weit gekommen und ich fahre knapp anderthalb Stunden zum heutigen Etappenziel nach Assmannshausen (kurz vor Rüdesheim). Dort treffe ich verabredungsgemäß Ronald und Stefan; gemeinsam fahren wir mit der Bahn in 21 Minuten zum Startort St. Goarshausen an der Loreley und wandern 3 km bergauf zum Hotel, wo die Mannschaft die letzte Nacht verbracht hat.
Die Truppe hat sich doch etwas dezimiert, einige Teilnehmer haben Ihr Können wohl doch etwas überschätzt und mußten aussteigen. Auch wenn wir, da ohne Zeitnahme, grundsätzlich recht gemütlich unterwegs sind, ist zu beachten, daß dies für die Komplettläufer über acht Tage ohne Ruhetag durchzuhalten ist. Im Schnitt 40 km (320 km in 8 Tagen), betragen die Etappenlängen zwischen 32 und 52 km. Grundsätzlich wird bergauf gegangen, auf gerader Strecke gejoggt und bergab gelaufen. Das, gepaart mit heute 2.300 Höhenmetern, geht allerdings auch ins Bein.
Um 8.30 Uhr wird, wie an jedem Tag, gestartet. Der Weg führt uns zunächst zum „Dreiburgenblick“. Die Burgen Katz, Maus und Rheinfels auf der anderen Seite sind erste Schmankerl fürs Auge. Und natürlich für die Kamera. Über den Galgenkopf und die Freilichtbühne (hier finden im Sommer Open Air-Konzerte statt) betreten wir den Loreleyfelsen. Dort saß sie, die sagenumwobene Blondine, und riß die Schiffer in diesem gefährlichen Rheinabschnitt ins Verderben. Hier kann man sich aus dem Automaten für einen Euro das Lied und Gedichte vortragen lassen. Einen steinernen Thron hat man ihr hier gebaut und natürlich sitzt prompt auch der Herr Bernath dort. Fünfzig Jahr, graues Haar, versteht sich.
Nach verschiedenen Aufs und Abs erklimmen wir den sog. Lennig und haben einen sagenhaften Blick auf das Taubenwerth (Rheininsel) und dahinter Oberwesel mit seiner roten Kirche, welche die älteste bildliche Darstellung von Koblenz birgt, einen ganz besonderen Schatz. Ach Du lieber Himmel, in zwei Monaten schon werde ich wieder dort unten stehen, um mit dem Mittelrhein-Marathon die letzte lange Trainingseinheit für Biel zu absolvieren.
Leider müssen wir uns bald lösen, denn vor uns liegen noch weitere Täler und Plateaus. In das Urbachtal (hat nichts mit der Ultralauflegende Helmut Urbach zu tun!) klettert der Steig durch verwilderte Weinberge über Fels und Treppen zum Bach, um letztlich die „Alte Burg“ anzusteuern. Hier liegen ausnahmsweise mal nur Steinreste, denn die 1359 erbaute Burg wurde schon kurze Zeit später wieder zerstört. Durch Niederwald und Büsche ersteigen wir die Felsen am Roßstein. Sehr schön sehen wir die Schönburg über Oberwesel.