In der Dörscheider Heide führt uns Karin, die Produktmanagerin Wandern der Rheinland-Pfalz Touristik GmbH, Karin (sie begleitet uns heute und läuft ganz nebenbei ihren ersten Marathon), zum Gasthof Fetz, wo sie uns gemeinsam mit den Inhabern eine ganz besondere Verpflegungsstelle bietet. Malzbier – herrlich, kann ich nur empfehlen! Auf dem folgenden Abstieg werden noch die zahmen Alpakas geknipst und da sich diese zu spucken weigern, wird weitergezogen.
Eine ganz tolle Idee hatte ein Winzer, der in einer Art Heiligenschrein 0,2l-Fläschchen seines Weines gegen 2,50 € zur Sofortverkostung bereitstellt. Gläschen sind auch dabei. Karin erzählt uns, daß es sich für ihn absolut rechnet, meistens sei sogar mehr Geld als erforderlich im Säckel.
Das nächste Panorama präsentiert uns Kaub mit seiner Burg Gutenfels und der berühmten Zollburg Pfalzgrafenstein, die seit 1326 wie ein Bollwerk im Rhein ruht. An der Treppe zum Stadteingang steht der Leitbergsturm, der zum Schutz der Dörscheider Pforte erbaut wurde und seit dem Mittelalter bewohnt ist (Privatbesitz). Berühmt ist Kaub als Blücher-Stadt: 1813/1814 überquerte er hier die Rheingrenze, um weiter auf Paris zu ziehen und die Franzmänner mal wieder nach Hause zu schicken. Zwei Mal waren sie seit dem wieder da...
Vorbei an der Burg Gutenfels und dem Dicken Turm geht es wieder steil hinauf, die Pfalzgrafenstein wird ein letztes Mal gegrüßt und die nächsten km werden wir den Rhein nicht wiedersehen. In Serpentinen führt uns der Weg später ins Niedertal, durch das sich die rheinland-pfälzisch/hessische Landesgrenze zieht. Eine nette Einrichtung ist ein Informationsstand und sogar ein Gästebuch, in das wir uns natürlich eintragen. Den Grenzvogt wird’s freuen.
Oberhalb Lorchhausens erfreuen wir uns am einem herrlichen schmiedeeisernen Pavillon, den ein örtlicher Schmied gestiftet hat. Mit dem pharadäischen Käfig scheint’s allerdings nicht so zu funktionieren, jedenfalls wird bei Gewitter dringend geraten, mindestens 10 Meter Abstand zu halten.
Nach Durchquerung des „Tors zum Rheingau“ sehen wir bald das Bacharacher Werth, die Wirbellay und Burg Stahlheck. Und natürlich Weinberge ohne Ende, die zu dieser frühen Jahreszeit allerdings noch recht traurig aussehen. Traurig sehen auch wir zweimal aus, als wir heftige Graupelschauer mit böigem, eiskalten Wind über uns ergehen lassen müssen. Doch ist dies immer nur von relativ kurzer Dauer und sobald die Sonne durchbricht, muß die Regenhaut wieder runter, sonst wird’s zu warm.
Unterhalb des sog. Nollig wird der Rheinsteig zum Panoramaweg. Von der Burgruine führen rund 150 Meter über Schiefer, und bei der Feuchte hätte ich heute zur Sicherheit gerne mal ein Paar Stöcke dabei gehabt. Nein Freunde, noch nicht aus Altersgründen! Das Ganze hat schon einen Hauch alpines Flair. Gut, daß ich grob profilierte Schuhe anhabe, aber auch auf denen kann man „gut“ rutschen.
Hinab nach Lorch geht es durch einen mittelalterlichen Hohlweg, den Karin einem englischsprechenden Mitläufer erklärt: „This is a very old way, as you see here – huch!“ Und fast hat’s sie auf den feuchten Steinen zerrissen. Das gemeine Volk wiehert vor Schadenfreude. Tja, wer den Schaden hat...
Über die Wisperbrücke geht es auf einen Parkplatz, auf dem uns Ronalds Frau mit einer mobilen Verpflegungsstelle aus dem Kofferraum erfreut. Wir danken es ihr, indem wir jede Menge Chaos verbreiten und verschlingen, was nur geht. Besonderheit: Eine Palette Buttermilch, davon scheint Ronald körperlich abhängig zu sein, denn schon auf der Bahnfahrt nach St. Goarshausen hatte er davon 2 Becher (1 Liter) verdrückt. Glücklicherweise scheint die Sonne währen der Verpflegung.
Wieder auf der Höhe, erschreckt den Naturfreund auf der gegenüberliegenden Seite eine riesige Wunde: Neben der Burg Sooneck besteht ein riesiger Steinbruch, in dem Quarzit gewonnen wird. Klar, das Zeug muß ja irgendwo herkommen, wenn es gebraucht wird, aber hier beleidigt das Loch nicht nur mein Auge schon sehr.