Rheinbrohler Ley, hier beginnt der 550 km lange Limes, Baubeginn 100 n.Chr. Wir kleben Aufkleber mit QR-Code als Wegekennzeichnung. Oben in der Gedenkstätte in Rheinbrohl bekommen wir jede Menge gesponsorte Getränke und backfrischen Kuchen - das ist schon der Hit.
Bad Hönningen mit seinem Schloss Arenfels (1258), Privatbesitz von Baronin von Gayr, wurde durch die Amerikaner völlig geplündert.
Riesen Gebrüll, alles dreht sich um, ich denk ich seh nicht recht, da steht Josef Bickendorf vor mir. Den Marathon des Sablesläufer habe ich seit seinem Unfall nicht mehr gesehen. Leider wird er wohl nie wieder laufen können.
Gegenüber Andernach, davor die Insel Namedyer Werth. 13,50 Euro kostet die Bootsfahrt auf die Insel um den Andernacher Geysir zu sehen. Kohlendioxid aus vulkanischen Quellen treibt das Kaltwasser alle 2 Stunden 60 Meter in die Höhe. Der Stahldeckel wird im Sommer wieder geöffnet.
Die nächsten Kilometer sind schwieriger Trail, sehr schön mit fantastischen Aussichten. Eine wunderbare Etappe war dies heute, mit reichlich Verpflegung. Bin sehr müde, kommt mir schon vor, als seinen wir Tage unterwegs. Wo war was? Schaffe es nicht mehr, die Laufklamotten zu waschen, falle müde ins Bett. Morgen kommt die Königsetappe.
Kein Aprilscherz, ich habe heute Nacht von Kambotscha geträumt. Es war so heiß im Zimmer, habe schwitzend vom Kmer-Pfad und einem Zieleinlauf in Ankor Wat geträumt. Stefan hat mir letzte Woche diesen Floh ins Ohr gesetzt.
Wie jeden Morgen kommen die Läufer, die die Tagesetappe mitlaufen wollen, in den Frühstücksraum . Das geht schnell und problemlos. Auch heute werden wieder Ultraläufer geboren werden. Wir dreißig, die wir die gesamte Strecke laufen, lassen niemanden hängen.
Altwied. Die Burgruine (1125) war der Stammsitz der Grafen von Wied. Foto vor der Laubachsmühle, die war ursprünglich eine Pulvermühle, später eine Getreidemühle.
Melsbach hinauf, sehr schön, wir dackeln träumend hintereinander her. Irgendwann, weit weg vom Rheinsteig, stehen wir hinterm Heinz. Der will nur pinkeln, kann aber nicht, zuviele Augen. Einer fragt, was machen wir hier eigentlich? Auf den Heinz warten? Herdentrieb, also 4 Kilometer zurück, Weg suchen.
Aussichtspunkt Almblick, dann geht es bis zu den Tennisterrassen. Die Wirtsleute tischen mordmäßig auf. Der Kuchen ist fantastisch. Der Sonntagsstammtisch gibt auch noch einen aus. Immer, wenn wir Wanderer treffen, verteilen wir die Internet-Adresse von laufendhelfen.de. Von den letzten Läufen wissen wir, dass sehr viele Überweisungen nach unseren Läufen zu Gunsten benni & Co eingehen.
Direkt an den Tennisterrassen beginnt der Römergraben. Der wurde im Mittelalter gebaut, ist eine Landwehr aus drei Wällen, wurde mit Hainbuchen und Hecken bepflanzt, die zu Boden „niedergebückt“ wurden und mit den Dornenhecken eine undurchdringliche Hecke (Gebück) bildeten. Diese Grenze diente der Sicherung und der Erhebung von Zöllen an der Handelsstrasse Richtung Westerwald.
Ein sehr schöner Weg, jetzt mit alten Buchen bewachsen. Solche Orte zu entdecken, finde ich traumhaft.
Rengsdorf, am Schwimmbad vorbei, wo an Himmelfahrt wieder einer der schönsten 50er stattfindet. Rekonstruierter Römerturm am Limes. Aubachtal mit Schwanenteich. Haus am Pilz. Dann kommen wir zum Zoo Neuwied. Zwischen Marabu und Känguru füllen wir die Wasserflaschen auf.
Aussichtspunkt Bismarkhöhe, Oberbieber, Bendorf. Schloß Sayn wurde 1848 errichtet, seht nicht schlecht aus. Im Schloßpark glotzen uns die Spaziergänger nach. Über die Sonnenterrasse des Schlosses hoch zur Burg Sayn, die liegt auf dem Plateau des Kehrberges. Seit 1162 Stammsitz der Grafen von Sayn. Ganz, ganz toller Aufstieg, super Stimmung, super Wetter. Oben liegt ein Brautpaar im Gras. Unser Leitrolf legt Infos über unseren Lauf auf ihr Kleid.
Römerturm am Pulverberg, wurde 1912 restauriert. Unsere Pausen dauern zwischen 5-15 Minuten, dann geht es weiter. Brexbachtal. Waldgasthaus Wüstenhof mit schönem Blick ins Rheintal, liegt leider mitten auf dem Rheinsteig. Weizenbier und Speckbratkartoffeln mit Spiegelei. Goethe hatte ein Auge auf die Wirtstochter geworfen, schrieb das Gedicht „Heidenröslein“ deshalb die Goethesäule im Biergarten des Wirtshauses, genau dort wo wir weiter absteigen.
Vallendar, Kneip und Luftkurort. Mallendarer Bach und Berg und endlich sind wir in Urbar.
Totmüde, Wäschewaschen, Duschen, Fotos verschicken, Bericht schreiben, Abendessen. Ich weiss, ich wollte noch viel schreiben, doch die Erinnerung…Es kommt mir vor, als sei ich schon drei Wochen unterwegs. Wir laufen noch bis Karfreitag. Kommt einfach vorbei. Start ist immer um 8:30 Uhr. Alles Weitere findet ihr auf der website: www.laufendhelfen.de
Andreas hat den Wecker immer auf 6:40 stehen und pennt dann wieder weg. Heute Morgen kann ich nicht mal mehr meine Hände schmerzfrei bewegen. Beim Frühstück haben wir die ersten Verluste unter den 30 Durchläufern zu beklagen. Vor allem die Bergabpassagen der letzten Tage fordern ihren Tribut. Ich habe Schienbein, Knie, Schultern und Rücken.
Die Kinder des Kindergartens Urbach begleiten uns zum Stadtrand. Ich beobachte einen kleinen Dicken, der sich erst sträubt, dann aber irgendwann begeistert vorwegläuft. Vor zwei Wochen in Marokko habe ich erlebt, dass hunderte Kinder begeistert vorweggeflitzt sind.
Durch die Festung Ehrenbreitstein zu laufen ist sehr bewegend. Ich habe bisher die Seilbahn, die drüben am Deutschen Eck startet, noch nicht gesehen. Für mich käme die 8 Euro-Fahrt ja nie in Frage, aber die japanischen Touries schmeissen sich weg.
Bienhornbach, dann irgendwann kommt die 2 km lange Ruppertsklamm. Manche Passagen sind hier mit Seilen gesichert. Das ist einer der Hits des Rheinsteigs, ein ganz, ganz großer Trailspass. Unten gibt es Tee und Kuchen vom Runningteam Bad Ems. Es sind diese Kleinigkeiten, die unser Leitrolf organisiert und wir sind all den Wirtshäusern und Laufgruppen, die uns verpflegen, unheimlich dankbar.
Mag ja sein, dass wir bei einigen Passagen den Eindruck vermitteln, als ob wir eine Wandertruppe wären. Leute, ich kann nicht fotografieren, während wir laufen, das Feld zieht sich schnell auseinander, weil doch einige der 230 km-Durchläufer, so wie ich, einfach orthopädisch an den Grenzen sind.
Schmidtbrücke über die Lahn. „Wirtshaus an der Lahn“, wo Goethe zu Mittag ass. Bekannt ist das Gasthaus wegen seiner schlüpfrigen Liedtexte, die alle mit „Frau Wirtin hat auch eine... beginnen“. Wir verlassen den Rheinsteig, nehmen ein paar Kilometer mehr in Angriff. Markus Fohr ist Besitzer der Lahnsteiner Brauerei. Es geht immer noch um Benni und Co, wir laufen nicht für Bier, wir laufen für die Kinder, deswegegen der Umweg. Markus Fohr, der UTMB-Läufer hat das gemacht, deswegen laufen wir hier vorbei und deswegen bekommt er stellvertretend von uns den Dank der Duchenne-Kinder.
Mittelalterliches Braubach mit seinen alten Fachwerkhäusern. Wir machen eine extra Runde abseits des Rheinsteigs, für ein paar Fotos. Gegenüber Boppard. Aussichtspunkt, Lusthäuschen. Die Marksburg ist der Hit. Fünf Läufer haben während dieses Laufes Geburtstag, Sonne ist deswegen garantiert.
Sauerbornquelle. Eine mittelalterliche Analyse kommt zu dem Schluss, dass das Wasser „Nachwirkungen gestriger Trunkenheit auflöst“. Ich entdecke nur Läuferinnen beim Wasserholen.
Die postläuferische Disziplin lässt stark nach. Wäschewaschen, Fusspflege und sonstige Kleinigkeiten werden vernachlässigt. Haben wir jetzt Sonntag oder Waschtag? Es gibt Dippekuchen mit Speck. Ein Umschlag der Familie Karbach, die uns hier beherbergt, und auch einer der Stadt Filsen wechseln die Hände. Deswegen sind wir hier. Großen Dank!
Jeder Tag wird traumhafter, jeder Tag bietet mehr Highlights. Es wird immer anstrengender, immer schöner. Heute habe ich sehr gekämpft, niemand darf diesen Rheinsteig unterschätzen, er hat es ziemlich in sich!
Gute Nacht Freunde des Laufsportes, wenn meine Berichte kürzer sind, dann wisst ihr, dass ich meine Laufklamotten wasche.