trailrunning.de

 
 
 

07.04.12 - Special Event

Rheinsteig-Erlebnislauf: 320 romantische Kilometer

Autor: Joe Kelbel

 

03.04.: Filsen- Loreley 36 km

 

Komme kaum aus dem Bett, mir tut alles weh. Beim Frühstück werden die heutigen Ausfälle registriert. Axel hat Fieber, Tagesläufer erhöhen aber unsere Truppe auf 42 Läufer. Das „Wachport“  wird gerade renoviert, deswegen Gruppenfoto ohne das Tor.

 
© trailrunning.de 66 Bilder

Kamp  Bornhofen, wunderbares Wetter, prächtige Stimmung, wir sind längst ein Team. Langsam begreife ich, was für eine großartige Tour wir machen. Im Verlaufe des Tages bessern sich meine orthopädischen  Probleme.

Lykershausen. Burg Liebenstein ( 13.Jahrh), zusammen mit der 500 Meter entfernten Burg Sterrenberg die „Zwei feindlichen Brüder“ genannt.  Der Sage nach stritten sich zwei Brüder, deswegen auch die hohe Mauer zwischen den beiden Burgen. Es kam zu einer Versöhnung, doch dann erschoß der eine den anderen mit Pfeil und Bogen.

Kestert, kleine Imbiss-Station, „Oase“, unter diesem Namen hatten wir unsetwas anderes vorgestellt.  Aussichtspunkt Hindenburghöhe, Eierlikör.

Wellmich, hier verläuft der Bergbaupfad.Der Stollen ist leider zugemauert. Die Aufbereitung der Erze erfolgte linksrheinisch, weswegen man einen 2 km langen Stollen unter dem Rhein gegraben hatte (1944)  Wir laufen über riesige Abraumhalden. Die ewiglangen Abwärtspassagen bereiten mir immer noch Probleme in den Knien, aber weniger als gestern.

 
© trailrunning.de 40 Bilder

Der Rabennackstein bietet noch einen besonderen Trail, ein kleines Stückchen Extra-Rheinsteig. Über Leitern und an Drahtseilen entlang geht es hoch über dem Rhein duch brüchiges Schiefergestein, absolut klasse.

Sankt Goarshausen, kurz in den Weinkeller. Aufstieg an der Burg Maus (1388) vorbei. Drei-Burgenblick, Burg Katz (1371, heute japanische Privatbesitz) und Maus, und gegenüber Burg Rheinfels, die 1806 von Napoleon gesprengt wurde.  Dann wieder runter, dann wieder hoch, zum ich weissnicht wievielten Mal. Ein wunderbarer Lauf, kurz und äußerst heftig. Wenn man die zahlreichen Aufstieg bewältigt hat und dort hinuter schaut, dann ist das unheimlich bewegend, es ist unsere Heimat, und die ist sagenhaft.

Schnell duschen, sauber anziehen, bißchen Duftwässerchen drauf und dann weiter in Zivil zum Loreleyfelsen, denn die Loreley erwartet uns. Sie heisst Angelika, und die Überreichung der Umschläge  ist ihre letzte Amtshandlung in Deutschland, denn morgen fliegt sie nach Japan. Sie hat drei Jahre den Rheinsteig Erlebnislauf betreut, ist auch einige Etappen mitgelaufen. Anschliessend erzählt uns Ute, die Heimatforscherin über die Loreley, die Sagen und die Mythen….da fliessen doch tatsächlich ein paar Tränen bei den Ultraläufern. Viel über uns, unsere Vergangeheit und unsere Zukunft haben wir erfahren. Und so mancher Hartgesottene legt seine linke Hand auf das Flammende Herz.

Es war wieder eine Top Etappe. Es macht viel Freude hier in unserer Heimat zu laufen. Und ich bin stolz über meine Leistung, die ich dank der Mahlburgs bringen darf.

 

04.04.: Loreley- Assmannshausen 46 km

 

Helmuts sonores Röcheln hat mich nicht schlafen lassen. Mir ging die gesamte Historie des Loreleyfelsen durch den Kopf. Weniger Angelika, die amtierende Loreley hat uns den Kopf verdreht, es war die rothaarige Ute Graßmann. Sie brachte uns mit ihren Erzählungen zu einem anderen Etappenziel. Es gab Tränen.

Kurze, emmotionslose Zusammenfassung: Erste Zeugnisse von menschlichem Interesse an diesem Felsen stammen aus einer Zeit  800tausend Jahren vor unserer. Irgendwann unter all den Germanenstämmen entstand hier ein Opferheiligtum, dessen Ausgrabungen Erkenntnisse aus allen Jahrtausenden brachte, bis der Zampano seine „germanische“ Thing-Gedächnisstelle darüber baute. Nach dem Krieg wurde das Restaurant über diese Stätte gebaut.

Danach erzählte sie die Urgeschichte der Loreley, die von bitterem, Jahrtausende währendem  Herzschmerz kündet. Gedichte von Brentano, Heinrich Heine ….  und dann haben wir wie Schloßhunde geheult, also, ich natürlich nicht!

Viel habe ich beobachtet, wie sie verstolen zum „Flammenden Herz“ gingen und die linke Hand darauf legten. Ich habe dann ein donnerndes: „Können wir jetzt endlich essen gehen, ihr Heulsusen!“ gebrüllt. Das unterbrach dann glücklicherweise den Tränenfluss Viele haben mich auf diesen Frevel im Laufe dieses Tages angesprochen, aber irgendwann muss ja mal Schluß sein, wir sind schließlich knallharte Ultras.

8.30 Uhr, Start wie immer. Zunächst über das Loreleyplateau. Heute laufen wir besonders still. Der Rhein und seine Jahrtausende sind nun in unseren  Herzen. Die Blicke auf den alten Vater macht uns aber auch wehmütig, denn langssam geht unsere lange Reise zu Ende.

 
© trailrunning.de 66 Bilder

Gegenüber Oberwesel, ich hatte darüber berichtet, als ich den Mittelrheinmarathon lief. Jetzt schauen wir hinüber, sehen die Schönburg und träumen vom Burgenweg, der linksrheinisch verläuft und bald unser nächster Lauf sein wird. Dörscheid, Aussichtspavillon Hahneplatte und Aussichtsfelsen Roßstein, die alte Burg (1359) existierte nur 2 Jahre  lang.

Kaub, hier setzte General Blücher mit 60.000 Soldaten und 15.000 Pferden über den Rhein und trieb Napoleon, der in der Völkerschlacht von Leipzig (1813) vernichtend geschlagen wurde, bis nach Paris zurück. Damit wurde allerdings nicht die letzte französische Besatzung beendet. Bacharach, Burg Gutenfels (1220), hat ihren Namen aufgrund der erfolglosen Belagerungen im 16.Jahrhundert. Napoleon ließ später die Befestigungsanlagen abreissen. Die Weinterrassen unterhalb der Burg werden seit 2008 wieder genutzt.

Ein Grenzhäusschen im Niedertal markiert den Übergang von Hessen nach Rheinland Pfalz. Uralte Grenze aus dem 9ten Jahrhundert, Grenze zwischen Kurpfälzischem und Nassauischem Gebiet. Zwischen geistlicher und weltlicher Macht hatten beide Staaten auf dem Felsen, wenige Meter nebeneinander, ihren Galgen aufgebaut. Die Kurmainzer Galgen hatten mehr Betrieb, da gab es einen massiven Dreibein. Die Leichen der Deliquenten hingen jahrelang klappernd über dem Rheintal. 1456 kamen die Pfalzgräflichen und zerstörten gemeinsam mit den Kaubern den Galgen, sägten einen aufs Rad geflochtenen Verbrecher ab und warfen ihn den Berg hinunter. Daraufhin gab es einen fürchterlichen Krieg.

Lorch, Hauptstadt des Freistaates Flaschenhals. Man hatte im Versailler Vertrag diesen Brückenkopf übersehen, war weder amerikanisch noch französisch besetzt, Strassen und Eisenbahnlinien waren gekappt.  Der Freistaat existierte vom 1919 bis zur Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen und Belgier 1923. Hier erwartet uns der Deutschlandläufer Ronald Nickel. Er hat einen Hersteller isotonischer Getränke als Sponsor gewonnen. Der Kofferraum ist voll mit Leckereien.

Ruine Nollig (1300) war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Lorch. Danach Krönung der Marathonnovizen Monika, Irene und Knut. Volker, der Bürgermeister von Rüdesheim, auch für Assmannshausen zuständig, läuft übrigens morgen mit, ist bei der Scheckübergabe an Benni und Co dabei. Auch Wolfgang von der Zeitschrift „ Romantischer Rhein“ ist dabei, weil Briefumschläge die Hand wechseln. Die empfangende  Hand gehört Sabine Wedel, Betroffene und Repräsentantin der Aktion Benni und Co.

Es ist spät, lasst mich diesen Tag schließen. Er war wunderbar, sehr bewegend, zuviel für das Internet. Es wäre schön, wenn ihr mal die Seite laufendhelfen.de besuchen würdet.

 

 
Zurück zur Übersicht
 
 
 
 
 

Kontakt

Trailrunning.de
Klaus Duwe
Buchenweg 49
76532 Baden-Baden

07221 65485

07221 801621

office@trailrunning.de