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Ich hab schon Hunger. Ein Stück unserer mitgebrachten Laugenstange auf die Hand muss aber reichen. Wasser gibt's aus dem Trinkrucksack. In der Ausschreibung des Laufs wird ausdrücklich auf die Verpflichtung zur Eigenverpflegung hingewiesen. Irgendwann ist wohl eine längere Rast geplant.
Wir halten uns rechts. Es geht im Wald immer auf und ab. Der Weg ist trailig, hart gefroren, von Steinen und Wurzeln durchzogen und zum Teil mit Laub bedeckt. 

Das Laufen fällt mir leicht. Wenn ich bedenke, dass die anderen schon auf ihrer 4. Etappe sind, ist das Tempo ganz schön flott. Bergauf wird zwar gegangen, aber wer an gemütliches Bummeltempo denkt, liegt falsch. Powerwalken ist angesagt. Und bergab gibt es sowieso kein Halten.

Bei km 15 erreichen wir den Panoramaweg. Unter uns liegt im Sonnenschein die Lahn. Oben pfeift uns der kalte Ostwind um die Ohren. Jetzt geht es bergab.

Die Ruppertsklamm ist unser nächster Höhepunkt. Wie die Kinder laufen wir auf dem engen Pfad bergab, immer wieder Steine und Wurzeln überspringend. Mehrere Brücken lassen uns die Bachseite wechseln. Dann kommt das spannendste Stück: mit Stahlseilen gesichert, balancieren wir über spitze Steine, und rutschige Matschflächen. Auch eine kurze Bachpassage ist dabei.

Nach 2 km ist der Spaß vorbei. Am Ausgang der Klamm warten wir auf den Rest der Gruppe.  Nun müssen wir ein kurzes Stück an der Straße entlang und diese dann überqueren. Wir haben die Lahn erreicht. Am Ufer entlang laufend erwartet uns eine Überraschung: die Lauffreunde Bad Ems haben für uns einen Verpflegungsposten eingerichtet. Es gibt Kuchen! Und zwar in Mengen. Die vielen verschiedenen Sorten sind alle selbst gebacken. Auch an Kaffee und Tee ist gedacht.

Danke, liebe Lauffreunde und bis zum nächsten Jahr!

Frisch gestärkt  queren wir die Lahn über eine schmale Fußgängerbrücke. Wir laufen wieder bergauf zur Aspichklamm. Nicht ganz so spektakulär wie die Ruppertsklamm aber genauso steil geht es erst bergab und dann wieder bergauf. Hier haben wir zum ersten Mal den Blick auf die Marksburg, das Wahrzeichen des Rheinsteig-Erlebnislaufs. Auch der Rhein liegt uns zu Füßen. An einer Schutzhütte genießen wir die Sonne bevor wir uns auf den Abstieg nach Lahnstein machen. Die Burg Lahneck lassen wir links liegen. Bevor wir den Ort erreichen geht es aber schon wieder in den Wald und natürlich bergauf.

Kurz vor 14 Uhr erreichen wir Braubach. Dort hat der Mühlbach als rechter Zufluss des Rheins zwei tiefe Täler in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnitten. Diese Täler sorgen zum einen dafür, dass hier Straßen vom Rhein zu den umliegenden Ortschaften im Taunus gebaut werden konnten, zum anderen umschließt eines dieser Täler fast von allen Seiten mit Steilhängen einen einzeln stehenden Berg südöstlich von Braubach, der somit für die Anlage einer Burg ideale Voraussetzungen bietet. Hier wurde die Marksburg errichtet.

Die Altstadt mit ihren engen Gassen ist noch heute geprägt durch zahlreiche Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Eine Besichtigung lassen wir uns natürlich nicht nehmen. Rolf führt uns im Schnelldurchlauf an die schönsten Stellen.

Versteckt zwischen den eng stehenden Häusern beginnt der Aufstieg zur Marksburg. Auf den schmalen Serpentinen gewinnen wir schnell an Höhe. Plötzlich steht die Burg direkt über uns. Noch ein paar Treppen und wir sind da. Der Pächter der Marksburgschänke lädt uns zur zünftigen Gemüsesuppe in den Rittersaal ein. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Für Vegetarier gibt es die Köstlichkeit ohne Wurst.

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Der Gebäudekomplex ist wunderbar renoviert. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts stammend, steht die Burg auf einem Schieferkegel in 160 Meter Höhe und ist die einzige nie zerstörte mittelalterliche Höhenburg am Mittelrhein. Der verputzte Bruchsteinbau entstand zum Schutz und zur Verwaltung Braubachs und diente anfänglich auch als Zollburg.

Mit ihrem heutigen Aussehen gilt sie als die mittelalterliche Burg schlechthin und ist Vorbild für viele Phantasieburgen, insbesondere für Spielzeugburganlagen. Von der Marksburg erschien zum Beispiel ein Kartonmodellbaubogen.

In den 1990ern wurde die Burg im Deutschen Kulturdorf Ueno auf der japanischen Insel Miyako-jima originalgetreu nachgebaut, nachdem der ursprünglich geplante Verkauf, Abtransport und Neuaufbau auf Miyako-jima vom Eigentümer der Burg abgelehnt wurde.

Seit nunmehr 70 Jahren befindet sich im Romanischen Palas Sitz und Geschäftsstelle der Deutschen Burgenvereinigung, einer Denkmalschutzinitiative, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Burgen und Schlösser vor dem Verfall, aber auch unsachgemäßer Renovierung zu retten.

Die Deutsche Burgenvereinigung ist also nicht eine Vereinigung von Burgen oder ein Club von Schlossbesitzern, sondern ein Zusammenschluss von Menschen, die sich für Burgen und Schlösser und ihre Erhaltung interessieren und einsetzen. Deshalb kann jeder Mitglied werden - und auf diese Weise gewissermaßen Miteigentümer der Marksburg!

Nur ungern verlassen wir diesen gastlichen Ort, aber wir müssen weiter.
Zunächst laufen wir auf dem Eselsweg bergab. Bald schon geht es aber wieder hinauf. Die nächsten Kilometer führen in Halbhöhenlage am Rhein entlang. Jede Wegbiegung bietet neue Ausblicke auf den Strom. Ich kann mich gar nicht satt sehen.

Die nächste Überraschung folgt mitten im Wald. Connies Mann Peter, passionierter Jäger, hat uns zu Ehren ein Wildschwein erlegt und daraus zarte Würstchen zubereitet und selbst geräuchert. Er erwartet uns mit einem Kofferraum voll mit diesen Leckereien. Eine Supermarktkette hat noch Getränke, Süßzeug und Laugenbrezeln dazu gesponsort. Phantastisch. Wir lassen uns nicht zweimal bitten und so wird Peters gemeinnützige Fracht schnell dezimiert.
Wieder gestärkt, laufen die Beine wie von selbst. Die Marksburg hinter uns wird immer kleiner und versinkt langsam im Dunst. Bis Filsen ist es nicht mehr weit. Kurz vor dem Ziel sammelt Rolf nochmal alle zusammen. Das Ziel soll ja gemeinsam erreicht werden.

In der Gruppe laufen wir den letzten Kilometer bergab. Wir werden bereits erwartet. Die Gruppe der Wanderer ist schon da. Es gibt ja im Rahmen des Laufs auch die Möglichkeit, den Rheinsteig wandernd zu erleben. Hier sind die Tagesetappen kürzer und Teilstrecken werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Man trifft sich unterwegs oder spätestens abends im Ziel.

Anja Karbach, Inhaberin des Hotels Altes Tor, steht schon bereit. Schnell sind die Zimmer verteilt. Die Schuhe müssen unten bleiben. Abendessen ist für 19 Uhr geplant. Jetzt ist es 18 Uhr; das schaffen wir.

Der Abend beginnt wieder mit einem offiziellen Teil. Der Bürgermeister von Filsen überreicht eine Spende und bittet uns, morgen ein Bild für die Homepage von Filsen zu machen. Auch Anja Karbach lässt sich nicht lumpen und übergibt einen Briefumschlag.

Dann geht es los. Das Essen wird serviert. Es gibt "Deppekoche", das ist eine Art Reibekuchen mit Speck, der in einer Gußeisenpfanne serviert wird. Dazu isst man Apfelmus. Ich bekomme eine kleine Pfanne, was sich als angemessen erweist. Die Kartoffelspeise macht mächtig satt. Anja kommt noch mit einer riesigen Pfeffermühle.

Mit Suppe, Salat und Dessert hinterher sind alle papp satt. Es verabschieden sich einige Läufer. Für sie ist der Rheinsteig-Erlebnislauf hier zu ende. Es gibt ja die Möglichkeit eine, mehrere oder alle Etappen mit zulaufen. Tagesetappenläufer müssen sich nicht einmal anmelden.

Für die Ausscheidenden kommen auch heute wieder Neue hinzu. Müde fallen wir ins Bett.